Ich such‘ mir jetzt ’nen Praktikum

Im Kulturbetrieb tätig zu sein, ist für so manchen eine Traumvorstellung. Spannende Persönlichkeiten, coole Events, tolle Orte. Das ist es, was  viele darunter vermuten. Und nicht wenige sind dann enttäuscht, wenn sie nach Abschluss einer entsprechenden Ausbildung mit der Realität konfrontiert werden. Ein vorgängiges Praktikum, in dem man sich erste Einblicke über den „Traumjob“ verschafft, kann daher ganz schön hilfreich sein.

Seien wir ehrlich: Oft genug ist Kulturarbeit auch schlichtweg öde. Vernissagen-Highlights und hippe Preisverleihungen sind nämlich nur die eine Seite der Medaille.

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Gut besuchte Vernissagen, wie hier bei Larry Peters „looking at art“ , sind was Tolles… aber Kulturarbeit kann auch gaaanz anders sein.

Auf der anderen Seite stehen zum Beispiel endlose, einsame Stunden am Wochenende, wo man einen Ausstellungsraum beaufsichtigt, der einfach ohne Besucher bleibt. Aber auch Buchhaltung, Aufräumarbeiten und Postgänge gehören mit ins „Paket Kulturarbeit“. Wer sich späteren Frust sparen möchte, kann sich mit Praktika ein gutes Bild verschaffen, was so alles zum Kulturbetrieb dazu gehört.

Was mich persönlich angeht, kann ich gerade deshalb nur jedem angehenden Kultur-Täter raten, so viel wie möglich zu „Schnuppern“. Mir haben meine Praktika  immer einen Heidenspass gemacht. Auch wenn es manchmal hiess, um halb 5 aufzustehen oder mit dem Auto am Zoll gefilzt zu werden, weil man „finster aussehende“ Musiker auf dem Rücksitz hatte, die eigentlich dringend zum Flughafen gebracht werden mussten. Ich hab viel gelernt, viel gelacht und bin dabei erst so richtig zum Fan in Sachen Kultur geworden.

 

 

Für die, die zu „gemütlich“ oder beschäftigt zum Selber-Googlen sind, hier mal drei ganz gute erste Links, um Praktikums-Stellen zu finden.

Kulturbörse SG – Kulturjobs aus der Ostschweiz – Hier gibt es Praktikumsstellen, Teilzeitjobs und Festanstellungen aus allen Sparten des Kulturbetriebes

Kulturmanagement – Praktika Online-Börse der Uni Basel rund ums Kulturmanagement – alle Sparten, gesamte Schweiz

Praktika und Jobs in Museen und Galerien Plattform der Museen in der Schweiz. Interessant ist hier, dass man auch eigene Inserate à la „Ich suche…“ für einen Zeitraum von sechs Wochen kostenlos schalten kann.

Claudia Valer, St. Gallen (SG)

Wer Claudia Valer ist: geboren 1974. Bis 1987 in Spanien aufgewachsen. Ab 1996, nach Abschluss des Lehrerseminars, bis 2005  längere Aufenthalte in Peru. Lebt und arbeitet seit 2005 in St. Gallen. 2005 – 08: Studium von Vermittlung von Kunst und Design an der ZHdK. Website von Claudia Valer

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Claudia Valer ( ohne Titel), 2015

Zum Werk: Claudia Valers Arbeiten sind meist Werke in Öl auf Leinwand und realistisch (surrealistisch) gehalten. Dabei dienen fotografischen Vorlagen (eigene Fotos, Zeitungsbilder) als erste Inspirationsquelle und Ausgangspunkt. Ihre Themen kreisen um den Menschen, seine Realität, sein Denken und stellen diese Motive ins Zentrum.

