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Sich wundern, sich ekeln oder überwältigt sein?

Kriterien fürs faire Bewerten künstlerischer Schöpfungen.

Schon oft habe ich mich mit unterschiedlichsten Personen fast leer diskutiert und in die Wolle gekriegt deswegen… Wegen der Frage, woran gute oder schlechte Kunst zu erkennen sei. Immer wieder war ich hilflos, weil  mir die rechten Begriffe im richtigen Moment fehlten und ich nur sagen konnte: „Das spürt man doch…“. Aber ha! Damit ist nun fertig. Dank eines super Beitrags von Christian Saehrendt in der NZZ kann ich nun auch mit handfesten Argumenten um mich schleudern. Ich will euch eine kurze Zusammenfassung der Kerngedanken daher nicht vorenthalten . Und für „Längerleser“ gibt es hier natürlich noch den Link zum offiziellen Beitrag.

Eine der allerbesten Sachen an Kunst finde ich persönlich ja, dass man über sie streiten kann. Es gibt – was die individuelle  Wahrnehmung anbelangt – wunderbarerweise kein richtig oder falsch. Jeder darf seine Meinung sagen. Aber wie auch sonst im Leben, will zielführender Meinungsaustausch…. (böse Zungen nennen das Streit)… gelernt sein…

Für diejenigen von euch, die Spass am fröhlichen Streiten haben – und ganz egal ob ihr praktizierende Kunstschaffende seid oder reine Theoretiker (wie ich) – sind die folgenden Sätze. Ich will ausserdem nicht auf dem Begriff „Streit“ verharren, sondern noch was anderes anstossen: Es geht darum, wie man als Praktiker sein eigenes Schaffen kritisch und distanziert einzuordnen lernt. Und es geht drum, sich als Theoretiker vom reinen „Gschpüri“ frei zu machen und bereit zu werden, auch Werken (Bildern, Kompositionen,  Texten…) objektive Anerkennung zuzubilligen, die dem persönlichen Geschmack so gar nicht entsprechen.

Seid überwältigt! Oder ekelt euch wenigstens!

Quintessenz von Saehrendts Text ist, dass Gegenwartskunst ganz allgemein um öffentliche Aufmerksamkeit buhlt. Und wie in allen Lebensbereichen gilt auch dort: Der Konsument wird erst dann aufmerksam, wenn ihn etwas aufrüttelt. Im Fall von Kunst kann das sein: Blasphemisches, Pornografisches, Ekliges, Kostbares und und und.

Hinzu komme der „Überwältigungseffekt“, der durch Dinge wie ungewöhnliche Räume (etwa Kirchen, Schwimmbäder oder Fabriken) oder biografische Inszenierungen (der Schöpfer des Werkes als „Knasti“, „Kranker“, „Missbrauchter“ usw…) erzielt werden könne.

Ich weiss ja nicht, wie es euch so geht. Aber ich persönlich erinnere mich tatsächlich an etliche Kunsterlebnisse, die mich primär noch heute bewegen, weil die Location eines Konzerts überraschend war, das Material einer Skulptur ekelerregend, der Vortragende eines Texte berühmt war… Oder es kam vor, dass ich auf eine Biografie „herein fiel“ und dachte: „Autsch. Kein Wunder, dass der Künstler so krasse Kunst macht… bei solchen privaten Erlebnissen….“

Wo die Message des Werkes an sich geblieben ist? Ups. Weiss ich nicht mehr. Die ist mir wohl irgendwie entwischt.

Kriterien zur Kunstbewertung

Jetzt muss ich aber noch rasch etwas einschieben: Kunst wird natürlich trotzdem nicht automatisch mies, wenn sie kostbare und widerliche Materialien nutzt, an überraschenden Plätzen stattfindet oder heikle Inhalte transportiert. ABER: Derartiges kann den Blick auf das Wesentliche verstellen. Daher ist es super, man kann mit handfesten Kriterien die Inhalte überprüfen.

