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«Vom Hinfallen und Aufstehen»

Noch bis 26. September bespielen die Künstlerinnen Gabriela Falkner und Bárbara Nimke die Galerie im Schloss Dottenwil mit ihrer Schau «ordinary magic». Es ist eine Ausstellung, für die sich die beiden Frauen intensiv mit dem Ort und seiner Geschichte befasst und spezifisch hierfür Werke entwickelt haben. Das Ergebnis sind Arbeiten, in denen persönliche Erlebnisse auf das Vorgefundene Bezug nehmen. Was dabei das «Leiterli»-Spiel, eine Badewanne voller Pusteblumen oder angeschlagene Porzellantassen mit dem ehrwürdigen Bauwerk oberhalb Wittenbachs zu tun haben, beantworten die zwei im Interview.

Verratet doch als erstes: Wie kam es überhaupt zu dieser Ausstellung?

Bárbara Nimke: Vor ungefähr zwei Jahren sind wir vom Galerie-Team eingeladen worden, zusammen eine installative Ausstellung im Dottenwil zu realisieren. Das war zunächst eine Überraschung, da wir beide als Einzel-Künstlerinnen arbeiten und kein erklärtes Künstler-Duo sind. Der Gedanke, sich gemeinsam an dieses Projekt zu wagen, war reizvoll und wir haben uns darauf eingelassen.

Wie seid ihr danach vorgegangen, um euch und ebenso die Richtung für das Projekt zu finden?

Gabriela Falkner: Es war klar, dass es eine installative Ausstellung werden soll, die eben nicht nur an den Wänden, sondern auch mitten im Raum präsent ist. Deshalb war uns wichtig, zunächst Zeit in den Räumen zu verbringen und sie wahrzunehmen. Eine physische Aneignung zu vollziehen, wenn man so sagen kann. Wir waren oft dort, sind bewusst in die Räumlichkeiten eingetaucht und wollten die Geschichte des Ortes kennenlernen und verstehen. Dafür haben wir auch Menschen befragt und in Archiven recherchiert.

Was brauchen wir, damit eine Verletzung heilen kann?

Bárbara: Dank diesen Nachforschungen stellte sich heraus, dass das Galeriegebäude einst ein Molke-Kurhaus war. Und damit war die Idee für die inhaltliche Richtung der Ausstellung erwacht.
Mit dem Wissen um das Kurhaus standen unterschiedliche Fragen im Raum: Wer geht zu einer Kur? Wann tut man das? Was erhofft man sich von so einem Aufenthalt? Der Schritt zu Überlegungen rund um die Verletzlichkeit – im psychischen wie im physischen Bereich – folgerte sich daraus. Und schliesslich die Überlegung: Was brauchen wir, damit eine Verletzung heilen kann? Warum gibt es Wunden, die nicht abheilen? Diese Überlegungen zu visualisieren, schien uns auf einmal naheliegend.

Das klingt nach einem spannenden, aber auch schmerzlichen Ansatz. Ich stelle mir vor, dass es einen emotional ganz schön fordert, derartige Inhalte «anzupacken»?

Bárbara: Es beschäftigt einen tatsächlich emotional, denn einige persönliche Erfahrungen – bereits Verarbeitetes – kamen wieder an die Oberfläche. Das war ein Teil vom gesamten Arbeitsprozess.
Wir haben uns immer wieder intensiv ausgetauscht und dabei sind neue Gedanken hinzugekommen. Und so kristallisierte sich heraus, dass wir nicht nur Wunden, Narben und Verletzlichkeiten zeigen wollten, sondern auch die positive Fähigkeit der Widerstandskraft.

Wir setzen auf Reduktion und Verdichtung

Gabriela: Die Auseinandersetzung war für mich insofern spannend, als dass ich viel über die Resilienz an sich erfahren habe. Wir haben uns ja bereits vor Corona mit dieser Thematik auseinandergesetzt und Studien und wissenschaftliche Untersuchungen dazu gelesen. Das emotionale Fordern war für mich eher der Prozess bis hin zur Ausstellung: Zeit und Leere aushalten. Denken. Bilder im Kopf forcieren und entwickeln. Verwerfen und loslassen. Verbindungen herstellen zwischen dem Thema, das man vermitteln will und der passenden Materialität. Und letztendlich: Das Austesten der Wirkung am Ort.

Als Betrachter:in steht man Kunst gegenüber oft vor einem Rätsel. Man kann einfach nicht entschlüsseln, was die Werke vermitteln sollen. Seid so nett, und gebt hier mal Hilfestellung.

Gabriela: Uns ging es in den Arbeiten darum, Spannungsbogen zu inszenieren: Wunden – Narben, Fragilität – Beschützung, Heilung –  Zerfall, Zerbrechlichkeit – Humor, Verletzlichkeit – Widerstand und immer wieder das Hinfallen und Aufstehen. Dabei setzten wir auf Reduktion und Verdichtung. Wir wollten unsere Gedanken und Überlegungen in eine neue Sichtbarkeit mit eigener visueller Sprache übertragen. Nicht plakativ und laut, sondern durch besondere Materialien ästhetisch angedeutet.

Und was mache ich nun, wenn ich zwar weiss, worum es geht, aber ich ungeübt bin bei Kunstinterpretationen? Was wollen mir zum Beispiel die Tässchen aus feinem Porzellan im Erd­geschoss sagen? Sie sind alle irgendwie beschädigt. Oder was ist mit dem überdimensionalen «Leiterli-Spiel» im unteren Stock?