 „Claudia Valer über die Entstehung des Werkes: 

„Dieses Bild stammt aus einer Serie, in welcher alle Bilder auf Zeitungsfotos basieren. Ich kaufte an dem Tag, an dem ich mit einem Bild begann, eine Tageszeitung. Aus dieser Tageszeitung kombinierte ich verschiedene Bilder miteinander. Themen, die angeblich nichts miteinander zu tun haben, treten im gemalten Bild neu in Verbindung zueinander. Bei den meisten Bildern waren es zwei Zeitungsfotos. Bei diesem Bild sind es vier. 
Die Tagespresse interessiert mich seit längerem. Einerseits finde ich die Frage interessant, wie Themen für die Zeitung ausgewählt werden. Wer bestimmt wann und weshalb Themen und Ereignisse, die relevant sind, für wen? Die Zeitungen sind voll von Kriegen, Epidemien und anderen schlimmen Zuständen. Wie können wir Leser das alles verkraften? Die Zeitung wird gelesen, nach einigen Artikeln ist man kurz sehr betroffen, man blättert weiter, ist erneut erschüttert, traurig, nachdenklich, betroffen, man blättert weiter, liest weiter. Und legt die Zeitung zum Schluss ins Altpapier. Das war’s.
Beim Malen mit Öl gebe ich gewissen Themen mehr Zeit. Die unterschiedlichen Themen, welche in der Zeitung behandelt werden, haben oft mehr miteinander zu tun als auf den ersten Blick sichtbar ist. Durch die Kombination im Bild treten sie in eine andere Dimension, über das Tagesthema hinaus.“

 

lesung mit david signer

Wer sich mal Bildende Kunst und Literatur im Doppelpack zu Gemüte führen will, kann dies bestens am kommenden Donnerstag, 29. Oktober tun. Dann liest Autor, Ethnologe und NZZ-Redakteur David Signer im St. Galler Projektraum Nextex aus einer Reihe seiner Werke vor. Im Anschluss daran gibt’s Gelegenheit, noch die aktuelle Ausstellung am Ort selbst zu betrachten: Unter dem Titel „floating senses“ zeigen drei Kunstschaffenden aus drei Ostschweizer Kantonen ihre Arbeiten. Beginn der Lesung ist um 19 h am Blumenbergplatz 3 in St. Gallen.

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David Signer

David Signer wurde 1964 in St. Gallen geboren und hat unter anderem Ethnologie studiert. In diesem Fach hat er den Doktortitel erworben und anschliessend einige Jahre in Afrika und im Nahen Osten verbracht. Aus seinen dort gewonnenen Eindrücken heraus ist ein Werk entstanden, das den Titel »Die Ökonomie der Hexerei oder Warum es in Afrika keine Wolkenkratzer gibt« trägt. Hierin gibt er Einblicke, wie sich der Hexereiglauben auf die wirtschaftliche Entwicklung Afrikas auswirkt. Eine Reihe weiterer Bücher folgten, unter anderem in Zusammenarbeit mit dem St. Galler Künstler Andrea Corciulo. Frisch aus der Presse ist übrigens soeben Signers neustes Buch  „Grenzen erzählen Geschichten – Was Landkarten offenbaren“ gekommen. Ich freu‘ mich schon jetzt auf die Lesung des sympathischen Herrn mit Doktortitel!

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In der Ausstellung „floating senses“ der drei Kunstschaffenden Rahel Müller, Simon Gehrig und Andrea Giuseppe Corciulo, die noch bis 26. November im Nextex präsentiert wird, geht um Arbeiten auf Papier.

Jeder der Künstler bedient sich dabei aber ganz unterschiedlicher Techniken. Eindrückliche Holzschnitte, eingefrorene Filmsequenzen, fragile Fotocollagen und weiter verarbeitete Punktebilder werden da gezeigt. Lesung und Ausstellung sind übrigens gratis.Die Veranstalter freuen sich aber, wenn man einen kleinen Beitrag in die Kollekte leistet.

