Puck im Gespräch
Interviews und Unterhaltungen mit Leuten aus Kunst, Kultur und drum herum

Ein Theater geht ins Schloss

Das Diogenes Theater in Altstätten… das ist: ein traumhafter Garten, in dem immer wieder Open-Air-Aufführungen stattfinden. Ein Zuschauerraum im Inneren mit 120 Sitzen. Und ein ausgewogenes Programm mit Promis, Newcomern und Eigenproduktionen. Heidi und Michel Bawidamann lenken als Co-Präsidium mit acht weiteren Vorständen die Geschicke der 1978 gegründeten  Einrichtung. Demnächst gehen sie nun wohl unter die „Schlossherren“. Wie? Davon berichten sie hier.

Das Diogenes Theater ist seit fast vierzig Jahren eine feste Grösse in der kulturellen Landschaft des Rheintals. Doch wie ging’s los? 1978 begann alles mit der Gründung eines Theatervereins. Damals mischten fast ausschliesslich „Theaterverrückte“ mit, kulturinteressierte Laien. Diese machten primär Eigenproduktionen und legten auf Witz – nicht selten mit spitzer Zunge – Wert. Das brachte ihnen immer volle Sitze.

Und heute?  Heute ist Diogenes noch immer ein Verein. Mittlerweile mit rund 540 Mitgliedern und einem zehnköpfigen, ehrenamtlich tätigen Vorstand. Ausserdem gibt es einen zuverlässigen Stamm an tollen freiwilligen Helfern. Ohne die könnten wir den ganzen Betrieb nicht stemmen….

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Diogenes Theater Altstätten

Was hat sich sonst noch seit damals getan? Wer tritt heute hier auf? Gibt es noch immer Eigenproduktionen? Eigenproduktionen gehören fest in unser Konzept. Wir haben sie deswegen auch in unseren Statuten verankert und bringen mindestens einmal jährlich eine auf die Bühne. Darüber hinaus halten wir Ausschau nach talentierten professionellen Newcomern. Und wir arbeiten schon lange mit bekannten Künstlern wie Andreas Thiel, Dodo Hug oder Gerhard Polt zusammen. Zudem holen wir gute Regisseure zu uns, die hier Produktionen realisieren. Erst neulich hat Kristin Ludin bei uns eine Bühnenfassung von „Giulias Verschwinden“ inszeniert – basierend auf dem Drehbuch vom bekannten Martin Suter.

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Première von „Giulias Verschwinden“

Spannend! Aber nicht unbedingt „leichte“ Kost. Wer begeistert sich für das Programm, das Sie anbieten? Unser Publikum ist die Generation ab 35PLUS. Wir stellen fest, dass jüngere oft einfach aus beruflichen und familiären Gründen noch keine Musse fürs Theater haben. Trotzdem sind wir natürlich ein Theater für jede Altersklasse. Bei uns können Kinder Theaterkurse besuchen und das Erprobte danach aufführen. Und demnächst kommt noch etwas Neues hinzu: Diogenes-Eigenproduktionen des AST (Altstätter Senioren Theater). Das ist dann eine Plattform, die Pensionären die Gelegenheit zum Theaterspielen gibt.

Es tut sich also wirklich was im Diogenes-Theater. Oh ja, und es wird sich noch mehr tun (lachen). Denn wir wollen an einen neuen Standort.

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Open-Air-Event im Park

Aber wieso das? Ihr Raum fasst immerhin 120 Gäste. Und in dem traumhaften Garten draussen realisieren Sie regelmässig Freilicht-Anlässe! Wozu wechseln? Unsere Idee ist, das  Theater im Zentrum der Stadt und zwar im Schloss Prestegg neu zu etablieren. Es soll ein Kulturhaus entstehen, in dem Synergien leben und in dem ein reger Austausch stattfindet. Übrigens hätten wir da auch einen wunderbaren Schlossgarten vor der Türe….

Wie konkret ist diese Idee bereits? Es gibt schon noch einiges zu tun. Aber wir führen intensive und gute Gespräche mit den Beteiligten. Die Pläne wurden zum Beispiel mit dem Besitzer des Schlosses, der Museumsgesellschaft, bereits ausgearbeitet. Und wir sind mit den Institutionen, die uns finanziell und ideell unterstützen, in Kontakt. Wir sind auf einem guten Weg.

Herzlichen Dank an Heidi und Michel Bawidamann für dieses Gespräch und die Bereitstellung des Bildmaterials.

Und hier findet sich das Programm zur aktuellen Spielzeit. Hingehen!

„In Konzerten lernt man, sich selber auszuhalten.“

118 Glocken zum Klingen bringen, wohltuende Langeweile verbreiten und entpersonifiziertem „Miteinander“ den Garaus machen: Das sind drei von Karl Schimkes aktuellen grossen Anliegen. Hier schwärmt der gebürtige US-Amerikaner, studierte Tubist und Vollblut-Konzertpädagoge für die Musik-Hochburg St.Gallen und erzählt von einem ungewöhnlichen Projekt…

Karl, du bist begeistert  von St.Gallen in Sachen „Musik und Konzerte“. Wie kommt’s? Nur als Beispiel: Ich war 2015 in Berlin. Besuchte 5 Konzerte in 5 Tagen. Die „Trefferquote“ bei diesen Veranstaltungen war schlapp: 3 öde, 2 erträgliche Konzerte. Wenn ich das nun mit den Konzerten vergleiche, die ich hier als Zuhörer schon im Palace oder auch im Blumenmarkt erlebt habe… da gab‘s viele echte WOW-Erlebnisse.

 Du selbst spielst beim Sinfonieorchester St.Gallen die Tuba. 2011 hast du zudem den Masters in Advanced Studies (MAS) in Musikvermittlung und Konzertpädagogik an der ZHdK absolviert. Heute machst du auch viel Musik-und Konzertvermittlung bei Kids und Jugendlichen. Warum ist dir das wichtig? Wenn man unsere Gesellschaft anschaut und wo Leute ihre Zeit verbringen… dann merkt man: Sehr vieles läuft im virtuellen Bereich. Ich finde das erschütternd. Persönliche Begegnungen werden rar. Emotionales Berühren fehlt. Immer öfter lebt man dafür entpersonifiziertes Miteinander. Neuigkeiten tauscht man per SMS aus oder man spielt „miteinander“ im Internet. Das finde ich gefährlich. Mit meiner Arbeit bringe ich Menschen dazu, sich mit Emotionen vis-à-vis auseinander zu setzen. Das ist lebenswichtig.