Bárbara: Jeder soll frei in seiner Betrachtung sein… aber gut (schmunzelt), wenn du ein paar «Leseanleitungen» haben willst… Die Tassen sind eine Einladung um gemeinsam Kaffee zu trinken – ein Symbol für Zeitschenken, für Zuhören, für Verstandenwerden. Aber wie du richtig sagst: Alle Tässchen haben die eine oder andere «Macke». Damit spiele ich auf unsere Fragilität an, unsere eigenen Narben, Schieflagen und Verletzungen. Und teilweise geben genau diese Bruchstellen der Tasse etwas Besonderes – eine gewisse Magie.
Und zum «Leiterli-Spiel»: Die heutige Forschung sagt, dass es erlernbar sei, nach einer Niederlage wieder auf die Beine zu kommen, und kein genetisches Schicksal. Hierfür steht das Spiel: Schon in der Kindheit lernen wir durch Spiele, Rückschläge oder auch Siege zu erleben und damit umzu­gehen.

Ah, okay. Und jetzt nur noch eine Frage zum Schluss: Ihr wusstet nicht, was am Ende bei eurem ungewohnten «Duo-Einsatz» herauskommt. Wie seht ihr das Projekt in der Rückschau?

Bárbara: Wenn man allein an einer Sache arbeitet, dreht man sich manchmal im Kreis. Ein Gegenüber zu haben, kann aus dieser Gedankenspirale raushelfen; neue Impulse und andere Aspekte können den Blickwinkel öffnen. Das ist spannend, beinhaltet aber auch ein Ringen mit sich und dem anderen. Ich für mich kann sagen: Es hat sich gelohnt. Mit dem, was gewachsen ist und wir hier zeigen, bin ich glücklich und zufrieden.

Gabriela: Ich habe bereits früher mit anderen Künstler:innen zusammengearbeitet, so wusste ich, dass es ein ganz anderer Prozess ist als bei einer Einzelausstellung. Die Versuchung, die Räume untereinander aufzuteilen, kam immer mal wieder zur Sprache. Dass wir aber konsequent an einer gemeinsamen Umsetzung von «ordinary magic» festgehalten haben und eine Ausstellung zeigen, die als Ganzheit wahrgenommen wird, freut mich sehr.

Vielen Dank für das Gespräch!

Mehr zu Gabriela Falkner unter: www.gabrielafalkner.ch

Mehr zu Barbara Nimke unter: www.kuenstlerarchiv.ch/barbaranimke


«ordinary magic» noch bis 26.9.2021
Samstag, 14:00 – 20:00 Uhr
Sonntag,  10:00 – 18:00 Uhr


Samstag, 25. September:
Pascale Pfeuti – Performance mit Musik & Sprache, 14 Uhr und 16 Uhr, pascalepfeuti.de

Event to go: 55 x Licht & Schatten

Es war einmal eine Gruppe von Badegäste auf den „Drei Weieren“ – die hatte künstlerische Ideen. Bald war daraus das Künstlerkollektiv [MM:55] geboren. Und dieses hat nun eine Idee in die Tat umgesetzt: Nämlich anderen Liebhabern und Besuchern der „Drei Weieren“ zum Schluss der Sommerferien einen besonderen Anlass anzubieten. Unter dem Titel  55 x Licht & Schatten findet dieser am 5. August statt. Wo, wie und wann genau erfahrt ihr hier. Und auch, was man darunter verstehen darf…

Am Mannenweiher in St. Gallen geht’s am Samstag, 5. August 2017 zwischen 6 und 13 h zur Sache…. Dann nämlich warten auf den Holzstegen 55 ausgelegte weisse Badetücher auf die Badegäste und erinnern so an „frühmorgendliche Reservierungsvorgänge“, wie die Initianten es formulieren.

 

Körper-Umriss in Air-Brush-Technik

Nun allerdings können eintreffende Besucher des Weihers sich auf den für sie vorbereiteten weissen Tüchern nieder lassen. Die Sonne, die Wärme, das Licht geniessen. Und man kann sich die eigene Silhouette, den eigenen Körper-Schatten aufs Tuch malen lassen: als Umriss mit Stift nachgezeichnet und dann mit Air-Brush ausgefüllt, schattiert. Das so entstandene persönliche Kunstwerk kann man als Unikat käuflich erwerben und mit nach Hause nehmen.
Witzige Aktion an einem der schönsten Orte St. Gallens! Deswegen: Vorbeischnippen und ausprobieren!

Mehr Infos dazu auch auf Facebook

(Bilder: Kollektiv MM 55 und http://www.milch-huesli.ch/milchhuesli/)

Vom Bild im Kopf zum Bühnenstück

„Was am Schluss auf der Bühne ist, darf anders sein, als das, was ich beim Schreiben im Kopf dazu gesehen habe.“, findet Autorin Rebecca C. Schnyder. Mitte September wird ihr preisgekröntes Stück „Alles trennt“ in der St. Galler Kellerbühne uraufgeführt. Rund zwei Monate vor der Premiere sprach das rothaarige Energiebündel über Traumbesetzungen und Finanzierungs-Knacknüsse.

Rebecca, im Herbst kommt dein neues Bühnenstück Alles trennt zur Aufführung. Wie lange ist dieses Projekt bereits in der „Pipeline“? Oh, schon eine ganze Weile. So richtig nahm die Idee, die Inszenierung des Stücks voranzutreiben, aber 2015 an Fahrt auf.

Gab es einen bestimmten Auslöser? 2015 wurde Alles trennt zum Heidelberger Stückemarkt eingeladen. Das ist ein renommiertes Festival für neue Dramatik,  welches seit 1984 durchgeführt wird. Jährlich werden dort im Rahmen eines Wettbewerbs weit über hundert Werke beurteilt und sechs erhalten eine Einladung zum Festival. Ausserdem werden die eingeladenen Stücke mit einer szenischen Lesung und Autoren- Gespräch der Öffentlichkeit vorgestellt. Als Alles trennt eingeladen wurde, war meine Motivation gross, nun auch richtig damit auf die Bühne zu gehen.

