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«Vom Hinfallen und Aufstehen»

Noch bis 26. September bespielen die Künstlerinnen Gabriela Falkner und Bárbara Nimke die Galerie im Schloss Dottenwil mit ihrer Schau «ordinary magic». Es ist eine Ausstellung, für die sich die beiden Frauen intensiv mit dem Ort und seiner Geschichte befasst und spezifisch hierfür Werke entwickelt haben. Das Ergebnis sind Arbeiten, in denen persönliche Erlebnisse auf das Vorgefundene Bezug nehmen. Was dabei das «Leiterli»-Spiel, eine Badewanne voller Pusteblumen oder angeschlagene Porzellantassen mit dem ehrwürdigen Bauwerk oberhalb Wittenbachs zu tun haben, beantworten die zwei im Interview.

Verratet doch als erstes: Wie kam es überhaupt zu dieser Ausstellung?

Bárbara Nimke: Vor ungefähr zwei Jahren sind wir vom Galerie-Team eingeladen worden, zusammen eine installative Ausstellung im Dottenwil zu realisieren. Das war zunächst eine Überraschung, da wir beide als Einzel-Künstlerinnen arbeiten und kein erklärtes Künstler-Duo sind. Der Gedanke, sich gemeinsam an dieses Projekt zu wagen, war reizvoll und wir haben uns darauf eingelassen.

Wie seid ihr danach vorgegangen, um euch und ebenso die Richtung für das Projekt zu finden?

Gabriela Falkner: Es war klar, dass es eine installative Ausstellung werden soll, die eben nicht nur an den Wänden, sondern auch mitten im Raum präsent ist. Deshalb war uns wichtig, zunächst Zeit in den Räumen zu verbringen und sie wahrzunehmen. Eine physische Aneignung zu vollziehen, wenn man so sagen kann. Wir waren oft dort, sind bewusst in die Räumlichkeiten eingetaucht und wollten die Geschichte des Ortes kennenlernen und verstehen. Dafür haben wir auch Menschen befragt und in Archiven recherchiert.

Was brauchen wir, damit eine Verletzung heilen kann?

Bárbara: Dank diesen Nachforschungen stellte sich heraus, dass das Galeriegebäude einst ein Molke-Kurhaus war. Und damit war die Idee für die inhaltliche Richtung der Ausstellung erwacht.
Mit dem Wissen um das Kurhaus standen unterschiedliche Fragen im Raum: Wer geht zu einer Kur? Wann tut man das? Was erhofft man sich von so einem Aufenthalt? Der Schritt zu Überlegungen rund um die Verletzlichkeit – im psychischen wie im physischen Bereich – folgerte sich daraus. Und schliesslich die Überlegung: Was brauchen wir, damit eine Verletzung heilen kann? Warum gibt es Wunden, die nicht abheilen? Diese Überlegungen zu visualisieren, schien uns auf einmal naheliegend.

Das klingt nach einem spannenden, aber auch schmerzlichen Ansatz. Ich stelle mir vor, dass es einen emotional ganz schön fordert, derartige Inhalte «anzupacken»?

Bárbara: Es beschäftigt einen tatsächlich emotional, denn einige persönliche Erfahrungen – bereits Verarbeitetes – kamen wieder an die Oberfläche. Das war ein Teil vom gesamten Arbeitsprozess.
Wir haben uns immer wieder intensiv ausgetauscht und dabei sind neue Gedanken hinzugekommen. Und so kristallisierte sich heraus, dass wir nicht nur Wunden, Narben und Verletzlichkeiten zeigen wollten, sondern auch die positive Fähigkeit der Widerstandskraft.

Wir setzen auf Reduktion und Verdichtung

Gabriela: Die Auseinandersetzung war für mich insofern spannend, als dass ich viel über die Resilienz an sich erfahren habe. Wir haben uns ja bereits vor Corona mit dieser Thematik auseinandergesetzt und Studien und wissenschaftliche Untersuchungen dazu gelesen. Das emotionale Fordern war für mich eher der Prozess bis hin zur Ausstellung: Zeit und Leere aushalten. Denken. Bilder im Kopf forcieren und entwickeln. Verwerfen und loslassen. Verbindungen herstellen zwischen dem Thema, das man vermitteln will und der passenden Materialität. Und letztendlich: Das Austesten der Wirkung am Ort.

Als Betrachter:in steht man Kunst gegenüber oft vor einem Rätsel. Man kann einfach nicht entschlüsseln, was die Werke vermitteln sollen. Seid so nett, und gebt hier mal Hilfestellung.

Gabriela: Uns ging es in den Arbeiten darum, Spannungsbogen zu inszenieren: Wunden – Narben, Fragilität – Beschützung, Heilung –  Zerfall, Zerbrechlichkeit – Humor, Verletzlichkeit – Widerstand und immer wieder das Hinfallen und Aufstehen. Dabei setzten wir auf Reduktion und Verdichtung. Wir wollten unsere Gedanken und Überlegungen in eine neue Sichtbarkeit mit eigener visueller Sprache übertragen. Nicht plakativ und laut, sondern durch besondere Materialien ästhetisch angedeutet.

Und was mache ich nun, wenn ich zwar weiss, worum es geht, aber ich ungeübt bin bei Kunstinterpretationen? Was wollen mir zum Beispiel die Tässchen aus feinem Porzellan im Erd­geschoss sagen? Sie sind alle irgendwie beschädigt. Oder was ist mit dem überdimensionalen «Leiterli-Spiel» im unteren Stock?