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Theater St.Gallen, Zuschauerraum im grossen Haus | (c) Theater St.Gallen, Tine Edel

Du meinst also, ich erlebe in einem Konzert auch anderes, als „nur“ Musik zu geniessen? Genau. Nehmen wir einen Opern-Besuch. Da wird der Zuhörer (aber auch der Musiker) oft knallhart mit Momenten der Langweile konfrontiert. Man kann nicht einfach mal weg-zappen. Dafür muss man sich selber aushalten. Solche Erfahrungen finde ich wichtig. Da fällt mir auch ein Ausspruch von Gertrud Schneider, einem „Urgestein“ der Schweizer Musikvermittlungsszene, ein. Sie meinte mal zu einem Interviewer: „Hast du dich heute gelangweilt? Es ist sehr wichtig, dass man sich jeden Tag langweilt.“

Im August gibt es von dir ein Projekt ausserhalb deines üblichen „Kosmos“.  Du bringst dann zusammen mit einer Komponistin alle 118 St.Galler Kirchenglocken zum Klingen. Ups? (lacht) Tja, das hat als Hirngespinst angefangen. Bei meinem ersten Besuch in Europa stieg ich in Strassbourg aus dem Zug. Da tönte mir volles Glockengeläut entgegen. Ich war überwältigt. In Kalifornien, wo ich aufgewachsen bin, gibt’s zwar Kirchen, aber kaum Glocken – und diese wenigen läuten nicht…und ich dachte…“mit Glocken musizieren, das wär’s…“

Ein Glockenspiel namens „Zusammenklang“

Na ja… aber von einem frühen Eindruck bis zum realen Glockenkonzert ist es noch ein Weg….Das stimmt. Vor rund zehn Jahren war ich soweit, dass ich dachte: „Die vielen Glocken hier in St.Gallen – die müsste man als „Glockenspiel“ zusammenbringen“. Aber erst 2015 schickte mir Hans-Rudi Felix, der Pfarrer der Kirche St. Laurenzen, ein Mail. Ob ich die Komponisten Natalija Marchenkova Frei kenne? Die habe eine ähnliche Idee wie ich. In diesem Moment kamen die Dinge ins Rollen.

Standorte

Kirchen und der HörOrt am Bubenweier, St.Gallen

Am 21. August werden endlich die Glocken läuten: Als Konzert mit dem Titel „Zusammenklang“. Was ist der Stand der Dinge aktuell? Natalija hat ihren Teil der Komposition, das Herzstück, fertig. Ich muss meinen Part noch ergänzen. Wir haben 35 der benötigten 50 Freiwilligen zusammen. Sie bringen die 118 Glocken an den insgesamt 29 Kirchen punktgenau zum Klingen. Die Technik steht. Jetzt gibt’s noch einen Haufen Kleinstarbeit: Die Mitwirkenden werden in ihre Jobs eingewiesen, Reaktionszeiten gestoppt, Kirchtermine gebucht und und und.

Kirchenglocken Projekt: Karl Schimke und Komponistin Natalija unter der Dom Glocke

Karl Schimke und Komponistin Natalija unter der Dom Glocke (Foto: Urs Bucher)

Hand aufs Herz: Ist das letzten Endes nicht doch alles bloss aufwändige technische Spielerei? Das Projekt ist vielschichtig wie eine Zwiebel: Zum einen ist es ein musikalisches Werk, eine Performance. Wir sind neugierig, wie Klänge durch das Tal fliessen. Zum zweiten ist es natürlich technisch herausfordernd für Physik und Informatik. Vielleicht ist das Spielerei. Und zum dritten und eigentlich wichtigsten: Wir wollen den St.Gallern zeigen, was für grossartige Sehenswürdigkeiten ihre Stadt hat. Denn „Zusammenklang“ ist so nur hier machbar. Durch die grosse Anzahl von Kirchen und alten Glocken. In USA gibt es das einfach nicht. In Deutschland auch nicht. Wir versuchen, den Leuten die Augen zu öffnen für die lokalen Besonderheiten. Und wir wollen zeigen, dass es neben dem Dom noch andere sehenswerte Kirchen gibt. Die aber nimmt man viel zu wenig wahr und hält sie für selbstverständlich.

Herzliches Dankeschön an Karl Schimke für seine Auskünfte!

Mehr Infos zu „Zusammenklang“ gibt es auf der Website

Veranstaltungsdetails:
„Zusammenklang“ – Das Konzert für 118 Kirchenglocken
August 2016 von 14.35 Uhr bis 15.10 Uhr
HörOrt:  Bubenweier, Stadt St.Gallen

(Bilder: Freundlich zur Verfügung gestellt durch Karl Schimke, www.zusammenklang.com sowie Theater St.Gallen)

„ Schriftsteller wollte ich schon mit zehn werden!“

Der Rheinecker Autor und Journalist Stephan Sigg im Interview.

Neulich bin ich auf Stephan Sigg und seine Jugendbücher gestossen. „Spannender Typ“, dachte ich. Und dann habe ihn um ein Interview gebeten. Stephan sagte spontan zu und erzählte mir beim Treffen in St.Gallen eine ganze Menge. Zum Beispiel, wie er schon als Kind übers Lesen zum Schreiben kam. Weil nämlich die Geschichten, die ihm das Lesen in den Kopf brachte, einfach „raus mussten“. Mehr über’s Schreiben im Allgemeinen und über sein neustes Buch im Speziellen berichtet der in Rheineck geborene und in St.Gallen lebende Cappuccino-Fan hier.

Schon mit 10 Jahren, so sagst du, hast du Geschichten geschrieben. Und irgendwann  kam tatsächlich die erste Veröffentlichung. Wo und was hast du da publiziert? Naja, die allerersten Texte habe ich zunächst online veröffentlicht. So als Test. Irgendwann sind erste Kurzgeschichten in Zeitschriften erschienen und ein paar Jahre später kam dann auch meine erste gedruckte Publikation in Buchform. Das waren damals weihnachtliche Kurzgeschichten.

Du sagst, du seist übers Lesen zum Schreiben gekommen. Heisst das, du bist als  Autor eigentlich Autodidakt? So ist es. Aber so ganz ohne „Hilfestellung“ schreibe ich auch nicht vor mich hin (lacht). Ich habe mich an zahlreichen Feedbacks weiterentwickelt. Ausserdem bin ich schon lange als Journalist tätig und habe da auch einiges gelernt was Schreiben betrifft.

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Stephan Sigg – ohne Cappuccino, dafür mit seinem neusten Buch.

Wie machst du das, dass du dich an Feedbacks weiterentwickelst? Eine super Gelegenheit für Feedbacks sind zum Beispiel immer Lesungen. Mit Lesungen an Schulen habe ich deshalb schon ganz früh begonnen. Dort erwachen meine Texte zum Leben. Vor allem, weil ich sie ohnehin sehr dialogisch halte. Wenn ich nun an einer Lesung die Texte vortrage, spüre ich optimal, wie sie ankommen, an welchen Stellen gelacht wird… und wo es vielleicht auch nicht so „funkt“.

Feedback scheint für deine Arbeit also sehr wichtig zu sein. Bedeutet das, dass du auch während des Entstehungsprozesses eines Buches Rückmeldungen einholst? Nein. Eher im Gegenteil. Solange noch alles im Entstehen und Wachsen ist, halte ich Ideen und Text streng geheim. Nicht einmal meine Familie und meine besten Freunde wissen davon. Ich will da nicht reingeredet bekommen, denn das würde mich zu sehr verunsichern.