Hier nun hilft Saehrendt einem weiter, indem er ein gutes Werkzeug in Gestalt eines Orientierungs-Dreieckes liefert. Alle Seiten dieses Dreiecks sind gleich bedeutend, leicht zu merken und heissen:

  • Authentizität (ACHTUNG! zuviel davon: Selbstbezogenheit/ zuwenig: unpersönlich)
  • Originalität (ACHTUNG! zuviel: wirkt bemüht/ zuwenig: muss mit Zitaten arbeiten)
  • Handwerkliches Können (ACHTUNG! zuviel: Effekthascherei/ zuwenig: Dilettantismus)

Endlich mal ein Werkzeug, das ich mir merken kann und immer logisch ableiten kann. Ab sofort werde ich damit also noch mehr als sowieso schon versuchen, künstlerische Artefakte und Ereignisse nach Form und Inhalt abzuklopfen und ob beides zusammenpasst.

Und ich habe keine Ausrede mehr, Werke aus reiner persönlicher Sym- oder Antipathie – anders zu bewerten, als es rein objektiv korrekt wäre….  eigentlich schade 🙂

 

 

Welten aus Nebel und Rauch – Tine Edel zeigt „Inside the Grain“

„Da will ich mal rein klettern, mich umschauen. Nachforschen.“ Das waren so meine ersten Gedanken beim Blick auf die schwarz-weissen Fotografien, die Tine Edel unter dem Titel „Inside the Grain“ aktuell im Architekturforum Ostschweiz zeigt. Ihre Arbeiten auf Papier und Glas kommen im kleinen Format und frei von Effekthascherei daher. Vielmehr zeigen sie auf wenige Elemente reduzierte Bildwelten. Die allerdings scheinen wie aus Nebel und Rauch gemacht. Etwas gespenstisch. Und gerade drum umso reizvoller.

„Gespensterstuhl“, „Es kommt hervor“ und „Der Geist“ lauten tatsächlich auch drei der Werktitel, dieser über dreissig Stücke umfassenden Schau. Das wars dann von den Titeln her auch bereits in Sachen „Gespenstisch“. Allerdings vermitteln diese drei einen guten Eindruck, womit der Betrachter rechnen darf: Nämlich mit Bildmotiven, die zwar unserem Alltag entnommen sind, aber trotzdem nicht von dieser Welt zu stammen scheinen. Nicht so ganz jedenfalls. Was man sieht, entzieht sich den physikalischen Gesetzmässigkeiten irgendwie. Schwerkraft, Lichteinfall, Grössenverhältnisse? In Tine Edels Bildern lösen sich gängige Regeln auf…

Blick in neue Welten

Auf einer Arbeit schwebt beispielsweise ein Tisch durch die Luft. Er fliegt durch etwas hindurch, in etwas hinein. Aber was das ist? Man weiss es nicht. Auf einem weiteren Blatt befindet sich ein leuchtend heller Lichtspalt: Ist es ein Durchgang? Eine Zimmerecke, die aufbricht und sich öffnet zum Eintritt in eine neue Dimension?

„Tisch“ 2016 – Belichtung eines 8×10″ Papiernegativ. 24x30cm analoges Fotopapier von Adox

 

Solche und viele andere Ideen stellen sich ein, sobald man in die Bilder Tine Edels hinab taucht. Das ein oder andere übt geradezu  Sogwirkung aus und man fühlt sich verführt, über die Bildschwelle zu schlüpfen und sich selbst in diesen ungewöhnlichen hell-dunklen Räumen umzuschauen.

 

„Gespensterstuhl“ 2016 – Belichtung eines 8×10″ Papiernegativ. 24x30cm analoges Fotopapier von Adox

Analog experimentiert

Tine Edel erzielt diese Wirkung auf denkbar unspektakuläre Art: Sie experimentiert schlichtweg mit den vielfältigen analogen fotografischen Verfahren. Da werden die Möglichkeiten der Mehrfachbelichtung ausgelotet. Werden Entwicklerflüssigkeit und Fixierer mal gemischt, mal erhitzt. Werden Motive verschieden gross abgelichtet und nebeneinander komponiert. Die Arbeiten, die daraus entstehen und die sie teilweise nur mit Passepartout und ungerahmt an die Wände bringt, sind einfach beeindruckend.