Bárbara: Jeder soll frei in seiner Betrachtung sein… aber gut (schmunzelt), wenn du ein paar «Leseanleitungen» haben willst… Die Tassen sind eine Einladung um gemeinsam Kaffee zu trinken – ein Symbol für Zeitschenken, für Zuhören, für Verstandenwerden. Aber wie du richtig sagst: Alle Tässchen haben die eine oder andere «Macke». Damit spiele ich auf unsere Fragilität an, unsere eigenen Narben, Schieflagen und Verletzungen. Und teilweise geben genau diese Bruchstellen der Tasse etwas Besonderes – eine gewisse Magie.
Und zum «Leiterli-Spiel»: Die heutige Forschung sagt, dass es erlernbar sei, nach einer Niederlage wieder auf die Beine zu kommen, und kein genetisches Schicksal. Hierfür steht das Spiel: Schon in der Kindheit lernen wir durch Spiele, Rückschläge oder auch Siege zu erleben und damit umzu­gehen.

Ah, okay. Und jetzt nur noch eine Frage zum Schluss: Ihr wusstet nicht, was am Ende bei eurem ungewohnten «Duo-Einsatz» herauskommt. Wie seht ihr das Projekt in der Rückschau?

Bárbara: Wenn man allein an einer Sache arbeitet, dreht man sich manchmal im Kreis. Ein Gegenüber zu haben, kann aus dieser Gedankenspirale raushelfen; neue Impulse und andere Aspekte können den Blickwinkel öffnen. Das ist spannend, beinhaltet aber auch ein Ringen mit sich und dem anderen. Ich für mich kann sagen: Es hat sich gelohnt. Mit dem, was gewachsen ist und wir hier zeigen, bin ich glücklich und zufrieden.

Gabriela: Ich habe bereits früher mit anderen Künstler:innen zusammengearbeitet, so wusste ich, dass es ein ganz anderer Prozess ist als bei einer Einzelausstellung. Die Versuchung, die Räume untereinander aufzuteilen, kam immer mal wieder zur Sprache. Dass wir aber konsequent an einer gemeinsamen Umsetzung von «ordinary magic» festgehalten haben und eine Ausstellung zeigen, die als Ganzheit wahrgenommen wird, freut mich sehr.

Vielen Dank für das Gespräch!

Mehr zu Gabriela Falkner unter: www.gabrielafalkner.ch

Mehr zu Barbara Nimke unter: www.kuenstlerarchiv.ch/barbaranimke


«ordinary magic» noch bis 26.9.2021
Samstag, 14:00 – 20:00 Uhr
Sonntag,  10:00 – 18:00 Uhr


Samstag, 25. September:
Pascale Pfeuti – Performance mit Musik & Sprache, 14 Uhr und 16 Uhr, pascalepfeuti.de

Sich wundern, sich ekeln oder überwältigt sein?

Kriterien fürs faire Bewerten künstlerischer Schöpfungen.

Schon oft habe ich mich mit unterschiedlichsten Personen fast leer diskutiert und in die Wolle gekriegt deswegen… Wegen der Frage, woran gute oder schlechte Kunst zu erkennen sei. Immer wieder war ich hilflos, weil  mir die rechten Begriffe im richtigen Moment fehlten und ich nur sagen konnte: „Das spürt man doch…“. Aber ha! Damit ist nun fertig. Dank eines super Beitrags von Christian Saehrendt in der NZZ kann ich nun auch mit handfesten Argumenten um mich schleudern. Ich will euch eine kurze Zusammenfassung der Kerngedanken daher nicht vorenthalten . Und für „Längerleser“ gibt es hier natürlich noch den Link zum offiziellen Beitrag.

Eine der allerbesten Sachen an Kunst finde ich persönlich ja, dass man über sie streiten kann. Es gibt – was die individuelle  Wahrnehmung anbelangt – wunderbarerweise kein richtig oder falsch. Jeder darf seine Meinung sagen. Aber wie auch sonst im Leben, will zielführender Meinungsaustausch…. (böse Zungen nennen das Streit)… gelernt sein…

Für diejenigen von euch, die Spass am fröhlichen Streiten haben – und ganz egal ob ihr praktizierende Kunstschaffende seid oder reine Theoretiker (wie ich) – sind die folgenden Sätze. Ich will ausserdem nicht auf dem Begriff „Streit“ verharren, sondern noch was anderes anstossen: Es geht darum, wie man als Praktiker sein eigenes Schaffen kritisch und distanziert einzuordnen lernt. Und es geht drum, sich als Theoretiker vom reinen „Gschpüri“ frei zu machen und bereit zu werden, auch Werken (Bildern, Kompositionen,  Texten…) objektive Anerkennung zuzubilligen, die dem persönlichen Geschmack so gar nicht entsprechen.

Seid überwältigt! Oder ekelt euch wenigstens!

Quintessenz von Saehrendts Text ist, dass Gegenwartskunst ganz allgemein um öffentliche Aufmerksamkeit buhlt. Und wie in allen Lebensbereichen gilt auch dort: Der Konsument wird erst dann aufmerksam, wenn ihn etwas aufrüttelt. Im Fall von Kunst kann das sein: Blasphemisches, Pornografisches, Ekliges, Kostbares und und und.

