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Wo sich die Geister scheiden…

An abstrakter Malerei scheiden sich die Geister. Noch bis 1. Juni bietet Bignia Corradini jedem eine erneute Chance sich drauf einzulassen. Und zwar in ihrer Schau «Losgelöste Zentren» in Arbon.

Abstrakte Malerei gibt es seit rund hundert Jahren. Damals wie heute gehen die Meinungen darüber auseinander. Doch eine, die sich seit vierzig Jahren dazu bekennt, ist die Künstlerin Bignia Corradini.

Die gebürtige Zürcherin zog Anfangs der 70er, mit grade mal 21 in die deutsche Hauptstadt. Dort, in Berlin, studierte sie an der Hochschule der Künste Malerei. Zu Beginn waren ihre Arbeiten gegenständlich: Frauenkörper oder Vulkane. Aber schon in den 80ern kamen Abstraktes dazu, bis dieses innerhalb nur eines Jahres ganz die Oberhand gewannen.

Ups & Downs im Leben

Das, was die Künstlerin, deren Arbeiten unter anderem in der Kunstsammlung des Kantons Zürich oder dem Bündner Kunstmuseum vertreten sind, in ihren Werken erzählen will, sind Geschichten vom Leben. Vom Leben,  mit seines „Ups and Downs“, vom Agieren in menschlichen Beziehungen und vom Lauf der Zeit, der das Jetzt unmittelbar zum Schon-Nicht-Mehr macht.
Ihre Geschichten packt Corradini auf grosse und kleine Flächen. Mal runde, mal eckige. Und seit 1992 erschafft sie auch dreidimensionale «BildObjekte»: malerisch bearbeitete Zylinder, Kästen oder Kugeln, die sie in den Raum platziert.

Regelrechtes «Lebenswogen»

Wie die Künstlerin ihre Farben aufträgt, kommt auf die einzelne Geschichte an. Manchmal nutzt sie grafische Farbfelder. Die wirken wie Mosaiksteine oder das Innere eines Kaleidoskops, splittrig und wechselhaft wie das Schicksal selbst – und scheinen Bildern des Zürcher Malers Max Bill nahe zu stehen.

Blick auf Bignia Corradinis Arbeiten, bis Anfang Juni zu sehen in der „Galerie Bleisch“ in Arbon

In anderen Arbeiten setzt die seit nunmehr über 40 Jahren in Berlin lebende Corradini mit wildem Pinselschwung Farbbögen und Formfetzen auf die Bildträger. Es sind Formen, die sich verdrängen, begleiten oder bremsen. Ein regelrechtes «Lebenswogen» und wildes, pausenloses Ausloten des malerisch Möglichen – den Werken von Fritz Winter oder Kandinsky verwandt.
Ruhiger, doch im Wesen fast dringlicher, wirken daneben die «BildObjekte». Aus bemaltem Holz, Stahl oder Spiegelglas überwinden sie die Distanz zwischen flächigem Bildraum und Realraum. Tatsächlich brechen sie so in die echte Welt, die ja den Stoff für Corradinis Geschichten liefert, hinein und werden Teil davon.

Man kann von abstrakter Kunst halten was man will… aber für mich steht fest: Bignia Corradinis Arbeiten werden die Fan-Gemeinde dafür zweifellos vergrössern.

Bis 1. Juni
Mi bis Fr 14-18 Uhr, Sa 11-16 Uhr oder nach Vereinbarung

Adrian Bleisch
Grabenstrasse 2 · CH 9320 Arbon
T 071 446 38 90 · M 077 443 04 50

Sich wundern, sich ekeln oder überwältigt sein?

Kriterien fürs faire Bewerten künstlerischer Schöpfungen.

Schon oft habe ich mich mit unterschiedlichsten Personen fast leer diskutiert und in die Wolle gekriegt deswegen… Wegen der Frage, woran gute oder schlechte Kunst zu erkennen sei. Immer wieder war ich hilflos, weil  mir die rechten Begriffe im richtigen Moment fehlten und ich nur sagen konnte: „Das spürt man doch…“. Aber ha! Damit ist nun fertig. Dank eines super Beitrags von Christian Saehrendt in der NZZ kann ich nun auch mit handfesten Argumenten um mich schleudern. Ich will euch eine kurze Zusammenfassung der Kerngedanken daher nicht vorenthalten . Und für „Längerleser“ gibt es hier natürlich noch den Link zum offiziellen Beitrag.

Eine der allerbesten Sachen an Kunst finde ich persönlich ja, dass man über sie streiten kann. Es gibt – was die individuelle  Wahrnehmung anbelangt – wunderbarerweise kein richtig oder falsch. Jeder darf seine Meinung sagen. Aber wie auch sonst im Leben, will zielführender Meinungsaustausch…. (böse Zungen nennen das Streit)… gelernt sein…

Für diejenigen von euch, die Spass am fröhlichen Streiten haben – und ganz egal ob ihr praktizierende Kunstschaffende seid oder reine Theoretiker (wie ich) – sind die folgenden Sätze. Ich will ausserdem nicht auf dem Begriff „Streit“ verharren, sondern noch was anderes anstossen: Es geht darum, wie man als Praktiker sein eigenes Schaffen kritisch und distanziert einzuordnen lernt. Und es geht drum, sich als Theoretiker vom reinen „Gschpüri“ frei zu machen und bereit zu werden, auch Werken (Bildern, Kompositionen,  Texten…) objektive Anerkennung zuzubilligen, die dem persönlichen Geschmack so gar nicht entsprechen.