Doch davon überzeugt man sich am besten selbst!

Noch bis 26. März ist die Ausstellung „Inside the Grain“ von Di-So jeweils in der Zeit von 14 – 17 Uhr geöffnet. Wo: Lagerhaus Architektur Forum Ostschweiz Davidstrasse 40 9000 St.Gallen

NICHT VERPASSEN!

Tine Edels Aktion im Architekturforum „Im inneren der Camera Obscura“
Am 18.3. von 12-16 h verwandelt sie dann den gesamten Ausstellungsraum in eine „Camera Obscura“. Dafür holt sie das Projektionsbild von aussen durch ein Loch im Fenster nach innen.

 

(Bilder: Daniela Rüegg, Abtwil – mit freundlicher Genehmigung von Tine Edel)

 

Martin Arnold Rohr, Rapperswil-Jona (SG)

Wer Martin Arnold Rohr ist: Der Künstler wurde 1951 in Staufen-Lenzburg (AG) geboren. Von 1975-1976 absolvierte er die F+F Kunstschule für experimentelles Gestalten in Zürich. In den Jahren 1978-1995 war er selbständiger Unternehmer in der Musikbranche. Seit 1995 ist Rohr freischaffender bildender Künstler und Mitglied von Visarte Zürich. Seine Arbeiten werden regelmässig in zahlreichen Ausstellungen in der ganzen Schweiz gezeigt und sind in öffentlichen und privaten Sammlungen vertreten. Martin Arnold Rohr lebt in Rapperswil und arbeitet seit Jahren überwiegend an grossformatigen Bildern. Mehr auf seiner Website!

Einzelausstellungen 1998 Galerie Dosch Zürich /1999 Künstlerhaus Freienbach, SZ /2000 Kontrast Galerie Wohlen,AG /2002 Galerie Bleiche Wald, ZH / 2003 Galerie Marlène Ottenbach, ZH /2004 Galerie Raum 62 Rapperswil,SG /2005 Galerie Die Halle Langnau, ZH/2007 Kulturparkett Kempraten-Jona, SG/2009 Galerie Wehrli Zürich /2009 Galerie Toni Müller Bern/2010 Kultur im Bahnhof St.Gallen /2011 Galerie Au-Premier Zürich (Galerie Bommer)/2012 Deposito Galleria arte moderna  Locarno TI /2013 Galerie zur grünen Tür Uznach/2014 Contrast Schaufenster Bern

Gruppenaustellungen (Auswahl) Ausbeute 2012  Kunstzeughaus Rapperswil /2012  KiaS  Kunsthaus  Zofingen/2013 ArtperArte Giubiasco/2014 Art-Dock Zürich/2014 Atelierausstellung ( Malerei zwischen Himmel und Hölle)/2016 Grosse Regionale Kunstzeughaus Rapperswil

o.T. – 170 x 220 cm – Acryl /Kreide Mischtechnik (2012)

 

 Über das Schaffen Martin Arnold Rohrs

Expressivität und konstruktive Elemente gelten in der Malerei herkömmlicherweise als polare Gegensätze.

Martin-Arnold Rohr aber fühlt sich gleichermassen zu beidem hingezogen, wendet sich periodisch diesen verschiedenen Werkgruppen zu, findet so zu ihrer Synthese. Dichte und Transparenz, Licht und dunkel gelangen in seinen Arbeiten zu einer spannungsgeladenen Bildfindung: „geometrisch“ einerseits – „formlos“ andererseits.

Gestisch expressive Malerei kann bei ihm durch das vielschichtige Auftragen von Farben zu einer monochromen Ordnung werden. Malen und Übermalen sind hier Grundprinzipien.