Mit wem setzt du denn dein Projekt um? Seitens Inszenierung/Dramaturgie/Regie sind wir wieder mal als Formation der „Freirampe“ unterwegs. Wir haben bereits 2014 zusammengearbeitet, was sehr gut lief. Und was die Besetzung angeht, haben wir unser „Dream-Team“ gewinnen können. Es besteht aus Doris Strütt vom Kellertheater Winterthur, Judith Koch und Romeo Meyer.

Traum-Trio: Romeo Meyer, Doris Strütt & Judith Koch

Ein Trio als Besetzung klingt nach einer inhaltlichen Dreiecks-Kiste. Eine Dreiecks-Kiste ist es schon irgendwie. Aber anders, als vielleicht erwartet. Prinzipiell geht es um eine hochproblematische, symbiotische und stark auf Macht und Druck angelegte Mutter-Tochter-Beziehung. Und es geht darum, wie ein junger Mann in diese Konstellation hinein katapultiert wird und was dann daraus entsteht….

Wie fühlt es sich an, wenn eine Idee, die man so lange alleine ausgefeilt hat, praktisch von anderen „übernommen“ wird und einen zusätzlichen Drive bekommt? Die Umsetzung auf der Bühne ist ja eigentlich die Erfüllung der Arbeit, da ein Drama nicht als Lese-Stück angelegt ist. Das bedeutet: Selbst, wenn es fertig geschrieben ist, ist es noch nicht fertig. Ich verfolge den Ansatz, dass das, was der Regisseur daraus weiter macht, zwar sein kann, aber nicht sein MUSS, was ich beim Schreiben im Kopf gesehen habe. Und Stefan Camenzind, der das Stück nun inszeniert, vertraue ich voll und ganz.

Zum Schluss noch eine Sache: Das Stück ist da, die Crew ist da… sind denn auch die nötigen finanziellen Mittel für die Umsetzung da? Uff, das ist vermutlich die einzige Knacknuss bei der ganzen Sache. Bei Theater-Produktionen ist die Finanzierung ein echtes Problem. Die ist immer schwierig zu stemmen. Aktuell haben wir daher auch eine Crowdfunding-Kampagne am Laufen, weil wir damit schon einmal tollen Erfolg hatten. Mal abwarten, ob es auch diesmal klappt. Falls nicht, suchen wir eine andere Lösung. Bisher haben wir immer noch eine gefunden.

Danke Rebecca C. Schnyder für die spannende Unterhaltung. Und viel Erfolg beim Crowdfunding. Wer die Produktion von Alles trennt unterstützen will, kann dies übrigens noch bis Mitte September tun. Und zwar hier: 100-days

 

Zum Inhalt von Alles trennt
von Rebecca C. Schnyder

„Zwei für ein Ganzes“: Seit Renata von ihrem Mann verlassen wurde, zählen für sie nur noch der Alkohol und die Beziehung zu ihrem Kind. Um ihre Tochter Lina immer mehr an sich zu binden, zwingt Renata ihr deshalb ein rigides Ordnungssystem auf. Und so beschränkt sich Linas Leben auf die halbtätige Arbeit in der Fabrik, den wöchentlichen Einkauf und auf das Sortieren der zahlreichen Pfandflaschen. Allein ihre Fantasie – angeregt durch Werbeslogans aller Art, welche ihre Weltansicht und Kommunikation formen – verschafft kleine Ausflüchte aus der Struktur. Als eines Tages der Jurastudent Leo auftaucht, um eine Räumungsklage vorbeizubringen, droht die strikte Ordnung zwischen Mutter und Tochter jedoch zu bröckeln.

In kurzen, zarten Episoden entwickelt die Autorin ein zerstörerisches Spiel um Schuld und Sühne und eine berührende Geschichte, in der die Sehnsucht nach individueller Entfaltung Überhand gewinnt, bis der Bruch im „Ganzen“ nicht mehr zu kitten ist.

 

Spieldaten Alles trennt

(Bilder: Rebecca C. Schnyder)

„Must hear“: Klangkosmos mit Christian Zehnder im LATTICH

Flohmärkte, Performances und manches mehr: Zur Zeit tut sich viel in Sachen Kultur auf dem Güterbahnhofareal in St. Gallen. Das Zwischennutzungs-Projekt „Lattich“ treibt auch 2017 wilde und wunderbare Blüten. Eine davon ist Christian Zehnder und seine SONGS FROM NEW SPACE MOUNTAIN. Ein musikalisches Experiment, das seines gleichen sucht und am 27. Mai um 20 h zu erleben ist! Ran an die Tickets!

Das Kuratorenteam Ann Katrin Cooper und Tobias Spori, das Zehnder für den Auftritt ins Lattich geholt hat, erklärt dazu:

„Er ist Vo­ka­list, Stim­men­künst­ler, Jod­ler und Ober­ton­sän­ger! Alles trifft auf ihn zu und doch will sich der ei­gen­wil­li­ge Schwei­zer Mu­si­ker, der schon mit dem un­ver­gleich­li­chen Duo Stimm­horn die al­pi­ne Musik neu auf­misch­te und Kult­sta­tus ge­niesst, in sei­ner Viel­falt nicht ein­ord­nen las­sen. Chris­ti­an Zehn­ders mu­si­ka­li­sche Welt schöpft aus den ar­chai­schen Ver­laut­ba­run­gen der mensch­li­chen Stim­me und ist ganz im Topos der al­pi­nen Welt ver­an­kert.

