Wir sind auch Experimentierfeld …

In St. Gallen gibt es seit der Spielzeit 2013/14 ein unkonventionelles kleines Theater, eine Off-Bühne. Es heisst  „Theater 111“ und ist eigentlich viel Verschiedenes in einem: Vom Salon über Konzertlokal bis hin zur Vernetzungsstätte. Insgesamt sieben Theaterschaffende aus der Region St.Gallen gehören zum Gründerteam der Kulturstätte, die als Verein strukturiert ist und deren Mitglied man werden kann. Mit Nathalie, Thomas und Kathrin durfte ich sprechen und sie zu ihren Gedanken und Ideen rund um ihr knallig rotes Kleintheater im St. Galler Osten ausquetschen.

Warum macht ihr 111?

Nathalie: Aus Freude. Und weil sich die Gelegenheit bot, dass wir den Raum haben konnten. Da es hier in der Gegend so  wenig Raummöglichkeiten gibt, mussten wir einfach zugreifen. Aber das Bedürfnis war auch vorher schon lange da.

Was für ein Bedürfnis?

Thomas: Problemlos aufzutreten. Ein Stück entwickeln zu können, ohne vorher zeigen zu müssen, was wir machen. Theaterleute fördern.

Kathrin: Ich komme ursprünglich vom Puppentheater. Da produzierte ich erst Stücke für Kinder, dann für Erwachsene und  im Moment sind meine Projekte was zwischen Kabarett, Verwandlungskunst und (Puppen-) Theater. Das macht es manchmal für Veranstalter kompliziert. Im Theater 111 muss ich mich niemandem erklären und kann problemlos einen Aufführungsblock spielen, wenn es in St. Gallen sonst nirgends klappt. Das ist Luxus. Und diesen Luxus auch anderen Theaterschaffenden bieten zu könne, ist Sinn und Zweck vom 111. Ich sehe mich daher auch als Förderin von freien Theaterschaffenden.

Gegen das Hochglanz-Establishment

Theaterleute fördern, heisst,  ihr macht nicht jedes Projekt selbst. Wie kommt ihr also zu euren Programmen im Gesamten?

Nathalie: Die eigenen Produktionen, die wir vom Kernteam machen, sind eigentlich schon die Hauptprojekte. Dann gibt es aber auch Anfragen von Theater- und Tanzschaffenden, Kabarettisten, Clowns sowie Musikern, die hier auftreten wollen. Gelegentlich gehen wir aber auch auf Kolleginnen und Kollegen zu, die wir kennen.

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Nehmt ihr alles, was sich an externen anbietet?
Kathrin: Mmmh, es ist halt schwierig, vorher zu beurteilen, wie gut was ist. Dazu muss man es eigentlich gesehen haben.

Thomas: Wir sind da auch noch im Sich-Finden…Da wir keine finanziellen Mittel für unseren Betrieb haben,  können wir natürlich auch keine Gagen zahlen. Das Programm ist von dem her noch recht zufällig.

Wer sind bei diesem „zufälligen“ Programm denn eure Zielgruppen, wen wollt ihr ansprechen?

Kathrin: Wir sprechen Leute an, die sich auf Experimente einlassen wollen. Vielleicht kommen dann auch mal nur fünf Personen, aber die haben Lust auf das, was wir machen.

Was ist eure „Vision“, wo wollt ihr mittelfristig hin?

Thomas: Jeder aus unserer Runde hat eine eigene Vision, einen eigenen Anspruch. Eine einheitliche Vision brauchen wir auch gar nicht. Wir arbeiten ja auch nicht im eigentlichen Sinn zusammen.Sondern jeder hat seine Projekte und macht diese für sich. Da aber unterstützen wir uns reihum bei anfallenden Aufgaben.

Keine Angst vor Flops

Und eine fiese Frage zum Schluss: Braucht es euch überhaupt?

Nathalie: Das muss jeder selbst beurteilen. Wir inszenieren Stücke, die in erster Linie Nischen-Produktionen sind, zum Beispiel auch solche mit philosophischen  Ansprüchen. Aber für sowas gibt es kaum Nachfrage, sprich: Publikum.

Thomas: Aber es ist ja so, dass ein künstlerischer Ausdruck – sei das eine Komposition, ein Gedicht…- zunächst eigentlich nie danach fragt, ob es ihn braucht.

Kathrin: Eigentlich verstehen wir uns als Experimentierfeld und haben dabei keine Angst vor Flops. Wir machen einfach. Und zwar ohne uns vorher zu überlegen, ob das lukrativ ist und ob man das sehen will. Das ist vielleicht ein bissle gegen das Hochglanz-Establishment. Aber wir wollen auch Spass haben an dem, was hier „geht“. Vielleicht kann man so sagen: Wir sind ein „Lab“. Ein Laboratorium zur Ideen- und Umsetzungsfindung. Von und für Theaterschaffende. Und das unterscheidet uns wohl von den anderen Bühnen hier in St.Gallen.

Danke – Nathalie Hubler (St.Gallen) , Thomas Fuhrer (Trogen) und Kathrin Bosshard (Herisau) – für eure Lust zum Gespräch!

Neugierig geworden auf mehr Theater 111? Dann geht’s hier zur Website inklusive aktuellem Spielplan