Rohrs Malerei folgt keinerlei mathematischen Kalkül oder gar einer übergeordneten Ideologie, sondern ist geprägt von seinem Wissen und Gefühl.

In dem er das Dunkle bewusst an den Anfang setzt, bleibt nur der Weg ins Licht. Einen unmittelbaren Bezug zur sichtbaren Wirklichkeit haben diese Bilder nicht, denn sie befinden sich in einem freien, abstrakten Raum. Seine Werke kann man so als Aufzeichnungen von Gefühlen und Emotionen deuten, oder diese  als eine Wiedergabe von Erfahrung und Empfindungen begreifen.

Kontakt
Atelier: Ziegelhofstrasse 5  8730 Uznach
Mail: arnold.rohr@bluewin.ch
Tel:  078 824 97 53

 

 

 

 

 

 

 

Markus Reich, Romanshorn (TG)

Wer Markus Reich ist: Markus Reich, geboren 1958 bei Bern, lebt und arbeitet seit über 25 Jahren am Bodensee. 1985 bis 2009 zahlreiche Kunstprojekte im Rahmen der heilpädagogischen Arbeit mit Menschen mit einer geistigen Behinderung. Seit 2009 Teilzeitarbeit in der Stiftung Kronbühl und freie künstlerische Arbeit. In den letzten Jahren fasziniert von der Kraft der kleinen Szenerie und der Herausforderung, sie fotografisch zu dokumentieren.

 

Bild_PUCK_MarkusReich

Still wohnen Augenblicke, Nr. 21

 

Markus Reich über die Werkserie „Still wohnen Augenblicke“:

„Zum einen sind da die Platanen. Sie säumen unsere urbanen Strassen und Plätze und wohnen duldsam der menschlichen Zivilisation bei. Zum andern sind es die Phänomene Erinnern und Vergessen, die seit Jahren mein künstlerisches Schaffen prägen.

Die Werkserie „Still wohnen Augenblicke“ ist in poetischer Weise dem rätselhaften Vorgang des Erinnerns gewidmet.

Auf ausgebleichten Blattgerippen und Zellstrukturen von Platanenblättern erscheinen Projektionen von Eindrücken und Bildern, die sich während vergangener Tage in uns eingeprägt haben mögen. Was bleibt vom verblühten Sommer, was treibt weiter, was verschwindet in der Dunkelkammer des Vergessens und ist dennoch immer noch irgendwo darin wohnhaft? Unter welchen Bedingungen prägt sich dieser eine Augenblick ein und wie entstehen in der Erinnerung unterschiedliche Versionen davon?

Die Fotografien bilden einen Augenblick des Erinnerns ab und werden konsequent nicht nachbearbeitet. Drei Elemente bestimmen die Aufnahmen: Der Erinnerungsträger – ein welkes Platanenblatt, die Erinnerung selbst als Bildinhalt und gebündeltes Licht, das die Erinnerung färbt oder ausbleicht. Die Arbeiten mit welkem Laub spüren zudem der Ästhetik von Vergehen und Wandel nach und beleuchten bewusst das andere Ende von Wachstum und Optimierung.“

 

Wer Arbeiten von Markus Reich live sehen will, hat noch bis 12. Februar die Gelegenheit dazu! Bis dann nämlich zeigt er in der Galerie vor der Klostermauer (St. Gallen) die Ausstellung „Still wohnen Augenblicke“. Weitere Informationen gibt’s unter www.klostermauer.ch , in diesem Zeitungsbericht und auf www.markusreich.ch

 

 

 

 

 

„Schnee Schaufeln“: Christian Hörler in der Kunsthalle Ziegelhütte

Er ist einer der wirklich spannenden jüngeren Künstler hier in der Ostschweiz – und schon lange kein Unbekannter mehr: Die Rede ist von Christian Hörler. Nun realisiert der in Wald lebende Kunstschaffende eine sich über drei Stockwerke ziehende Ausstellung. Zu sehen sind die zwei- und dreidimensionalen Arbeiten unter dem Titel „Schnee Schaufeln“ ab 27. November in der Kunsthalle Ziegelhütte in Appenzell. 

