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Kultur im «Lat­tich» – Gratis Location für Kurz-Projekte

«Lat­tich» geht in Runde zwei!!! Bereits im Spät­som­mer 2016 wurde unter diesem  Titel das Gü­ter­bahn­hofare­al mit SBB-Halle im Herzen St.Gallens für eine kulturelle Zwischennutzung geöffnet. Aus­stel­lun­gen, Film­aben­de und vieles mehr gaben sich dort ein Stelldichein. Und die Resonanz der kulturinteressierten Öffentlichkeit war immens. Deshalb geht’s weiter mit «Lat­tich». Von Mai bis Oktober 2017 wird die auf dem Areal liegende Lagerhalle sogar für spezifische kulturelle Projekte teilweise gratis vergeben! Interessierte können sich bis zum 15. April mit einem Kurzdossier bewerben. Und zwar an halle@lattich.ch

„Wir bieten Platz für renommiertes Kunstschaffen, innovative Formen und überraschende Experimente“, erklärt Ann Katrin Cooper, welche gemeinsam mit Tobias Spori für das Geschehen in der Halle zuständig ist. Beide zielen auf ein Programm ab, das den darstellenden Künsten wie Sprech- und Musiktheater, Tanz und Performance ebenso gerecht wird, wie den bildenden Künsten und der Literatur. Mit der Sparte „Jungblut“ ist ein Programm von und für junge Menschen vorgesehen.

Im «Lat­tich» sind Künstler aller Sparten gesucht

Jeden Monat soll zudem der Raum an fünf Tagen Kunst- und Kulturschaffenden für ein spezifisches Projekt gratis zur Verfügung stehen. Kreativ-Täter mit Bezug zum Kanton St.Gallen, Appenzell Ausserrhoden und Appenzell Innerrhoden oder zum Thurgau hat, sind herzlich eingeladen, sich bis zum 15. April mit einem Kurzdossier zu bewerben.

Parallel zur Bespielung der SBB-Lagerhalle durch Kunst- und Kulturschaffende wird aber auch die Aussenfläche erneut belebt – unter anderem mit einem Spielort für Kinder, einem kleinem Gastronomie-Angebot und einem Gardening-Projekt.

Was Lattich ist und worum es geht… dazu finden sich hier weitere Eindrücke:

Klick drauf! Film Lattich

 

Oder im aktuellen Tagblatt-Bericht sowie im SAITEN-Magazin

 

Für Rückfragen stehen zur Verfügung:

Gabriela Falkner, Co-Präsidentin Verein «Lattich», 078  910 74 71, info@lattich.ch
Marcus Gossolt, Co-Präsident Verein «Lattich», 071 534 38 55, info@lattich.ch
Ann Katrin Cooper, Kuratorin der Halle, 078 866 29 33, halle@lattich.ch

 

Performance: Ein Plädoyer für das Jetzt

SCHON und NOCH scheinen auf den ersten Blick zwei harmlose Wörtchen zu sein. Das ändert sich allerdings, wenn man sie durch die Augen der Tänzerin und Choreografin Nelly Bütikofer betrachtet. Sie hat die beiden Zeitbegriffe nämlich unter deren diskriminierenden und beschränkenden Aspekten unter die Lupe genommen: „Das kannst du SCHON“? „Das tust du NOCH!“ und daraus ein überraschendes Performance-Projekt geformt. Es heisst „Ein Plädoyer für das Jetzt – Live is what happens to you while you are making other plans“ und ist zu sehen in Rappi und St.Gallen. Hier geht’s zu den Details.

Nelly Bütikofer ist in klassischem Tanz ausgebildet. Sie arbeitet seit vielen Jahren als freischaffende Choreografin und Regisseurin. Dabei bewegt sie sich im Spannungsfeld von Tanz, Theater und Performance. Seit etlichen Jahren leitet sie überdies das Fasson Theater. Und vergangenes Jahr erhielt sie einen Werkbeitrag des Kanton St.Gallen. Im Anschluss daran hat sie sich ans Werk gemacht Gedanken, Fragen und persönlichen Erfahrungen zum NOCH und  SCHON nachzuspüren.