Hinzu komme der „Überwältigungseffekt“, der durch Dinge wie ungewöhnliche Räume (etwa Kirchen, Schwimmbäder oder Fabriken) oder biografische Inszenierungen (der Schöpfer des Werkes als „Knasti“, „Kranker“, „Missbrauchter“ usw…) erzielt werden könne.

Ich weiss ja nicht, wie es euch so geht. Aber ich persönlich erinnere mich tatsächlich an etliche Kunsterlebnisse, die mich primär noch heute bewegen, weil die Location eines Konzerts überraschend war, das Material einer Skulptur ekelerregend, der Vortragende eines Texte berühmt war… Oder es kam vor, dass ich auf eine Biografie „herein fiel“ und dachte: „Autsch. Kein Wunder, dass der Künstler so krasse Kunst macht… bei solchen privaten Erlebnissen….“

Wo die Message des Werkes an sich geblieben ist? Ups. Weiss ich nicht mehr. Die ist mir wohl irgendwie entwischt.

Kriterien zur Kunstbewertung

Jetzt muss ich aber noch rasch etwas einschieben: Kunst wird natürlich trotzdem nicht automatisch mies, wenn sie kostbare und widerliche Materialien nutzt, an überraschenden Plätzen stattfindet oder heikle Inhalte transportiert. ABER: Derartiges kann den Blick auf das Wesentliche verstellen. Daher ist es super, man kann mit handfesten Kriterien die Inhalte überprüfen.

Hier nun hilft Saehrendt einem weiter, indem er ein gutes Werkzeug in Gestalt eines Orientierungs-Dreieckes liefert. Alle Seiten dieses Dreiecks sind gleich bedeutend, leicht zu merken und heissen:

  • Authentizität (ACHTUNG! zuviel davon: Selbstbezogenheit/ zuwenig: unpersönlich)
  • Originalität (ACHTUNG! zuviel: wirkt bemüht/ zuwenig: muss mit Zitaten arbeiten)
  • Handwerkliches Können (ACHTUNG! zuviel: Effekthascherei/ zuwenig: Dilettantismus)

Endlich mal ein Werkzeug, das ich mir merken kann und immer logisch ableiten kann. Ab sofort werde ich damit also noch mehr als sowieso schon versuchen, künstlerische Artefakte und Ereignisse nach Form und Inhalt abzuklopfen und ob beides zusammenpasst.

Und ich habe keine Ausrede mehr, Werke aus reiner persönlicher Sym- oder Antipathie – anders zu bewerten, als es rein objektiv korrekt wäre….  eigentlich schade 🙂

 

 

huber.huber, Zürich (ZH)/Münsterlingen (TG)

Wer sind huber.huber: Markus und Reto Huber (*1975 Münsterlingen) arbeiten seit dem Abschluss ihrer Ausbildung an der Hochschule für Gestaltung und Kunst Zürich 2005 zusammen unter dem Namen huber.huber. Sie haben in den letzten Jahren vor allem mit Collagen und Zeichnungen, aber auch mit skulpturalen Arbeiten und Installationen auf sich aufmerksam gemacht.

huber.hubers vielschichtiges und konzeptuelles Werk wurde in Einzelausstellungen in verschiedenen Galerien und einer Reihe von Gruppenausstellungen im In- und Ausland gezeigt. 2008 widmete das Kunsthaus Glarus huber.huber mit „Vor der Vergangenheit“ die erste umfängliche institutionelle Einzelausstellung. 2009 folgte eine weitere grosse Einzelausstellung mit dem Titel „I cani non hanno anima “ im Kantonalen Kunstmuseum Lugano. Es folgten unter anderen 2013 die Einzelausstellungen „Fade to Black“ in der Kunsthalle Schaffhausen / Vebikus, 2014 „Land of Plenty“ im Museum Bärengasse, Zürich. 2015 zeigte das Aargauer Kunsthaus die Solo-Ausstellung „Und plötzlich ging die Sonne unter“.

Ihre Werke sind in zahlreichen bedeutenden Sammlungen vertreten.

Airflow (2017) Voile-Vorhänge bedruckt, Ventilator, 4,10 m 3,4 m Installationsansicht Helvetia Art Foyer, Basel

zu „Airflow“

„Zwei durchscheinende Vorhänge mit aufgedruckten Schmetterlingsflügeln bewegen sich sanft im Wind eines kleinen Ventilators. Schmetterlinge tauchen im Werk von huber.huber immer wieder auf. Schmetterlinge heisst im Griechischen Psyche und ist damit das selbe Wort wie jenes für die menschliche Seele. Das zarte Insekt gilt auch als Symbol des Wandels und zusammen mit der Naturgewalt Wind tritt natürlich das Phänomen des  Schmetterlingeffektes in den Raum. Wie eng vernetzt sind Ereignisse und Interaktionen in dieser Welt? Können unbedeutende Kleinigkeiten ganze Kontinente beeinflussen? Kann der Flügelschlag eines Schmetterlings in Brasilien einen Tornado in Texas auslösen (Edward :n. Lorenz)“?
(Text: Nathalie Loch anlässlich der Ausstellung  „Save Our Soules“)

Und mehr über huber.huber findet sich auch in SIKART, Lexikon zu Kunst in der Schweiz oder bei artfacts

www.huberhuber.com

 

 

 

Last Call – „The Pond Room“

Eine Kunstschau etwas abseits vom eigentlichen Ostschweizer Ausstellungsgeschehen – aber unglaublich empfehlenswert: Hans Op de Beecks „The Pond Room“ im Kunstraum Dornbirn, direkt hinter der österreichischen Grenze. Zu sehen gibt es eine installative Traumwelt mit einem mystischen Teich als Herzstück mittendrin. Noch eine Woche: Die Finnisage ist am 10.September! Last call…. sozusagen.

