Futter für Bücherwürmer! Jammi!
Mein Fazit gleich zu Beginn: Wer dieses Jahr nur Zeit hat, ein einziges Buch zu lesen, sollte sich dieses hier schnappen! „Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war“ ist aktuell MEINE definitive Lieblingslektüre 2017 (..leider erst jetzt entdeckt, obwohl es bereits 2013 erschienen ist…)! Selten habe ich eine so herzergreifende Geschichte mit so überzeugenden Figuren in solch meisterhafter Sprache vorgesetzt bekommen. Danke an Autor Joachim Meyerhoff, der hier als unglaubliche Hauptfigur Joki Einblicke in seine Biografie liefert! Und der es zulässt, dass man ihn auf der Reise durch sein an wahnwitzigen Alltags-Skurilitäten vollgestopftes Leben begleiten darf!
Joki ist eigentlich ein ganz normaler Siebenjähriger: mit zwei nervigen grossen Brüdern, einer behütenden Mutter und einem Karriere machenden Vater. Allerdings gibt es eine kleiner Besonderheit in Jokis Leben. Denn sein Vater übt keinen 08/15-Beruf aus, sondern ist Chef einer Kinder-und Jugendpsychiatrischen Anstalt mit weit über 1000 Insassen. Das Zuhause der Familie liegt auf dem Anstaltsareal. Zum Geburtstagskränzchen des Vaters sind daher dann auch – selbstverständlich – Patienten wie das Mädchen Kimberly geladen. Joki ist von ihr fasziniert: „Wie eine Seifenblase im Wind hatte ihr Schädel Dellen und Ausbuchtungen“.
Und an Weihnachten besteht sein persönliches Highlight darin, zu bestaunen, wie sich die Patienten so gierig über die Geschenke hermachen, dass sie diese dabei zerstören und danach in grösstes Wehgeschrei ausbrechen.
Blutsbrüder und Fundstücke
Solche und ähnliche Erlebnisse beeinflussen Jokis Umgang mit dem Leben an sich und der Welt im Allgemeinen: Die Entdeckung eines Toten auf dem Schulweg löst keinen Schock aus, sondern Begeisterung über diesen spektakulären Fund. Und die Liebe zum Familienhund wird nicht durch einfache Schmuserunden mit diesem ausgelebt, sondern endet in einer tierisch-menschlichen Blutsbrüderschaft…
Hochpersönliche Lebens-Erinnerungen
Jochim Meyerhoff schildert in „Wann wird es endlich wieder so, wie es wie es nie war“ Episoden aus seiner eigenen Kindheit und Jugend. Hochpersönlich, farbig, gnadenlos und bei alledem liebevoll, schenkt er dem Leser Einblick in seine Persönlichkeit, die seiner Brüder und Eltern. Ganz schnell hat man diese normale und zugleich so ausserhalb der Normalität lebende Familie ins Herz geschlossen. Und auch wenn Meyerhoffs Erinnerungen gewiss irrwitziger sind, als die der meisten Menschen: Fast alle scheinen vertraut und ähneln dem ganz normalen Wahnsinn, den wohl jeder aus eigenen Alltagssituationen kennt.
Mehr zum Buch auch hier: FAZ
Joachim Meyerhoff: Wann wird es endlich so, wie es nie war, KiWi Köln, 28. Aufl. 2017
ISBN978-3-462-04681-6