Entstanden ist daraus die Performance Ein Plädoyer für das Jetzt. Darin berichten Menschen verschiedener Generationen in Video-Interviews über etwas sehr Besonderes: Nämlich über ihre Erfahrungen mit dem Wörtchen NOCH. Diesem stellen sie ihr eigenes körperliches Empfinden den Reaktionen von Aussenstehenden entgegen. Kontrastierend dazu zeigen Kinder, ebenfalls auf Video, was sie SCHON alles können.

Transformierendes Spiel

Bütikofer erläutert das Projekt weiter: „Auf der Bühne reagieren Tänzerinnen, Schauspieler und Musiker auf diese Statements. Sie setzen sie in ihr Medium um, spinnen den Faden weiter. Sie transformieren durch ihr Spiel das in Bild und Ton Festgehaltene ins JETZT. So machen sie es zu einem unmittelbar sinnlichen Erleben. Das Biografische, Dokumentarische verschmilzt mit ihren Interaktionen und bildet die Folie, auf der das Geschehen im JETZT stattfindet.“

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Weitere Informationen zu Terminen, den mitwirkenden Künstlern und Inhalten liefert der Veranstaltungs-Flyer

Daten und Orte

Aufführungen in Rapperswil

PREMIERE: 26. November  2016, Alte Fabrik Rapperswil , 20 h

  1. Vorstellung: 27. November 2016, 15.30 h

Eine Zusammenarbeit mit der Alten Fabrik, Klaus-Gebert-Strasse 5, und dem Kunst(zeug)haus Rapperswil im Rahmen der Eröffnungsfeierlichkeiten für die Ausstellung „Grosse Regionale“.

Aufführungen in St.Gallen

Am 1., 2., 3. und 4.Dezember 2016, jeweils 20 Uhr
im NEXTEX
, Blumenbergplatz 3, 9000 St. Gallen

Reservationen: fassontheater@bluemail.ch oder 076 382 64 62 (SMS!)

 

Bild: Mit freundlicher Genehmigung von Nelly Bütikofer – (c) Christian Glaus

Ein Theater geht ins Schloss

Das Diogenes Theater in Altstätten… das ist: ein traumhafter Garten, in dem immer wieder Open-Air-Aufführungen stattfinden. Ein Zuschauerraum im Inneren mit 120 Sitzen. Und ein ausgewogenes Programm mit Promis, Newcomern und Eigenproduktionen. Heidi und Michel Bawidamann lenken als Co-Präsidium mit acht weiteren Vorständen die Geschicke der 1978 gegründeten  Einrichtung. Demnächst gehen sie nun wohl unter die „Schlossherren“. Wie? Davon berichten sie hier.

Das Diogenes Theater ist seit fast vierzig Jahren eine feste Grösse in der kulturellen Landschaft des Rheintals. Doch wie ging’s los? 1978 begann alles mit der Gründung eines Theatervereins. Damals mischten fast ausschliesslich „Theaterverrückte“ mit, kulturinteressierte Laien. Diese machten primär Eigenproduktionen und legten auf Witz – nicht selten mit spitzer Zunge – Wert. Das brachte ihnen immer volle Sitze.

Und heute?  Heute ist Diogenes noch immer ein Verein. Mittlerweile mit rund 540 Mitgliedern und einem zehnköpfigen, ehrenamtlich tätigen Vorstand. Ausserdem gibt es einen zuverlässigen Stamm an tollen freiwilligen Helfern. Ohne die könnten wir den ganzen Betrieb nicht stemmen….

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Diogenes Theater Altstätten

Was hat sich sonst noch seit damals getan? Wer tritt heute hier auf? Gibt es noch immer Eigenproduktionen? Eigenproduktionen gehören fest in unser Konzept. Wir haben sie deswegen auch in unseren Statuten verankert und bringen mindestens einmal jährlich eine auf die Bühne. Darüber hinaus halten wir Ausschau nach talentierten professionellen Newcomern. Und wir arbeiten schon lange mit bekannten Künstlern wie Andreas Thiel, Dodo Hug oder Gerhard Polt zusammen. Zudem holen wir gute Regisseure zu uns, die hier Produktionen realisieren. Erst neulich hat Kristin Ludin bei uns eine Bühnenfassung von „Giulias Verschwinden“ inszeniert – basierend auf dem Drehbuch vom bekannten Martin Suter.