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(von links nach rechts: Gehrig, Corciulo, Müller)

Ort: Nextex, Blumenbergplatz 3, St. Gallen

Datum: Donnerstag, 29. Oktober, 19 h

Hier klicken für mehr NEXTEX

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ort: Nextex, Blumenbergplatz 3, 1. OG, St Gallen.
Donnerstag, 29. Oktober von 19-22 h 

Im St.Galler Staatsarchiv – Ein Besuch

Unterirdische Gänge, Familiengeheimnisse und alte Handschriften –  Wer nun glaubt, dass es hier um die Filmbesprechung zur neusten Fantasy-Triologie aus Hollywood geht, liegt daneben. Vielmehr ist die Rede vom Staatsarchiv des Kantons St.Gallen. Dort nämlich erstreckt sich auf über 10 Laufkilometern der heutige Bestand an sogenannten „Archivalien“, also all dem, was im Archiv aufbewahrt wird. Und Jahr für Jahr kommen zwischen 100 bis 300 Laufmeter dazu. Regula Wyss, Informationsspezialistin FH beim Staatsarchiv, hat mir von ihrer „unterirdischen“ Tätigkeit erzählt.

Frau Wyss, Sie arbeiten im „unterirdischen“ Staatsarchiv des Kantons St.Gallen? Was genau ist Ihre Tätigkeit? Zunächst möchte ich Sie hier kurzberichtigen: Wir haben zwar unterirdische Magazine. Die meisten sind aber im 3. und 4. OG. Und zu dem, was ich tue: Bestände entgegen nehmen, reinigen, sortieren und im Online-System erfassen. Daneben bin ich aber auch für die Erhaltung der Bestände zuständig. Das ist sehr herausfordernd, weil wir ganz unterschiedliche Medien haben. Fotos und Filme etwa sind schwieriger über lange Zeit zu erhalten.

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Degradiertes Filmmaterial

Haben Sie auch mit Problemen bei der Archivierung zu kämpfen? (Seufzt) Ja, mit vielen. Wir kommen z.B. definitiv mit unserem Platz an die Grenzen. Wenn dann was Neues reinkommt, weiss man kaum mehr wohin. Wir sind aktuell daran, Teile auszulagern, weil wir schier aus allen Nähten platzen. Das sind logistische Knackpunkte. Daneben gibt’s teilweise auch Altlasten aus verschiedenen Beständen, wie Schimmelbefall. Viele Leute bringen ihre Archivalien in verunreinigtem Zustand zu uns. Aber wir arbeiten kontinuierlich dran, diese Dinge zu reinigen und haben gute Erfolge.

Was reizt Sie besonders an Ihrer Tätigkeit? Ich habe das Glück, einen sehr vielfältigen Job machen zu dürfen. Es gibt ständig neue Themen. Das macht riesig Spass. Mal geht es um viel Papier, mal um Fotos. Man bekommt auch Einblicke, wie der „Bestandsbildner“ mit seinem Material umgegangen ist. Das ist interessant. Und man hat viele Kontakte zu anderen Leuten, die an wichtigen Schnittstellen mitwirken. Der Mix aus intellektueller Arbeit und praktischer Tätigkeit reizt mich.

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Kästchen mit Intersien

Was für Dinge archivieren Sie hier – und von wie viel Stücken sprechen wir eigentlich? Es sind vor allem Dokumente aus Papier, dann Pergamente, Filme und Fotografien, die wir hier haben. Dann haben wir natürlich auch Ungewöhnliches: Z.B. Gemälde, Kuhglocken, Fahnen, Schächtelchen mit Intarsien und sogar ein Kondom aus Schweinedarm. Wenn Sie nach den Stückzahlen fragen: Da sprechen wir nicht von Stückzahlen, sondern von Laufmetern, resp. Kilometern.

Der eignen Herkunft auf der Spur

Wer kann sich an Sie wenden? Grundsätzlich kann sich jeder an uns wenden. Viele wissen davon leider nichts. Die meisten Leute sind dann sehr überrascht, wenn sie das erfahren. Privatpersonen oder private Körperschaften beispielsweise können historisch wichtige Informationen aus ihrem Leben liefern genauso wie etwa öffentliche Einrichtungen. Letztere machen ungefähr 90% unserer Bestände aus. Andersherum besteht die Möglichkeit, etwas über die eigene Herkunft bei uns herauszufinden. Etwa dann, wenn man in einem Kinderheim aufgewachsen ist…