Du schreibst bisher ausschliesslich Kinder- und Jugendbücher. Gibt es dafür besondere Gründe? (lacht) Ja, das kann ich einfach am besten. Aber nein im Ernst: Ich finde diese Zielgruppe einfach sehr spannend. Und ich habe ein total positives Bild von jungen Menschen und fühle mich denen noch ziemlich nahe. Ausserdem ist diese Leserschaft die ehrlichste, die man sich vorstellen kann. Für sie zu schreiben, ihre Themen aufzugreifen und ihnen auf diese Weise auch Werte zu vermitteln: Das ist sehr bereichernd.Buchcover

In deinem neusten Buch „Nächte lang und Meilen weit – was Freundschaft ausmacht“, greifst du, wie der Titel schon sagt, das Thema „Freundschaft“ auf. Mal ehrlich: Findest du nicht, dass das mittlerweile ganz schön ausgelutscht ist? Ganz und gar nicht. Freundschaft ist zwar häufig ein Inhalt in der Kinder- und Jugendliteratur. Aber im Laufe der Zeit hat sich da viel gewandelt. Heute etwa spielen die sozialen Medien eine riesige Rolle. Es gibt Kids, die 300 Facebook-Freunde haben und keinen einzigen echten, der mal mit ihnen „tschuten“ geht. Man muss sich heute viel bewusster mit Freundschaften auseinandersetzen als noch vor 20 Jahren. Mein Buch will da ein paar Denkanstösse geben. Zum Beispiel diesen, dass echte Freundschaft wachsen muss und nicht erzwungen werden kann. Und dass sie Freiräume braucht wie etwa den, dass man auch mal Zeit für sich alleine braucht und einem die Freundschaft trotzdem wichtig ist.

 

Vielen Dank Stephan, dass du dir die Zeit zum Gespräch genommen hast

Wer mehr über Stephan Sigg und seine Bücher erfahren möchte, schaut sich am besten auf seiner Website www.stephansigg.com um.

 

 

 

 

 

„David Bürkler wurde als Künstler oft unterschätzt“

Eigentlich hätte es einfach eine Ausstellung zum 80.ten Geburtstag des St.Galler Künstlers und Unikats David Bürkler werden sollen. Eine Ausstellung mit Werken dieses Mannes, der über ein halbes Jahrhundert Ostschweizer Kunstgeschichte mitgeschrieben hat. Doch David Bürkler ist tot. Er starb im letzten Januar – noch bis zum Schluss voller Ideen und Schaffensdrang. Wenige Tage vor Eröffnung der Ausstellung am 11. Juni, die nun eine posthume Retrospektive sein wird, habe ich mit demjenigen gesprochen, der sie organisiert und kuratiert: der Galerist Adrian Bleisch. Ein Gespräch über Vielseitigkeit, Neugierde und bedingungslose Hingabe an die Kunst.

Adrian, du kanntest David Bürkler über viele Jahre hinweg. Erinnerst du dich noch an eure allererste Begegnung? Oh ja. Das war an einer Geburtstagsfeier, zu der wir beide eingeladen waren. Ich sah da plötzlich so einen speziellen Typen mit grossem schwarzem Ledermantel  und ziemlich eigenartigem Aussehen. Irgendwie kamen wir zunächst vage ins Gespräch. Und dann auf einmal voll und ganz. Ich unterhielt mich blendend und stundenlang an diesem Abend mit David.

Wie ging‘s dann weiter? Kurz nach diesem ersten Aufeinandertreffen habe ich die Galerie in Arbon eröffnet. Ab diesem Zeitpunkt hat David dann immer wieder an Gruppenausstellungen bei mir mitgewirkt.

Du hast ihn also jeweils eingeladen, bei dir auszustellen, und er machte mit?  Na ja, wie man es nimmt. David Bürkler war durch‘s ganze Leben hinweg ein extrem kompromissloser Künstler. Er hat nur DANN irgendwo ausgestellt oder ein Werk verwirklicht, wenn er alles genau nach seinen Vorstellungen machen konnte. Ausserdem war es ihm wichtig, immer neue Werke zu zeigen. Er hat daher fast immer direkt für eine Ausstellung ein Werk erschaffen und nur ganz selten „ins Blaue rein“ gearbeitet.

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Vor Ausstellungsbeginn: Die Exponate warten darauf, ausgewählt und aufgebaut zu werden.

Du sagst, er sei kompromisslos gewesen. Das klingt nach einer schwierigen Zusammenarbeit. Ich konnte gut mit ihm arbeiten. Immer wenn er an Gruppenausstellung mit dabei war, hat er zum Beispiel seine Hilfe beim Hängen angeboten.  Da ist er oft zu mir gekommen und hat mich unterstützt. Er war dann immer ein fairer Partner und hat auf eine gute Art Kritik geübt, wenn ihm was nicht  passte. Ich habe sehr viel von ihm gelernt. Was ich besonders erstaunlich fand:  Er hat sein Werk nie bevorzugt, sondern immer sorgfältig abgewogen, wie was ins richtige Licht gebracht  wird. Gerade auch bei der Präsentation von Werken anderer Künstler. David hatte ein sehr gutes Auge.

Wie du sagtest, hat er immer für eine Ausstellung Neues erarbeitet. Gilt das auch für die Ausstellung zu seinem 80ten Geburtstag? Aber ja doch. Er hat bis zum Schluss voller Ideen und Taten gesteckt. Da wären noch viele Jüngere gefordert, mitzuhalten. Mithalten können bei ihm die meisten zudem nicht, wenn es um Wissen geht. David war ein wandelndes Lexikon. Selbst in seinem hohen Alter hat er sich noch über die unterschiedlichsten Themengebiete informiert. Und er hat laufend die Entwicklung in der jungen zeitgenössischen Kunst beobachtet.

Adrian Bleisch sichtet die Exponate

Adrian Bleisch mit einigen der für David Bürkler so typischen „Schemeln“.

 

Eigentlich war ja die Idee, dass du und David gemeinsam diese Ausstellung einrichten würden. Nun musst du ohne ihn – dafür aber mit seinen oft nicht ganz „leicht verdaulichen“ Arbeiten -klarkommen. Wie machst du das? Das ist schon eine echte Herausforderung. Aber ich kannte ihn und seine Ansprüche gut genug, dass ich denke, ihm gerecht zu werden. Wenn ich mich mit seinen Werken befasse, fühle ich mich grade so,  als würde er hinter mir stehen und mir seine Ansichten ins Ohr flüstern.

Hast du Lieblingsstücke, die du zeigen wirst? Es gibt Objekte, welche ich sehr schätze. Aber ich werde alles gleichwertig behandeln. Mir geht es darum, den Besuchern zu zeigen, wie vielseitig David Bürkler war. Zum Beispiel seine Anfänge, wo er fast in der Konkreten Kunst steckt. Dann der Übergang zu den Alltagsgegenständen – den Schemeln und Schachteln zum Beispiel…

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Gibt es etwas, dass du mir dieser Ausstellung gerne bewirken möchtest? Ich denke ja, dass David Bürkler als Künstler oft unterschätzt wurde. Das will ich etwas korrigieren. Er hat so ein vielfältiges Werk, hat so viele Jahre daran gearbeitet. Und er wollte weitermachen. In seinem Atelier stand noch bis zum Schluss ein riesiger Tisch. Dieser war übersät mit hunderten von Zetteln und Notizen voller Ideen und Gedanken, die David noch umsetzen wollte. Ich bin ziemlich sicher: Der ein oder andere Besucher wird staunen, was an Unerwartetem vom Künstler David Bürkler in der Ausstellung sichtbar wird.