“Eine Reise durch einen un­ver­gleich­li­chen Klang­kos­mos – ein aus­ser­ir­di­scher Hei­mat­abend!”

Aus dem Um­feld des (Musik-) Thea­ters und der zeit­ge­nös­si­schen Musik ent­wi­ckel­te der Stim­men­künst­ler fern­ab von Tra­di­tio­nen eine ganz ei­ge­ne Musik, die auch als ima­gi­nä­re Uto­pie der Hei­mat ver­stan­den wer­den kann.

Christian Zehnder (Foto: Nils Fisch)

Als So­list, Kom­po­nist und Re­gis­seur trans­for­miert er Es­sen­ti­el­les aus dem al­pi­nen Schaf­fens­raum in ver­schie­de­ne Dis­zi­pli­nen und be­haup­tet darin kom­pro­miss­los eine ei­gen­stän­di­ge künst­le­ri­sche Vi­si­on: den new space moun­tain.“

Chris­ti­an Zehn­der (CH): Stim­me, Ober­ton­ge­sant, Glo­bal-Jo­de­ling
Ma­ni­pu­lier­te Klang­werk­zeu­ge: Wipp­kor­de­on, Mund­pfei­fen, Trüm­pi, Tau­cher­bril­le, Schel­le, Mi­ni­moog, Elec­tro­nic Tan­pu­ra u.a.

Ort: HALLE – Raum für die Künste im Lattich-Quartier, Güterbahnhofstrasse 8, 9000 St.Gallen
Tickets: 30 Fr / 15 Fr ermässigt | www.lattich.ch oder an der Abendkasse ab 19 Uhr

Wortlaut 2017: Neue Textformen «entdeckbar» machen

Ab kommenden Donnerstag ist es wieder so weit: Das Literaturfestival «Wortlaut» geht erneut über die Bühne. Seit seiner ersten Auflage vor neun Jahren, hat es sich zu einem der kulturellen Highlight des St. Galler Jahres oder überhaupt der Region gemausert. Rebecca C. Schnyder, die sich selbst als Programm-Koordinatorin bei «Wortlaut» bezeichnet, erklärte mir bei Kaffee und Limo was «Wortlaut»  so besonders macht – und auch, was man unter einem «Zeichenduell» zu verstehen hat.

«Wortlaut» ist momentan wieder in aller Munde? Aber wieso eigentlich? Unser Programm ist – auch im Vergleich zu anderen Literaturfestivals–  toll positioniert: Wir bieten eine ausgesprochene Vielfalt. Kaum ein anderes Literaturfestival bringt vergleichbares. Bei uns gibt es altvertraute Textformen, aber auch solche, die erst in den letzten Jahren so richtig zum Durchbruch kamen wie etwa Graphic  Novels oder Spoken Word.

Literatur lebendig transportieren

Klingt ein bisschen danach, als sei «Wortlaut» ein Festival, das nicht für Otto-Normal-Verbraucher, sondern für Literatur-Experten ist. Das stimmt nicht. Bei uns ist nichts «literarisch-elitär» oder abgehoben. Es ist eher umgekehrt so, dass bei  «Wortlaut»  Literatur lebendig und erlebbar transportiert wird. Dabei versuchen wir schon «Sichtbar-Macher» neuer Textformen zu sein und eine Bühne für neue Arten des literarischen Arbeitens zu öffnen. Aber das richtet sich auch klar an Leute, die keineswegs Literaturkenner sind.

Rebecca C. Schnyder beim Gespräch im Kaffeehaus St. Gallen

Wie kommt bei euch das Programm zustande? Habt ihr Bewerber, die ihr berücksichtigt oder geht ihr gezielt auf Schreibende zu? Wir gehen auf die Schreibenden zu. «Wortlaut» ist in vier Reihen aufgebaut und für jede ist ein Literaturspezialist zuständig, der sich das Reihen-Programm überlegt. Alle Ideen werden im Team abgestimmt und fixiert. Im Anschluss versuchen wir dann, die entsprechenden Autorinnen und Autoren an Land zu ziehen. Dabei ist unsere Auswahl klar deutschsprachig ausgerichtet. Und natürlich achten wir darauf, Ostschweizer Schreibende einzubeziehen.

Versteht ihr «Wortlaut»  primär als kulturelles Spass-Event? Oder habt ihr auch etwas wie einen Bildungsanspruch für die Bevölkerung im Kopf? Oh je, was für eine Frage!! Ich würde mal so sagen:  Wir laden Leuten ein, Literatur niederschwellig zu entdecken. Eine Tour Literaire zu unternehmen. Deswegen gibt es bei uns auch ganz verschiedene Ticket-Formate.  Mit dem Samstags-Tages-Pass bekommt man beispielsweise für 40 Franken Zutritt zu 18 total verschiedenen Veranstaltungen. Nennt man sowas ein «Bildungsangebot»? Vielleicht (lacht).

Und zum Schluss: Gibt’s was am diesjährigen «Wortlaut», das so noch nie da war? Beispielsweise das «Zeichenduell». Da treten zwei gegeneinander an und zeichnen. Wer sich nun wundert, was das mit Literatur zu tun hat, dem kann man sagen: Die Übertragung einer Geschichte in Gezeichnetes ist literarisches Arbeiten. Und daher findet sowas bei uns seinen Platz.

Vielen Dank an Rebecca C. Schnyder für die anregenden Inputs!

 

Lust auf mehr «Wortlaut»? Dann geht’s hier zur ausführlichen Informationen: Daten, Tickets und Programm.

Und wer mehr über Rebecca C. Schnyder selbst erfahren möchte, kann sich auf ihrer Website schlau machen.

