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Margrit Edelmann Oertli, St. Gallen (SG)

Wer Margrit Edelmann Oertli ist: Geboren 1946 in St.Gallen und auch dort aufgewachsen. Im Alter von 19 Jahren Umzug nach Paris zum Arbeiten und für die künstlerische Ausbildung. Rückkehr in die Schweiz und 1960 Heirat mit Josef Edelmann.  Kurse an der Kunstgewerbeschule. Gelernte Textildruckentwerferin. Nach 12-jährigem „Zwischenstopp“ in Gommiswald Rückkehr nach St.Gallen in den 80-er Jahren. Ab 1987 Malerin und Plastikerin im Hauptberuf.  1989 Begegnung und spätere Heirat mit dem Maler und Bildhauer Max Oertli.

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Das sagt Margrit Edelmann Oertli zu:

Malerei und Plastik: „ Mich reizt beides. Doch die Plastik fällt mir leichter. Da liegt wohl meine grössere Begabung. Das Körperhafte liegt mir in den Fingern. Ich liebe als Materialien Bronze und Zement. Doch Bronze ist so teuer. Zement ist günstiger und ebenso wetterbeständig. Ausserdem fasziniert mich am Zement, wie dieses bewegliche Material aushärtet und zu Stein wird. Im Plastischen bin ich übrigens immer figürlich. Da reizt mich der Mensch als Motiv. Meine Malerei hingegen ist immer abstrakt.“

Motive und Körperlandschaften: „Ich erschaffe ruhige, in sich ruhende Gestalten. Die Botschaft an den Betrachter ist: Hier bin ich, hier steh ich. Mein Anliegen ist, dass die Figuren beruhigen. Ein Motiv, auf das ich mich gerne einlasse, sind „Köpfe“. Viele sagen, diese hätten was Orientalisches. Aber das ist nicht geplant. Das entsteht einfach so. Da geht es mir ums rein Formale. Die Form, die ästhetische Verteilung von Proportionen ist ohnehin wichtig in meinem Tun. Als ich anfing, haben mich Frauenrechtlerinnen wegen der Ausformung meiner weiblichen Skulpturen  kritisiert: `Grosser Arsch, kleiner Kopf‘ , haben sie gesagt. Aber ich mache das nur, weil ich grosse Köpfe nicht ertrage…

Was mich im Moment besonders umtreibt, ist auch die Darstellung alter Menschen. Sie sind für mich gelebte Körperlandschaften. Ich finde es schön, das Gelebte zu sehen. Alter und Zerfall ist da nichts Negatives. Eigentlich ist „Alter“ lediglich eine Zeitbeschreibung.  Ich bin auf der Suche nach der Zeitlosigkeit.“

Standpunkt: „Ich mache keine Auftragsarbeiten. Wer etwas von mir kaufen will,  muss nehmen, was aus mir rauskommt. Im Moment bin ich an einem Punkt, wo ich denke: „Was ich sagen wollte, habe ich gesagt.“ Ich habe Angst vor Wiederholungen… daher mache ich nun Pause und lasse das Weitere offene.“

Mehr zur Künstlerin findet sich in diesem Artikel

Kontakt: margrit-oertli@bluewin.ch

 

Engländerbau Vaduz: Himmelsrichtungen und Erinnerungen

 Vier Himmelsrichtungen, vier Länder und vier in der Ostschweiz aktive Kunstschaffende: Das sind die Zutaten der Ausstellung „Souvenir“, die vom 12.08. – 09.10.2016 im Kunstraum Engländerbau in Vaduz zu sehen ist. Peter Dew, Yoko Mroczek, Harlis Schweizer-Hadjidj und Birgit Widmer zeigen, wie es in der offiziellen Mitteilung heisst, „Malerei, Mixed Media, Zeichnung, Skulptur“ .
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Die vier aus so unterschiedlichen Ländern wie Finnland, Algerien/Frankreich, England und Japan stammenden Kunstschaffenden, inszenieren ihr Leben, das mehrsprachig und zwischen verschieden Kulturen stattfindet rund um das Bild vom Kompass.
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Im Informationstext von Rayelle Niemann, welche selbst Kuratorin ist und zwischen Kairo und Zürich lebt, lautet der zentrale Gedanke zur Ausstellung so:
„Die Souvenirs, die Peter Dew, Yoko Mroczek, Harlis Schweizer-Hadjidj und Birgit Widmer entlang ihrer Lebenswege sammeln, haben wenig mit dem zu tun, was einen touristisch definierten Gegenstand bestimmt. Weder sind es in Massen billig produzierte Gegenstände, noch haben sie mit einem stereotypen Beweis einer unternommenen Reise zu tun. Vielmehr zeugen die im Raum platzierten Objekte, Zeichnungen und Malereien von Auseinandersetzungen, die das Handeln, Denken und Wahrnehmen der KünstlerInnen beeinflussen. Ihre Reisen sind einerseits mit verschiedenen konkreten Orten verknüpft, andererseits erzählen sie von inneren Reisen, die Entfernung/Entfremdung und Annäherung widerspiegeln. Die ausgestellten Arbeiten geben uns Einblicke in persönliche Sammlungen, generiert aus Erinnerungen. Dieser Ansatz der Kunstschaffenden ermöglicht es, Erfahrungen mit den BesucherInnen zu teilen und formuliert darüberhinaus Anknüpfungspunkte an historisch definierte und der Tradition verpflichtete Verbindungen.“
Die Ausstellung wird begleitet von einem vielfältigen Rahmenprogramm. Am 30. August um 19 h findet zum Beispiel ein Chrash-Kurs verschiedender Sprachen statt! Details dazu und zu den anderen Angeboten gibts HIER.