Lehrerspiel

Ein Lehrerspiel

Was ist das älteste Stück im Staatsarchiv? Wir haben etliche jahrhundertealte Stücke. Anscheinend haben wir sogar ein Stück vom Leichentuch, das die Mumie in der Stiftsbibliothek trägt … Aber eigentlich sind wir eher ein modernes Archiv. Es beginnt nämlich erst mit der Kantonsgründung im Jahr 1803 als Organisation zu existieren. Dennoch: Für die Zeit ab etwa 1600 haben wir eine ansehnliche Überlieferung auszuweisen. Das Stiftsarchiv, welches unser direkter Nachbar ist, hütet aber das Archivgut der Fürstabtei St.Gallen. Diese beherrschte jahrhundertelang grosse Teile des Kantons. So bildet es eine Art „altes Landesarchiv“, neben dem „neuen“, eben unserem Staatsarchiv. Das ist wohl eine Sondersituation, die wir da in St. Gallen haben.

Frau Wyss, ich danke herzlich für das Gespräch.

Neugierig auf MEHR geworden? Dann geht’s hier zum PDF vom ausführlichen Interview mit Regula Wyss. Oder man kann sich sehr gut auf der Website Staatsarchiv informieren.

neu aufgelegt: „untertauchen“

Lydia Tschukowskajas Roman „Untertauchen“ war lange Zeit vergriffen. Nun bringt der Dörlemann Verlag eine Neuedition des Werkes heraus. Die Literaturkennerin Edith Peyer hat das Werk in seiner Neuauflage gelesen und findet: „Tschukowskaja gelang es, ein schweres, beklemmendes Thema in ein literarisches Kunstwerk zu verwandeln.“

 

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Lydia Tschukowskaja

Die Handlung

Die Protagonistin Nina Sergejewna verbringt einige Wochen im Winter 1949 in einem Sanatorium für Künstler auf dem Lande nördlich von Moskau, um in der Stille unterzutauchen, sich dabei ihren quälenden Erinnerungen stellen und sie in einem  Roman verarbeiten zu können wie sie in ihren Tagebuchnotizen schreibt. Der Schmerz über den Verlust ihres geliebten Mannes Aljoscha, er wurde vor 12 Jahren von Stalins Schergen grundlos verhaftet mit sogenanntem „Briefverbot“,  und die Frage, ob er noch lebt, vielleicht in einem jener berüchtigten Straflager oder umgebracht wurde, sind Themen ihrer Notizen sowie die winterliche Landschaft, Gedichte und Begegnungen mit den anderen Künstlern. Erfährt sie vielleicht etwas über Aljoschas Schicksal von ihrem Tischnachbarn, dem Schriftsteller Bilibin, der jahrelang als Gefangener in einem Lager unter den härtesten Umständen schuften musste? Schreiben und diskutieren die anderen Kurgäste nur nach der von der Partei vorgeschriebenen platten Kunstästhetik?  Und Bilibin? Wie und was schreibt er in seinem Roman über das Straflager, von dem er ihr auf langen Spaziergängen stockend berichtete?

 

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Tschukowskajas Alter Ego

Die Figur Nina Sergejewna ist unverkennbar Lydia Tschukowskajas Alter Ego. Ihr Mann, der Physiker Matwej Bronstein, wurde 1937  deportiert und sie selbst blieb seither ohne Nachricht von ihm. Erst viele Jahre später erfuhr sie, was das hiess, „Gefangenschaft ohne Briefkontakt“ – ein Euphemismus für „sofortige Erschiessung“. Lydia Tschukowskaja verwandelte in„Untertauchen“ ihr erfahrenes Leid in grossartige Literatur. Ihre Naturbeschreibungen sind reine Poesie, ihre Figuren fein gezeichnet.  Wie sie mit leiser Ironie die verlogene Atmosphäre im Sanatorium, ein Abbild der Sowjetgesellschaft, beschreibt ist bewundernswert. So erstaunt es nicht, dass „Untertauchen“ erst 1988 in der UDSSSR erscheinen konnte.

Auf Deutsch erschien dieses tief berührende Werk erstmals 1975 im Diogenes Verlag, meisterhaft übersetzt von der inzwischen verstorbenen Svetlana Geier.