 

 

Kultur im «Lat­tich» – Gratis Location für Kurz-Projekte

«Lat­tich» geht in Runde zwei!!! Bereits im Spät­som­mer 2016 wurde unter diesem  Titel das Gü­ter­bahn­hofare­al mit SBB-Halle im Herzen St.Gallens für eine kulturelle Zwischennutzung geöffnet. Aus­stel­lun­gen, Film­aben­de und vieles mehr gaben sich dort ein Stelldichein. Und die Resonanz der kulturinteressierten Öffentlichkeit war immens. Deshalb geht’s weiter mit «Lat­tich». Von Mai bis Oktober 2017 wird die auf dem Areal liegende Lagerhalle sogar für spezifische kulturelle Projekte teilweise gratis vergeben! Interessierte können sich bis zum 15. April mit einem Kurzdossier bewerben. Und zwar an halle@lattich.ch

„Wir bieten Platz für renommiertes Kunstschaffen, innovative Formen und überraschende Experimente“, erklärt Ann Katrin Cooper, welche gemeinsam mit Tobias Spori für das Geschehen in der Halle zuständig ist. Beide zielen auf ein Programm ab, das den darstellenden Künsten wie Sprech- und Musiktheater, Tanz und Performance ebenso gerecht wird, wie den bildenden Künsten und der Literatur. Mit der Sparte „Jungblut“ ist ein Programm von und für junge Menschen vorgesehen.

Im «Lat­tich» sind Künstler aller Sparten gesucht

Jeden Monat soll zudem der Raum an fünf Tagen Kunst- und Kulturschaffenden für ein spezifisches Projekt gratis zur Verfügung stehen. Kreativ-Täter mit Bezug zum Kanton St.Gallen, Appenzell Ausserrhoden und Appenzell Innerrhoden oder zum Thurgau hat, sind herzlich eingeladen, sich bis zum 15. April mit einem Kurzdossier zu bewerben.

Parallel zur Bespielung der SBB-Lagerhalle durch Kunst- und Kulturschaffende wird aber auch die Aussenfläche erneut belebt – unter anderem mit einem Spielort für Kinder, einem kleinem Gastronomie-Angebot und einem Gardening-Projekt.

Was Lattich ist und worum es geht… dazu finden sich hier weitere Eindrücke:

Klick drauf! Film Lattich

 

Oder im aktuellen Tagblatt-Bericht sowie im SAITEN-Magazin

 

Für Rückfragen stehen zur Verfügung:

Gabriela Falkner, Co-Präsidentin Verein «Lattich», 078  910 74 71, info@lattich.ch
Marcus Gossolt, Co-Präsident Verein «Lattich», 071 534 38 55, info@lattich.ch
Ann Katrin Cooper, Kuratorin der Halle, 078 866 29 33, halle@lattich.ch

 

ROTES VELO: Tanzen ist wie Fahrradfahren!

Die freie zeitgenössische Tanzszene fördern! Eigenwillige Ideen umsetzen! Mit solchen und anderen Gedanken im Kopf gründeten Hella Immler und Exequiel Barreras im Jahr 2011 ihr „Rotes Velo“. Sie setzten damit eine der ersten freischaffenden Tanzkompanien in St.Gallen in die Welt. Mit der Produktion „Alles Gueti“ feiern sie Ende Januar in der St.Galler Grabenhalle nun ihr fünfjähriges Bestehen. Bei Tee und Karottensaft  haben sie verraten, was Tanzen mit Velo-Fahren zu tun hat und wohin die Reise noch gehen soll…

Als erstes bin ich natürlich neugierig wegen des Namens: „Rotes Velo“. Was – bitteschön – hat Tanzen mit Velo-Fahren zu tun?

Exequiel Barreras: Wir wollten bei der Namenswahl für unsere neue Company keine Verbindung zum menschlichen Körper. Nichts mit „Body“, „Dance“ und so weiter. Aber wir wollten etwas, das Bewegung signalisiert. Da passte „Velo“ sehr gut. Ich selbst komme ursprünglich aus Argentinien, wo Radfahren eher unüblich ist. Das „Velo“ habe ich erst in Europa für mich entdeckt – und es schnell lieben gelernt, weil man sich so frei damit bewegen und so schnell vorankommen kann.

Hella Immler: Ausserdem hat uns ein Zitat von Albert Einstein gut gefallen: „Das Leben ist wie Fahrrad fahren. Um die Balance zu halten, musst du in Bewegung bleiben“. Das ist für uns ein wichtiger Gedanke bei dem, wie wir arbeiten.

Gemeinsam mit einem Dritten im Bunde, Emilio Díaz Abregú, leitet ihr eure Company. Wir verteilt ihr die Aufgaben? Habt ihr eine Stammbesetzung?

Hella Immler: Unser „Rotes Velo“ wird von vielen gefahren. Bislang haben im Wechsel 50 verschiedene Künstler aus 14 unterschiedlichen Ländern mitgewirkt. Daneben haben wir eine grosse Zahl privater Helfer, ohne die es nicht ginge. Und was die Leitung des „Velos“ durch uns drei angeht: Da ist es so, dass mal der eine lenkt, der andere tritt und der dritte sitzt hinten drauf. Und dann wird getauscht und der Lenker übernimmt zum Beispiel das Treten. Wir haben eine abwechslungsreiche Dynamik in unserem Tun.

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Impression I zu „Alles Gueti“

Exequiel Barreras: Tatsächlich ist es sogar so, dass wir eigentlich ein „Dach“ anbieten, das  dann verschiedenen Künstlern Raum gibt, Sachen auszuprobieren. Da muss nicht mal zwangsläufig jemand von uns die Leitung haben.

Heisst das, ihr seid mit freiem inhaltlichem Konzept unterwegs? Oder gibt es sowas wie einen roten Faden, der euch begeistert und von euch verfolgt wird?

