Künstler zum Kennenlernen: Alle 14 Tage neu

huber.huber, Zürich (ZH)/Münsterlingen (TG)

Wer sind huber.huber: Markus und Reto Huber (*1975 Münsterlingen) arbeiten seit dem Abschluss ihrer Ausbildung an der Hochschule für Gestaltung und Kunst Zürich 2005 zusammen unter dem Namen huber.huber. Sie haben in den letzten Jahren vor allem mit Collagen und Zeichnungen, aber auch mit skulpturalen Arbeiten und Installationen auf sich aufmerksam gemacht.

huber.hubers vielschichtiges und konzeptuelles Werk wurde in Einzelausstellungen in verschiedenen Galerien und einer Reihe von Gruppenausstellungen im In- und Ausland gezeigt. 2008 widmete das Kunsthaus Glarus huber.huber mit „Vor der Vergangenheit“ die erste umfängliche institutionelle Einzelausstellung. 2009 folgte eine weitere grosse Einzelausstellung mit dem Titel „I cani non hanno anima “ im Kantonalen Kunstmuseum Lugano. Es folgten unter anderen 2013 die Einzelausstellungen „Fade to Black“ in der Kunsthalle Schaffhausen / Vebikus, 2014 „Land of Plenty“ im Museum Bärengasse, Zürich. 2015 zeigte das Aargauer Kunsthaus die Solo-Ausstellung „Und plötzlich ging die Sonne unter“.

Ihre Werke sind in zahlreichen bedeutenden Sammlungen vertreten.

Airflow (2017) Voile-Vorhänge bedruckt, Ventilator, 4,10 m 3,4 m Installationsansicht Helvetia Art Foyer, Basel

zu „Airflow“

„Zwei durchscheinende Vorhänge mit aufgedruckten Schmetterlingsflügeln bewegen sich sanft im Wind eines kleinen Ventilators. Schmetterlinge tauchen im Werk von huber.huber immer wieder auf. Schmetterlinge heisst im Griechischen Psyche und ist damit das selbe Wort wie jenes für die menschliche Seele. Das zarte Insekt gilt auch als Symbol des Wandels und zusammen mit der Naturgewalt Wind tritt natürlich das Phänomen des  Schmetterlingeffektes in den Raum. Wie eng vernetzt sind Ereignisse und Interaktionen in dieser Welt? Können unbedeutende Kleinigkeiten ganze Kontinente beeinflussen? Kann der Flügelschlag eines Schmetterlings in Brasilien einen Tornado in Texas auslösen (Edward :n. Lorenz)“?
(Text: Nathalie Loch anlässlich der Ausstellung  „Save Our Soules“)

Und mehr über huber.huber findet sich auch in SIKART, Lexikon zu Kunst in der Schweiz oder bei artfacts

www.huberhuber.com

 

 

 

Franz Müller Rieser, Weinfelden (TG)

Wer Franz Müller Rieser ist: Franz Müller Rieser  (*1959) ist zunächst gelernter Buchhändler und später auch klinischer Psychologe. Seit 2011 ist er nicht mehr berufstätig und widmet sich vermehrt seiner Leidenschaft: dem Fotografieren. Als Fotokünstler ist er Autodidakt und Amateur, verwendet gerne verschiedene Aufnahmetechniken, wie z.B. das Intentional Camera Movement.  Dies dient ihm dazu, das Angetroffene seinen Bedürfnissen und Stimmungen gemäss abzubilden. Der Künstler lebt in Weinfelden. Mehr Infos zu ihm finden sich in diesem Blog sowie auf seiner Website.

„time and passengers“ (2014)

Über „time and passengers“

Das Bild ist mit Absicht fototechnisch limitiert, hat es doch keine 5 Megapixel Bildauflösung. Dadurch wirkt die Abbildung etwas grobkörnig bzw. „verrauscht“. Sie scheint regelrecht brüchig, was auf den Bildinhalt bezogen intendiert ist: Die beiden jungen Männer auf dem Bild machen den Anschein, isoliert zu sein. Jeder ist für sich in seine subjektive Wirklichkeit eingetaucht. Der vorbeifahrende Zug ist als Bildmetapher für die verstreichende Zeit gedacht. Der Betrachter des Bildes kann sich in das subjektive Zeiterleben der beiden versetzen und sich fragen: „Erleben sie die Wartezeit als quälend langsam verstreichend oder werden sie, wenn der richtige Zug eintrifft, plötzlich aus einer Traumwelt gerissen?“ Das Zeiterleben wäre jeweils ein völlig anderes. „Subjektiven Zeiträume“ nennt Franz Müller Rieser das Phänomen. Als solches faszinieren sie ihn und sind eine wesentliche Facette seines fotografischen Werks.
Apropos: Vom 9. September bis in den Dezember sind Müller Riesers Arbeiten in Weinfelden zu sehen. Mehr Infos dazu : HIER
Vernissage, 09. September 2017, 17 Uhr