Seid überwältigt! Oder ekelt euch wenigstens!

Quintessenz von Saehrendts Text ist, dass Gegenwartskunst ganz allgemein um öffentliche Aufmerksamkeit buhlt. Und wie in allen Lebensbereichen gilt auch dort: Der Konsument wird erst dann aufmerksam, wenn ihn etwas aufrüttelt. Im Fall von Kunst kann das sein: Blasphemisches, Pornografisches, Ekliges, Kostbares und und und.

Hinzu komme der „Überwältigungseffekt“, der durch Dinge wie ungewöhnliche Räume (etwa Kirchen, Schwimmbäder oder Fabriken) oder biografische Inszenierungen (der Schöpfer des Werkes als „Knasti“, „Kranker“, „Missbrauchter“ usw…) erzielt werden könne.

Ich weiss ja nicht, wie es euch so geht. Aber ich persönlich erinnere mich tatsächlich an etliche Kunsterlebnisse, die mich primär noch heute bewegen, weil die Location eines Konzerts überraschend war, das Material einer Skulptur ekelerregend, der Vortragende eines Texte berühmt war… Oder es kam vor, dass ich auf eine Biografie „herein fiel“ und dachte: „Autsch. Kein Wunder, dass der Künstler so krasse Kunst macht… bei solchen privaten Erlebnissen….“

Wo die Message des Werkes an sich geblieben ist? Ups. Weiss ich nicht mehr. Die ist mir wohl irgendwie entwischt.

Kriterien zur Kunstbewertung

Jetzt muss ich aber noch rasch etwas einschieben: Kunst wird natürlich trotzdem nicht automatisch mies, wenn sie kostbare und widerliche Materialien nutzt, an überraschenden Plätzen stattfindet oder heikle Inhalte transportiert. ABER: Derartiges kann den Blick auf das Wesentliche verstellen. Daher ist es super, man kann mit handfesten Kriterien die Inhalte überprüfen.

Hier nun hilft Saehrendt einem weiter, indem er ein gutes Werkzeug in Gestalt eines Orientierungs-Dreieckes liefert. Alle Seiten dieses Dreiecks sind gleich bedeutend, leicht zu merken und heissen:

  • Authentizität (ACHTUNG! zuviel davon: Selbstbezogenheit/ zuwenig: unpersönlich)
  • Originalität (ACHTUNG! zuviel: wirkt bemüht/ zuwenig: muss mit Zitaten arbeiten)
  • Handwerkliches Können (ACHTUNG! zuviel: Effekthascherei/ zuwenig: Dilettantismus)

Endlich mal ein Werkzeug, das ich mir merken kann und immer logisch ableiten kann. Ab sofort werde ich damit also noch mehr als sowieso schon versuchen, künstlerische Artefakte und Ereignisse nach Form und Inhalt abzuklopfen und ob beides zusammenpasst.

Und ich habe keine Ausrede mehr, Werke aus reiner persönlicher Sym- oder Antipathie – anders zu bewerten, als es rein objektiv korrekt wäre….  eigentlich schade 🙂

 

 

Zwei in eins – Krautrock und Seelenbilder

Gleich zwei lohnenden Ausstellungen im Museum im Lagerhaus in St. Gallen! Bereits seit 20. August werden bislang unbekannte Bijoux des Künstlers Werner Baptista aus der museumseigenen Sammlung präsentiert. Und ab dem 28. August gibt’s unter dem Titel „Kunst, Krautrock und Tarot“ fantastische Bildwelten von Ausnahmekünstlers Walter Wegmüller zu bestaunen. Nicht verpassen!

Von Werner Baptista weiss man bis heute unglaublich wenig. Er wurde 1946 in der Schweiz geboren, ging mehrere Jahre zu See und strandete schliesslich in Paris, wo er bis zu seinem Tod im Jahr 2012 lebte. In Paris betätigte sich Baptista mehr oder weniger unentdeckt als Künstler, brachte offensichtlich auch die Erlebnisse seiner Seefahrer-Zeit  in Zeichnungen, Collagen und Acryl-Malereien zum Ausdruck. Man muss es als Glücksfall betrachten, dass Baptistas Nachlass von Paris aus den Weg nach St. Gallen gefunden hat. Denn als Autodidakt hat er es trotz anfänglicher Erfolge nie so recht in die Öffentlichkeit geschafft.

Über viele Jahre hinweg sind dennoch grossformatige, wunderbar-expressive Pastellkreide-Zeichnungen entstanden. Aber auch überbordende Notizbücher, wo auf jeder einzelnen Seite Collagen mit unterschiedlichsten Materialien zu finden sind. Oder grellbunte Acryl-Bilder mit dämonischen Fratzen und wilden Formen.

Werner Baptista: „Die ewige Nonne“, 26.08.1991© Museum im Lagerhaus

Werner Baptista, Ohne Titel (Skizzenbuch), 1999-2000 © Museum im Lagerhaus

Dämonische Fratzen – sowie noch vieles, vieles mehr – findet man auch im Werk des 80-jährigen Walter Wegmüller. Anlässlich seines runden Geburtstags zeigt das Museum im Lagerhaus eine gross angelegte Schau seines Lebenswerkes – und gibt dabei auch Einblicke in Wegmüllers unglaubliche Biografie.