Exequiel Barreras: Seit rund zwei  Jahren wird immer wichtiger, uns Richtung Mensch zu öffnen. Es gilt nicht länger: Hier die Company, da das Publikum – hier der junge Tänzer, da der alte Zuschauer. Wir fragen immer öfter: Was bedeutet Show, was ist Bühne!?

Hella Immler: Das führt dazu, dass wir nicht mehr nur mit Profis arbeiten, sondern auch Amateure einbinden. Für „Alles Gueti“ haben wir Laien dazu geholt. Und noch mehr: Wir haben auch vier Generationen auf der Bühne. Unser jüngster Mitwirkender ist 4, der älteste 80.

Oh, das klingt nach einem Wagnis!

Exequiel Barreras: Das ist es auch. Aber wir wollen es so. Wir trauen uns, das was auch mal nicht perfekt rauskommt. Warum muss auf der Bühne denn immer nur Perfektion stattfinden?! Wir lernen doch vor allem von Personen, die sich noch in einem Prozess befinden. Und das bedeutet dann eben auch, dass darin noch „Fehler“ vorkommen. Wir finden das spannend. Und wir können uns das auch erlauben. Sowas geht natürlich bei einer Produktion in einem Stadttheater nicht.

Wie habt ihr denn den Inhalt zur  „Alles Gueti“ entwickelt? Und worum geht‘s?

Hella Immler: Am Anfang der Produktion haben wir allen, die mitmachen, einen Fragebogen zum Thema Geburtstag gegeben. Aus den Inhalten daraus haben wir dann „Geschichtensplitter“ kreiert. Es geht um Geburtstage, Jahre, Wünsche, Geburt… Die Bühne symbolisiert den „Geburtstagstisch“, wo gefeiert wird. Und das Publikum ist eingeladen, mitzufeiern.

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Impression II zu „Alles Gueti“

Fünf Jahre „Rotes Velo“: Welchen persönlichen Geburtstagswunsch habt ihr für euer „Baby“?

Hella Immler: Für den Moment hat unser „Velo“ gut an Fahrt gewonnen und es wird weiter seinen Weg nehmen. Wohin, das weiss man nicht genau. Ich würde mir wünschen, dass es nicht regional bleibt, sondern auch weiter überregional geht.  Ich freue mich bereits auf neue Begegnungen, andere Produktionen und darauf, auch mit anderen Companies Kooperationen anzustossen.

Exequiel Barreras: Ich bin superglücklich, wo wir im Moment angekommen sind. Mein Traum wäre, dass ich irgendwann mein gesamtes Engagement ins „Rote Velo“ stecken kann. Ich habe immer weniger Ambitionen in Richtung Kunst-Business. Dafür interessiert mich zunehmend die soziale Komponente der Kunst: Ich möchte was für Menschen machen und nah an ihnen dran sein.

DANKE euch, für das tolle Gespräch!

 

Mehr Infos über „Rotes Velo“ finden sich unter www.rotesvelo.ch und in diesem Überblick

(Bilder: (c) „Rotes Velo“, 2017)

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Freie zeitgenössische Tanzszene: 2011 haben Hella Immler und Exequiel Barreras  die ROTES VELO Tanzkompanie gegründet. Für ihre 4-Generationen-Produktion „Alles Gueti“ bekamen sie den Werkbeitrag der Stadt St. Gallen. Und mit eben dieser feierten sie nun am 29. und 31. Januar 2017 das mittlerweile fünfjährige Bestehen ihrer Kompanie. Am ersten Abend war ich dabei. Ein Kommentar…

Gelächter, laute Musik, wirbelnde, hüpfende, tanzende Körper… Es ist ein fulminantes Fest, das da auf der Bühne der Grabenhalle stattfindet, während die Besucher den Saal betreten und auf den Beginn der Schau warten. Irgendwann hat auch der letzte Gast Platz genommen. Es geht los.

Es ist schwer, in Wort zu fassen, was nun in den nächsten ein, zwei Stunden passiert. Denn Exequiel Barreras, der künstlerische Leiter von ROTES VELO, serviert den Zuschauern in dieser Tanz-Theater-Performance ein Mosaik an Eindrücken oder besser: Geschichten-Splittern. Die kommen ganz unterschiedlich daher. In Bewegungen, Mimik, Sprache, Musik. Mal ganz schrill, mal ganz still.

Nehmen wir nur ein Beispiel: Die Geschichte des Mannes, der nicht mehr jung ist. Er tänzelt auf die Bühne und berichtet von Verlusten, die das Leben ihm beschert hat: Haare hat er eingebüsst, auch fast alle Libido. Dafür hat er Lachen hinzugewonnen. Als Zuschauer schmunzelt man und findet das alles recht lustig. Bis dieser letzte Satz kommt, fast nebenbei: „Und die Stimme meines Vaters, wie war die nochmal?“ Da schnürt es einem die Kehle zu. Denn solch Verlust, der wiegt doch anders. Eine Stimme, die vielleicht zeitlebens nur tadelte – oder immer Trost und Rat spendete, wird nicht mehr erinnert. Ist unwiederbringlich verloren. Was geschieht da mit mir?