Tatsächlich sollte man die verschiedenen Werke jedoch nicht als „Einzelteile“ verstehen. Vielmehr, so informieren die Veranstalter „(..realisiert Hörler) einen vielteiligen raumbezogenen, plastischen, malerischen und zeichnerischen Werk-Weg“.

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Zu sehen in der Ziegelhütte…

Gegenwärtige Kunsttechniken, althergebrachtes Handwerk, persönliche Eindrücke und existentielle Überlegungen vereint Hörler innerhalb der Ausstellung in einem vielschichtigen Spannungsfeld. Detaillierte Informationen zum Schaffen Christian Hörlers mit zahlreichen Bildern und Texten liefert seine Website

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Hörler beim Einrichten einer Ausstellung im Frühling 2015

Hingehen, würde ich meinen! Zum Beispiel an die Vernissage am 26. November um 17 h. Oder während der regulären Öffnungszeiten. Die Ausstellung läuft übrigens bis zum 19. März 2017.

Hier die  Daten:

November – März
Di – Sa: 14 – 17 Uhr
So: 11 – 17 Uhr

Ziegeleistrasse 14, 9050 Appenzell
Tel +41 71 788 18 60
Fax +41 71 788 18 61
info@kunsthalleziegelhuette.ch

 

Bilder:
http://www.christianhoerler.ch/ (C) Fabien Diem  am 23.11.2016
http://www.nextex.ch/rueckschau/articles/kit.html am 23.11.2016

Ausstellungsperle mit den Smaragden des Radschahs…

Mal sachter Farbauftrag, dann wirbelnder Pinselstrich. Mal heftiges Farbspiel, daneben fast monochrom anmutende Bildflächen. Ob in gegenständlichen Bildern oder fast abstrakten Kompositionen: Der St. Galler Felix Stickel zieht in der Ausstellung „Der Radschah, die Hände voller Smaragde“ alle Register seines malerischen Könnens. Nix wie hin!

Ich bin ja sowieso immer wieder begeistert, wie viele wirklich gute Maler und Zeichner sich hier in der Ostschweiz tummeln. Aber die neuen Werke, die Felix Stickel im Architektur Forum im Lagerhaus zeigt, sind tatsächlich eine besondere Ansammlung von „Sahnehäubchen“. Stickel arbeitet mit einem Einfallsreichtum und einer malerischen Vielfältigkeit, die schlichtweg umwerfend sind.

Fotos in seiner Ausstellung im Architektur Forum in der Lagerhalle St. Gallen und in seinem Atelier in der Reithalle.

Felix Stickel in seiner Ausstellung im Architektur Forum (Bild: Florian Bachmann)

 

Ein Bild, das man vielleicht anfangs kaum bemerkt und dem man nur wenig Aufmerksamkeit schenken würde, ist in zartem Hellgelb gehalten, quadratisch, unaufdringlich. (Hiess es nicht „Zitronenbaum“…?) Bei näherem Hinsehen erkennt man allerdings, dass da keineswegs einfach ein bisschen Gelb auf einen Farbträger gepinselt wurde: Eine Landschaft wird deutlich, ein Baum. Je länger man davor steht, desto mehr Details zeichnen sich ab. Am Ende ging es mir so, dass ich dachte, in eine neblige Traumwelt abzutauchen… oder in eine Welt, die gerade in einem Sandsturm versinkt…