Bilder aus dem Innersten

Als Kind von Fahrenden wurde er seinen Eltern bereits als Säugling geraubt und erlebte in den Kinderjahren unglaubliche Torturen als Verdingbub. Erst mit 21 Jahren fand er seine leibliche Mutter und damit auch seine tatsächliche Identität. Ohne den Genuss einer Schulausbildung, jedoch mit dem innigen Wunsch, seine traumatischen Kindheits-Erlebnisse zu notieren, begann er, sich nicht in Buchstaben, dafür in symbolhaften Bildern sein Inneres von der Seele zu schreiben.

Kein Wunder also, dass man in Wegmüllers Werken auf albtraumhafte Motive stösst, wie etwa den „Frontfüssler“ aus dem Jahr 1968/69 – eines seiner Hauptwerke. Aber man trifft auch auf Bilder voller Lebensbejahung, wie etwa die zahlreichen Seiltänzer-Arbeiten, in denen sich Wegmüller mutig den menschlichen Balance-Akten stellt.

Walter Wegmüller, „Frontfüssler“ 1968-69 © Walter Wegmüller

Walter Wegmüller, „Der Seiltänzer und Maler“,1994, Privatbesitz © Walter Wegmüller

Zugegeben: Diese Kunst ist weder leicht verdaulich noch entspricht sie dem, was dem Mainstream entspricht. Das ist aber auch nicht die Idee, denn das Museum im Lagerhaus ist für seine Ausrichtung auf Art Brut, Outsider Kunst und Naive Kunst bekannt. Und mit Walter Wegmüller und Werner Baptista wird es dieser Nische auf’s Beste gerecht.

Mein persönliches Statement

Was mich an beiden Künstlern so berührt, ist, dass man ihnen ihr inneres Ringen anmerkt. Wenn man vor den Arbeiten steht, spürt man, dass da vieles die Seele bedrängt und sich auf künstlerischem Wege nach aussen eine Bahn bricht. Von Baptista ist so wenig bekannt, dass man fast nur mutmassen kann, was ihm im Leben wohl alles passierte. Von Wegmüller hingegen weiss man genug, um als Betrachter jedem Bild die biografische Grundlage zuordnen zu können – das trifft.

Beide Ausstellungen laufen bis 12. November. Hier geht es zu den Öffnungszeiten

Kunst und ihre Preisgestaltung

Es passiert mir regelmässig, dass ich über die Preise staune, die – etwa auf Vernissagen – für Kunst verlangt werden. Gerade, wenn der ausstellende Künstler noch relativ unbekannt ist. Dann kann ich oft kaum nachvollziehen, wie diese Preise eigentlich zustande kommen. Was mir aber auch klar ist: Sogar die Künstler sind oft unsicher und fragen sich: „Welchen Preis darf ich eigentlich für meine Kunst verlangen?“ Denn anders als in der Wirtschaft, wo bei ähnlichen Produkten zum Beispiel Material- und Planungskosten verglichen werden können, ist das bei Kunst nicht möglich. Um für mich mal etwas Licht ins Dunkel zu bringen, habe ich nach Informationen über die Preisgestaltung für Kunst gesucht. Was ich gefunden habe und was mir davon spannend scheint, fasse ich hier zusammen. Etwas für Künstler, die sich unsicher mit ihren Preisen fühlen. Und für Käufer, die sich keinen Reim auf die Preisgestaltung machen können…

Viele machen Preise nach reinem Bauchgefühl. Das ist aber heikel. Denn schnell kann das Bauchgefühl eine Bauchlandung nach sich ziehen. Weil:

Gedanke (1): Grundsätzlich kann man sagen: Sobald ein Preis einmal festgelegt wurde, kann er, verständlicherweise, eigentlich immer nur nach oben korrigiert werden. Eine Absenkung lässt sich fast nie stimmig begründen. Denn womit will man einem Käufer auch erklären, dass ein Werk über Jahre hinweg nicht nur NICHT im Wert gestiegen ist, sondern sogar an Wert verloren hat. Na?

Gedanke (2): Dem Käufer, dem sowas passiert, geht zu Recht das Vertrauen verloren und er wird sich hintergangen fühlen. Denn immerhin hat er einst viel Geld für ein Werk hingeblättert. Und nun erkennt er, dass der gezahlte Betrag wohl nicht der Marktsituation entsprochen hat. Der verkaufende Künstler steht im schlimmsten Fall als Betrüger da.

Kunst in Schubladen gesperrt

Vor etlichen Jahren schon hat die Branche erkannt, wie schwierig es ist, halbwegs nachvollziehbare Preise für Kunst festzulegen. Aus der Not dieser Erkenntnis heraus, wurde gehandelt. Ein „Kunstkompass“ als weltweites Bewertungssystem wurde ins Leben gerufen. Der Kompass sollte durch Punkte-Verteilen nun dabei helfen, Künstler_inn_en zu klassifizieren und so deren Marktwert exakt zu bestimmen. Jährlich werden die 100 gewichtigsten Kunstschaffenden so ermittelt. Veröffentlicht wurden die Ergebnisse über Jahrzehnte hinweg in den Zeitschriften Capital und manager magazin. Seit April 2015 erscheint der Kompass neu beim Magazin Weltkunst.