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Première von „Giulias Verschwinden“

Spannend! Aber nicht unbedingt „leichte“ Kost. Wer begeistert sich für das Programm, das Sie anbieten? Unser Publikum ist die Generation ab 35PLUS. Wir stellen fest, dass jüngere oft einfach aus beruflichen und familiären Gründen noch keine Musse fürs Theater haben. Trotzdem sind wir natürlich ein Theater für jede Altersklasse. Bei uns können Kinder Theaterkurse besuchen und das Erprobte danach aufführen. Und demnächst kommt noch etwas Neues hinzu: Diogenes-Eigenproduktionen des AST (Altstätter Senioren Theater). Das ist dann eine Plattform, die Pensionären die Gelegenheit zum Theaterspielen gibt.

Es tut sich also wirklich was im Diogenes-Theater. Oh ja, und es wird sich noch mehr tun (lachen). Denn wir wollen an einen neuen Standort.

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Open-Air-Event im Park

Aber wieso das? Ihr Raum fasst immerhin 120 Gäste. Und in dem traumhaften Garten draussen realisieren Sie regelmässig Freilicht-Anlässe! Wozu wechseln? Unsere Idee ist, das  Theater im Zentrum der Stadt und zwar im Schloss Prestegg neu zu etablieren. Es soll ein Kulturhaus entstehen, in dem Synergien leben und in dem ein reger Austausch stattfindet. Übrigens hätten wir da auch einen wunderbaren Schlossgarten vor der Türe….

Wie konkret ist diese Idee bereits? Es gibt schon noch einiges zu tun. Aber wir führen intensive und gute Gespräche mit den Beteiligten. Die Pläne wurden zum Beispiel mit dem Besitzer des Schlosses, der Museumsgesellschaft, bereits ausgearbeitet. Und wir sind mit den Institutionen, die uns finanziell und ideell unterstützen, in Kontakt. Wir sind auf einem guten Weg.

Herzlichen Dank an Heidi und Michel Bawidamann für dieses Gespräch und die Bereitstellung des Bildmaterials.

Und hier findet sich das Programm zur aktuellen Spielzeit. Hingehen!

Lebst du noch oder likest du nur?

Show „Sister App“ kommt in die Ostschweiz!

Was hab‘ ich gelacht, als ich im April das berühmt-berüchtigte und zu Recht legendäre Kleinkunst-Duo Hutzenlaub & Stäubli erleben durfte. Da waren die beiden nämlich mit ihrem Programm „Sister App“ in St.Gallen zu Gast. Für alle, die damals die Gelegenheit verpasst haben, gibt es nun – hipp hipp hurra – eine neue Chance. Im September finden in Frauenfeld und Herisau nochmals zwei Aufführungen statt. 

Mit ihrem aktuellen Programm ziehen die beiden Damen gnadenlos und spritzig unseren allzu digitalisierten Alltag durch den Kakao. Da wird gesungen, mit Sprache gespielt und die Möglichkeiten der Multimedia ausgereizt. Und jeder kriegt sein Fett weg. Der Blogger, der Twitterer und auch der liebe „FB-Freund“.

Nach der Show steht man da und fragt sich, ob man wirklich auch dazu gehört- zu all denen, die fleissig liken, posten, sharen sowie ihr Heil im Digitalen suchen.. und die analoge Welt dabei links liegen lassen. Ja, ich hab‘ gelacht. Und wie! Und mir danach vorgenommen, „es“ ab sofort doch anders zu machen.

Zu Hutzenlaub & Stäubli

Im echten Leben heissen die zwei Comedians übrigens Fritz Bisenz und Jasmin Clamor und stehen seit 20 Jahren zusammen auf der Bühne. Als Duo formierten sich Hutzenlaub & Stäubli aber erst nach ihrer gemeinsamen Zeit im erfolgreichen Frauen Comedy-Quartett Acapickels. Heute sorgt als dritter im Bunde Marino Bernasconi für multi-instrumentale Unterstützung.