Herzlichen Dank an Adrian Bleisch für das Gespräch. Und hier geht’s den Ausstellungsinformationen und einem Zeitungsartikel

(Bilder: freundlich genehmigt durch Adrian Bleisch)

Ausstellungsdaten:

David Bürkler – 11.6. bis 16.7.2016
Vernissage: Samstag, 11. Juni, 16 – 19 h

Öffnungszeiten Mi bis Fr 14-18 Uhr, Sa 11–16 Uhr oder nach Vereinbarung

Galerie Adrian Bleisch
Schlossgasse 4 · CH 9320 Arbon
T 071 446 38 90 · M 077 443 04 50
info@galeriebleisch.ch

„Kreative Geister müssten mehr Anregung kriegen“

Im Gespräch mit dem Künstler Larry Peters.

„Wir haben hier für angehende Künstler einfach kein ausreichend inspirierendes Lernumfeld“, bedauert der Künstler Larry Peters bei einer Tasse Tee an einem sonnigen Montagmorgen. Peters selbst hat unter anderem am Royal College of Art seine Ausbildung absolviert und danach in England und der Schweiz während vieler Jahre Kunststudenten ausgebildet. Im Gespräch erzählt er über seinen Werdegang und erklärt, was er sich von St.Gallen als Ausbildungsstätte junger Künstler wünschen würde.

Bist du in einem künstlerischen Umfeld aufgewachsen? Und deshalb Künstler geworden? Eigentlich komme ich aus einem typischen Arbeitermilieu. Schon in der Primarschule entdeckten die Lehrer aber so etwas wie mein „künstlerisches Talent“ und empfahlen mir, dieses an einer weiterführenden Schule zu verfeinern und auszubauen. Ich kam so an eine renommierte Kunstschule, ein angesagter Künstler nahm mich unter seine Fittiche…ich habe dann an der Chelsea School of Art und am Royal College of Art  studiert. So ergab eines das andere (lacht).

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Was hat dich dann in die Schweiz, genauer gesagt: nach St.Gallen geführt? Meine Frau hat mich hierher gebracht. Sie war Schweizerin. Ich bekam zwar nach dem Studium gleich eine Anstellung in Farnham (GB) – als Kunstlehrer. Aber nach ein paar Jahren wollte ich eine Luftveränderung. Wir haben dann entschieden, ins Heimatland meiner Frau zu gehen. Und ich bekam relativ schnell eine Anstellung an der hiesigen Kunstgewerbeschule.

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Larry Peters: „Man going east“ (2015)

Erlebst du St.Gallen als Nährboden für Künstler? Oh ja. Ich bin der Meinung, wir haben sehr viele gute Schüler und Studenten hier. St.Gallen hat sich in den letzten Jahren ausserdem extrem entwickelt. Ich sehe tolles Potenzial. Was leider fehlt sind die Werkstätten, die Orte. Damit meine ich, dass es andere Räumlichkeiten bräuchte, als traditionelle Schulzimmer, wo Kunst unterrichtet wird. Denn erst besondere Ort lassen richtig kreatives Denken zu. Der Mangel an solchen Orten ist auch ein Grund, weshalb viele angehende Künstler*innen Richtung Zürich verschwinden, wenn sie eine entsprechende Ausbildung haben wollen. Denn fähige Lehrkräfte haben wir hier!

Wovon träumst du, wenn es um den Ausbau des „Kunst-Ausbildung-Standorts St.Gallen“ geht? Mein Anliegen ist, dass die grossartigen Lehrkräfte, die es hier in der Stadt gibt, hier am Standort bleiben und unterrichten wollen, weil sie sich auch hier vom Arbeitsumfeld angesprochen fühlen. Ein Schritt dazu wäre, dass man neue Räume findet, beispielsweise im Zeughaus…In einem weiteren Schritt könnte man sich die Tradition St.Gallens in Bezug auf Textilien und Bücher zu Nutzen machen. Und beispielsweise versuchen, alle Künste in einem Hause zu vereinen: In einer „School of Fine Arts“. Ausserdem wäre es fantastisch, ein Austausch-Programm für Kunststudenten ins Leben zu rufen. Zum Beispiel mit Farnham in Grossbritannien – wo ich gute Beziehungen habe. Aber wie gesagt (schmunzelt): Das sind Träume von einer möglichen Zukunft für St.Gallen an Ausbildungsort für Künstler. Wer weiss, was davon noch Realität wird….

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Larry Peters: „Alles muss weg“ (2009)

Du hast nun erzählt,  was du dir für angehende Künstler wünschst. Aber auch du selbst bist Künstler. Wie sieht es mit deinen persönlichen Zielen aus? Eine grosse Sache gibt’s, die ich gerne umsetzen würde. Und zwar würde ich mein Lebenswerk noch gerne in irgendeiner Form „organisieren“, zum Beispiel als Buch. Oben in meinem Haus habe ich einen Raum, der voller Bilder ist. Da würde ich gerne alles irgendwie zusammenbringen. Ich will mein eigener Kurator sein und prüfen, wo ich stehe und was ich erreicht habe. Das wäre dann nichts weniger als das: Ein Bilanz-Ziehen meines künstlerischen Lebenswerkes.

‘someone once said
to somebody
does anyone
know anybody
who can tell
everyone
that everybody
is different to them
and to us’
– Larry Peters, 2016 –

 

Vielen Dank an Larry Peters für dieses Interview.

Wer noch andere Seiten von Larry Peters kennenlernen möchte, findet Infos über ihn in diesem Zeitungsbericht.

(Porträt Larry Peters: St. Galler Tagblatt, Reto Martin, 25. Nov. 2009)

 

 

À la Hollywood: Vom Schweinemäster zum Kino-Mann

Dies ist die Geschichte des Schweinemästers, der Kinobetreiber wurde und die des Event-Managers, der heute Kulturförderer ist. Es ist die Geschichte eines Kinos, das beinah zur Lagerhalle geworden wäre… und das nun als Top-Adresse für Theater, Film, Konzert und Begegnung gilt. Es ist die Geschichte vom Vater-Sohn-Gespann Aldo und Pascal Zäch und ihrem KinoTheater Madlen in Heerbrugg.

Doch eigentlich, will man ehrlich sein, ist es nicht nur eine Geschichte, sondern es sind zwei. Die erste Geschichte beginnt im Jahr 1949, wo das Madlen seine Pforten als Ton-Film-Theater öffnet. Und sie endet rund 50 Jahre später, als man dem in die Tage gekommenen Haus keine Chancen mehr gibt. Die zweite Geschichte beginnt 2002. Aldo Zäch will das mittlerweile als Lagerhalle ausgeschrieben Gebäude erwerben. Doch bei der Besichtigung keimt wie aus dem Nichts eine Idee in ihm auf. Drei Tage später ist sie reif zum Ernten: Zäch entscheidet, sein Unternehmen zu verkaufen und übernimmt das Madlen als Kinobetreiber. So nehmen die Dinge ihren Lauf.

Heute ist auch Sohn Pascal Zäch als Geschäftsführer mit im Boot. Bei einem Espresso habe ich mit dem studierten Ex-Event-Manager ein wenig geplaudert…

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Wieso tauscht man einen temporeichen Manager-Job gegen eine Tätigkeit für das Madlen ein?
Hier kann ich meiner Kreativität freien Lauf lassen und ausprobieren, was alles machbar ist im Rheintaler Kulturbereich. Darauf habe ich Lust.

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Vereint – Kinosaal, Theaterbühne und Vortragsraum in einem.