In der alten Monatgehalle, die als Ausstellungsraum agiert, empfängt den Besucher ein grosser, rechteckig angelegter Teich. Seerosen sitzen darauf. Bäumchen und Kieswege sind darum arrangiert. Idyllisch. Fast unwirklich schön. Dass hier wirklich vieles unwirklich ist, wird einem spätestens dann klar, wenn man den Finger ins schimmernde Teichwasser stecken will und dabei merkt, dass das nichts anderes ist, als eine harte Kunststoffplatte.

Der Teich als Spiegel

Teiche faszinieren – aber sie ängstigen auch. Vordergründig ist der Teich eine glatte Oberfläche, in der man sich sehen kann. Hintergründig versinnbildlicht seine (unbekannte) Tiefe das Düstere der menschlichen Existenz und lässt fragen, ob es wohl gelingen mag, aus den eigenen (seelischen) Untiefen wieder aufzutauchen, wenn man erst einmal darin versunken ist. Ebenso gefährlich kann es aber auch sein, sich den Untiefen nicht zu stellen und nur an der Oberfläche herum zu dümpeln. Droht dann nicht seelische Verkümmerung?

 

Es erstaunt nicht, dass der Teich immer wieder als Spiegel gedeutet wird, der uns unser Innerstes offenbart. Man denke nur an den Mythos von Narziss. Darin verliebt sich der Knabe beim Blick ins Wasser in sein eigenes Spiegelbild und ertrinkt letztlich beim Versuch, dieses Bild beim Eintauchen in das Wasser zu erreichen. Er ist unfähig, zu erkennen, dass er nur sich selbst erblickt.

In gewissen Märchen dient der Teich als Heimat von Wassermännern und Nixen, wobei gerade letztere oft danach trachten, Menschen, die dem Gewässer zu nahe kommen, in dessen Untiefen herab zu ziehen. Eine Warnung für den neugierigen Homo sapiens, der sich Bereichen nähern möchte, von denen er besser die Finger liesse? Getreu dem Motto: „Wer die Gefahr sucht, wird darin umkommen.“?

Oder soll man Op de Beecks Teichlandschaft als ruhevollen „Place to be“ verstehen…ein Ort jenseits des Alltaglärms und einladend, der aufgepeitschten Seele etwas Ruhe zu gönnen?

Es ist reizvoll – aber keineswegs zwingend – sich auf solche Gedanken einzulassen, wenn man den „Pond Room“ in Augenschein nimmt.

Sein und Schein

Für mich persönlich steht jedenfalls fest: Beim Spiel mit der Symbolik des Teiches geht es um zwei Seiten der selben Medaille, nämlich um die beiden Aspekte unserer Existenz: Äusserlichkeit (oder sollte man sagen: Oberflächlichkeit?) des Körpers und Innerlichkeit sowie Tiefe der Seele. Es geht um Schein und Sein.

Um Sein und Schein geht es Op de Beeck übrigens  auch in seiner Videoarbeit „ Staging Silence (2)“ aus dem Jahr 2013, die in einem Schuppen in der Montagehalle gesondert präsentiert wird. In seiner Filmarbeit führt er dem Betrachter vor, wie aus Schokolade, PET-Flaschen und vielem mehr täuschend echte Landschaften erbaut und gleich wieder zerstört werden.

Mein Fazit: „The Pond Room“ ist rundum ein Ort, in dem die Sinne genarrt werden und Sein und Schein verschmelzen. Und der dazu einlädt viele, viele Gedankenspiele zuzulassen….WOW.

 

„Wir machen keine Kunst! Wir machen Probleme!“

Ein Gespräch mit Frank Riklin 

 „Ich komm‘ sofort – mach’s dir bequem – ich hole noch was – magst du einen Kaffee – Patrik musste wegen was Dringendem nach Zürich – er sagt sorry dafür – gleich bin ich da…“ Frank, die neun Minuten ältere Hälfte des konzept-künstlerischen Zwillingspaars Frank & Patrik Riklin fegt durchs „Atelier für Sonderaufgaben“. Dann schnappt er sich den Stuhl mir gegenüber und lächelt schelmisch. „Also, was willst du wissen?“ Oh, ne ganze Menge! Fangen wir einfach mal vorne an…

Frank, du und dein Bruder Patrik seid mittlerweile bekannt wie bunte Hunde. Man weiss viel über eure Projekte – vom „Kleinsten Gipfeltreffen der Welt“ bis zum „Null Stern Hotel“. Die Medien lieben euch. Was gibt es zu erzählen, das kaum jemand weiss? Unsere Anfänge sind vermutlich relativ unbekannt. Wir sind als die beiden Jüngsten in einer Familie mit sechs Kids aufgewachsen. Unsere Eltern liessen uns viel machen, ausprobieren…. Dass wir heute in der Konzeptkunst gelandet sind, hat ganz klar was mit unserer Kindheit zu tun.