Viele solcher Geschichten werden in „Alles Gueti“ erzählt. Einige werden getanzt, andere gesungen. Mal bordet die Bühne fast über vor Leibern. Dann wieder ist sie fast menschenleer. Es gibt Geschichten, die den grossen Fragen zu Liebe, Nähe, Hoffnung oder Einsamkeit nachspüren. Und es gibt Geschichten, die von kostbaren kleinen Momenten berichten und dazu anhalten, diese einzufangen. Einige Geschichten erschliessen sich dem Zuschauer leicht. Andere bleiben eher ein Rätsel und fordern den Zuschauer heraus, mehr als zahlender Konsument einer Bühnen-Show zu sein. Verstehen-Wollen, Hintersinnen ist gefragt. Doch selbst dann entschlüsselt sich vielleicht nicht jede Sequenz, bleiben Dinge unklar. Das darf auch so sein. Denn bei „Alles Gueti“ geht es stark darum, Gefühle auszulösen und die eigenen Empfindungen gelten zu lassen. Diese Rechnung geht auf.

Das liegt gewiss daran, dass man sich der Laien-Mitwirkenden bewusst ist, hier und da deren Unsicherheiten spürt. Aber gerade das macht die einzelnen Sequenzen so authentisch und berührend. Denn immer wieder fragt man sich: Ist diese Geschichte echt – oder doch nur reinste Fiktion?

Unterm Strich hat Barreras mit seinem Ensemble aus insgesamt 18 Profis und Laien „Alles Gueti“ für die Zuschauer zu etwas wie einer Geburtstagstorte gemacht: Eine wunderbare Gabe, die in unterschiedlichen künstlerischen Ausdrucksformen den wirklich grossen Themen des menschlichen Zusammenlebens nachforscht. Und die sich in viele Einzelstücke teilen lässt, mit dem Angebot an jeden Zuschauer, das besondere Stückchen auszuwählen, das ihm persönlich am meisten zusagt.

Kunst im Kleinformat: Künstler Postkarten

Seit 2011 gibt es Richtung Weihnachtszeit bei Gais (AR) einen besonderen Kunst-Anlass: Dann öffnet das Bahnstellen-Häuschen Strahlholz seine Türen für eine Miniatur-Ausstellung. Gezeigt und zum kleinen Preis verkauft werden Kunstwerke im Postkartenformat. Diesmal wirken über 40 Künstler_innen mit. Am 19. und 20. November ist es soweit. Hingehen lohnt! Hier die Details…
In diesem Jahr wirds im Strahlholz international: Künstler_innen aus der Region, aber auch solche aus der gesamten Schweiz, aus Polen, England, Frankreich und Finnland geben sich ein Stelldichein. Und sie verkaufen ihre Originale, Künstler Postkarten, in der wohl kleinsten „Ausstellungshalle“ der Welt.

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Priska Oeler

Die Organisatoren Harlis Hadjidj Schweizer, Birgit Widmer und Hans Schweizer freuen sich besonders, dass neben bekannten Kunstschaffenden auch weniger prominente mitwirken. Ausserdem sind 2016 einige Kunststudenten vertreten. Man darf also auf die Entdeckung von Nachwuchstalenten gespannt sein. Wer in der Vergangenheit mit von der Partie war sowie Pressestimmen finden sich übrigens auf der offiziellen Website: Künstler Postkarten

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Salome Schmuki

 

Ich für meinen Teil freue mich riesig, dass es nun wieder bald soweit ist. Letztes Jahr konnte ich ein paar wunderbare Stücke ergattern. Mal schauen, ob ich auch dieses Jahr was mit nach Hause trage….

Wann & Wo

Wochenende 19. /20. November 2016 jeweils 13 bis 18 Uhr
Haltestelle Strahlholz ( AB Strecke Bühler – Gais )
Telefonische Infos : 071 793 10 62

Performance: Ein Plädoyer für das Jetzt

SCHON und NOCH scheinen auf den ersten Blick zwei harmlose Wörtchen zu sein. Das ändert sich allerdings, wenn man sie durch die Augen der Tänzerin und Choreografin Nelly Bütikofer betrachtet. Sie hat die beiden Zeitbegriffe nämlich unter deren diskriminierenden und beschränkenden Aspekten unter die Lupe genommen: „Das kannst du SCHON“? „Das tust du NOCH!“ und daraus ein überraschendes Performance-Projekt geformt. Es heisst „Ein Plädoyer für das Jetzt – Live is what happens to you while you are making other plans“ und ist zu sehen in Rappi und St.Gallen. Hier geht’s zu den Details.

Nelly Bütikofer ist in klassischem Tanz ausgebildet. Sie arbeitet seit vielen Jahren als freischaffende Choreografin und Regisseurin. Dabei bewegt sie sich im Spannungsfeld von Tanz, Theater und Performance. Seit etlichen Jahren leitet sie überdies das Fasson Theater. Und vergangenes Jahr erhielt sie einen Werkbeitrag des Kanton St.Gallen. Im Anschluss daran hat sie sich ans Werk gemacht Gedanken, Fragen und persönlichen Erfahrungen zum NOCH und  SCHON nachzuspüren.

Entstanden ist daraus die Performance Ein Plädoyer für das Jetzt. Darin berichten Menschen verschiedener Generationen in Video-Interviews über etwas sehr Besonderes: Nämlich über ihre Erfahrungen mit dem Wörtchen NOCH. Diesem stellen sie ihr eigenes körperliches Empfinden den Reaktionen von Aussenstehenden entgegen. Kontrastierend dazu zeigen Kinder, ebenfalls auf Video, was sie SCHON alles können.

