Lukas Schneeberger, St. Gallen (SG)

Wer Lukas Schneeberger ist: 1983 geboren in Zürich, aufgewachsen in Fasnacht/ TG. Seit 2004 arbeitet und lebt der künstlerische Autodidakt in St.Gallen. Website Lukas Schneeberger

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Lukas Schneeberger über sein künstlerisches Arbeiten:

„Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand freiwillig malt oder zeichnet. Bei mir ist das ein innerer Zwang zu arbeiten. Ich arbeite 100% in meinem Tagesjob und muss danach noch ins Atelier arbeiten gehen. Die Meisten meinen immer, Malen sei eine Freude und ein Hobby. Es ist aber mehr ein innerer Zwang- ein Müssen. Malen ist körperlich und kognitiv anstrengend. Der Prozess ist kein angenehmer.

Da bei meinen Arbeiten alles schnell gehen muss und ich das Material verschwenderisch in grossen Mengen verwende, arbeite ich hauptsächlich mit Dispersion und Spraypaint und Acryl.“

 

Künstler entdecken – HEIMSPIEL-Doku-Stelle gucken

Alle drei Jahre findet in der Ostschweiz ein öffentlich ausgeschriebener Kunstwettbewerb für die bildenden Künste statt. Er heisst HEIMSPIEL. Künstlern, denen es gelingt, die Jury von ihren Arbeiten zu überzeugen, winkt die grosse Chance, in einem etablierten Museum ein Werk auszustellen. Dass dabei natürlich nur ein Bruchteil der über 460 Bewerber zum Zuge kommt, ist klar. Doch auch die anderen erhalten eine Plattform für die Präsentation ihres Wirkens: Im Rahmen einer für das Publikum zugänglichen Doku-Stelle! Dieses Jahr ist diese im Nextex St.Gallen. DIE Gelegenheit für Kunstinteressierte, noch unentdeckte Talente aufzuspüren.

Ab 11. Dezember bis 21. Februar 2016 gibt es an vier Tagen in der Woche die Möglichkeit, hunderte von Dossiers zu durchschmökern und sich einen fabelhaften Überblick über das intensive Kunstschaffen der Ostschweiz zu verschaffen. Ich persönlich finde es eine klasse Gelegenheit, sich einmal ausserhalb eines Museums eine eigene Meinung zu Kunst zu bilden. In Museen hat man ja meistens den Druck, alles , was gezeigt wird, als Kunst zu wertschätzen. Selbst dann, wenn man nichts damit anfangen kann. Aber irgendein Kurator hat einem das nun vor die Nase gesetzt. Und ausserdem hat man teuren Eintritt bezahlt. Das Kunstwerk kritisch zu hinterfragen traut man sich fast garnicht mehr….

Freiraum für die eigene Meinung

Die Doku-Stelle hingegen gibt Raum, nach Lust und Laune zu gucken, zu bewundern und auch verständnislos den Kopf zu schütteln. Dabei ist sie in diesem Jahr fast selbst sowas wie ein Kunstwerk. Mittels einer Holzinstallation, die ein bisschen an einen riesengrossen Gartenzaun erinnert, werden alle Dokus knapp unter der Decke aufgereiht. Man muss also etwas Engagement an den Tag legen, um sich der Kunst anzunähern: nämlich hinauf klettern und sich ein auserwähltes Dossier schnappen.

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Ein anderes „Nice-to-have“, das den Besuch der Doku-Stelle lohnenswert macht, ist der Spielautomat „Kunst-Bandit“. Drei gleiche Symbole bringen einen Gutschein. Als Preise winken Atelierbesuche sowie persönliche Gespräche mit Kurator_inn_en und Künstler_inn_en.

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Geöffnet ist die Doku-Stelle bis und mit 21. Februar 2016 jeweils

Di / Sa / So 13 – 17 Uhr , Do 13 – 22 Uhr

Am 24., 25. und 31. Dezember 2015 sowie am 1. Januar 2016 bleibt sie geschlossen.

 

Und alle Infos zum Heimspiel, den teilnehmenden Künstler_inn_en und Museen gibt es bei Alles übers HEIMSPIEL.