Alltag Agentur Maurus Hofer

Frank & Patrik Riklin (®Marcus Gossolt)

In wie fern? Vom neunten bis zum 18. Lebensjahr haben wir im St. Galler Staatswald Strebel hinter dem Rosenberg verschiedene Hütten gebaut. Diese „Hüttenbauerei“ war quasi unsere erste „Sonderaufgabe“. Begonnen hat alles, unserem jungen Alter entsprechend, mit kleinen Ästen und einer Wärmedämmung aus Laub und zerknülltem Zeitungspapier. Mit 18 waren wir soweit, dass wir Fundamente in den Hang betonierten und Waldhütten bauten, eigentlichen waren es Häuser, in denen wir sogar wohnten. Bis uns die Baupolizei einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Wir lebten da völlige Anarchie… und unsere Eltern haben uns das erlaubt.

Elf Jahre Hütten bauen ist eine lange Zeit. Was hat euch so daran gereizt? Der Antrieb war das Geheime: Das Bauen ohne zu fragen. Die Fantasie in die Wirklichkeit zu holen. Dieses Element hat uns später auch in die Kunst getrieben. Die Erfahrung, dass Ideen nicht nur auf dem Papier leben, sondern dreidimensional in die Welt gesetzt werden können, fasziniert uns nach wie vor.

Ihr habt dann nach der Schule beide getrennt eine Hochbauzeichnerlehre gemacht. Im Anschluss habt ihr an verschiedenen Orten Kunst studiert. Ja, wir mussten uns wohl als Zwillinge erst auseinander dividieren, bevor wir zusammenfinden konnten. Oft gab es starke Rivalitäten zwischen uns.

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EinBlick ins „Atelier für Sonderaufgaben“

Erinnerst du dich noch an…mmmh…nennen wir es mal: „Projekt X? Das erste wirklich gemeinsame Projekt eurer Laufbahn?  Aber ja. 1998 kam es zur ersten freien gemeinsamen Arbeit unter dem Titel „79 Schlafzimmer“. Da wollten wir eine gerade geborene Idee unmittelbar und innert drei Tagen umsetzen.

Was habt ihr gemacht? Wir klingelten bei 79 ausgewählten Menschen an der Haustür und baten darum,  dass sie ihr eigenes Schlafzimmer für zehn bis 30 Sekunden filmen. Dafür haben wir  unsere Kamera an der Haustür abgegeben,  liessen die Leute filmen, bekamen die Kamera zurück und gingen weiter. Fast alle haben mitgemacht. Durch diese Arbeit haben wir den Finger auf das Thema Voyeurismus gelegt – und den Voyeurismus schliesslich unterwandert.

Kurze Zwischenfrage: Warum gerade 79?  Weil man mit 79 Personen die Bevölkerungsverteilung der Stadt St.Gallen abbilden kann: Mit dieser Anzahl kann man repräsentativ aufzeigen, wie viele Reiche, Arme, Ausländer, Künstler usw… hier leben.

Okay, danke. Und wie ging es mit dem Projekt weiter?  Wir haben die Aufnahmen zu einem filmischen Ornament zusammengeschnitten und beschlossen, diese Filmarbeit genau ein einziges Mal zu zeigen. Und zwar im Lagerhaus hier in St.Gallen. Da gibt es ein Treppenhaus mit 79 Stufen. Auf jede Stufe klebten wir den Namen eines „Akteurs“. Am Treppenende war dann der Film zu sehen – allerdings ohne Hinweis, welches Schlafzimmer von welcher Person stammt. Die Zuschauer konnten nur spekulieren. Ihre Hoffnung zu erfahren, wie etwa das Schlafzimmer des Stadtpräsidenten aussieht oder ob ein Banker kreativer eingerichtet ist, als zum Beispiel ein Künstler, wurde nicht gestillt. Die Intimsphäre der Einzelnen blieb gewahrt.

Kunst ist nicht zum Selbstzweck da

Kann man den Film heute noch anschauen? Vom Film haben wir 79 Kopien angefertigt, die zum Kauf angeboten wurden. Allerdings sind alle zwischen zwei Metallplatten verschraubt. Man kann den Film folglich nicht anschauen, ausser, man zerstört das Werk. Aber auch dann gibt es nicht das zu sehen, was man sich erhofft. Denn auf dem verkauften Video sind nur Patrik und ich im Bett zu sehen. Wie gesagt: Der Film war dazu gemacht, nur ein EINZIGES Mal gezeigt zu werden… und dabei bleibt es.

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verschraubt: Nr. 65 der „79 Schlafzimmer“

Ihr habt schon damals keine halben Sachen gemacht! Wie sieht es jetzt, fast 20 Jahre später, mit euren künstlerischen Ansätzen aus? Wir sagen: Kunst braucht eine Funktion, die ein reales Verhältnis mit anderen Teilsystemen schafft. Unsere Kunst ist nicht zum Selbstzweck da. So betrachtet, machen wir keine Kunst, wir machen Probleme. Probleme sind für uns Zustände, Dinge offen zu legen. „Probleme“ sind verkleidete Möglichkeiten. Wir wollen nichts wegschieben, sondern mit dem Problem arbeiten. Da sind Überraschungen drin.