Öffnungszeiten

Mo-So 13-17 Uhr, Di 13-20 Uhr
Geschlossen : 10.10.- 24.10.2016
Der Eintritt ist frei

Kunstraum Engländerbau, Im Städtle 37, FL-9490 Vaduz

René Düsel, Buchs (SG)

Wer René Düsel ist: Der 1959 in Buchs geborene Künstler fand seinen künstlerischen Weg spielerisch und intuitiv. Bereits während seiner Ausbildung im Geschäft der Eltern, einem Handwerksbetrieb, war er  in seiner Freizeit künstlerisch tätig. Und dieser „Drang“ wurde immer intensiver, bis er sich für ein Jahr aus dem klassischen Berufsleben zurück zog und neue Ziele setzte. 1986 kam eine Italienreise; 3 Monate mit den Tagebüchern Johann Wolfgang von Goethes auf dessen Spuren. Besuche von Ausstellungen und Museen. Danach folgten künstlerische Experimente und Forschung. Er besuchte Sommerakademien in Salzburg, A und Trier, D. Kurse in Druckgrafik und Steinhauen ergänzten das Sich-Weiterentwickeln. In Ausstellungen im In- und Ausland präsentierte Düsel seine Arbeiten.

14 Jahre befand sich sein Atelier in einer alten Fischräucherei in Weite Wartau.  Seit 9 Jahren arbeitet er nun in seinem Atelierhaus in Buchs/SG. Düsel ist Mitglied der Visarte, erhielt 2007 den Kulturpreis der Stadt Buchs und wurde 2012 in den Vorstand „Verein Südkultur“ gewählt.

René Düsels Arbeiten tragen oft die Handschrift des Grazilen, legen Wert auf Ästhetik und Materialität, wobei die von ihm bevorzugten Materialien Holz und Metall sind. Düsels Werke befinden sich im öffentlichen und privaten Besitz. Beispielsweise in Sargans, wo im Eingangsbereich der Raiffeisenbank eine Arbeit von ihm anzutreffen ist: ein rotes bearbeitetes Rollbild aus Tannenholz mit 170 cm Durchmesser. Hier gehts zu seiner Website

 

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René Düsel – „Himmelsleitern“ (2015) : Kastanienholz bearbeitet, geflammt mit Leinöl imprägniert, 5-teilig. 220 – 285 cm in Metallkasten mit Basaltsteinen

 

Meine Werke sind abstrakt und lassen zahlreiche Interpretationen zu, die Reduktion auf das Wesentliche ist spürbar.

 

Das sagt der Künstler über sein Werk „Himmelsleitern“:

„Kastanienholz ist sehr hart und bildet beim Wachstum schöne Formen. Darum habe ich es für dieses Objekt ausgewählt. Mit einfachen, natürlichen Materialien suche ich nach idealen Formen, reiner Schlichtheit und rhythmischer Gliederung. Flugpioniere am Ende des 18. Jahrhunderts versuchten, die Schwerkraft zu überwinden. Mit Hilfe der Himmelsleitern kann der Besucher imaginär in den Himmel steigen. Mit visueller Dynamik entsteht so eine Verbindung zwischen Erde und Himmel.