Was heisst das konkret?
Das Kino hat unsere Familie vor rund 14 Jahren übernommen. Damals sagte man: „Kino hat sich totgelaufen“. Mein Vater – und zunehmend auch ich –  haben dann den Versuch gestartet, eine Art „Wiederbelebung“ anzustossen: Mit einem Mix aus Kino, Theater, aber auch Konzerten und Vorträgen sowie Gastronomie. Und weil wir für wirklich jeden etwas anbieten wollen, ist es eine ständige Gratwanderung, ein gutes Programm zusammen zu stellen. Wir versuchen, anspruchsvollen Konzerten mit bekannten Musikern und Art-House-Filmen ebenso eine Plattform zu bieten wie der Disney-Neuverfilmung vom „Dschungelbuch“. Das macht das Arbeiten hier extrem abwechslungsreich und anregend.

 In die Zukunft investieren

Geht dieses Konzept auf?
Auf jeden Fall. Wir sehen, dass die Menschen das Madlen geniessen und auch als Ort der Begegnung nutzen. Das möchten wir in Zukunft noch weiter intensivieren.

Auf welche Weise?
Aktuell bauen wir an. Im August 2016  werden wir unseren Neubau eröffnen. In diesem werden wir dann ein erweitertes Angebot leisten. Das betrifft besonders den Bereich Gastro. Momentan steht zum Beispiel die Idee im Raum, dort eine „Integrations-Küche“ zu etablieren. Gemeint ist damit, monatlich wechselnde Speisen anzubieten und rundum das Madlen-Kultur-Programm zu platzieren. Das könnte dann so aussehen: Spanische Küche – und kulturell gibt’s zur Auswahl Flamenco-Vorführungen, Filme von Almodovar und ein Vortrag über Katalonien…Mal so ins Blaue gedacht.

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Einsatz für den Neubau – Aldo & Pascal Zäch

Nach einem reinen KinoTheater klingt das wirklich nicht mehr. Was für eine Zukunftsvision habt ihr?
Wir möchten den Besuchern des Madlen auch weiter einen Rückzugsraum für die Seele bieten. Eine Location, wo man sich trifft, miteinander redet, ein vielseitiges kulturelles Angebot geniessen kann und Kontakte pflegt. Aber wir möchten auch verstärkt Kulturen zusammenbringen und unter einem Dach vereinen. Wir sind auf einem guten Weg. Auch dank der Rheintaler Bevölkerung, die uns stets unterstützt.

Mein Danke an Pascal Zäch für super Espresso und spannende Infos!

Und mehr Input rund um das KinoTheater Madlen findet sich in diesem Zeitungsbericht. Oder man geht am besten selber hin zu einer der zahlreichen Veranstaltungen!

Die nächsten Events

Mi, 11.05.16  20:00 Uhr  Chäller – Comedy „Geile Scheiss“

Mi, 25.05.16  20:00 Uhr  Rob Spence – Comedy „echt stark“

So, 29.05.16  11:00 Uhr  Messer & Gabel – Best of Show

03.06.16 – 05.06.16 Blues im Madlen

19.08.16 – 28.08.16 KulturBrugg – Stars & Talente

„Umgang mit Kunst spiegelt die Gesellschaft“

Josef Felix Müller über „Kunst am Bau“

„Unsere Gesellschaft braucht Kunst und Kultur“, ist das Statement von Künstler, Verleger und visarte.schweiz Präsident Josef Felix Müller. Er will die Öffentlichkeit auch weiter für Kunst am Bau sensibilisieren und begeistern. Spardruck hin oder her. Seine Beweggründe erklärt er im Interview…

Manche sagen, Kunst am Bau sei nur eine kostspielige Spinnerei. Stimmt das so? Was für einen Stellenwert hat Kunst am Bau tatsächlich? Kunst und Kultur helfen dabei, Veränderungen einer Gesellschaft innerhalb dieser spürbar zu machen. Ausserdem geht es in einer Gesellschaft  auch darum, „Zukunft zu denken“. Dafür ist wichtig, nicht immer nur altes zu reproduzieren, sondern auch neues zu schaffen. Alle Lebensbereiche müssen daran teilhaben. Hierzu gehört auch die Kunst.

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Roter Platz von Pipilotti Rist & Carlos Martinez

Kunst am Bau ist für viele ein abstrakter Begriff. Welches konkrete Beispiel gibt’s hier in der Region St.Gallen? Da fällt mir spontan der rote Platz von Pipilotti ein. Das ist ein Paradebeispiel für einen mutigen und unmittelbaren Eingriff in den öffentlichen Raum. Ein Projekt, das in enger Zusammenarbeit von der Stadt St. Gallen und der Raiffeisenbank geplant wurde.

Kunst am Bau … gibt es da eigentlich sowas wie eine Tradition hier im Kanton St.Gallen? St. Gallen hatte eine Pionierrolle bei Kunst am Bau. Die Uni ist ein Paradebeispiel dafür. In den 50/60 er Jahren ging es da schon los. Damals unter der Schirmherrschaft von Prof. Nägeli. In dieser Zeit hat man sich einer internationalen Strömung angeschlossen und hochkarätige Künstler in die Stadt geholt. Aber auch der Neubau unseres Stadttheaters als Sechseck mit Sichtbeton – inklusive des Wandbildes «Gran Esquinçal» von Antoni Tàpies im Foyer – oder Roman Signers berühmtes Fass reihen sich in diese Tradition ein. Durch all diese Kunstwerke sind viele lebendige Diskussionen entstanden. Die sollten in Zukunft nicht ausbleiben. Da stehen die Stadt St.Gallen und der Kanton in der Pflicht.

Das St.Galler Theater

Stadttheater St. Gallen – Gebäudehülle aus Sichtbeton (Foto: Konzert & Theater St.Gallen)

Kunst braucht Zeit

Viele Menschen haben generell Mühe mit Kunst und erkennen sie zum Beispiel gar nicht als solche. Deshalb schätzen sie sie dann auch nicht. Kann man dieses Problem lösen? Die Kunst hat es tatsächlich schwer. Van Gogh wurde ja zu Lebzeiten auch als Schmierfink missachtet. Heute sieht es mit seinem Stellenwert ganz anders aus. Da zeigt sich die Langzeitwirkung von Kunst. Mit der Zeit wächst das Verständnis für sie. Über Romans Signers Fass wird heute auch ganz anders gesprochen, als zum Zeitpunkt seiner Aufstellung. Und bei Kunst am Bau ist das eben etwa sehr Spezielles. In dieser Form ist ein Werk permanent anwesend und kann optimal seine Langzeitwirkung entfalten.

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„Fass-Brunnen“ von Roman Signer, St.Gallen

Was für eine „Langzeitwirkung“ kann das sein? Kunst sorgt für Diskussionen, für Geschichten. Zudem wertet sie den Standort auf und Kunst hilft dabei, Identität zu stiften. Sie gibt Gebäuden, Orten und Plätzen ein einzigartiges „Gesicht“.