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Das Prinzip ist einfach: Künstler_inn_en, die die meisten Punkte einheimsen, können so (zumindest theoretisch) auch die höchsten Preise am Markt verlangen. Berücksichtigt werden u.a. an welchen wichtigen Ausstellungen (documenta, Biennale usw.) ein Kunstschaffender teilgenommen hat. Auch die Mitwirkung an wichtigen Gruppenausstellungen fällt ins Gewicht oder ob es Rezensionen in bedeutenden Kunstmagazinen gab. Überdies zählt als Pluspunkt natürlich auch, ob Werke von einflussreichen Museen angekauft wurden – oder eben nicht…

Gedanke (3): Ich kann mich der allgemeinen Meinung nur anschliessen: Dieses System ist eine sinnvolle Sache, um die Marktsituation eines Künstlers zu bewerten. Tatsächlich ist ja der, der viel ausstellt und oft Eingang in die Medien findet, ein gefragter Mann oder eben eine gefragte Frau. Über die tatsächliche künstlerische Qualität, das Mass an Ästhetik oder auch den intellektuellen Gehalt einer Arbeit kann dieses System jedoch trotz aller Bemühungen keine Auskunft geben.

Wichtig: kritische Selbsteinschätzung

Gedanke (4): Trotzdem ist es gut, sich als Kunstschaffender mit diesem System zu befassen. Und mit den Gedanken, die dahinter stecken. Man bekommt so nämlich ein bisschen Gespür dafür, wie der Kunstmarkt tickt. Zudem kann man sich ein Bild davon machen, was mittel- und langfristig alles von einem erwartet wird.

Gedanke (5): Vielleicht ist dieses System überdies eine gute Sache für Leute, die noch wenig Erfahrung damit haben, Preise für ihre Werke zu definieren. Denn auch wenn Händler und Galeristen gute Ratgeber sein könne, ist es nie schlecht, ernsthafte eigene Überlegungen zu seinem Marktwert anzustellen.

Preisgestaltung für Kunst – Die Rechenformel

Hier nun der Vollständigkeit halber noch eine abschliessende Sache: Fast jeder Kunstschaffende weiss, nach welchen Formeln und Multiplikationsfaktoren die Verkaufspreise für Kunst berechnet werden. Hier dennoch ein Beispiel: Angenommen, ein Gemälde eines bestimmten Malers hat die Masse 100 cm x 200 cm und der Künstler verlangt dafür 12’000 CHF. Dann kann ein einfacher Faktor berechnet werden. Nämlich: Höhe des Bildes in Zentimetern PLUS Breite des Bildes in Zentimetern mit 40 multipliziert GLEICH 12’000 CHF. Wendet man nun die gleiche Rechnung auf ein Bild mit den Massen 100 cm x 80 cm an heisst das: 100 cm Höhe PLUS 80 cm Breite mit 40 multipliziert ergibt 7’200 CHF.

(Aber ACHTUNG: Die „40“ ist nur Beispiel für einen persönlichen Multiplikator. Ein anderer Kunstschaffender kann den Multiplikator „15“ oder „50“ für sich ansetzen. Wie hoch der Multiplikator angesetzt wird, hängt tatsächlich von Popularität, Nachfrage… eben den Kriterien des oben beschriebenen „Kompasses“ ab.)

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Durch die Rechnung mit dem Multiplikator ist es immerhin möglich, für jeden Künstler und für jede noch so unterschiedliche Technik einen Faktor zu ermitteln. Und dieser kann dann für die Arbeiten dieses einen Künstler verwendet werde. Damit werden zumindest mal die Werke einer Einzelperson untereinander vergleichbar.
Wer sich noch an anderer Stelle im Netz hinsichtlich der Preisgestaltung für Kunst umgucken will, findet hier gute Infos: Preisrechner sowie unter Kunst Mentoring

Und wer neugierig auf das erwähnte System, den „Kunstkompass“ geworden ist, kann hier noch vertiefte Informationen nachlesen: Kunstdunst

„Wir machen keine Kunst! Wir machen Probleme!“

Ein Gespräch mit Frank Riklin 

 „Ich komm‘ sofort – mach’s dir bequem – ich hole noch was – magst du einen Kaffee – Patrik musste wegen was Dringendem nach Zürich – er sagt sorry dafür – gleich bin ich da…“ Frank, die neun Minuten ältere Hälfte des konzept-künstlerischen Zwillingspaars Frank & Patrik Riklin fegt durchs „Atelier für Sonderaufgaben“. Dann schnappt er sich den Stuhl mir gegenüber und lächelt schelmisch. „Also, was willst du wissen?“ Oh, ne ganze Menge! Fangen wir einfach mal vorne an…

Frank, du und dein Bruder Patrik seid mittlerweile bekannt wie bunte Hunde. Man weiss viel über eure Projekte – vom „Kleinsten Gipfeltreffen der Welt“ bis zum „Null Stern Hotel“. Die Medien lieben euch. Was gibt es zu erzählen, das kaum jemand weiss? Unsere Anfänge sind vermutlich relativ unbekannt. Wir sind als die beiden Jüngsten in einer Familie mit sechs Kids aufgewachsen. Unsere Eltern liessen uns viel machen, ausprobieren…. Dass wir heute in der Konzeptkunst gelandet sind, hat ganz klar was mit unserer Kindheit zu tun.