 

 

 

Ein Büchlein zur Weihnacht: Tamangur

Tamangur heisst die Hochebene mit ihrem Arvenwald über Scharl und nach ihr nennt die Lyrikerin Leta Semadeni ihren ersten Roman, eine Grossmutter-Kind-Geschichte. Sie spielt in einem Unterengadiner Dorf, das über der steilen Schlucht im Schatten der Berge liegt. Tief unterhalb zwängt sich der Fluss durch den Fels der Grenze zu. „Nicht mehr als ein Fliegendreck auf der Landkarte“, sagt die Grossmutter über das Dorf.

IMG_4045b2Sie hatte viele Städte in der Welt gesehen, allein, später mit dem Grossvater. Wie er ihr fehlt, ihr verstorbener Mann, der Jäger mit den seidenen Füssen! „Davongemacht hat er sich, nach Tamangur“ klagt sie dem Kind und blickt dabei zur Decke. Dort, über den Wolken muss Tamangur sein, denkt das Kind. In seinen Träumen aber muss es immer wieder erleben, wie der Fluss vor seinen Augen den kleinen Bruder, Mutters Sonnenschein, mit sich fortriss. Die Mutter hatte in ihrer Trauer nicht die Kraft zum Verstehen, wie hilflos das Kind war, und damit zum Verzeihen. Nur die Grossmutter kann diese aufbringen, denn sie hat ein grosses Herz und sie weiss, „wie man auf vernünftige Art am Leben bleibt“. In ihrem grossen Herzen gibt es auch Platz für die Seltsamen im Dorf, besonders für die verrückte Elsa, die manchmal ihren unsichtbaren Geliebten Elvis zum Abendessen mitbringt und mit ihren Einfällen Grossmutter und Kind überrascht.

Ein literarisches Kleinod aus dem Unterengadin – „würzig“ wie der Duft der aus Arvenholz gedrechselten Schale

Leta Semadeni schuf ein Prosawerk, das unmittelbar ergreift. Es besteht aus einzelnen, assoziativ verbundenen Geschichten rund um die Grossmutter und das Kind. Mit viel Wärme und Empathie für ihre Figuren, die stark und schwach, und manchmal erfrischend skurril sind, fasst die Dichterin in Sprache, was unser Menschsein ausmacht. Ihre bilderreiche, einzigartige Sprache lädt Leserinnen und Leser zum Wiederlesen ein.

Über die Autorin

Leta Semadeni, geboren in Scuol, im Unterengadin, lebt und arbeitet in Lavin. Sie schreibt hauptsächlich Lyrik auf Romanisch oder Deutsch. Ihre Gedichte übersetzt sie jeweils selbst in die andere Sprache. 2011 erhielt sie den Literaturpreis des Kantons Graubünden und den Preis der Schweizerischen Schillerstiftung.

 

Das Buch: Leta Semadeni: Tamangur, Roman, Rotpunkt Verlag Zürich, 2015, 144 S. gebunden.

ISBN: 978-3-85869-641-0

 

Empfohlen wurde „Tamangur“ von Edith Peyer, Bücherinsel, St. Gallen.

 

 

Veranstaltungshinweis: Autorenlesungen im 2016

Do, 28. Januar 2016, 19:30 Uhr
Leta Semadeni liest in Gottlieben
Die bekannte Engadiner Lyrikerin Leta Semadeni liest im Bodman-Haus in Gottlieben am Bodensee aus ihrem ersten Roman Tamangur.
Bodman-Haus, Am Dorfplatz 1, 8274 Gottlieben
Di, 22. März 2016, 19:30 Uhr
Leta Semadeni liest in Baden
Die Engadiner Lyrikerin und Autorin Leta Semadeni liest im Rahmen von »Baden liest« in derBuchhandlung Librium aus ihrem ersten Roman Tamangur.
Buchhandlung Librium, Theaterplatz 4, 5400 Baden
Weitere Informationen zur Veranstaltung finden Sie hier.

Johanna Klasing, St. Gallen (SG)

Wer Johanna Klasing ist: geboren am 11. November 1956 lebt und arbeitet die Künstlerin heute in St. Gallen. Sie ist freischaffende Schriftstellerin und bildnerisch tätig. Mehr zu Johanna Klasing hier

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Zum Werk: Klip-Klap ; zeigt verschiedene Perspektiven eines Vorganges, den des Schaukelns. In einer seriellen Abfolge einzelner Bilder wird so die Bewegung zeichnerisch sichtbar gemacht. Dabei wird ohne Absicht die Empfindung von Raum neu definiert.