Aber Kunst ist teuer, zweifellos. Und böse Zungen gehen so weit und verurteilen Kunstschaffende selbst als Sozialschmarotzer, die von Steuergeldern leben. Liegen die „Meckerer“ falsch? Bei Aussagen, dass Künstler nur die Hand aufhalten und sich durchfüttern lassen, kann ich nur erwidern: Kunst leistet einen wichtigen Beitrag zur Auseinandersetzung mit der Gegenwart. Kunstschaffende erbringen Leistungen, wie etwa ein Auslösen einer Schule des Sehens, damit Menschen die Zeichen der Zeit besser wahrnehmen. Das ist eine sehr wichtige Aufgabe. Künstler motivieren die Öffentlichkeit, über unsere Welt zu reflektieren.

visarte ist der Berufsverband der bildenden Künstler in der Schweiz. Wird dort konkret gehandelt, um Kunst am Bau lebendig zu gestalten? Oh ja. visarte hat erst letztes Jahr erstmals den PRIX VISARTE vergeben. Bei dem Preis geht es drum, die Öffentlichkeit, aber auch Architekten und Architektinnen oder Bauherrschaften für das Thema zu sensibilisieren. Alle Schweizer Künstlerinnen und Künstler konnten Projekte der letzten Jahre auf einer Homepage aufschalten. Diese wurden von einer hochkarätigen Jury juriert und drei Projekte wurden mit einem Preis ausgezeichnet.

Einseitiges Sparen auf Kosten der Kunst ist falsch

 Leider reicht aber ein einsames Engagement seitens des Berufsverbandes nicht aus, um „Kunst am Bau“ zu pushen. Wie könnte eine Lösung „im grossen Stil“ aussehen? Was wären wichtige Schritte? Die Öffentliche Hand muss in die Pflicht genommen werden. Kommissionen müssen dieses Thema gut betreuen. Regelwerke müssen gelten, dass Kunst am Bau IMMER einen Platz bekommt. Es ist wichtig, dass Kunst am Bau NICHT von den Launen der Politik oder der Bauämter abhängen kann. Im Baugesetz müsste festgeschrieben werden, dass mindestens 1 % der Bausumme von öffentlichen Bauten für Kunst eingesetzt wird. Kommissionen müssen auch regelmässig mit neuen Leuten besetzt werden. Da braucht es eine Amtszeitbeschränkung. Durch diese würde ein Erneuerungsprozess gewährt, damit eine lebendige Auseinandersetzung dauerhaft stattfinden kann. Ein schwieriger Punkt in meinen Augen ist der: Der Kanton hat keine klare Strategie mehr, wie und wo Kunst am Bau realisiert werden soll. Das ist sehr schade.

Das klingt ein bisschen danach, als ob Kunst am Bau auf Teufel komm‘ raus realisiert werden müsse. Selbst dann, wenn in den öffentlichen Kassen Flaute herrscht? Der sparsame Umgang mit öffentlichen Geldern ist selbstverständlich auf allen Ebenen wichtig. Der Staat kann aber nicht einfach einseitig bei der Bildung oder der Kultur sparen. Kunst ist immer ein grosser Mehrwert für die Öffentlichkeit und für zukünftige Generationen. Und der Umgang mit Kultur ist immer auch ein Spiegel der Zeit.

 Herzlichen Dank für dieses Gespräch!

„Wir sind Buchmenschen“

Im Gespräch mit den Damen der Bücher-Insel, St. Gallen

 – Leidenschaft, Herzblut und viele Jahre an Erfahrung – dafür stehen Edith Peyer,  Ines Welte und Barbara Häberlin. Mit einem differenziert ausgewähltem und umfassendem Sortiment an Literatur. Grosser Beratungskompetenz durch jahrzehntelanges eigenes Lesen. Und dem nötigen Feeling für jeden einzelnen Ratsuchenden, der auf ihrer „Bücherinsel“ am Blumenbergplatz strandet. Mit mir sprachen die drei über ihre Tätigkeit als Kultur- und Weltenvermittlerinnen und darüber, warum Amazon ihnen keine Angst macht.

Sie betreiben seit rund 16 Jahren die „Bücher-Insel“ – und davor haben Sie ebenfalls lange Jahre als ausgebildete Buchhändlerinnen gearbeitet. Wie kommt’s , dass Sie immer noch mit solcher Begeisterung diesen Beruf ausüben? Das liegt daran, dass unser Beruf unglaublich spannend ist. Hier geht es jeden Tag darum, unsere Kunden als Leser-Persönlichkeit intensiv kennenzulernen. Wir sind praktisch Forscher und Entdecker. Das ist auch nötig, denn nur so kann man für jeden einzelnen das für ihn oder sie geeignete Buch finden. Und nur dann kann dieses wiederum seine Wirkung entfalten und in die fremden Welten entführen,  von denen es berichtet.

Heute boomen E-Books. Und  Online-Anbieter wie Amazon sowie grosse Buchhandlungsketten konkurrenzieren um jeden einzelnen Leser. Was setzen Sie dagegen? Wir legen Wert auf die persönliche Beratung. Das wird immens geschätzt und trägt sich auch von Mund zu Mund weiter. Das ist auch der Grund, weshalb wir viele Stammkunden haben. Und es kommen immer wieder neue hinzu. Oft geschieht es, dass beispielsweise jemand einen Blick in unser Fenster wirft und ihn die Auslage anspricht. Wenn er dann hereinkommt und wir ihm eine optimale Beratung bieten, kommt er meistens gerne wieder. Darüber freuen wir uns.

Buchhändler werden mit den Jahren besser

Wie gehen Sie bei der Zusammenstellung Ihres Sortiments vor? Was ist Ihnen wichtig? Wir arbeiten die Vorschauen durch. Da schauen wir schon sehr genau, was zu uns passt. Manchmal wählen wir bestimmte Autoren aus, die uns bereits mit ihren Werken überzeugt haben. Ein anderes Mal wieder geht es uns um Inhalte. Buchhändler sind ein bisschen wie alter Wein. Je älter, desto besser, denn die Belesenheit nimmt ja stetig zu. Was unser Sortiment sicher von solchen in Grosshandlungen unterscheidet ist, dass WIR für unsere Kunden auswählen und einkaufen. Und dabei kennen wir eben die Ansprüche der Leser, die zu uns kommen, sehr gut.  Dies kann eine Buchhandlung, die von einer  Zentrale gesteuert wird, gar nicht leisten.

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Das Experten-Trio im Gespräch: Edith Peyer, Barbara Häberlin & Ines Welte

Klingt ein bisschen so, als hätten Sie etwas gegen Blockbuster, sprich: lukrative Bestseller? Es wäre gelogen, zu sagen, dass wir die ablehnen. Denn natürlich brauchen wir auch die Bestseller. Ohne die machen wir keinen Umsatz. Und ohne Umsatz können wir keine besondere Literatur kaufen.

Gibt es Texte, die sie nicht anbieten? Es ist schon so, dass es Literatur gibt, die wir nicht von uns aus kaufen. Aber wir sind ja keine Zensuranstalt. Wenn ein Kunde ein Buch will, das wir nicht führen, können wir es ihm natürlich bestellen.

Was für Leute sind das, die zu Ihnen kommen, wenn sie Literatur suchen? Das sind buchaffine Menschen, die oft „schöne“ Bücher lieben und die auf gute Beratung setzen. Viele von diesen Leuten gehen deswegen auch aus Prinzip nicht zu Amazon.

Es klingt so, als hätten Sie einen sorgenfreien Job. Aber gewiss gibt es Dinge, mit denen Sie zu kämpfen haben? Das ist natürlich so. Früher gab es zum Beispiel einen festen Ladenpreis. Heute gibt es einen empfohlenen Preis. Das hat zur Folge, dass die Grossanbieter mit den Preisen rauf und runter gehen, wie es ihnen beliebt. Die Bücher sind wegen des tiefen Euro-Kurses wesentlich billiger geworden, unsere Festkosten aber bleiben gleich, sodass Investitionen in spezielle Aktionen wie z. B. Lesungen  kaum noch möglich sind.

