„looking at art“- Larry Peters in romanshorn (tg)

Larry Peters macht in seiner Ausstellung „looking at art“ Lust auf die Auseinandersetzung mit alten Meistern. Ins Zentrum seiner neueren Arbeiten stellt er den Maler Jan Vermeer. Zu sehen ist das Ganze bis 4. Oktober in der Galerie Mayer’s Altes Hallenbad in Romanshorn.

Okay, ich gestehe: Wann immer ich in eine Ausstellung komme und dort in den gezeigten Werken „Alte Meister 2.0“ entdecke – damit meine ich jetzt das Aufgreifen und Weiterverarbeiten bekannter kunsthistorischer Vorläufer – dann bin ich erst mal sehr skeptisch. Ich frage mich dann nämlich immer erst einmal: Ist hier wieder wer am Werkeln, dem einfach nichts Neues mehr eingefallen ist???

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Ganz klar: Bei Larry Peters ist das nicht so. Vielleicht liegt das ja daran, dass er einst am Royal College of Art in London studiert hat. Oder, dass er Jahre lang angehende Künstler unterrichtet hat. Oder, weil er es einfach KANN. Jedenfalls greift er zwar Arbeiten von Jan Vermeer (genauer: Jan Vermeer van Delft, 1632 – 1675) auf. Aber er entwickelt das Vorgegebene gekonnt weiter. Er verwandelt es und bringt seine eigene Sprache gelungen mit ein. Mark Staff Brandl, der die Laudatio gehalten hat, weist etwa auf Larry Peters allgegenwärtiges Befassen mit dem „Malerischen“ hin.

Gemeint ist damit: Die Sichtbarmachung des Pinselstriches. Selbst in dem Moment, in dem Peters den Pinsel beiseite legt und zu anderen Techniken greift wie zum Beispiel der Collage. Denn der Künstler kommt selbst dann malerisch rüber, wenn er mit geklebten Papierstücken die Bewegung und das Tempo des Pinselstrichs nachformuliert.

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Was mich besonders angesprochen hat: Das Repetieren der immer gleichen Motive. Für mich ist es Larry Peters‘ ironische Antwort auf all die Spekulationen, die sich in der Vermeer-Forschung damit befassen, wer wohl die Menschen sind, die Vermeer auf seinen Gemälden zeigt. Da gibt es so viele verschiedene Mutmassungen (und ich weiss wirklich auch nicht, was der aktuelle Forschungsstand ist – geb’s ja zu). Genau wie all die Mutmassungen greift nun auch Peters in Variationen immer wieder das „Mädchen mit dem Perlenohrgehänge“ oder die „Dienstmagd mit Milchkrug“ auf. Zoomt sie mal nah heran, steckt sie mal in eckige Rahmen, mal in einen Tondo… Ich verstehe dieses Arbeiten einerseits als nett gemeintes „Sich-Lustig-Machen“ über die Forscher und ihre Unwissenheit. Und andererseits auch als Ermunterung, selbst als Betrachter wild herum zu phantasieren (war da nun wirklich die Tochter, Geliebte oder Ehefrau das Modell?) — ungeachtet aller kunsthistorischen Forschungserkenntnisse.

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Ach ja: Zwar bestreiten Peters`Vermeer-Interpretationen den Grossteil der Ausstellung. Dennoch gibt’s auch eine Reihe früherer Arbeiten zu sehen. Auch für sie lohnt sich der Weg nach Romanshorn.

Noch als Tipp: Man sollte mit dem Auto anreisen und sich vorher gut die Anfahrtsbeschreibung anschauen. Denn die Galerie Mayers Altes Hallenbad, Kastaudenstrasse 11 in Romanshorn, liegt doch etwas versteckt in einem Wohngebiet.

Viel Spass beim Ausstellungsbesuch.

Larry Peters im Ostschweizer Künstlerarchiv

Ausstellungsdauer: 12. Sept. bis 4. Okt. 2015
(Am Sonntag, 27 Sept. bleibt die Ausstellung geschlossen.)

Öffnungszeiten:
Fr 18-21 Uhr, Sa 10-14 Uhr, So 14-18 Uhr (ausser 27.09)
oder nach Vereinbarung Tel. 079 445 34 11

Der Künstler ist an den Sonntagen anwesend.