Geheimnisvoll und eindrücklich

Ein paar Schritte weiter links stösst man dann auf das Werk, welches dieser Ausstellung ihren Titel gab: „Der Radschah, die Hände voller Smaragde“. Hier springen dem Betrachter die Farben nur so ins Auge: sattes Grün, schimmerndes Blau, gedämpftes Gelb. Der Hintergrund selbst ist rostrot und zwei Gestalten scheinen die Bildmitte zu dominieren. Doch klare Gesichter, Hände? Fehlanzeige. Stickel präsentiert lediglich Konturen und verrät: „Eine der Inspirationsquellen für dieses Bild, war ein Foto. Darauf sind meine Grossmutter und ihre Bruder als Kinder beim Spielen zu sehen“. Und noch viel mehr steckt hinter diesem lust- und geheimnisvollen Titel. Wunderbare Worte dafür (und auch für die anderern Bilder dieser Ausstellung) findet Florian Vetsch in seinen vertieften Erläuterungen zu Stickel und seinem Werk. (Schön, dass man als Besucher den entsprechenden Text im Lagerhaus einsehen und mitnehmen kann.) Er schildert darin bildhaft, dass Stickel eben nicht nur hochkarätig in der künstlerischen Ausführung ist. Sondern wie umfassend und vielschichtig dessen Inspirationen sind und wie intensiv die Konzepterarbeitung im Vorfeld abläuft. Beeindruckend!

Ausstellungsdauer und Zeiten

Die Ausstellung läuft noch bis 30. Oktober im Architektur Forum Ostschweiz
Di – So, 14 – 17 h
Eintritt frei

Begegnung mit Bäumen – in der Baliere Frauenfeld

Vom 5. bis 28. März 2016 findet unter dem Namen „Des Thurgaus Bäume“ eine Ausstellung von Ralph Brühwiler in der Baliere Frauenfeld statt. Dabei zeigt der Autor und bildende Künstler ausgewählte Baumgruppen, die er jeweils in einer gegenständlich naturalistischen wie in einer expressiven Fassung mit Wachspastellen präsentiert. Vernissage ist am 4. März um 19 h.

Vor der Ausstellungseröffnung habe ich ein paar Fragen an ihn gestellt

Wie funktioniert für Sie der Spagat Texter/Journalist UND Maler/Zeichner? Das geht relativ gut. Ich habe nach intensiven Medienjahren 2012 entschieden, mir mehr Raum für Kreatives zu schaffen. Zwischen grossen Textaufträgen nehme ich mir nun bewusst Zeit zum Zeichnen und Malen. Ich habe früher in den Ferien oft gezeichnet. Und diese Ruhe, die ich dabei erfuhr, kommt nun wieder hoch, wenn ich mich in mein Atelierzimmer zurückziehe und am Zeichnen oder Malen bin.

EG Baliere

Ein Blick in die Ausstellung

Sie schultern ein Doppelpaket: „Freies Schaffen“ versus „Auftragsarbeit“. Ist das ein Kinderspiel? Es ist nicht leicht, dieses „Doppelpaket“ zu tragen, da die Auftragsarbeit als Autor nach wie vor den primären Lohnerwerb darstellt, auch wenn sich meine Bilder recht gut verkaufen. Aber ich könnte nicht von der Malerei allein leben, nicht nur aus finanziellen Gründen. Ich brauche auch die geistige Herausforderung, muss mich mit Kopfarbeiten beschäftigen. Wobei ich das Schreiben durchaus als einen ebenfalls sehr kreativen Prozess empfinde. Ich richte mir Freiräume fürs Zeichnen und Malen ein: das kann nachmittagsweise geschehen oder auch mal wochenweise.

Wie kam es zur Ausstellung in der Baliere Frauenfeld? Das aktuelle Baumprojekt hat seine Wurzeln in den zwei Jahren, in denen ich in Uttwil/TG wohnte. Ich wollte meinen „Heimatkanton“ näher kennenlernen und fuhr mehrfach kreuz und quer durch den Kanton. Dabei fiel mir dessen Baumvielfalt auf. Und so schälte sich das Projekt heraus, Bäume für eine 12er-Reihe zu suchen, zu finden und zu malen. Bewusst habe ich die Bilder zuerst in einer kleinen, relativ unbekannten Galerie in Uttwil gezeigt. Aber das Thema „Bäume“ ist es Wert, einem grösseren Publikum zugänglich zu sein. So suchte ich im Thurgau eine passende Lokalität. Ich bewarb mich bei der Frauenfelder Stadtgalerie und wurde von der Kuratorin Milena Oehy und der Dienststelle Kulturförderung der Stadt Frauenfeld berücksichtigt.