Und zu guter Letzt: Was für Wünsche haben Sie, wenn Sie an die Zukunft von kleinen Buchhandlungen wie der Ihren denken? In keiner Zeit wurde soviel über Bücher geschrieben, gelesen und geredet. Wunderbar – aber werden und wurden sie auch gekauft und gelesen?? So wünschen wir uns vermehrt neugierige Leserinnen und Leser, die auf das Original gespannt sind. Und wir wünschen uns solche, die bereit sind, sich auch auf weniger bekannte Bücher einzulassen, die aber von der Buchhändlerin, dem Buchhändler empfohlen werden. Schön wäre es auch, wenn die Kinder und Jugendlichen mehr in ein Buch als aufs Smartphone „gucken“ würden!

 

Mein herzliches Dankeschön an Frau Edith Peyer, Frau Ines Welte und Frau Barbara Häberlin für dieses Gespräch.

Standort und Öffnungszeiten

„Kunst und Bau sind ein Traumpaar“

Regierungsrat Martin Klöti über „Kunst am Bau“.

Martin Klöti, Regierungsrat des Kantons St.Gallen und Vorsteher des Departements des Innern, ist der Mann in der ersten Reihe, wenn es um kulturelle Projekte und Finanzierungen dafür geht. Trotz des oft eisigen Gegenwinds, der ihm seitens mancher Politiker-Kollegen entgegen bläst, will er auch weiter für Kulturelles, wie etwa Kunst am Bau, kämpfen. Er findet nämlich, dass Kultur und Kunst die Lebensqualität steigern. Und er legt nach: Beides sei auch ein wichtiger „Trumpf im Standortwettbewerb“. Mehr erläutert der FDP-Mann hier. 

Herr Klöti, bei den Kunstschaffenden herrscht Aufruhr. Schuld ist die Tatsache, dass kürzlich zum dritten Mal an einem öffentlichen Bau keine Gelder für Kunst am Bau bewilligt wurden. Obgleich doch eigentlich gesetzlich verankert ist, dass 1% vom Gesamtbetrag dafür genutzt werden soll. Können Sie als zuständiger Kulturminister die Aufregung verstehen? Hier handelt es sich um ein Missverständnis der Medien (das nicht mehr aus deren Köpfen zu kriegen ist): Bisher haben wir bei allen kantonalen Bauvorhaben „Kunst am Bau“‘-Konzepte umgesetzt: Ausnahme wird nun einzig das Klanghaus werden. Die Medien führen jeweils als weitere Beispiele das Bundesverwaltungsgericht (BVG) und die FHS an. Beim BVG war der Bund für die Kunst zuständig und wollte die Ausstattung aus den eigenen Beständen vornehmen. Zur Erinnerung: das BVG wurde zwar durch den Kanton, aber für den Bund gebaut. Bei der FHS haben wir den Kredit für die fachgerechte Aufbewahrung des Erkervermächtnis, bzw. deren kontinuierlichen Ausstellung einsetzt.

Bei den Spitalbauten wird seit jeher auf Kunst am Bau verzichtet. Es ist jeweils ein Kredit in der Ausstattung vorgesehen für den aber nicht das kantonale Hochbauamt sondern der Spitalbetrieb zuständig ist.

Es gibt keine Kantonale Verordnung oder ein Gesetz, das ein Kulturprozent definiert. Die Regierung hat sich aber dazu geäussert und festgehalten, dass situativ “Kunst am Bau“ vorzusehen sei. Wobei der Betrag dem Gebäude angemessen sein soll. Und noch was am Rande: worauf würde sich denn dieses Kunstprozent beziehen? Auf die Anlagekosten oder auf die Baukosten oder ….

„Ich verstehe die Enttäuschung der Künstler“

Fazit: Es gibt keine gesetzlich verankerte Vorgabe, dass 1% des gesamten Bauvolumens für Kunst am Bau verwendet werden soll/muss. Bei der 1%-Klausel handelt es sich meines Wissens um eine Empfehlung der visarte. Die Empfehlung ist sinnvoll, soll aber Empfehlung bleiben. Und eine Erinnerung, die Kunst nicht zu vergessen. Gute Kunstwerke weisen ausserordentliche Eigenschaften als Katalysator, Verstärker, Echoraum und Seismograph zu Vorgefundenem, Verschwundenem, Kommenden auf. Da sind Kunst und Bau geradezu ein Traumpaar. Ich verstehe die Enttäuschung der Künstlerschaft auch insofern, als Kunst am Bau ein wichtiges Werkzeug der Förderung ist und zudem als komplexe Herausforderung auch eine sehr interessante Aufgabe.

Gerade der Kanton St. Gallen mit seiner Hauptstadt und deren berühmten Erkern sowie dem Stiftsbezirk ist stolz auf eine lange Tradition von „Kunst am Bau“. Geht’s mir dieser aus Ihrer Sicht wohl langfristig den Bach hinab? Die Tradition der Erker ist eine architektonische und in der Zeit verankerte Tradition. Sie sind zudem privaten Bauherrschaften zu verdanken, die sich ihre Verdienste über die Erker manifestieren. Oft sind es Textilkaufleute gewesen, die dieses „Fenster“ zur Repräsentation benutzt haben.

Regierungsrat Martin Klöti Aufnahme : Regina Kühne

Regierungsrat Martin Klöti vor einem Bild des Künstlers Simon Hauser (Foto: Regina Kühne)

Um eine Tradition weiterzuentwickeln, ist es sehr wichtig, Architekturbüros und Künstler/innen beizuziehen und auszuwählen, die den Aufgaben gewachsen sind, sei es durch langjährige Erfahrung und/oder innovativen Umgang mit den gegebenen Parametern – insbesondere bei grösseren Bauvorhaben. Mit dem Bundesverwaltungsgericht zum Beispiel, aber auch mit dem Verwaltungszentrum am Oberen Graben, einem Umbau einer historischen Bausubstanz, können wir gelungene Bauten in sensiblen Zonen vorzeigen.

Sparen muss ja heute jeder und überall. Warum aber wird etwa beim „Kunst am Bau“ immer wieder rigoros gestrichen? Man könnte doch sagen:  1 % können wir zwar nicht leisten. Aber 0,5% lägen noch drin. Das wird auch so gemacht. Jüngstes Beispiel im Kanton, das im April eingeweiht wird, ist das Forschungszentrum, ein Neubau innerhalb der Hochschule Rapperswil. Dort werden gerade „Kunst am Bau“-Arbeiten von Peter Kamm, Roman Signer und Loredana Sperini installiert bzw. im Frühling eingeweiht.