Annina Thomann, St. Gallen (SG)

Wer Annina Thomann ist: Annina Thomann (*1987) studierte an der Hochschule der Künste Bern und der Universität Bern, zudem absolvierte sie im Rahmen des Erasmus-Austauschprogrammes ein Semester an der Rietveld Academy Amsterdam. Seit dem Schuljahr 2016/2017 unterrichtet sie im Vorkurs für Jugendliche an der GBS St.Gallen. Sie arbeitet im Vorstand der Visarte Ost und ist mitverantwortlich für das Programm des Kunstraum Nextex. Annina Thomann stellte bereits in zahlreichen Gruppenausstellungen aus, darunter bei den Kunstwegen 2017 in Pontresina, 2016 im Kulturort Weiertal, Winterthur, im Jahre 2014 beim Artfestival, Glasgow und den Maiblüten, Berneck SG sowie 2012 in der Galerie jonkergow kunstwerk in Amsterdam. 2016 erhielt Annina Thomann einen Werkbeitrag der Stadt St.Gallen.

Annina Thomann – Ausschnitt aus der Werkserie «to build»

 

Über die Werkserie «to build»

Aus stabil wird labil, aus genormt wird verformt. Für die Werkserie «to build» arbeitete die St.Galler Künstlerin Annina Thomann mit Industriekeramik. Sie verwendete standardisierte keramische Bausteine als Ausgangsstoff für materielle, formale und räumliche Experimente. Backsteine werden in der Industrie in grossen Mengen und immer gleichen Massen gefertigt. In Ziegeleien wird aufbereiteter Ton in die richtige Form gepresst, in der richtigen Länge zurecht geschnitten, getrocknet und anschliessend gebrannt. In diesen hochtechnologischen Herstellungsprozess greift Annina Thomann ein. Sie lässt andere Abschnittsgrössen zu und setzt die weichen Rohlinge unterschiedlichen Krafteinwirkungen aus. Die unterschiedlich langen Quader werden zerteilt, fallen gelassen, geworfen, gedrückt und gequetscht. Durch die Krafteinwirkung biegen sich die Backsteine und wölben sich. Sie sacken zusammen und sind in sich verdreht. Das ursprünglich glatt verarbeitete Material reisst ein. Mitunter entstehen einzelne grosse Risse, die den Stein beinahe zu spalten scheinen. An anderen Stellen gibt es viele feine Risse in gleicher Richtung. Was in der Industrie als Fehler und somit als Ausschuss deklariert werden muss, sorgt in der künstlerischen Arbeit Annina Thomanns für Dynamik und neue Ansichten eines alltäglichen Materials. So zeigen sich entlang der Fabrikations-bedingten Rillen nun Faltungen. Ihr sanfter Schwung kontrastiert mit der ehemaligen Blockform des Backsteines.

Zerfall als Teil des Formungsprozesses

Nicht nur die äussere Form der Backsteine erfährt Transformationen. Annina Thomann lenkt den Blick auch auf das Innenleben der Backsteine. Aus rechteckigen Löchern werden im Zerteilungsprozess dreieckige Schächte oder langgezogene Rechtecke. Insbesondere bei den kleineren Backsteinen zeigen sich verzerrte Öffnungen. Sie erlauben neue Durchblicke und einen unterschiedlichen Lichteinfall. Der Zufall ist selbstverständlicher Bestandteil dieser Formungsprozesse. Er wird nicht nur zugelassen, sondern bewusst integriert. Dennoch bleibt die ursprüngliche Gestalt des Massenproduktes immer ein Teil der neuen Körper und neuen Binnenformen. Die neuen Formen sind Variationen über ein Thema, das Konstanten wie Farbe, Materialität und Umfang festschreibt, aber ungeahnte Modifikationen der Gestalt zulässt.

«to build» ist nicht nur eine Arbeit über das Verformungspotential der normierten Backsteine, sondern auch über Architektur und Konstruktion.