Nun veröffentlichte der Dörlemann Verlag eine Neuedition der lange Zeit vergriffenen Ausgabe und ergänzte sie mit Tschukowskajas Rede vor dem sowjetischen Schriftstellerverband, der sie 1974 ausschloss. Es ist eine Rede voller Widerstandskraft und damit ein Zeugnis für Tschukowskajas absolute Verpflichtung zur Wahrheit. Hansjürgen Balmes verfasste  zu dieser Edition das Nachwort.

 

Für diese auch äusserlich sorgfältig gestaltete Neuauflage sei dem Dörlemann Verlag herzlichst gedankt und dem Buch wünsche ich viele Leserinnen und Leser. (Edith Peyer)

Empfohlen von Edith Peyer, Buchhandlung Bücher-Insel, St.Gallen

Und wer noch eine andere Meinung wünscht — hier gehts zur Buchrezension der NZZ

 

Das Buch: Lydia Tschukowskaja: Untertauchen, Dörlemann Verlag

ISBN 978-3-908778-63-9

Simon Gehrig (AI)

Wer Simon Gehrig ist: 1979 geboren, 1999 Berufslehre Elektroinstallateur, 2013 HF Bildende Kunst St.Gallen, 2012 bis 2015: Ausstellungen in St. Gallen, Herisau, Zürich-  Mehr zu Simon Gehrig.

 

5.1web holzschnitt 60 x80 cm

Das sagt Simon Gehrig über seine Arbeiten:

„Ich widme den Schicksalen Zeit und Energie. Picke einzelne Menschen heraus und gebe ihnen eine Bühne. Der Mensch sieht einen Augenblick lang zu mir herüber, fragend, sagend, stumm. Er ist in diesem Moment, wie er ist, hat vieles hinter sich und erzählt davon. Er ist präsent. Der Schwarz/Weiss Kontrast soll die Essenz und Grundaussage verdeutlichen. Die Menschen heben sich vor dem neutralen Hintergrund ab und wirken verhärtet, anonymisiert. Sie stehen im Schatten der Ereignisse. Sie blicken aus dem Schatten ihrer Geschichte in unsere behütete Welt herüber.

Ich setze mich Fragen aus, die das Miteinander betreffen. Was soll ich tun? Inwieweit bin ich verantwortlich für andere Leben?“

 

gutes tun und kunst gewinnen!

Kunstschaffende machen sich für Flüchtlinge stark. Dafür findet am Freitag, 16. Oktober 2015  in der Militärkantine St. Gallen eine Benefizveranstaltung statt. Die Einnahmen dieses Anlasses gehen an das Solidaritätsnetz Ostschweiz.

Flyer

 

 

Ab 10 Uhr geht es bei der Militärkantine in St.Gallen los. Neben Musik und einem kulturellen Programm wird unter anderem eine Tombola veranstaltet, bei der es Kunstwerke namhafter Ostschweizer Künstler und Kulturpreise zu ergattern gibt.

Lika Nüssli, eine der Organisatorinnen der Benefizveranstaltung, hat etwas über die Entstehung erzählt.

 

Lika, wie kam es zu dem Projekt? Vor 4 Wochen habe ich einige befreundete Künstler angefragt ob sie mit mir zusammen eine Benefizveranstaltung machen wollen. Das Echo war postwendend. Wir wollen etwas tun. Wir wollen uns engagieren. Wir wollen solidarisch sein. Bald hatten wir ein Programm für den Abend und für den ganzen Tag zusammen. Beatrice Dörig und Tine Edel haben sich sofort zur Organisationsmithilfe entschlossen.

Wer sonst unterstützt euch bei der Umsetzung? Die Militärkantine zeigte sich bereit, uns ihren Saal zur Verfügung zu stellen und arbeitet unentgeltlich für das Buffet zum Abendessen. Saiten schenkte uns eine halbe Seite Inserat usw. Von vielen Stätten aus der Stadtkultur kam Unterstützung, ein tolles Gefühl für den Ort in dem wir leben. Zeitgleich findet in der Grabenhalle eine Benefizveranstaltung mit eigenem Programm statt.