Alltag Agentur Maurus Hofer

Frank & Patrik Riklin (®Marcus Gossolt)

In wie fern? Vom neunten bis zum 18. Lebensjahr haben wir im St. Galler Staatswald Strebel hinter dem Rosenberg verschiedene Hütten gebaut. Diese „Hüttenbauerei“ war quasi unsere erste „Sonderaufgabe“. Begonnen hat alles, unserem jungen Alter entsprechend, mit kleinen Ästen und einer Wärmedämmung aus Laub und zerknülltem Zeitungspapier. Mit 18 waren wir soweit, dass wir Fundamente in den Hang betonierten und Waldhütten bauten, eigentlichen waren es Häuser, in denen wir sogar wohnten. Bis uns die Baupolizei einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Wir lebten da völlige Anarchie… und unsere Eltern haben uns das erlaubt.

Elf Jahre Hütten bauen ist eine lange Zeit. Was hat euch so daran gereizt? Der Antrieb war das Geheime: Das Bauen ohne zu fragen. Die Fantasie in die Wirklichkeit zu holen. Dieses Element hat uns später auch in die Kunst getrieben. Die Erfahrung, dass Ideen nicht nur auf dem Papier leben, sondern dreidimensional in die Welt gesetzt werden können, fasziniert uns nach wie vor.

Ihr habt dann nach der Schule beide getrennt eine Hochbauzeichnerlehre gemacht. Im Anschluss habt ihr an verschiedenen Orten Kunst studiert. Ja, wir mussten uns wohl als Zwillinge erst auseinander dividieren, bevor wir zusammenfinden konnten. Oft gab es starke Rivalitäten zwischen uns.

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EinBlick ins „Atelier für Sonderaufgaben“

Erinnerst du dich noch an…mmmh…nennen wir es mal: „Projekt X? Das erste wirklich gemeinsame Projekt eurer Laufbahn?  Aber ja. 1998 kam es zur ersten freien gemeinsamen Arbeit unter dem Titel „79 Schlafzimmer“. Da wollten wir eine gerade geborene Idee unmittelbar und innert drei Tagen umsetzen.

Was habt ihr gemacht? Wir klingelten bei 79 ausgewählten Menschen an der Haustür und baten darum,  dass sie ihr eigenes Schlafzimmer für zehn bis 30 Sekunden filmen. Dafür haben wir  unsere Kamera an der Haustür abgegeben,  liessen die Leute filmen, bekamen die Kamera zurück und gingen weiter. Fast alle haben mitgemacht. Durch diese Arbeit haben wir den Finger auf das Thema Voyeurismus gelegt – und den Voyeurismus schliesslich unterwandert.

Kurze Zwischenfrage: Warum gerade 79?  Weil man mit 79 Personen die Bevölkerungsverteilung der Stadt St.Gallen abbilden kann: Mit dieser Anzahl kann man repräsentativ aufzeigen, wie viele Reiche, Arme, Ausländer, Künstler usw… hier leben.

Okay, danke. Und wie ging es mit dem Projekt weiter?  Wir haben die Aufnahmen zu einem filmischen Ornament zusammengeschnitten und beschlossen, diese Filmarbeit genau ein einziges Mal zu zeigen. Und zwar im Lagerhaus hier in St.Gallen. Da gibt es ein Treppenhaus mit 79 Stufen. Auf jede Stufe klebten wir den Namen eines „Akteurs“. Am Treppenende war dann der Film zu sehen – allerdings ohne Hinweis, welches Schlafzimmer von welcher Person stammt. Die Zuschauer konnten nur spekulieren. Ihre Hoffnung zu erfahren, wie etwa das Schlafzimmer des Stadtpräsidenten aussieht oder ob ein Banker kreativer eingerichtet ist, als zum Beispiel ein Künstler, wurde nicht gestillt. Die Intimsphäre der Einzelnen blieb gewahrt.

Kunst ist nicht zum Selbstzweck da

Kann man den Film heute noch anschauen? Vom Film haben wir 79 Kopien angefertigt, die zum Kauf angeboten wurden. Allerdings sind alle zwischen zwei Metallplatten verschraubt. Man kann den Film folglich nicht anschauen, ausser, man zerstört das Werk. Aber auch dann gibt es nicht das zu sehen, was man sich erhofft. Denn auf dem verkauften Video sind nur Patrik und ich im Bett zu sehen. Wie gesagt: Der Film war dazu gemacht, nur ein EINZIGES Mal gezeigt zu werden… und dabei bleibt es.

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verschraubt: Nr. 65 der „79 Schlafzimmer“

Ihr habt schon damals keine halben Sachen gemacht! Wie sieht es jetzt, fast 20 Jahre später, mit euren künstlerischen Ansätzen aus? Wir sagen: Kunst braucht eine Funktion, die ein reales Verhältnis mit anderen Teilsystemen schafft. Unsere Kunst ist nicht zum Selbstzweck da. So betrachtet, machen wir keine Kunst, wir machen Probleme. Probleme sind für uns Zustände, Dinge offen zu legen. „Probleme“ sind verkleidete Möglichkeiten. Wir wollen nichts wegschieben, sondern mit dem Problem arbeiten. Da sind Überraschungen drin.