Die Anordnung der Leitern ist konzentriert und von allen Seiten zugänglich. In Japan werden oft Bretter für Holzfassaden geflammt was ein natürlicher Wetterschutz bildet. Mir gefällt die schwarze Patina, durch das Leinöl bekommt die Holzoberfläche eine seidenweiche Ausstrahlung. Die Basaltsteine im Metallkasten sorgen für Stabilität, alles wirkt optisch leicht und ist doch schwer. Leichtigkeit gepaart mit Schwere.“

Noch bis zum 11. September ist sein Werk „Himmelsleitern“ am Kulturort Weiertal zu besichtigen:
jeweils Mi – Sa von 14 – 18 h sowie So von 11 – 17 h

Kontakt:René Düsel, Räfiser Feld 6, 9470 Buchs/SG
Mail: rene.duesel.art@bluewin.ch

Malerei & Skulptur: „Chaminar“ (TG)

Am kommenden Samstag, 14. November, eröffnet in Frauenfeld um 17.30 h eine Ausstellung, auf die ich mich persönlich sehr freue. Unter dem Titel Chaminar gibts dann im Berner Haus Arbeiten von zwei  Ostschweizerinnen zu bestaunen, die ich schätze: Claudia Züllig (Malerei) und Birgit Widmer (Skulpturen). Veranstalter der Ausstellung, die bis zum 13. Dezember läuft, ist übrigens der Kunstverein Frauenfeld.
Wer Claudia Zülligs Schaffen kennt, weiss es -und wer ihren Arbeiten zum ersten Mal begegnet, muss wissen: Immer schon lag der Fokus ihrer Bildmotive auf der Natur. Egal ob Blattmotive, Wälder, Frauenkörper (der Körper als „Landschaft“) oder Landschaften aus Fels und Schnee.

Motivjagd im Gebirge

Claudia Züllig hat mir einmal verraten, dass sie sich oft mit Stift und Leporello bewaffnet auf Streifzüge ins Gebirge begab, um dort ihre Motive zu finden. Da wurde dann skizziert, einzelne Steine als ganze Miniaturmassive wahrgenommen. Und nochmals skizziert. Es entstanden Blatt um Blatt ganze Bergketten, neue Topografien, die so in keiner echten Landschaftskarte zu finden sind.

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Malerei von Claudia Züllig

In der Ausstellung Chaminar  zeigt Züllig nun u.a. Malereien, die den Grundgedanken dieser Zeichnungen weitertragen. Sie kommen mit wenigen Farben aus, sind monochrom gehalten. Mit gezielter Licht- und Schatten-Setzung, mit klaren Linien, wo nötig – und bewusstem Verwischen, Verunklaren entstehen so ihre stimmungsvollen und fast abstrakt anmutenden Bilder.

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Holzarbeiten von Birgit Widmer

Soviel zu den Landschaften. Man darf sich auch auf mehr freuen, wenn man Chaminar als Besucher durchstreift: Zum Beispiel Frauengestalten aus Claudia Zülligs Pinsel und wunderbare Holzarbeiten von Birgit Widmer. Logisch, dass meine Devise lautet: Selber-Gucken!

 

Ausstellungsadresse:
Bankplatz 5 / Freiestrasse
(Bei der kath. Kirche)
8500 Frauenfeld

geöffnet:
Sa 10 – 12 und 14- 17 h
So 14 – 17 h
Und wer noch Infos aus weiteren Quellen wünscht… hier gehts zur Website vom Berner Haus
und zu den Seiten von Claudia Züllig und Birgit Widmer

birgit widmer zeigt „real and imagined“ (ar)

Unter dem Titel „real and imagined“ gibt es ab dem 25. September wunderschöne Skulpturen von Birgit Widmer zu sehen. Ausstellungsort ist das Appenzeller Volkskunde Museum Stein (AR). Am besten, man nutzt gleich die Gelegenheit und geht morgen auf die Vernissage ab 19 h. Wer jetzt keine Zeit hat, muss aber nicht traurig sein. Die Ausstellung läuft nämlich bis 28. Februar 2016.

 

Das Tolle an Birgit Widmers Holzskulpturen ist, wie ich finde, ihre Oberflächenbehandlung. Ihre Arbeiten sind nicht momumental, sondern klein und fein. Mit (wie es scheint) wenigen gekonnten Eingriffen am Holz arbeitet sie das Wesentliche ihrer Motive heraus. Der Ausdruck, der so entsteht, ist grandios. Gerade, weil dem Betrachter noch die Freiheit bleibt, sich Details hinzuzudenken. Alles in allem sind Ihre Arbeiten über die Masse lebendig. Klasse.