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Am gesamten Anlass gibt es ja eine Reihe sehr unterschiedlicher Sachen zu erleben. Was aber würdest du selbst als Herzstück der Veranstaltung betrachten? Herzstück ist die Kunst-Tombola. Bei dieser können Kunstwerke namhafter Künstler und Künstlerinnen der Region und Gutscheine von lokalen Kulturinstitutionen mittels Losankäufe gewonnen werden. Am Nachmittag gibt’s Yoga und eine Erzählstunde für Kinder. Ab fünf Uhr steht ein Buffet bereit. Und am Abend erlebt man tolle Stimmen und Musiker wie Manuel Stahlberger, Renato Kaiser, Andrea Gerster, Enrico Lenzin und Marc Jenny auf der Bühne. Den Moderator mimt Etrit Hasler – einen Besseren hätten wir für diesen Job nicht gewinnen können.

Danke für das Gespräch und viel, viel Erfolg mit eurer Veranstaltung!!

 

Und diese Kunstschaffenden spenden ihre Werke für die Kunst-Tombola

Georg Gatsas, Andy Guhl,Sebastian Stadler,Vera Marke,Monica Germann&Daniel Lorenzi, Felix Stickel,Birgit Widmer,Hans Schweizer, Susann Albrecht, Marianne Rinderknecht, Josef Felix Müller, Othmar Eder, Stefan Rohner, Jonny Müller, Eva Kindlimann, Gilgi Guggenheim, Liz Gehrer,Susanne Hofer, Katalin Deér, Alex Hanimann, Andrea Vogel, Beni Bischof, Jürg Rohr, Teresa Peverelli, Norbert Möslang, Barbara Bär, Claudia Valer, ZündWerk, Daniela Villiger&Regula Pöhl, Lika Nüssli, Tine Edel, Beatrice Dörig, Herbert Weber, Karin Karinna Bühler, Marlis Frei Popp, Frank Keller, Marcus Gossolt, Roland Rüegg, Andrea Corciulo,Vera Ida Müller, Stefanie Montagna, köfer | hess (Andri Köfer und Robert Hess)

SPENDEN Alle Spenden gehen ans Solidaritätsnetz Ostschweiz.

Die Organisatoren freuen sich über zahlreiche Besucher, die so ihre Solidarität mit den Flüchtlingen demonstrieren!

Zum Programm der Veranstaltung

lesenswert: „ein leben mehr“ von jocelyn saucier

BUCHTIPP

Jocelyn Saucier, Ein Leben mehr – Suhrkamp/Insel Verlag,  192 S.

Der Roman handelt von drei alten Männern, die einsam in den nordkanadischen Wäldern leben, die ihre Freiheit und die Natur lieben. Sie wollen vor allem ihren Lebensabend selbstbestimmen. Sie jagen, sie schwimmen, träumen vor sich hin und auch der Whiskey spielt eine grosse Rolle. Doch dieses gemütliche Dasein hat ein Ende, als ein jüngere Fotografin auftaucht und auf der Suche nach einem der Männer ist. Als auch noch eine zerbrechlich wirkende 80 Jahre alte Dame aufkreuzt, entsteht etwas zwischen diesen Menschen, das den Leser überrascht.

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Ein wunderbar warmherziges, berührendes Buch voller Schönheit, ein Roman über Liebe, Schmerz und Kunst. Absolut empfehlenswert.

 

„Ein Leben mehr“ ist der vierte Roman der kanadischen Autorin Jocelyn Saucier und der erste, der auf Deutsch übersetzt wurde. Im Original erschienen ist er unter dem Titel Il pleuvait des oiseaux (OT) (XYZ éditeurs). Derzeit wird er verfilmt.