Was passiert, solltet ihr doch mal an den Punkt kommen, wo ihr keine „Probleme“ mehr macht? Naja, dieser Tag liegt hoffentlich in weiter Ferne (schmunzelt). Bisher haben wir kein einziges Projekt, das nicht Konflikt und Reibung auslöst. Wenn es jemals so weit kommen sollte,  sind wir nicht mehr die Künstler, die wir sein wollen. Unser Anspruch ist, was zu bewegen. Wenn das nicht mehr so ist, sind wir nur Dienstleister, die tun, was andere wünschen.

 

Und zum SCHLUSS natüüürlich:

Vielen Dank an Frank und Patrik Riklin: Dafür, dass ihr das Gespräch trotz wichtiger „To dos“ in Züri nicht abgeblasen habt. Und dafür, dass sich deshalb einfach Frank die Zeit für mich genommen hat. Danke für all die spannenden Infos. Und für den Kaffee!

Hier gibts noch mehr: Atelier für Sonderaufgaben, Die Zukunft gehört den Artonomisten, SRF: Freigeister unter freiem Himmel oder in diesem Blick-Bericht

 

(Bilder: freundliche genehmigt durch Frank und Patrik Riklin)

Annina Thomann, St. Gallen (SG)

Wer Annina Thomann ist: Annina Thomann (*1987) studierte an der Hochschule der Künste Bern und der Universität Bern, zudem absolvierte sie im Rahmen des Erasmus-Austauschprogrammes ein Semester an der Rietveld Academy Amsterdam. Seit dem Schuljahr 2016/2017 unterrichtet sie im Vorkurs für Jugendliche an der GBS St.Gallen. Sie arbeitet im Vorstand der Visarte Ost und ist mitverantwortlich für das Programm des Kunstraum Nextex. Annina Thomann stellte bereits in zahlreichen Gruppenausstellungen aus, darunter bei den Kunstwegen 2017 in Pontresina, 2016 im Kulturort Weiertal, Winterthur, im Jahre 2014 beim Artfestival, Glasgow und den Maiblüten, Berneck SG sowie 2012 in der Galerie jonkergow kunstwerk in Amsterdam. 2016 erhielt Annina Thomann einen Werkbeitrag der Stadt St.Gallen.

Annina Thomann – Ausschnitt aus der Werkserie «to build»

 

Über die Werkserie «to build»

Aus stabil wird labil, aus genormt wird verformt. Für die Werkserie «to build» arbeitete die St.Galler Künstlerin Annina Thomann mit Industriekeramik. Sie verwendete standardisierte keramische Bausteine als Ausgangsstoff für materielle, formale und räumliche Experimente. Backsteine werden in der Industrie in grossen Mengen und immer gleichen Massen gefertigt. In Ziegeleien wird aufbereiteter Ton in die richtige Form gepresst, in der richtigen Länge zurecht geschnitten, getrocknet und anschliessend gebrannt. In diesen hochtechnologischen Herstellungsprozess greift Annina Thomann ein. Sie lässt andere Abschnittsgrössen zu und setzt die weichen Rohlinge unterschiedlichen Krafteinwirkungen aus. Die unterschiedlich langen Quader werden zerteilt, fallen gelassen, geworfen, gedrückt und gequetscht. Durch die Krafteinwirkung biegen sich die Backsteine und wölben sich. Sie sacken zusammen und sind in sich verdreht. Das ursprünglich glatt verarbeitete Material reisst ein. Mitunter entstehen einzelne grosse Risse, die den Stein beinahe zu spalten scheinen. An anderen Stellen gibt es viele feine Risse in gleicher Richtung. Was in der Industrie als Fehler und somit als Ausschuss deklariert werden muss, sorgt in der künstlerischen Arbeit Annina Thomanns für Dynamik und neue Ansichten eines alltäglichen Materials. So zeigen sich entlang der Fabrikations-bedingten Rillen nun Faltungen. Ihr sanfter Schwung kontrastiert mit der ehemaligen Blockform des Backsteines.

Zerfall als Teil des Formungsprozesses

Nicht nur die äussere Form der Backsteine erfährt Transformationen. Annina Thomann lenkt den Blick auch auf das Innenleben der Backsteine. Aus rechteckigen Löchern werden im Zerteilungsprozess dreieckige Schächte oder langgezogene Rechtecke. Insbesondere bei den kleineren Backsteinen zeigen sich verzerrte Öffnungen. Sie erlauben neue Durchblicke und einen unterschiedlichen Lichteinfall. Der Zufall ist selbstverständlicher Bestandteil dieser Formungsprozesse. Er wird nicht nur zugelassen, sondern bewusst integriert. Dennoch bleibt die ursprüngliche Gestalt des Massenproduktes immer ein Teil der neuen Körper und neuen Binnenformen. Die neuen Formen sind Variationen über ein Thema, das Konstanten wie Farbe, Materialität und Umfang festschreibt, aber ungeahnte Modifikationen der Gestalt zulässt.

«to build» ist nicht nur eine Arbeit über das Verformungspotential der normierten Backsteine, sondern auch über Architektur und Konstruktion.

(Text: Kristin Schmidt – anlässlich der Verleihung des Werkbeitrags 2016 an Annina Thomann)

Zusätzliche Infos zur Künstlerin Annina Thomann und ihrer Arbeit finden sich in diesem Tagblatt-Bericht!