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Birgit Widmer ist 1964 in Flawil geboren. Nach dem Besuch der Schule für Gestaltung in St. Gallen arbeitete sie im Atelier in Bühler. Längere Aufenthalte führten sie nach Algerien und Finnland. Seit 1991 lebt und arbeitet sie in Gais. Birgit Widmer ist im Vorstand der Visarte Ost, welche jungen Kunstschaffenden im St. Galler Projektraum Nextex eine Aussstellungs- und Diskussionsplattform bietet. Im Rahmen eines Artist in Residence-Stipendiums des Kantons AR hat sie 2013 eine Zeit lang in Varkaus/Finnland verbracht. Dort hat sie sich stark dem Studium der Bildhauerei gewidmet sowie Projekte in einer Papierfabrik realisierte.

Worüber man nicht sprechen kann, darüber soll man zeichnen. (Birgit Widmer)

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Die Kuratoren der Ausstellung beschreiben Widmers Schaffen so: „Birgit Widmer ist bekannt für ihre feinsinnigen Zeichnungen und modellhaften Skulpturen. … das Spontane und Intime, wie es der Zeichnung eignet, möchte Birgit Widmer auf die Skulptur übertragen. Und so entwickelte sie ihr Konzept der Miniaturdarstellung. Es ist eine stille Welt, die uns die Künstlerin vor die Augen führt.“

 Website Birgit Widmer und zum Appenzeller Museum

 

pop-art vom bodensee in schwellbrunn (AR)

„Code 501565“- so lautet der Titel der Ausstellung, die momentan vom Goldacher Künstler Jonny Müller in Schwellbrunn gezeigt wird. Müller präsentiert dabei neue und bereits bekannte Arbeiten, die für mich sowas wie Pop-Art vom Bodensee sind. Und das in spezieller Location, nämlich dem KUK (Haus für Kultur). Hier kann man neben interessanten Künstlern auch feine Küche geniessen.

Bis 24. Oktober 2015 kann man die Arbeiten Müllers noch in Schwellbrunn bestaunen. Zum einen handelt es sich um grossformatige Malereien in knalligen Tönen.

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Daneben sind auch Skulpturen zu sehen.

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Mir persönlich gefallen die Malereien am meisten. Müller spielt, wie man es von ihm kennt, mit Alltagsmotiven. Hier eine monströse Walnuss. Da Frauengesichter, die in Umrissen von Schmeissfliegen stecken. Zunächst ist man als Betrachter etwas verduzt. Doch wenn man sich auf die Arbeiten einlässt, kann man – neben der ästhetischen Wirkung – auch noch ganz spannende inhaltliche Aspekte entdecken. Mir geht’s so zum Beispiel mit der erwähnten „Frauengesicht“-Fliege. Zunächst habe ich da nämlich nur ein Frauengesicht erkannt (Bin mir nicht sicher, aber ist das die junge Liz Taylor?— die hat ja auch Pop-Art-Meister Andy Warhol schon „verarbeitet“). Und erst beim längeren Hinschauen sah ich dann die grünen Fliegenbeinchen und habe begonnen mich an der grau-schwarzen Gesichtsfarbe der Dame zu stören.

Mir ging da durch den Kopf: Da ist eine Frau, schön, jung (falls Liz Taylor: auch noch unglaublich als Schönheitsikone gefeiert). Und nun ist sie schon längst Geschichte, die Schönheit passé und Fliegenfrass. Irgendwie ziemlich irritierend… und eigentlich ein Hinweis auf die menschliche Vergänglichkeit, ein Memento mori.

Na ja, wenn man sich dann genug Gedanken über die Bilder und Plastiken gemacht hat, hat man vielleicht Hunger. Und da kann ich nur als Tipp geben: Das KUK bietet sich an, um auch dem leiblichen Wohl zu frönen, und zwar im dazugehörenden Restaurant. Dieses ist absolut liebevoll eingerichtet, die Aussensitzplätze sind genial und die Menü-Karte verspricht eine Menge Leckeres.

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KUK – Haus für Kultur

Mein Eindruck: Die Kultur-Tour ins Appenzellerland eignet sich prima für einen Sonntagstripp plus Spaziergang und „Käffelen“. Zum Beispiel besonders, wenn man mit Kids unterwegs ist. Denn die Ausstellungen im KUK sind überschaubar, da sich alles auf wenige Haupträume begrenzt. Was mir auch gut gefällt: Neben der jeweils aktuellen Ausstellung hat man die Chance, Arbeiten anderer Künstler kennen zu lernen. Denn die Hausherrin des KUK, Elisabeth Beeli, zeigt überdies Werke von Künstlern, die bereits ausgestellt haben. Wer also wenig Lust verspürt stundenlang durch Museen zu wandeln, sondern einfach mal kurz einen Einblick in regionales Kunstschaffen erhaschen will, sollte das KUK nicht verpassen.