ISBN: 978-3-458-17652-7

 

Empfohlen von Barbara Häberlin, Buchhandlung Bücher-Insel, St.Gallen

birgit widmer zeigt „real and imagined“ (ar)

Unter dem Titel „real and imagined“ gibt es ab dem 25. September wunderschöne Skulpturen von Birgit Widmer zu sehen. Ausstellungsort ist das Appenzeller Volkskunde Museum Stein (AR). Am besten, man nutzt gleich die Gelegenheit und geht morgen auf die Vernissage ab 19 h. Wer jetzt keine Zeit hat, muss aber nicht traurig sein. Die Ausstellung läuft nämlich bis 28. Februar 2016.

 

Das Tolle an Birgit Widmers Holzskulpturen ist, wie ich finde, ihre Oberflächenbehandlung. Ihre Arbeiten sind nicht momumental, sondern klein und fein. Mit (wie es scheint) wenigen gekonnten Eingriffen am Holz arbeitet sie das Wesentliche ihrer Motive heraus. Der Ausdruck, der so entsteht, ist grandios. Gerade, weil dem Betrachter noch die Freiheit bleibt, sich Details hinzuzudenken. Alles in allem sind Ihre Arbeiten über die Masse lebendig. Klasse.

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Birgit Widmer ist 1964 in Flawil geboren. Nach dem Besuch der Schule für Gestaltung in St. Gallen arbeitete sie im Atelier in Bühler. Längere Aufenthalte führten sie nach Algerien und Finnland. Seit 1991 lebt und arbeitet sie in Gais. Birgit Widmer ist im Vorstand der Visarte Ost, welche jungen Kunstschaffenden im St. Galler Projektraum Nextex eine Aussstellungs- und Diskussionsplattform bietet. Im Rahmen eines Artist in Residence-Stipendiums des Kantons AR hat sie 2013 eine Zeit lang in Varkaus/Finnland verbracht. Dort hat sie sich stark dem Studium der Bildhauerei gewidmet sowie Projekte in einer Papierfabrik realisierte.

Worüber man nicht sprechen kann, darüber soll man zeichnen. (Birgit Widmer)

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Die Kuratoren der Ausstellung beschreiben Widmers Schaffen so: „Birgit Widmer ist bekannt für ihre feinsinnigen Zeichnungen und modellhaften Skulpturen. … das Spontane und Intime, wie es der Zeichnung eignet, möchte Birgit Widmer auf die Skulptur übertragen. Und so entwickelte sie ihr Konzept der Miniaturdarstellung. Es ist eine stille Welt, die uns die Künstlerin vor die Augen führt.“

 Website Birgit Widmer und zum Appenzeller Museum

 

versicherungen: tipps für kunstschaffende

Versicherungen auf Bedürfnisse zuschneiden!

Versicherungen… das ist so eine Sache für sich. Welche braucht man? Wieviel kostet so was? Welcher Anbieter ist für einen persönlich der richtige? Und stimmt es, dass die meisten Leute ohnehin „überversichert“ sind? Gerade Kunstschaffende, die oft selbstständig tätig sind und nicht automatisch vom Arbeitgeber die wichtigsten Versicherungsdinge geregelt kriegen, kommen hier gelegentlich ins Schwimmen. Ich habe mich mit Willi Baldegger unterhalten. Er hat  jahrzehntelange Erfahrung in der Versicherungs-Branche und berät auch Klienten aus dem Kunstbereich.

Langjähriger Versicherungs-Treuhänder

Willi Baldegger ist seit langem Versicherungs-Treuhänder

Was muss ich bei der Wahl meiner Versicherungen beachten?

Baldegger: „Zunächst sollte jeder Einzelne sein Risikoprofil mit einem Versicherungsprofi anschauen. Jeder sollte sich individuell in den Bereichen versichern, wo er für sich persönlich das grösste Risiko sieht und vor dem er sich am meisten fürchtet. Da kann man nicht zu sehr verallgemeinern.

Welche Risiken können das sein?

Baldegger: „Ein grosses Risiko bei Selbstständigen ist sicher die Arbeitsunfähigkeit infolge von Unfall oder Krankheit. Vor allem, wenn sie über längere Zeit dauert.“

Gibt es da eine „goldene Regel“, die man beherzigen sollte?