Vom Bild im Kopf zum Bühnenstück

„Was am Schluss auf der Bühne ist, darf anders sein, als das, was ich beim Schreiben im Kopf dazu gesehen habe.“, findet Autorin Rebecca C. Schnyder. Mitte September wird ihr preisgekröntes Stück „Alles trennt“ in der St. Galler Kellerbühne uraufgeführt. Rund zwei Monate vor der Premiere sprach das rothaarige Energiebündel über Traumbesetzungen und Finanzierungs-Knacknüsse.

Rebecca, im Herbst kommt dein neues Bühnenstück Alles trennt zur Aufführung. Wie lange ist dieses Projekt bereits in der „Pipeline“? Oh, schon eine ganze Weile. So richtig nahm die Idee, die Inszenierung des Stücks voranzutreiben, aber 2015 an Fahrt auf.

Gab es einen bestimmten Auslöser? 2015 wurde Alles trennt zum Heidelberger Stückemarkt eingeladen. Das ist ein renommiertes Festival für neue Dramatik,  welches seit 1984 durchgeführt wird. Jährlich werden dort im Rahmen eines Wettbewerbs weit über hundert Werke beurteilt und sechs erhalten eine Einladung zum Festival. Ausserdem werden die eingeladenen Stücke mit einer szenischen Lesung und Autoren- Gespräch der Öffentlichkeit vorgestellt. Als Alles trennt eingeladen wurde, war meine Motivation gross, nun auch richtig damit auf die Bühne zu gehen.

Mit wem setzt du denn dein Projekt um? Seitens Inszenierung/Dramaturgie/Regie sind wir wieder mal als Formation der „Freirampe“ unterwegs. Wir haben bereits 2014 zusammengearbeitet, was sehr gut lief. Und was die Besetzung angeht, haben wir unser „Dream-Team“ gewinnen können. Es besteht aus Doris Strütt vom Kellertheater Winterthur, Judith Koch und Romeo Meyer.

Traum-Trio: Romeo Meyer, Doris Strütt & Judith Koch

Ein Trio als Besetzung klingt nach einer inhaltlichen Dreiecks-Kiste. Eine Dreiecks-Kiste ist es schon irgendwie. Aber anders, als vielleicht erwartet. Prinzipiell geht es um eine hochproblematische, symbiotische und stark auf Macht und Druck angelegte Mutter-Tochter-Beziehung. Und es geht darum, wie ein junger Mann in diese Konstellation hinein katapultiert wird und was dann daraus entsteht….

Wie fühlt es sich an, wenn eine Idee, die man so lange alleine ausgefeilt hat, praktisch von anderen „übernommen“ wird und einen zusätzlichen Drive bekommt? Die Umsetzung auf der Bühne ist ja eigentlich die Erfüllung der Arbeit, da ein Drama nicht als Lese-Stück angelegt ist. Das bedeutet: Selbst, wenn es fertig geschrieben ist, ist es noch nicht fertig. Ich verfolge den Ansatz, dass das, was der Regisseur daraus weiter macht, zwar sein kann, aber nicht sein MUSS, was ich beim Schreiben im Kopf gesehen habe. Und Stefan Camenzind, der das Stück nun inszeniert, vertraue ich voll und ganz.

Zum Schluss noch eine Sache: Das Stück ist da, die Crew ist da… sind denn auch die nötigen finanziellen Mittel für die Umsetzung da? Uff, das ist vermutlich die einzige Knacknuss bei der ganzen Sache. Bei Theater-Produktionen ist die Finanzierung ein echtes Problem. Die ist immer schwierig zu stemmen. Aktuell haben wir daher auch eine Crowdfunding-Kampagne am Laufen, weil wir damit schon einmal tollen Erfolg hatten. Mal abwarten, ob es auch diesmal klappt. Falls nicht, suchen wir eine andere Lösung. Bisher haben wir immer noch eine gefunden.

Danke Rebecca C. Schnyder für die spannende Unterhaltung. Und viel Erfolg beim Crowdfunding. Wer die Produktion von Alles trennt unterstützen will, kann dies übrigens noch bis Mitte September tun. Und zwar hier: 100-days

 

Zum Inhalt von Alles trennt
von Rebecca C. Schnyder

„Zwei für ein Ganzes“: Seit Renata von ihrem Mann verlassen wurde, zählen für sie nur noch der Alkohol und die Beziehung zu ihrem Kind. Um ihre Tochter Lina immer mehr an sich zu binden, zwingt Renata ihr deshalb ein rigides Ordnungssystem auf. Und so beschränkt sich Linas Leben auf die halbtätige Arbeit in der Fabrik, den wöchentlichen Einkauf und auf das Sortieren der zahlreichen Pfandflaschen. Allein ihre Fantasie – angeregt durch Werbeslogans aller Art, welche ihre Weltansicht und Kommunikation formen – verschafft kleine Ausflüchte aus der Struktur. Als eines Tages der Jurastudent Leo auftaucht, um eine Räumungsklage vorbeizubringen, droht die strikte Ordnung zwischen Mutter und Tochter jedoch zu bröckeln.