Was passiert, solltet ihr doch mal an den Punkt kommen, wo ihr keine „Probleme“ mehr macht? Naja, dieser Tag liegt hoffentlich in weiter Ferne (schmunzelt). Bisher haben wir kein einziges Projekt, das nicht Konflikt und Reibung auslöst. Wenn es jemals so weit kommen sollte,  sind wir nicht mehr die Künstler, die wir sein wollen. Unser Anspruch ist, was zu bewegen. Wenn das nicht mehr so ist, sind wir nur Dienstleister, die tun, was andere wünschen.

 

Und zum SCHLUSS natüüürlich:

Vielen Dank an Frank und Patrik Riklin: Dafür, dass ihr das Gespräch trotz wichtiger „To dos“ in Züri nicht abgeblasen habt. Und dafür, dass sich deshalb einfach Frank die Zeit für mich genommen hat. Danke für all die spannenden Infos. Und für den Kaffee!

Hier gibts noch mehr: Atelier für Sonderaufgaben, Die Zukunft gehört den Artonomisten, SRF: Freigeister unter freiem Himmel oder in diesem Blick-Bericht

 

(Bilder: freundliche genehmigt durch Frank und Patrik Riklin)

Annina Thomann, St. Gallen (SG)

Wer Annina Thomann ist: Annina Thomann (*1987) studierte an der Hochschule der Künste Bern und der Universität Bern, zudem absolvierte sie im Rahmen des Erasmus-Austauschprogrammes ein Semester an der Rietveld Academy Amsterdam. Seit dem Schuljahr 2016/2017 unterrichtet sie im Vorkurs für Jugendliche an der GBS St.Gallen. Sie arbeitet im Vorstand der Visarte Ost und ist mitverantwortlich für das Programm des Kunstraum Nextex. Annina Thomann stellte bereits in zahlreichen Gruppenausstellungen aus, darunter bei den Kunstwegen 2017 in Pontresina, 2016 im Kulturort Weiertal, Winterthur, im Jahre 2014 beim Artfestival, Glasgow und den Maiblüten, Berneck SG sowie 2012 in der Galerie jonkergow kunstwerk in Amsterdam. 2016 erhielt Annina Thomann einen Werkbeitrag der Stadt St.Gallen.

Annina Thomann – Ausschnitt aus der Werkserie «to build»

 

Über die Werkserie «to build»

Aus stabil wird labil, aus genormt wird verformt. Für die Werkserie «to build» arbeitete die St.Galler Künstlerin Annina Thomann mit Industriekeramik. Sie verwendete standardisierte keramische Bausteine als Ausgangsstoff für materielle, formale und räumliche Experimente. Backsteine werden in der Industrie in grossen Mengen und immer gleichen Massen gefertigt. In Ziegeleien wird aufbereiteter Ton in die richtige Form gepresst, in der richtigen Länge zurecht geschnitten, getrocknet und anschliessend gebrannt. In diesen hochtechnologischen Herstellungsprozess greift Annina Thomann ein. Sie lässt andere Abschnittsgrössen zu und setzt die weichen Rohlinge unterschiedlichen Krafteinwirkungen aus. Die unterschiedlich langen Quader werden zerteilt, fallen gelassen, geworfen, gedrückt und gequetscht. Durch die Krafteinwirkung biegen sich die Backsteine und wölben sich. Sie sacken zusammen und sind in sich verdreht. Das ursprünglich glatt verarbeitete Material reisst ein. Mitunter entstehen einzelne grosse Risse, die den Stein beinahe zu spalten scheinen. An anderen Stellen gibt es viele feine Risse in gleicher Richtung. Was in der Industrie als Fehler und somit als Ausschuss deklariert werden muss, sorgt in der künstlerischen Arbeit Annina Thomanns für Dynamik und neue Ansichten eines alltäglichen Materials. So zeigen sich entlang der Fabrikations-bedingten Rillen nun Faltungen. Ihr sanfter Schwung kontrastiert mit der ehemaligen Blockform des Backsteines.

Zerfall als Teil des Formungsprozesses

Nicht nur die äussere Form der Backsteine erfährt Transformationen. Annina Thomann lenkt den Blick auch auf das Innenleben der Backsteine. Aus rechteckigen Löchern werden im Zerteilungsprozess dreieckige Schächte oder langgezogene Rechtecke. Insbesondere bei den kleineren Backsteinen zeigen sich verzerrte Öffnungen. Sie erlauben neue Durchblicke und einen unterschiedlichen Lichteinfall. Der Zufall ist selbstverständlicher Bestandteil dieser Formungsprozesse. Er wird nicht nur zugelassen, sondern bewusst integriert. Dennoch bleibt die ursprüngliche Gestalt des Massenproduktes immer ein Teil der neuen Körper und neuen Binnenformen. Die neuen Formen sind Variationen über ein Thema, das Konstanten wie Farbe, Materialität und Umfang festschreibt, aber ungeahnte Modifikationen der Gestalt zulässt.

«to build» ist nicht nur eine Arbeit über das Verformungspotential der normierten Backsteine, sondern auch über Architektur und Konstruktion.

(Text: Kristin Schmidt – anlässlich der Verleihung des Werkbeitrags 2016 an Annina Thomann)

Zusätzliche Infos zur Künstlerin Annina Thomann und ihrer Arbeit finden sich in diesem Tagblatt-Bericht!