Baldegger: „Vom Grundsatz her sollte man DAS versichern, was sehr teuer werden kann. Beträge um die 500-1000 CHF… das kann man noch selbst bewerkstelligen. Aber ein Feuerschaden… oder wenn die Existenz der Familie betroffen ist.. da müsste man für Absicherung sorgen.“

Welche Versicherungen hältst du persönlich für sinnvoll?

Baldegger: „Meine Empfehlungen für Selbstständige wären – neben den Pflichtversicherungen: Erwerbsunfähigkeit, Familienschutz, Haftpflicht. Auch in die Altersvorsorge zu investieren ist sicher eine gute Sache. Aber das ist sehr von den finanziellen Möglichkeiten abhängig.  Man kann aber auch schon mit „Kleinvieh“ anfangen (100-200 CHF pro Monat) und in die Säule 3a einzahlen. Je jünger man anfängt, umso grösser wird die Wirkung. Wenn man mal 55 Jahre alt ist und  erst dann anfängt, bleibt nicht mehr viel Zeit… Trotzdem würde ich meinen: Ein jüngerer Künstler sollte primär einen eventuellen Arbeitsausfall versichern.

Wann ist eine Feuerversicherung ratsam?

Baldegger: Eine Feuerversicherung würde ich bei hohen Materialwerten empfehlen.

Materialwert ist aber nur der eine Aspekt, oder? Denn Materialien sind ja oft „günstiger“ als der eigentliche Wert eines Kunstwerkes…

Baldegger: Das ist tatsächlich ein Problem. Bei Kunstwerken kann man einen möglichen Gewinn in der Regel nicht versichern, nur den Materialwert und die Arbeitszeit. Wenn z.B. ein Bild verbrennt, das 2’000 CHF Materialwert hat und bei dem man 1’000 CHF für die Arbeitszeit verrechnet, sind das lediglich 3’000 CHF. Wenn das Bild schon verkauft war, z.B. für 15’000 CHF, und am Abend vor der Auslieferung brennt‘s und alles ist weg, dann werden die 15’000 fällig. Dafür braucht‘s aber die Vorlage eines Kaufvertrags oder, falls das Bild im Voraus bezahlt wurde, Quittungen.

Und ein Wort zum Schluss?

Baldegger: Jeder Mensch, hat andere Bedürfnisse. Daher sollte man sich beraten lassen, um die ideale Versicherungs-Zusammenstellung zu finden. Wenn man zum Beratungsgespräch kommt, wird zunächst der Bedarf aufgenommen. Dann schaut man, was schon da vorhanden ist, z.B. Krankenkassen-Versicherungspolicen usw… erst dann überlegt man sich, was für ein Handlungsbedarf entsteht und was man eventuell noch aufnehmen muss. Und auch, was man vielleicht „rauskicken“ kann. Sinnvoll ist sicher, Angebote von verschieden Anbietern zu vergleichen. Denn die Prämienunterschiede sind oft riesengross. Wer gibt schon gerne mehr Geld aus als unbedingt nötig? Ein neutraler Versicherungs-Treuhänder, der seine Dienste in der Regel kostenlos anbietet, kann da eine gute Ansprechperson sein.

Und zu guter LETZT: Da Versicherungen kompliziert sind, je nach Sparte und nach Kanton oder gar Gemeinde unterscheidlich geregelt sind, wendet man sich am besten für detaillierte Infos an die Berufsverbände. Hier eine Auswahl der wichtigsten:

Schauspiel/Theater: ACT, Berufsverband der freien Theaterschaffenden ACT sowie Schweizer Bühnenkünstlerverband SBKV

Bildende Kunst: Visarte, Berufsverband visuelle Künstler Schweiz Visarte

Tanz: DansSuisse, Berufsverband der Schweizer Tanzschaffenden Danssuisse

Musik: Verein Musikschaffende Schweiz Musikschaffende

Und wer sich einmal ganz generell informieren will, kann sich an Willi Baldegger wenden: willi.baldegger.beratungen@gmail.com

 

Schreibt mir! Mit welchen Versicherungen habt ihr gute Erfahrungen gemacht? Welche Anlaufstellen helfen kompetent weiter? Her mit euren Infos!