 

Der Bücher-Streichler vom Sitterwerk (SG)

Jeder, der in St. Gallen lebt, hat zumindest schon mal davon gehört: Vom „Sitterwerk“ im  Westen der Stadt. Viele ahnen, dass man auf dem alten Firmengelände „irgendwas Künstlerisches“ macht. Doch kaum einer weiss, dass dort zum Beispiel Kunst der Weltklasse realisiert wird. Oder auch, dass es da eine Kunstbibliothek gibt, die rund um den Globus nach Vergleichbarem sucht. Ich hatte das Riesenglück und durfte mich mit Roland Früh unterhalten. Er leitet diese Bibliothek und hat mir so manches über seinen nicht ganz alltäglichen Arbeitsplatz verraten.

 Roland, nun bin ich doch „baff“. Als ich wusste, ich würde hier mit dem Bibliothekar reden, dachte ich an eine Weihnachtsmann-Gestalt mit Nickelbrille. Und nun stehst du in Jeans vor mir und ich sehe, dass ich voll daneben lag. Wie kommt jemand so junges an solch einen Job? Eigentlich ganz einfach: Die Stelle war ausgeschrieben und  ich hab mich beworben. Ich habe Kunstgeschichte in Zürich studiert und da meine Liz-Arbeit über Buchgestaltung gemacht. Das ging in Richtung Designgeschichte. Und zudem hatte ich damals schon viel mit Verlagen und Kunstvermittlung zu tun. Das hat dann ganz gut zu der Stellenausschreibung gepasst.

Da kann ich dir nicht ganz folgen. Klingt nämlich trotzdem nicht so, als hättest du Kenntnisse über das klassische Bibliothekars-Handwerk im Koffer gehabt? Da muss ich dir Recht geben. Aber mein Glück war, dass es die „klassischen“ Aufgaben hier gar nicht so sehr braucht. Der Ankauf bei uns ist gering. Wir machen keine Ausleihe. Was hingegen zentral ist, ist Vermittlung: Führungen, mit Studis arbeiten, öffentliche Anlässe organisieren und den Ort als Labor für mögliche Bibliotheksordnungen weiterdenken. Das Zusätzliche, was man als Bibliothekar können muss – etwa das Katalogisieren – habe ich dann noch in einem Kurs bei der Kantonsbibliothek Vadiana gelernt.

Du bist hier für rund 25‘000 Bücher zuständig. Hand aufs Herz: Wie viele davon hattest du persönlich bereits in der Hand – und wie viele hast du sogar schon mal durchgeblättert? Ob du’s glaubst oder nicht: Angefasst habe ich sicher schon jedes einmal. Denn ich versuche, tatsächlich sowas wie ein „Ritual“ zu praktizieren. Ich nenne es manchmal das „Bücher-Streicheln“. Damit ist gemeint, dass ich mir einmal am Tag die Zeit nehme, mit der Hand an den Büchern entlang zu fahren und umgekippte Bücher im Regal wieder grade zu stellen.7776_019A

Man entwickelt einen „Buch-Sinn“

Verfolgst du damit auch noch etwas anderes, als einem hübschen Ritual zu frönen? Tatsächlich ist es so, dass man auf diese Weise die Bücher intuitiv wahrnimmt. Man lernt sie kennen. Manchmal kommt jemand und sucht ein spezielles Buch. Da gab es dann schon oft den Zufall, dass ich gerade dieses eine Buch am Tag vorher bewusst mal gesehen habe. Und es daher dem Interessierten schnell präsentieren konnte.

Vielleicht ist jetzt auch ein bisschen Selbstüberschätzung dabei. Aber ich habe den Eindruck, dass ich auf diesem Weg ein gutes Gefühl für die Bücher bekomme, zum Beispiel bereits vom Format oder von der Bindung her zuordnen kann, wie alt ein Exemplar ist. Oder wie die Inhalte sind. Ob es ein Buch mit technischen Anleitungen ist oder eine Monographie. Man entwickelt da wirklich sowas wie einen weiteren Sinn – einen „Buch-Sinn“.