Die nächsten Tourdaten

(zwei nah, zwei ferner…)

  • 17. September, 20 Uhr: Casino Frauenfeld
  • 24. September, 20 Uhr: Casino Herisau
  • 30. September, 20 Uhr: Kurtheater Baden
  • 10. Dezember, 20:15 Uhr: Konzertsaal Solothurn

 

À la Hollywood: Vom Schweinemäster zum Kino-Mann

Dies ist die Geschichte des Schweinemästers, der Kinobetreiber wurde und die des Event-Managers, der heute Kulturförderer ist. Es ist die Geschichte eines Kinos, das beinah zur Lagerhalle geworden wäre… und das nun als Top-Adresse für Theater, Film, Konzert und Begegnung gilt. Es ist die Geschichte vom Vater-Sohn-Gespann Aldo und Pascal Zäch und ihrem KinoTheater Madlen in Heerbrugg.

Doch eigentlich, will man ehrlich sein, ist es nicht nur eine Geschichte, sondern es sind zwei. Die erste Geschichte beginnt im Jahr 1949, wo das Madlen seine Pforten als Ton-Film-Theater öffnet. Und sie endet rund 50 Jahre später, als man dem in die Tage gekommenen Haus keine Chancen mehr gibt. Die zweite Geschichte beginnt 2002. Aldo Zäch will das mittlerweile als Lagerhalle ausgeschrieben Gebäude erwerben. Doch bei der Besichtigung keimt wie aus dem Nichts eine Idee in ihm auf. Drei Tage später ist sie reif zum Ernten: Zäch entscheidet, sein Unternehmen zu verkaufen und übernimmt das Madlen als Kinobetreiber. So nehmen die Dinge ihren Lauf.

Heute ist auch Sohn Pascal Zäch als Geschäftsführer mit im Boot. Bei einem Espresso habe ich mit dem studierten Ex-Event-Manager ein wenig geplaudert…

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Wieso tauscht man einen temporeichen Manager-Job gegen eine Tätigkeit für das Madlen ein?
Hier kann ich meiner Kreativität freien Lauf lassen und ausprobieren, was alles machbar ist im Rheintaler Kulturbereich. Darauf habe ich Lust.

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Vereint – Kinosaal, Theaterbühne und Vortragsraum in einem.

Was heisst das konkret?
Das Kino hat unsere Familie vor rund 14 Jahren übernommen. Damals sagte man: „Kino hat sich totgelaufen“. Mein Vater – und zunehmend auch ich –  haben dann den Versuch gestartet, eine Art „Wiederbelebung“ anzustossen: Mit einem Mix aus Kino, Theater, aber auch Konzerten und Vorträgen sowie Gastronomie. Und weil wir für wirklich jeden etwas anbieten wollen, ist es eine ständige Gratwanderung, ein gutes Programm zusammen zu stellen. Wir versuchen, anspruchsvollen Konzerten mit bekannten Musikern und Art-House-Filmen ebenso eine Plattform zu bieten wie der Disney-Neuverfilmung vom „Dschungelbuch“. Das macht das Arbeiten hier extrem abwechslungsreich und anregend.

 In die Zukunft investieren

Geht dieses Konzept auf?
Auf jeden Fall. Wir sehen, dass die Menschen das Madlen geniessen und auch als Ort der Begegnung nutzen. Das möchten wir in Zukunft noch weiter intensivieren.

Auf welche Weise?
Aktuell bauen wir an. Im August 2016  werden wir unseren Neubau eröffnen. In diesem werden wir dann ein erweitertes Angebot leisten. Das betrifft besonders den Bereich Gastro. Momentan steht zum Beispiel die Idee im Raum, dort eine „Integrations-Küche“ zu etablieren. Gemeint ist damit, monatlich wechselnde Speisen anzubieten und rundum das Madlen-Kultur-Programm zu platzieren. Das könnte dann so aussehen: Spanische Küche – und kulturell gibt’s zur Auswahl Flamenco-Vorführungen, Filme von Almodovar und ein Vortrag über Katalonien…Mal so ins Blaue gedacht.