(Text: Kristin Schmidt – anlässlich der Verleihung des Werkbeitrags 2016 an Annina Thomann)

Zusätzliche Infos zur Künstlerin Annina Thomann und ihrer Arbeit finden sich in diesem Tagblatt-Bericht!

Antonia Möhr, St. Gallen (SG)

Wer Antonia Möhr ist: 1976 wurde Antonia Möhr in St. Gallen geboren. Nach Matura an der Kantonsschule Trogen (AR) absolvierte Antonia Möhr zunächst von 1995 – 1999 ein freies Kunststudium mit Andrew Ward in St. Gallen und Zürich. Parallel dazu studierte sie Ethnologie. In den Jahren 1999 – 2001 folgte ein Kunststudium an der Art Students League, New York City, mit Schwerpunkt Malerei, Zeichnen und Kunstdruck. Im Anschluss daran, von 2001 – 2005 bereitete sich auf den Bachelor of Fine Arts am Hunter College, New York vor, wobei hier der Fokus auf Malerei, Keramik und Installation lag. Im Februar 2005 schloss sie ihr Studium mit Summa cum Laude ab. 2005 kehrte sie nach St. Gallen zurück und war für die Kunsthalle St. Gallen sowie die Kunstgiesserei im Sitterwerk tätig. Seit Oktober 2015 engagiert sich Möhr als freie Mitarbeiterin für die Galerie vor der Klostermauer (St. Gallen). Die Künstlerin lebt und arbeitet in St. Gallen.

Ausstellungen (Auswahl): 

2002 The Concourse, Gruppenausstellung, Art Students League, New York

2004 7th Annual Williamsburg Salon 2004, Gruppenausstellung, Williamsburg Art and Historical Center, New York

2007 Close Up, Einzelausstellung, Die Schwelle, St. Gallen

2010 Verpackungs – Art, Gruppenausstellung, Galerie am Landsgemeindeplatz Trogen, Trogen AR

2015 Lost Dogs, Doppelausstellung, Atelier Galerie Oertli, St. Gallen

„The Choices you make“ (2016) 50 x 40 cm, Collage/Mischtecknik und Papier, Tusche, Acryl auf Holz

 

Was Antonia Möhr über „The Choices you make“ sagt…

„Man steht vor einer Entscheidung und entschliesst sich für eine, dabei fallen all die Wege, die man durch die anderen Entscheidungen hätte gehen können, weg. Dies wiederholt sich jedes mal, wenn man eine Entscheidung trifft.
Im Leben gibt es Schlüsselmomente, die den Rest deines Lebens völlig verändern. Die daraus resultierenden Entscheidungen sind nicht widerrufbar.
Hat man wirklich die Wahl? Oder treibt das Leben, bedingt durch all die Aktion-Reaktion Prozesse, Menschen in Richtungen, wo sie so entscheiden müssen, den freien Willen verloren?“

Und zu Antonia Möhrs Arbeitsweise

“ Antonia Möhr collagiert und decollagiert. Ihre Bilder leben von der Textur der geklebten, geknitterten und gerissenen Papiere ebenso wie von den verwendeten Motiven, die einander verdecken und ergänzen. Immer gerät schon das nächste in den Blick. Wie beim Zapping wandern Blicke und Gedanken. (…)  Möhr konzentriert sich dabei auf Weiss-, Grau- und Schwarztöne (…).“
Kristin Schmidt

Kontakt:
Antonia Möhr, Blumenstrasse 11, 9014 St. Gallen
E-Mail: mantonia@bluewin.ch
Telefon: +41 78 767 82 26

 

 

Bárbara Nimke-Giger, Herisau (AR)

Wer Bárbara Nimke-Giger ist: Bárbara Nimke-Giger hat in Spanien das Goldschmiede-Handwerk mit Schwerpunkt zeitgenössischem Schmuck/Autoren-Schmuck erlernt. In den vergangenen Jahren hat sie an verschiedenen Ausstellungen teilgenommen. 2007 erhielt sie den Förderpreis des Sarganserlandes. 2016 realisierte mit fünf weiteren KünstlerInnen die Gruppenausstellung „Häutungen“ im Schloss Werdenberg. Die Künstlerin lebt und arbeitet momentan  in Herisau und St. Gallen.