Transformierendes Spiel

Bütikofer erläutert das Projekt weiter: „Auf der Bühne reagieren Tänzerinnen, Schauspieler und Musiker auf diese Statements. Sie setzen sie in ihr Medium um, spinnen den Faden weiter. Sie transformieren durch ihr Spiel das in Bild und Ton Festgehaltene ins JETZT. So machen sie es zu einem unmittelbar sinnlichen Erleben. Das Biografische, Dokumentarische verschmilzt mit ihren Interaktionen und bildet die Folie, auf der das Geschehen im JETZT stattfindet.“

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Weitere Informationen zu Terminen, den mitwirkenden Künstlern und Inhalten liefert der Veranstaltungs-Flyer

Daten und Orte

Aufführungen in Rapperswil

PREMIERE: 26. November  2016, Alte Fabrik Rapperswil , 20 h

  1. Vorstellung: 27. November 2016, 15.30 h

Eine Zusammenarbeit mit der Alten Fabrik, Klaus-Gebert-Strasse 5, und dem Kunst(zeug)haus Rapperswil im Rahmen der Eröffnungsfeierlichkeiten für die Ausstellung „Grosse Regionale“.

Aufführungen in St.Gallen

Am 1., 2., 3. und 4.Dezember 2016, jeweils 20 Uhr
im NEXTEX
, Blumenbergplatz 3, 9000 St. Gallen

Reservationen: fassontheater@bluemail.ch oder 076 382 64 62 (SMS!)

 

Bild: Mit freundlicher Genehmigung von Nelly Bütikofer – (c) Christian Glaus

Konzerte, die Gegenpol zum „Event“ismus sind

Ausgewiesene Könnerschaft, enge Beziehungen zu den von ihm engagierten Künstlern und Musik jenseits des Mainstreams – darauf setzt Richard Butz bei seinem Konzertformat „kleinaberfein“. Es ist eine Philosophie, mit der der Jazzexperte und Musikkritiker im Laufe von bald fünf Jahrzehnten an die 450 Konzerte organisiert hat. Und das nächste steht in den Startlöchern. Am 25. September ist der israelische Saxophonist Gilad Atzmon in St.Gallen zu Gast. Hier die Konzertdaten und einiges mehr…

Wenn Richard Butz nach Musikern für seine Konzertreihe „kleinaberfein“ Ausschau hält, dann kommt dabei am Schluss immer etwas Besonderes zustande. Wie etwa das Engagement des Saxophonisten Gilad Atzmond & The Orient House am 25.September. Erwarten darf der Besucher dann Weltmusik-Jazz, der orientalische Klänge, Modern Jazz und jüdische Kletzmer-Musik miteinander verbindet.

„Jazz ist aber nur das eine,“ sagt Richard Butz. “ Ich bin musikalisch in zwei Richtungen aufgestellt. Die eine ist ganz klar Jazz, aber in einer modernen Form. Dixieland beispielsweise mache ich nicht. Besonders liegt mir hingegen zeitgenössischer Jazz aus Südafrika am Herzen…. Bei der zweiten Richtung setze ich auf  „Weltmusik“ – world music. Und zwar aus drei Musikkulturen: Die eine ist klassische indische Musik. Da mache ich jedes Jahr ein Konzert. Ein anderer Schwerpunkt liegt auf neuer finnischer Volksmusik. Finnland ist beim St. Galler Nordklang-Festival halt kaum drin. Da pflege ich das bevorzugt. Und als drittes bringe ich Musik aus Afrika und dem arabischen Raum. Aus diesen Interessen kommt dann ein sehr ausgewähltes Programm (zum Downloaden) zustande.“

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Musik, die ohne Elektronik auskommt (Foto: Peter Hummel)

Butz macht bewusst nur zehn Konzerte im Jahr, diese auf höchstem Niveau, mit reinster Überzeugung und vollem Einsatz. „Ich mache nur, was mir gefällt“, sagt er. „Und ich setzte mit meiner Konzertreihe ganz gewollt einen Gegenpunkt zu dem, was ich gerne „Event“ismus nenne. Ich bin nämlich skeptisch gegenüber Festivalformaten. Anstatt ein Festival aus dem Boden zu stampfen, ist es mir wichtiger, regelmässig kleinere Sachen, die dafür auf hohem Niveau, anzubieten.“

Hohes Niveau statt Festival-Hype

Diese Niveau erreicht der Konzertmann auch damit, dass er Musiker über eine längere Zeit immer wieder live hört, ihre Entwicklung verfolgt und dann gezielt für seine Anlässe auswählt. „Alle Künstler, die in den nächsten Monaten bei mir auftreten, kenne ich schon lange und sehr persönlich. “

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Zeit für persönlichen Austausch (Foto: Peter Hummel)

Nach Gilad Atzmon bringt Butz im Oktober den Posaunisten Samuel Blaser in die Ostschweiz. Im Dezember folgen noch die in Kamerun geborenen Musiker Lucas Niggli (Percussion) und Jan Galega Brönnimann (Saxophon). Gemeinsam treten diese dann mit dem Balafon-Musiker Aly Keita von der Elfenbeinküste auf und lassen Erinnerungen an Afrika aufleben..

Die nächsten Konzerte bei „kleinaberfein“

  • sonntag, 25. september, 17 uhr *gilad atzmon & the orient house
    gilad atzmon
  • sonntag, 30. oktober, 17 uhr
    samuel blaser trio
  • sonntag, 4. dezember, 17 uhr
    lucas niggli (drums und perkussion), jan galega brönnimann (saxofone),aly keita (balafon)

konzertort: centrum dkms, diözesane kirchenmusikschule, auf dem damm 17 / gallusplatz (eingang neben drogerie), 9000 st.gallen
türöffnung: jeweils 16.30 uhr
eintritt: chf 30.- / 25.- für schülerinnen und studierende / 15.- mit kulturlegi / * ausgenommen 25.9. (gilad atzmon & the orient house): chf 35.- / 30.- / 17.-
reservationen: bis konzerttag, 11 uhr, unter: kontakt@kleinaberfein.sg / am konzerttag, von 13.00 uhr bis 16.30 uhr, unter: 079 / 861 26 59 (bitte keine sms!)

 

(Bildrechte: Richard Butz)