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Einsatz für den Neubau – Aldo & Pascal Zäch

Nach einem reinen KinoTheater klingt das wirklich nicht mehr. Was für eine Zukunftsvision habt ihr?
Wir möchten den Besuchern des Madlen auch weiter einen Rückzugsraum für die Seele bieten. Eine Location, wo man sich trifft, miteinander redet, ein vielseitiges kulturelles Angebot geniessen kann und Kontakte pflegt. Aber wir möchten auch verstärkt Kulturen zusammenbringen und unter einem Dach vereinen. Wir sind auf einem guten Weg. Auch dank der Rheintaler Bevölkerung, die uns stets unterstützt.

Mein Danke an Pascal Zäch für super Espresso und spannende Infos!

Und mehr Input rund um das KinoTheater Madlen findet sich in diesem Zeitungsbericht. Oder man geht am besten selber hin zu einer der zahlreichen Veranstaltungen!

Die nächsten Events

Mi, 11.05.16  20:00 Uhr  Chäller – Comedy „Geile Scheiss“

Mi, 25.05.16  20:00 Uhr  Rob Spence – Comedy „echt stark“

So, 29.05.16  11:00 Uhr  Messer & Gabel – Best of Show

03.06.16 – 05.06.16 Blues im Madlen

19.08.16 – 28.08.16 KulturBrugg – Stars & Talente

Wir sind auch ein Experimentierfeld …

In St. Gallen gibt es seit der Spielzeit 2013/14 ein unkonventionelles kleines Theater, eine Off-Bühne. Es heisst „Theater 111“ und ist eigentlich viel Verschiedenes in einem: Vom Salon über Konzertlokal bis hin zur Vernetzungsstätte. Insgesamt sieben Theaterschaffende aus der Region St.Gallen gehören zum Gründerteam der Kulturstätte, die als Verein strukturiert ist und deren Mitglied man werden kann. […]

kleinkunst – mit programmen bewegen

wir wollen mit unseren programmen bewegen

Matthias Peter ist im allerbesten Sinne «multifunktional»: Autor, Schauspieler, Kulturjournalist, Regisseur. Im Jahr 2000 erhielt er einen Werkbeitrag der Stadt St. Gallen und 2004 übernahm er die Leitung der traditionsreichen St.Galler Kellerbühne. Aus der Ostschweizer Kulturlandschaft ist er heute nicht mehr wegzudenken. Im Interview durfte ich den Vielbeschäftigten ein bisschen ausquetschen. Zum Beispiel über Kleinkunst im Allgemeinen und Eigenproduktionen im Besonderen….


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Matthias, macht es heute eigentlich noch Spass, Kleinkunst anzubieten? Ein leichtes Business ist das ja nicht. Auf jeden Fall macht es Spass! Auch nach elf Jahren, die ich diese Arbeit jetzt schon machen darf. Die Freude besteht vor allem darin, dem Publikum aus dem breiten Angebot der Kleinkunstszene Perlen zu präsentieren Die Zuschauer sollen bei uns ein Programm mit hohem Niveau zu sehen bekommen. Da kommt mir meine Rolle als Kulturjournalist zugut. Nicht nur der Blick des Veranstalters.

Viele Leute haben heute ein ausgeprägtes Event-Denken. Sie suchen auch beim Kultur-Programm «Celebrities». Wie geht die Kellerbühne damit um? Unser Motto lautet „Über die Hintertreppe zum Vordenken“. Wir wollen mit unseren Programmen bewegen und ein bisschen länger in den Köpfen bleiben. Deshalb zeigen wir auch anspruchsvolles Sprechtheater und halten an dieser Programmschiene fest. Nur leicht verdauliche Comedy? Das geht gar nicht. Aber klar: Wir müssen den Zahlen zuliebe Kompromisse eingehen. Denn es stimmt schon, dass bekannte Namen das Publikum anlocken.Neues und Unbekanntes hat es bekanntlich schwerer.