Über Mauern und Menschen – Glaser/Kunz in der Kunsthalle Wil

Vor rund einer Woche kroch eine Mauer durch die Wiler Innenstadt. Initiiert wurde die Aktion vom Künstlerduo Magdalena Kunz und Daniel Glaser. Ab 8. April behandeln die beiden nämlich das Thema «Mauer» in einer Ausstellung mit dem gleichnamigen Titel  in der Kunsthalle Wil. Ihre Mauer-Performance am 25. März lieferte quasi den Prolog dazu.

Zwei Meter hoch – acht Meter lang. In diesem Format zog sich die «Wandernde Mauer» einen Samstag hinweg durch die obere Bahnhofstrasse in Wil. Das «Wandern» war möglich, da eine Gruppe von Bauleuten die Mauer vorne auf- und hinten abbaute und so die zahlreichen Backsteine in Bewegung brachte.

Haben Menschen eine Meinung zu «Mauer»?

Parallel zur Bauaktion gingen die Künstler selbst auf die Passanten zu. Mit Mikro und Kamera bewaffnet wollten sie die Meinung der Menschen einfangen, was sie von dieser Mauer halten, welche Ideen ihnen dazu in den Kopf kämen. In Zeiten von Trump, Erdogan, anhaltenden Flüchtlingsströmen und Brexit eine heisse Sachen. Haben Menschen, wenn man sie überraschend auf der Strasse abfängt, etwas zum Thema «Mauer» zu sagen?

 

Ausschnitte der Befragung werden in Form einer Video-Arbeit vom 9. April bis 21. Mai in der Kunsthalle Wil zu sehen sein. Ausserdem werden Glaser/Kunz eine ihrer ungewöhnlichen und geradezu fantastischen kinematographisch animierten Figuren-Konstellationen in Wil zeigen.

Hinsehen lohnt sich!

„Performance“ (2009) – Kinematografische Skulptur von Glaser/Kunz

Und wer’s nicht aushält, bis zum 9. April zu warten, kann vorab bereits im Thurgau Glaser/Kunz bestaunen. Dort präsentiert die Kartause Ittingen noch bis zum 6. August unter dem Titel «Ich ist ein anderer» eine Reihe der «Kinematografischen Skulpturen» dieses spannenden Künstler-Duos.

Mehr zur Mauer-Performance auch hier: Tagblatt, 26. März 2017

 

 

(Alle Bilder mit freundlicher Genehmigung Magdalena Kunz & Daniel Glaser)

Kultur im «Lat­tich» – Gratis Location für Kurz-Projekte

«Lat­tich» geht in Runde zwei!!! Bereits im Spät­som­mer 2016 wurde unter diesem  Titel das Gü­ter­bahn­hofare­al mit SBB-Halle im Herzen St.Gallens für eine kulturelle Zwischennutzung geöffnet. Aus­stel­lun­gen, Film­aben­de und vieles mehr gaben sich dort ein Stelldichein. Und die Resonanz der kulturinteressierten Öffentlichkeit war immens. Deshalb geht’s weiter mit «Lat­tich». Von Mai bis Oktober 2017 wird die auf dem Areal liegende Lagerhalle sogar für spezifische kulturelle Projekte teilweise gratis vergeben! Interessierte können sich bis zum 15. April mit einem Kurzdossier bewerben. Und zwar an halle@lattich.ch

„Wir bieten Platz für renommiertes Kunstschaffen, innovative Formen und überraschende Experimente“, erklärt Ann Katrin Cooper, welche gemeinsam mit Tobias Spori für das Geschehen in der Halle zuständig ist. Beide zielen auf ein Programm ab, das den darstellenden Künsten wie Sprech- und Musiktheater, Tanz und Performance ebenso gerecht wird, wie den bildenden Künsten und der Literatur. Mit der Sparte „Jungblut“ ist ein Programm von und für junge Menschen vorgesehen.

Im «Lat­tich» sind Künstler aller Sparten gesucht

Jeden Monat soll zudem der Raum an fünf Tagen Kunst- und Kulturschaffenden für ein spezifisches Projekt gratis zur Verfügung stehen. Kreativ-Täter mit Bezug zum Kanton St.Gallen, Appenzell Ausserrhoden und Appenzell Innerrhoden oder zum Thurgau hat, sind herzlich eingeladen, sich bis zum 15. April mit einem Kurzdossier zu bewerben.

Parallel zur Bespielung der SBB-Lagerhalle durch Kunst- und Kulturschaffende wird aber auch die Aussenfläche erneut belebt – unter anderem mit einem Spielort für Kinder, einem kleinem Gastronomie-Angebot und einem Gardening-Projekt.

Was Lattich ist und worum es geht… dazu finden sich hier weitere Eindrücke:

Klick drauf! Film Lattich

 

Oder im aktuellen Tagblatt-Bericht sowie im SAITEN-Magazin

 

Für Rückfragen stehen zur Verfügung:

Gabriela Falkner, Co-Präsidentin Verein «Lattich», 078  910 74 71, info@lattich.ch
Marcus Gossolt, Co-Präsident Verein «Lattich», 071 534 38 55, info@lattich.ch
Ann Katrin Cooper, Kuratorin der Halle, 078 866 29 33, halle@lattich.ch

 

Kunst verkaufen? Ein Vertrag vermeidet Stress!

Gratulation! Sie haben ein Werk erschaffen und einen Käufer dafür an Land gezogen. Das ist eine super Bestätigung der eigenen künstlerischen Leistung – und der Geldbeutel freut sich auch. Oder aber: Sie haben Kunst gekauft, die Sie begeistert! Auch dann: Glückwunsch! So oder so: Manchmal gestaltet sich ein Verkauf nicht ganz so simpel, wie es scheint. Hier ein paar Tipps und ein Mustervertrag.