Oft schmeisst man Kunstbibliothek, Kunstgiesserei und Sitterwerk in einen Topf und denkt, alles wären verschiedene Namen für ein und dieselbe Sache. Wie ist es denn tatsächlich? Die Kunstgiesserei ist eine eigene Firma, das Sitterwerk hingegen eine Stiftung, gemeinnützig und non-profit. Es ist auch so, dass die Kunstbibliothek eben nicht die private Bibliothek der Kunstgiesserei ist. Vielmehr ist sie eine öffentliche Institution, die Teil der gesamten Stiftung Sitterwerk ist (bestehend aus: Kunstbibliothek, Werkstoffarchiv, Kesselhaus Josephsohn und Atelierhaus). Was aber stimmt: Der Gründer der Giesserei, Felix Lehner, hat die Initialzündung gegeben. Er hat den Kontakt zu Daniel Rohner gehabt, auf dessen umfangreicher Sammlung diese Bibliothek basiert. Und Felix ist auch einer der drei Stiftungsgründer – zusammen mit Daniel Rohner und dem Architekten und Arealsbesitzer Hans Jörg Schmid.

 Mehr als eine technische Spielerei               

Die Kunstbibliothek ist eine dynamische Bibliothek. Wieso ist man denn zu der Ansicht gekommen, ein herkömmliches Bibliotheksordnung sei – böse gesagt: „nicht gut genug“-  für die hier aufbewahrten Bücher? Deine Frage klingt fast so, als würdest du die dynamische Bibliothek für eine technische Spielerei halten. Das stimmt aber keineswegs. Vielmehr ist sie das Resultat unserer Bemühungen, die Arbeitsweise von Daniel Rohner und seine Umgehensweise mit seinen Büchern abzubilden. Als man seine Bücher nämlich „klassisch“ ordnen wollten, war er total entsetzt. Darauf musste das Team reagieren. Und so ist diese Art der Bucherfassung entstanden.2436_023

Dein Schluss-Statement: Was wünschst du dir für die Zukunft der Kunstbibliothek? Ein Wunsch ist, dass die Öffentlichkeit –  Studierende, Forschende aber auch einfach interessierte Leute – zunehmend realisieren, dass wir hier fantastisches Recherchematerial haben. Dass wir Bücher und Werkstoffe haben, die sonst niemand hat. Und dass dieses Material dann auch wirklich intensiv genutzt wird. Zum Forschen, zum Sich-Bilden und auch einfach zum Schmökern in ganz wunderbaren Büchern. Und eigentlich wünsche ich mir auch, dass sich das Sitterwerk weiterhin konstant zum Ort für Recherche und Produktion zu Themen der Kunst, Bibliotheksordnung, Architektur und Design entwickelt.

Roland, herzlichen Dank für dieses Gespräch!

(Fotos: Katalin Déer)

Wer mehr über die Stiftung Sitterwerk und die Kunstgiesserei erfahren möchte, sollte sich auf den beiden Websites umsehen: Sitterwerk und Kunstgiesserei. Oder man geht zur aktuellen Ausstellung der Kunstbibliothek unter dem Titel Das Denken unterbrechen und erlebt das Feeling live.

atelier in wattwil zu vermieten

Kunstschaffende brauchen Platz zum Arbeiten, Entwickeln, Nachdenken. Und nicht jeder hat das Glück, zuhause ausreichend davon zur Verfügung zu haben. Dann muss eigentlich ein Atelier her. Mit ausreichend Quadratmetern, Licht, fliessend Wasser und idealerweise auch einer funktionierenden Heizung und einem stillen Örtchen.

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Aktuell gibt es eine konkrete Ausschreibung für einen Atelierplatz im Gemeinschaftsatelier A4 in Wattwil. Dort sind bereits folgende Kunstschaffende tätig: Roland Rüegg, Bildhauerei- Etienne Expilly, Musik – Daniela Vetsch Textildesign – Rita Keller, Malerei . Das Atelier befindet sich auf dem ehemaligen Heberlein-Gelände, nahe beim Bahnhof,

Ebnaterstrasse 70 in 9630 Wattwil
30 qm (auf 2. Ebene weitere 20 qm)
Miete CHF 339.-
Inklusive WLAN, Heizung, Bar im Gemeinschaftsraum, Dusche, WC
ab sofort

Interessenten können sich wenden an:
Sonja Rueegg, Ebnaterstr. 15, 9642 Ebnat-Kappel, sonja.rueegg@hotmail.com