Du wagst es dennoch, No-Names auf die Bühne zu holen. Wieso? Wenn ich neue, unbekannte Namen ins Programm nehme, ist es immer ein Entscheid, diese Namen auch zu pflegen. Dann sind das Leute mit Potenzial, die ich fördern möchte. Mir ist es wichtig, pro Saisondrei, vier neue Gesichter auf die Bühne zu holen.

Heute wird oft von einem Überangebot an Kultur geredet. Ist das ein Thema, das dir Kopfschmerzen bereitet? Nein. Trotz des steigenden Angebotes hat die Kellerbühne kein Publikum verloren. Eher gewinnt sie konstant neue Zuschauerkreise dazu.  In meinem Buch „Applaus & Zugaben“ über die Geschichte der Kellerbühne und der Kleinkunst beschreibe ich, wie sich das kulturelle Angebot in St.Gallen entwickelt hat. Die Eröffnung der Kellerbühne 1965 bedeutete den Beginn der Alternativkultur in der Ostschweiz. Zwanzig Jahre später kamen die Grabenhalle und das Kinok hinzu. Ab Mitte der 90er Jahre, quasi explosionsartig, Kugl, Palace, sommerliches Kulturfestival und so fort…Ich denke, dass wir mit der Fragmentierung von Gesellschaft und Interessen leben können.  Durch ihr breitgefächertes Angebot erreicht die Kellerbühne ein grosses Stammpublikum.

Je spezieller der Spielplan, desto grösser auch das finanzielle Risiko.. Wie kann man heutzutage noch wirtschaftlich Kunst/Theater machen? Uns gelingt das mit dem bewussten Wechsel von Saalfüllern und neuen Gesichtern. „Zugpferde“ wie etwa Simon Enzler, Heinz de Specht oder die Ex-Acapickels  tragen die anderen mit. Ausserdem haben wir einen grossartigen Mitarbeiterstab, der bereit ist, für wenig Geld super Einsatz zu bringen.

Im Herbst bringst du wieder eine Eigenproduktion raus. Eine szenische Lesung. Sie heisst «Kulissenklatsch ! – Ulrich, Karl, Lora & das alte Theater am Bohl». Grundlage dafür bot der 1909 veröffentlichte St.Galler Theaterroman «Die Brokatstadt» von Viktor Hardung.  Warum hast du gerade dieses Werk in Szene gesetzt? Hardungs Buch ist der erste moderne St. Galler Stadtroman. Man kann daraus viel über unsere lokale Kulturgeschichte erfahren. Es ist mir wichtig, nebst dem Gastspielbetrieb, auch St.Galler Themen aufzugreifen.

Welche St.Galler Themen meinst du damit? Verrätst du ein bisschen mehr? Man erfährt, dass St. Gallen das älteste feste Berufstheater der Schweiz hat. Weil sich die florierende Textilstadt das leisten konnte und wollte. Der erste Standort war übrigens da, wo heute die Kantonspolizei sitzt. 1857 wurde dann das Stadt- und Aktientheater am Bohl errichtet, welches Hauptschauplatz des Romans ist. Man bekommt aber auch vermittelt, dass eine Schauspielerin kaum von ihrer Gage leben konnte. Sie musste aus reinem Pragmatismus einige Verehrer haben, die ihr beispielsweise Kleider schenkten. Das  Bürgertum hat sie dafür als zwielichtige Person abgestempelt. Mit Staunen nimmt man zur Kenntnis, dass die Diskussionen um die Aufgaben der Bühnenkunst und der Kritik unverändert aktuell geblieben sind. Sich mit all diesen Sachen zu befassen, zu sehen, woher das Theater in St.Gallen kommt, was es sein wollte und was es effektiv war, ist spannend und verweist implizit auf die Gegenwart. Ich freue mich schon darauf, wenn sich am 22. September zum ersten Mal der Vorhang dafür hebt!

Vielen Dank für das Gespräch!

Hier gibts mehr Infos zu Kulissenklatsch und Spielplan Kellerbühne