Oft wechselt Kunst den Besitzer, indem der Macher dem Käufer ein Werk überreicht, Geld erhält und eine Quittung dafür ausstellt. Soweit, so gut. Doch was passiert, wenn der Käufer die Arbeit irgendwann weiterverkaufen möchte oder der Künstler sie für eine Ausstellung gerne nochmals nutzen würde? Ein Kaufvertrag, der diese Inhalte berücksichtigt und eine klare Vorgehensweise definiert, vermeidet für beide Seiten viel Stress und Ärger.

Was ein Vertrag definieren sollte

  1. Vertragsparteien: Wer verkauft an wen?
  2. Vertragsgegenstand: Was wird verkauft: Bild, Fotografie, Kleinplastik…?
  3. Vergütung: Wie hoch ist der Kaufpreis? Wird er am Stück oder in Raten bezahlt?
  4. Rechte & Pflichten der Vertragsparteien: Wie sind Ausstellungen, allfälliger Weiterverkauf oder Vernichtung des Werkes geregelt?

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Sind diese vier Punkte geregelt, ist man schon auf einem guten Weg.  Vertragsvorlagen aus Deutschland, z.T. leider kostenpflichtig, finden sich hier:

Infos zur Vertragsgestaltung fuer Deutschland

Leider, leider habe ich nichts vergleichbares für die Schweiz gefunden.

Für all jene, die eher im kleinen Umfang verkaufen, steht hier ein Mustervertrag zur Verfügung (ohne Gewähr auf Vollständigkeit – ich bin keine Juristin – und einfach zur Info…)

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Grundsätzlich ist meine Empfehlung: Wer regelmässig und ohne eine unterstützende Galerie im Hintergrund seine Werke verkauft, sollte sich in Sachen Vertragsgestaltung an den Fachstellen beraten lassen. Z.B. beim  Berufsverband Visarte oder allenfalls auch beim Bundesamt für Kultur.

Teresa Peverelli, St.Gallen (SG)

Wer Teresa Peverelli ist: Geboren 1951. Lebt und arbeitet in St.Gallen. 1968 bis 1986 Tätigkeit in verschiedenen gestalterischen Bereichen. 1986 bis 1991 Studium Kunst und Vermittlung an der Höhere Schule für Gestaltung in Zürich, heute (HdKZ). Verschiedene Gruppen- und Einzelausstellungen, kulturelle Projekte und Mitarbeit in der Kunsthalle St.Gallen und im Projektraum exex (heute Nextex), visarte.ost St.Gallen.

Liebt das Arbeiten im zwei und dreidimensionalen Bereich. Geniesst nach 22 Jahren erfüllter Unterrichtstätgkeit eine neugewonnene Freiheit. Weitere Informationen!

 

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P l a n k t o n — πλαγκτόν „das Umherirrende“ – Rauminstallation auf 280 m2 . Installiert an der Zürcherstrasse 45, 9013 St.Gallen vom 9. bis 25. 9.2016

 

Das berichtet Teresa Peverelli über P l a n k t o n  

P l a n k t o n  war eine raumbezogene, installative Arbeit, die an Ort und Stelle realisiert wurde.

Im Sommer 2013 war eine gemeinsame Ausstellung mit Mirjam Kradolfer geplant. Während der Vorarbeit daran entstanden erste farbige Gebilde als Nebenprodukte von Materialexperimenten. Doch schon bald bevölkerten immer mehr kleine plastische Gebilde mein Atelier.

Die ersten Gebilde schienen eher Pflanzen ähnlich. Grün und farbig. Zuweilen konnte man meinen, dass sich da jetzt Ein- und Mehrzeller formierten. Ich befestigte diese unter der Decke, die sich rasch mit dieser Art „Plankton-Kolonie“ füllte. Das Wachsen meiner Kolonie wurde durch den Umzug in ein neues Atelier unterbrochen. Nun mussten sich meine Bakterien, meine Kieselalgen, meine Krebschen, meine Insektchen und Manteltierlarven in dunkle Schachteln quetschen lassen. Mein Plankton wartete auf eine neue Strömung im Weltmeer. Diese sollte es an eine sonnige Korallenbank tragen, um dort richtig zu erblühen und sich zu vermehren.

Der 280 m2 Lagerraum der Architekten Gähler Flühler in St.Gallen war nun im Sommer 2016 der ideale Ort. Hier konnte sich meine Kolonie niederlassen und erblühen. Es entstand eine grosse, kleinteilige Installation aus meinen bestehenden plastischen Gebilden. Diese kombinierte ich mit neuen Gebrauchsmaterialien wie Plastikfolien, Leim, Acrylfarben, Draht und Gips.

Gleichzeitig verlief eine Art paralleler Prozess: Nämlich R e c y c l i n g

In einem parallel laufenden Prozess entwickeln sich im Atelier stetig neue Objekte: aus alten, gehorteten Dingen und Werken. Ich schaue zurück und bringe Vergangenes in neue Zusammenhänge. Und ich stopfe und versenke Dinge in neue Hüllen. Für zukünftige Nachbarschaften in imaginierten, noch zu findenden Räumen.

…und die Entwicklung geht weiter und weiter und…“