Die NZZ hat Sie 2015 als „bunteren Regierungsrat“ betitelt. Sie sind kein Mensch, der das Graue liebt. Befürchten Sie persönlich nicht eine zunehmenden „Tristesse“ des Stadt- und Landschaftsbildes, wenn „Kunst am Bau“ nicht mehr zum Zuge kommt? Und im schlimmsten Fall sogar eine Attraktivitätsminderung der gesamten Region? Ich setze mich dezidiert für Kunst und Bau sowie für Stadt- und Landschaftsplanung ein. Es geht um mehr als um Schmuck und Attraktivitätssteigerung. Es geht um Verantwortung gegenüber der Lebensqualität in unserem Alltag, um Identität, Stolz, Respekt gegenüber unserem Lebensraum. Kunst hilft, unsere Wahrnehmung zu schärfen, den Blick auf die Welt offen zu halten. Gerade bei öffentlichen Bauten und im öffentlichen Raum kann dies wunderbar selbstverständlich geleistet werden.

Sehr geehrter Herr Klöti, herzlichen Dank für dieses Interview!

 

Wissenswertes zu Martin Klöti entdeckt man auch an diesen Stellen im Netz:

WebsiteSRF-Beitrag, NZZ-Artikel oder in der Thurgauer Zeitung

Wo der Lindwurm zuhause ist…

Hans Guntli ist ein Mensch, der sich auskennt, wenn es um Lindwürmer, den „Wuhr-Dienst“ und räuberische Landvögte geht. Dass muss er auch. Denn seit rund zehn Jahren führt er Besuchergruppen durch die Kultureinrichtung Schloss Werdenberg und erzählt genau von diesen Dingen. Was das Besondere am Werdenberg für ihn ist und  was ihm beim Herumführen wichtig ist hat er mir an einem Nachmittag erzählt.

 

Hans, hast du besondere Bindungen zum „Werdenberg“?  Ich bin mit dem Schloss Werdenberg und dem „Städtli“, das zu dessen Füssen liegt, gross geworden und schon als Bub dort herumgestromert. Da besteht natürlich eine ganz grosse Identifikation mit der gesamten Anlage für mich. Im Erwachsenenalter habe ich dann angefangen, mich für die regionale Geschichte zu begeistern und mir zum Beispiel die Werdenberger Jahrbücher gekauft.

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Kenner von Schloss und „Städtli“: Hans Guntli

Nun führst du Leute durch eine historische Stätte. Bist du ausgebildeter Historiker? Oder wie kommt man an so einen Job? Ich bin ein völliger „Quereinsteiger“. Aber eben sehr geschichtsinteressiert. Als ich in Pension ging, hat mich die damalige Leiterin der Tourist-Info gefragt, ob ich sowas machen wolle. Wir kannten uns über meine Frau… und so hat sich dann diese Tätigkeit ergeben. Da musste ich keine Sekunde überlegen.

Was reizt dich daran? Zum Beispiel reizen mich die vielen verschiedenen Menschen, mit denen man zusammenkommt. Das sind mal Schulklassen, dann mal Leute auf einem Firmenausflug. Ich versuche jeweils, mich der Gruppe anzupassen und schaue, was die besonders spannend finden. Das geschieht immer recht spontan. Ausserdem ist mir wichtig, dass ich eine Diskussion anstosse und den Dialog suche – und eben nicht der einzige bin, der pausenlos redet.

 

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Malerisch gelegen: Das Schloss

Trotzdem wirst du ja sowas wie einen „roten Faden“ bei deinen Führungen haben. Was präsentierst du dem Publikum? Oh, vieles (lacht). Was ich erzähle geht von den mittelalterlichen Anfängen über die Glarner Herrschaft mit ihren Landvögten bis hin zur Familie Hilty. Die Hiltys waren die letzten „Schlossherren“ und die haben es 1956 dem Kanton geschenkt.

Okay, picken wir uns mal das Mittelalter raus. Was gibt es da beispielsweise zu erklären? Im Städtli etwa zeige ich die Bauten mit den verschiedenen Bauweisen. Die Holzbauweise, die es dort gibt, ist einzigartig in der Schweiz und sogar in Europa. Die Stadtentwicklung hat ja bereits 1261 begonnen. Die ersten Häuser wurden noch in die Stadtmauer eingebaut, um Baumaterial und Platz zu sparen. Jetzt all die verschiedenen Phasen zu erzählen, würde den Rahmen sprengen. Aber man muss sich das doch mal vorstellen: Bis ins Jahr 1960 herrschte „mittelalterlicher Originalzustand“, da gabs nicht mal fliessendes Wasser in den Gebäuden.

 

Was ist denn 1960 passiert? Bis zu diesem Zeitpunkt, galt das Städtli praktisch als „Armenhaus“ von Grabs.  1960 organisierte der Heimatschutz dann eine Schoggitaleraktion. Mit dem so erworbenen Geld ist das Städtli saniert worden. Heute wohnen hier immer noch an die 70 Menschen. Aber mittlerweile ist es eine bevorzugte Wohnlage, die mit viel Liebe in historischem Gewand erhalten wird.

Werdenberg, St. Gallen, Schweiz, 28. April 2014 - Schlangenhaus in Werdenberg, Museum, Schloss Mediale.

Schlangenhaus in Werdenberg, Museum, Schloss Mediale 2014

Ein besonderes Gebäude im Städtli ist das Schlangenhaus. Zuerst dachte ich, man könne da Schlangen wie in einem Terrarium betrachten. Aber da war ich auf dem Holzweg….
Ja, denn das  Schlangenhaus hat natürlich nichts mit lebenden Schlangen zu tun. Es ist ein Gebäude im Städtli, auf dem ein sehr kunstvoll aufgemalter Lindwurm zu sehen ist. Den hat man im Mittelalter  deshalb aufgemalt, um die  bösen Geister fernzuhalten. Ursprünglich war das nämlich ein Wohnhaus für ganz normale Leute. Und die wollten sich schützen.

Wohnen tut darin aber niemand mehr. Es ist ja ein Museum. Genau. Ausgestellt sind dort Dinge, die das „gemeine Volk“ betrafen: Arbeits- und Haushaltsgegenstände etwa. Man bekommt aber auch Infos über das Brauchtum der Region vermittelt. Zum Beispiel, wie im Mittelalter mit dem Tod umgegangen wurde.

Und noch eine abschliessende Frage: Man erfährt vor Ort auch über das Tagewerk der mittelalterlichen Städtli-Bewohner. Was zum Beispiel? Früher haben alle Bewohner  „Wuhr-Arbeit“ leisten müssen. Heute würde man dazu wohl Damm-Bauarbeiten sagen. Der Ort liegt ja direkt am Rhein und der hat die Talebene immer wieder überflutet. Deswegen mussten alle Einwohner den Rhein zurück dämmen. Das war teilweise Frondienst, den sie bis ins 19. Jh., als der Rhein in die jetzigen Dämme gelegt wurde, leisten mussten.

Vielen Dank für das Gespräch.

 

Kleiner Epilog

Neben den historischen Highlights bietet Schloss Werdenberg heute übrigens auch ganz viel Modernes. Seit einiger Zeit findet hier zum Beispiel die sog. „Schlossmediale“ mit Theater, Konzerten und vielem mehr statt. Auch für Kids gibt’s Specials: Beim Programm „Graben und forschen“ erfahren sie, wie Archäologen arbeiten und können sich selber fachmännisch an „Grabungsstätten“ zu schaffen machen.

Mein Dank für die Bilder geht an:

  • „Schlangenhaus“ – Daniel Ammann. Zu seiner Website und einem Zeitungsartikel
  •  „Porträt Hans Guntli“ – Daniela Rüegg
  • „Ansicht Schloss Werdenberg“ – Hans Guntli