Gibt es schon neue Projekte? Zur Zeit bin ich voll mit den Vorbereitungen für die Ausstellung in der Baliere Frauenfeld beschäftigt. Zudem schliese ich dieses Jahr einen grösseren Textauftrag ab. Danach möchte ich mir wieder Raum und Zeit zum Malen haben. Im Vordergrund steht diesmal ein „Zürcher“ Projekt: Ich setze meine Konzeptreihe „Impression – Expression“ fort und schaffe Bilderpaare mit Sujets aus den 12 Zürcher Stadtkreisen. Dabei werden mir eigene, fotografierte Ansichten, die paarweise kohärent sein müssen, als Vorlage für meine Wachspastelle dienen.

Hier gehts zum Einladungsflyer und zur Website Baliere

Baliere: Lage und Anfahrt

 

Karl A. Fürer im Architektur Forum St.Gallen

Im Architektur Forum Ostschweiz an der Davidstrasse 40, St.Gallen wird am 25. Februar um 18.30 h eine Ausstellung eröffnet, die sich zu besuchen lohnt. Unter dem Titel «Vom Klang der Welt – Bilder und Objekte»zeigt Karl A. Fürer in einer retrospektiv konzipierten Ausstellung bis 20. März seine Werke.

Karl ist seit vielen Jahren als Künstler aktiv , hat aber auch junge Kunstschaffende als Lehrer unterrichtet und sie auf ihrem Weg zu einem eigenständigen künstlerischen Ausdruck begleitet.

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Die Ausstellungs-Vorbereitungen laufen auf Hochtouren….

Ab nächsten Donnerstag nun eröffnet im Architektur Forum St.Gallen eine Ausstellung, in der Fürer stark der Frage nachgeht: Wie lässt sich Musik künstlerisch darstellen? Denn seiner Ansicht nach klingt die Welt – und das muss man doch auch malen können!

Musik, als Kunstform, die eben noch besteht und dann im nächsten Moment bereits vergeht, übersetzt Fürer für sich in Bilder. Ganz der Intuition folgende mal er Farbklänge, bildet Töne mal hell, mal dunkel nach und führt dem Betrachter vor, wie Rhythmus und Bewegung einer Melodie in die bildende Kunst übertragen werden kann.

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Werke, die auf ihr Plätzchen warten.

Seine aus allen Schaffensphasen zusammengestellten Werke präsentieren sich so, wie die Organisatoren es formulieren, in einer „dichten, sinnlichen Inszenierung“.

Ausstellungseröffnung: Donnerstag, 25. Februar, 18.30 Uhr

26. Februar – 20. März 2016
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 14 – 17 Uhr

Städtische Ausstellung im Lagerhaus, Architektur Forum Ostschweiz, Davidstrasse 40, 9000 St.Gallen. Patronat: Stadt St.Gallen

Mehr Infos auf dem Flyer zur Ausstellung

 

 

Domenic Lang – neue Arbeiten im Dottenwil

Vor wenigen Wochen habe ich den Künstler Domenic Lang kennengelernt und muss sagen: Holla, der kann was! Ich durfte ihn in seinem „home“-Atelier besuchen. Und er hat sich Zeit genommen und mir seine facettenreiche Arbeit gezeigt. Von der Collage mit Legosteinchen bis hin zu Malereien in Öl. Vom 13. Februar bis 10. April zeigt er nun in einer Einzelausstellung was er so alles auf dem Kasten hat. Die Vernissage habe ich schon fest in meiner Agenda eingetragen. Diese beginnt übrigens am 13.2. um 17 h. Website Domenic Lang

Und wieso gehe ich hin? Ich bin gespannt, wie Domenic Lang dort seine sehr unterschiedlichen Arbeiten präsentieren wird. In seinem Atelier nämlich stehen monochrome Bilder von milchig-blauen Nebellandschaften neben feurigen Brand-Bildern in heissem Orange und Rot.