In kurzen, zarten Episoden entwickelt die Autorin ein zerstörerisches Spiel um Schuld und Sühne und eine berührende Geschichte, in der die Sehnsucht nach individueller Entfaltung Überhand gewinnt, bis der Bruch im „Ganzen“ nicht mehr zu kitten ist.

 

Spieldaten Alles trennt

(Bilder: Rebecca C. Schnyder)

Roman Rutishauser: Im musikalischen Container vor Anker gehen

Roman Rutishauser, Musiker und Kunst-Querdenker, begeistert sich für vieles: Für‘s künstlerische Mobil-Sein ebenso wie für‘s Agieren im öffentlichen Raum. Ausserdem liebt er das Wasser, was mit begründet, dass er seit ein paar Jahren auch ein Atelier in Venedig sein eigen nennt. Seit Mai ist er neuerdings in einem alten roten Hochsee-Container vor Anker gegangen. Und zwar im St. Galler Lattichquartier. Weiterlesen

Bárbara Nimke-Giger, Herisau (AR)

Wer Bárbara Nimke-Giger ist: Bárbara Nimke-Giger hat in Spanien das Goldschmiede-Handwerk mit Schwerpunkt zeitgenössischem Schmuck/Autoren-Schmuck erlernt. In den vergangenen Jahren hat sie an verschiedenen Ausstellungen teilgenommen. 2007 erhielt sie den Förderpreis des Sarganserlandes. 2016 realisierte mit fünf weiteren KünstlerInnen die Gruppenausstellung „Häutungen“ im Schloss Werdenberg. Die Künstlerin lebt und arbeitet momentan  in Herisau und St. Gallen.

 

Objekt aus Silber ( ca. 7 x 8 cm) – unten noch sichtbar: die Giesskanäle

 

Über ihr Schaffen

„Egal ob es eine gute oder eine schlechte Erinnerung ist – ich meine, einen Teil der Erinnerungen, sollte man auch loslassen können.“. (Bárbara Nimke-Giger)

Auch wenn Barbara Nimke offensichtlich „leichtfertig“ mit Erinnerungen umgeht, sind es doch gerade diese, die einen Grossteil ihres künstlerischen Schaffens prägen. Denn um das Erinnerungen-Zulassen sowie das Lebendig-Halten von Erlebnissen und Menschen, die längst aus dem eigenen Lebenskreis entschwunden sind, geht es der Künstlerin fast in jeder Arbeit. Dafür nutzt sie Textilien, die zart und vergänglich sind sowie langlebige Metalle. So vereint sie den Gedanken von Vergehen und Bestehen gleichermassen in ihren Werken.

Vergängliches Textil – zeitüberdauerndes Metall

Nach ersten künstlerischen Schritten in der Goldschmiederei kam Barbara Nimke zunächst wie durch Zufall ans Textile und befasste sich über längere Zeit mit Stickarbeiten. Aktuell kehrt Nimke in ihren Arbeiten vom Textilen zurück zum Metall, resp. bringt die Materialien auf ungewöhnliche Weise miteinander zusammen. Dafür wählt sie aus Stoffen, die für sie eine besondere Bedeutung haben, bestimmte Ausschnitte aus. Das kann ein altes Tischtuch ihrer Grossmutter sein oder eine Jacke, die sie im Urlaub gekauft hat. In einem aufwändigen Verfahren erschafft sie aus Ausschnitten und Fragmenten dieser Erinnerungsstücke Gussvorlagen. Zuletzt „giesst“ sie diese Textilien zu metallenen Medaillons, beispielsweise aus Tombak, Bronze,  Aluminium oder Silber.

 

 

„Geiler Block“ – Kunstspektakel in Trogen

Bigger, better, ELEPHANT – so könnte man die zweite Auflage des „Geilen Blocks“ wohl beschreiben. Nachdem Kunstfigur Leila Bock (alias Künstlerin Anita Zimmermann) bereits 2015 einen Haufen Kunstschaffender zusammengetrommelt hat, um in einem Abrisshaus im St. Galler Rotmonten-Quartier Kunst mal richtig krachen zu lassen, macht sie nun Trogen unsicher. Ab HEUTE, 9. Juni um 18.30h ist es wieder soweit. Hier weitere Details…
Leila Bock hat 30 KünstlerInnen von Berlin über Zürich bis nach Appenzell eingeladen, im leerstehenden ehemaligen Versandhaus Cornelia an 3 Wochenenden im Juni auszustellen. Freitag und Sonntag werden jeweils „Schnörkel-Texte“ vorgetragen.

Schnörkel-Texte

Für diese Texte hat Leila Bock hat ‚Freunde von Künstlern’ angefragt, einen Schnörkel-Text zu schreiben und dem Publikum vorzutragen. Über, wie es auf der Website heisst „ein Thema, das schon lange für eine Rede parat war, etwas Schönes, Wichtiges oder Unwichtiges, frei Erfundenes, wenn nicht sogar Unwahres, etwas Überflüssiges, so wie die Schnörkel der Fraktura-Schriften, unsinnig und unlogisch Schönes.“ Am Samstag hat es Musik an der Bar und am Sonntag gibt es Frühstück.

„botanico“ (Stefan Rohner)

Mit von der Partie sind übrigens unter anderem Andrea Vogel, Stefan Rohner, Christian Hörler und viele mehr…
Hier findet sich der Info-Flyer von Geiler_Block_2017 zum Downloads.