Wo Trolle lustvoll grummeln

Tanzstück „Peer Gynt“ feiert Premiere in St.Gallen

Mit spielfreudiger Kompanie und als gewitzt-kunstvolle Inszenierung: So erlebte Gastautor Frank Schroeder das Tanzstück  „Peer Gynt“ an dessen Premiere am 20. Februar. Beate Vollack hat das bekannte dramatische Gedicht, welches 1867 von Henrik Ibsen erschaffen wurde, in eine neue Form gegossen. Diese kommt nun noch bis zum 17. Mai insgesamt neun Mal im Stadttheater St.Gallen zur Aufführung. Eine Chance, die man sich nicht entgehenlassen sollte, findet Schroeder. Und warum er das meint, beschreibt er hier…

„Orientierte man sich als Zuschauer beim Ballettbesuch in St. Gallen in den letzten Spielzeiten oft an jenen raren Szenen, die hinreichend Anzeichen gaben, nicht improvisiert zu sein, liefert die jetzige Leiterin der Kompanie mit ihrem Tanzstück erneut den Beweis, dass Totgesagte länger leben: Beate Vollacks „Peer Gynt“ feierte am 20. Februar Premiere und öffnet gleich eine ganze Galerie von Türen.

Peer Gynt

Exequiel Barreras (Peer Gynt) und Tanzkompanie | Foto: Mario Perricone

Das nahezu verrückte Leben des Brautentführers und nordischen Phantasten glaubhaft zu erzählen, beabsichtigt nicht einmal Ibsens Originaldichtung. Schon Griegs Vertonung konzentriert sich auf die Headlines – das allerdings mit Wucht: einige Stücke stehen ganz oben auf der ewigen Bestenliste weltweiter Klassik-Downloads, und so gibt auch diese Inszenierung eine anspruchsvolle Revue der schillerndsten Lebensszenen, bleibt seriös, gewitzt, kunstvoll.

„Sternstunde des Monats“

Die Spielfreude der Kompanie beschert Lacher, wenn Trolle lustvoll grummeln oder die Schiffsbühne mit bedrohlicher Schlagseite zu sinken droht. Ist sie auch unwirklich, diese Odyssee, nehmen wir gern daran teil, wie sie das Leben auskostet in Freud, Wunsch und Leid, weit weg von der verzweifelten Mutter, deren Ende als bildhauerisches Fanal das Haus die atemlose Bildsprache des Todes lehrt.

Peer Gynt

Tanzkompanie | Foto: Mario Perricone

In Sachen Musik wurde alles auf eine Karte gesetzt. Riskanter geht nicht. „Wir brauchen was, zu dem wir uns bewegen können, schau’n wir doch mal ins CD-Regal!“ – jenen totgerittenen Gaul zu meiden, kann für das Haus fatal sein; Kosten, leere Sitzreihen. Hier aber gibt es neben dem Nachweis von Gravitationswellen die zweite Sternstunde des Monats. Wer bis dato das Akkordeon schmäht, wird aus dem Dunkel ans Licht treten. Mit Lyrik und sonorem Strom beseitigt Goran Kovačević mittels dreier Manuale den Orchestergraben und gießt Betrachter und Akteure in einer Intimität zusammen, die sonst nur in Manegen erlebbar ist. Meine Meinung: Ansehen!“

© Frank Schroeder, www.balzun.de

 

„Peer Gynt“ ist noch zu sehen an folgenden Tage und Zeiten

Lust, in die berühmten Peer-Gynt-Suiten von Edvard Grieg hinein zu hören? Oder auf der Suche nach einem Kurzüberblick zu „Peer Gynt“? Bitteschön!