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Ganz nah: alles Lego. Aus der Ferne: Ruinenarchitektur – ganz malerisch.

Und er hat noch ganz andere Arbeiten in petto. Was er nämlich auch erprobt, ist das Spiel mit neuen Materialien, wie den schon erwähnten Legosteinchen. Aber auch Stickereistoffe oder – neuerdings – Materialien aus dem Modelllandschaftsbau (winzige Männlein, „Streugras“, Miniaturbäumchen und und und) finden Eingang in seine Werke. Mit ihnen entwickelt Lang grossformatige Gesichter, die sich jedoch in Wäldchen, Rasenflächen etc. auflösen – je näher man eben an den Bildträger herangeht.

Ich find‘ diese Arbeitsweise überraschend und mir gefällt das Verspielte daran. Ein Künstler, dessen weitere Entwicklung man auf alle Fälle verfolgen sollte!

Kroki Schloss3

 

Und hier noch die „Ausstellungs-Koordinaten“:

DOMENIC LANG „NEUE WELT“
(MALEREI, INSTALLATION) 

Samstag, 13. Februar, Vernissage 17 Uhr
Musikalisches: M. Lang, M. Toppius und M. Ehrbar

Einführende Worte: R. Zigerlig, Präsident der Stiftung Sitterwerk.

Öffnungszeiten unter dieser Website

birgit widmer zeigt „real and imagined“ (ar)

Unter dem Titel „real and imagined“ gibt es ab dem 25. September wunderschöne Skulpturen von Birgit Widmer zu sehen. Ausstellungsort ist das Appenzeller Volkskunde Museum Stein (AR). Am besten, man nutzt gleich die Gelegenheit und geht morgen auf die Vernissage ab 19 h. Wer jetzt keine Zeit hat, muss aber nicht traurig sein. Die Ausstellung läuft nämlich bis 28. Februar 2016.

 

Das Tolle an Birgit Widmers Holzskulpturen ist, wie ich finde, ihre Oberflächenbehandlung. Ihre Arbeiten sind nicht momumental, sondern klein und fein. Mit (wie es scheint) wenigen gekonnten Eingriffen am Holz arbeitet sie das Wesentliche ihrer Motive heraus. Der Ausdruck, der so entsteht, ist grandios. Gerade, weil dem Betrachter noch die Freiheit bleibt, sich Details hinzuzudenken. Alles in allem sind Ihre Arbeiten über die Masse lebendig. Klasse.

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Birgit Widmer ist 1964 in Flawil geboren. Nach dem Besuch der Schule für Gestaltung in St. Gallen arbeitete sie im Atelier in Bühler. Längere Aufenthalte führten sie nach Algerien und Finnland. Seit 1991 lebt und arbeitet sie in Gais. Birgit Widmer ist im Vorstand der Visarte Ost, welche jungen Kunstschaffenden im St. Galler Projektraum Nextex eine Aussstellungs- und Diskussionsplattform bietet. Im Rahmen eines Artist in Residence-Stipendiums des Kantons AR hat sie 2013 eine Zeit lang in Varkaus/Finnland verbracht. Dort hat sie sich stark dem Studium der Bildhauerei gewidmet sowie Projekte in einer Papierfabrik realisierte.

Worüber man nicht sprechen kann, darüber soll man zeichnen. (Birgit Widmer)

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Die Kuratoren der Ausstellung beschreiben Widmers Schaffen so: „Birgit Widmer ist bekannt für ihre feinsinnigen Zeichnungen und modellhaften Skulpturen. … das Spontane und Intime, wie es der Zeichnung eignet, möchte Birgit Widmer auf die Skulptur übertragen. Und so entwickelte sie ihr Konzept der Miniaturdarstellung. Es ist eine stille Welt, die uns die Künstlerin vor die Augen führt.“

 Website Birgit Widmer und zum Appenzeller Museum