 

Objekt aus Silber ( ca. 7 x 8 cm) – unten noch sichtbar: die Giesskanäle

 

Über ihr Schaffen

„Egal ob es eine gute oder eine schlechte Erinnerung ist – ich meine, einen Teil der Erinnerungen, sollte man auch loslassen können.“. (Bárbara Nimke-Giger)

Auch wenn Barbara Nimke offensichtlich „leichtfertig“ mit Erinnerungen umgeht, sind es doch gerade diese, die einen Grossteil ihres künstlerischen Schaffens prägen. Denn um das Erinnerungen-Zulassen sowie das Lebendig-Halten von Erlebnissen und Menschen, die längst aus dem eigenen Lebenskreis entschwunden sind, geht es der Künstlerin fast in jeder Arbeit. Dafür nutzt sie Textilien, die zart und vergänglich sind sowie langlebige Metalle. So vereint sie den Gedanken von Vergehen und Bestehen gleichermassen in ihren Werken.

Vergängliches Textil – zeitüberdauerndes Metall

Nach ersten künstlerischen Schritten in der Goldschmiederei kam Barbara Nimke zunächst wie durch Zufall ans Textile und befasste sich über längere Zeit mit Stickarbeiten. Aktuell kehrt Nimke in ihren Arbeiten vom Textilen zurück zum Metall, resp. bringt die Materialien auf ungewöhnliche Weise miteinander zusammen. Dafür wählt sie aus Stoffen, die für sie eine besondere Bedeutung haben, bestimmte Ausschnitte aus. Das kann ein altes Tischtuch ihrer Grossmutter sein oder eine Jacke, die sie im Urlaub gekauft hat. In einem aufwändigen Verfahren erschafft sie aus Ausschnitten und Fragmenten dieser Erinnerungsstücke Gussvorlagen. Zuletzt „giesst“ sie diese Textilien zu metallenen Medaillons, beispielsweise aus Tombak, Bronze,  Aluminium oder Silber.

 

 

Eruk Soñschein, St. Gallen (SG)

Wer Eruk Soñschein ist: Eruk Soñschein, alias Kathrin Rieser, ist seit Jahren spartenübergreifend in den Bereichen Bildende Kunst, Theater und Performance tätig. 2013 zeigte Kathrin Rieser in der Galerie vor der Klostermauer in einer Einzelausstellung eine Reihe ihrer Werke. 2015 war sie zu einem Atelieraufenthalt, den die Kulturkommission der Stadt St. Gallen ihr zugesprochen hat, in Buenos Aires .

 

„miroir“ (Mixed Media, 2010)

 

Über die Arbeit „miroir“ (2010)

Eruk Soñschein erschafft ihre Wesen aus Weggeworfenem, „Wieder“-Gefundenem und wertet dieses durch ihre Bearbeitung neu. Oft haucht sie ihren Gestalten regelrecht neues Leben ein, indem sie sie in Bewegung versetzt: Mechanisch werden da Hüften zum Schwingen gebracht, Nähnadeln zum Nähen.

Vielleicht liegt es an der Tatsache, dass diese Figuren aus Dingen bestehen, die schon mal woanders dazu gehört haben, aus Einrichtungsgegenständen längst demontierter Puppenhäuser und nicht mehr geliebten Lieblingsdingen: Jedenfalls können sie bei der Betrachtung zwei starke Eindrücke wecken: Hilflose Zerbrechlichkeit und beklemmende Morbidität.

Wie etwa bei der kleinen Tänzerin vor dem Spiegel, deren Fragilität man spürt. Zugleich macht sich aber auch ein weiterer Eindruck breit: Ein Gefühl von Verfall, das Angst macht. Die Gestalt, weissgesichtig, steht vor einem Spiegel. Mittels des durch die Künstlerin eingebauten Antriebes, dreht sie langsam und ungelenk die Hüften. Der Körper ist aus kantigen Holzelementen gemacht, er wirkt fast wie ein Skelett. Die von einer Tänzerin zu erwartende, auch optische, Geschmeidigkeit fehlt. Irritierend erscheinen neben den spindeldürren Extremitäten der beinahe grotesk ausladende Busen, die üppige Hüfte. Beides lädt nicht zur Berührung ein, sondern wirkt eher bedrohlich. Man denkt an Zerfall, wenn man das poröse Material der Hüfte in Augenschein nimmt. Nicht an Erotik. Die ganze Figur – ein Widerspruch in sich.

Es ist eine Figur, in der man viel des Kampfes mit den eigenen Grenzen und der dazugehörenden Verzweiflung finden kann. Was passiert mit dieser Tänzerin, wenn ihr (mechanischer) Antrieb versagt? Gibt der fragile Knochenkörper auf? Oder löst er sich wie durch Zauberei aus seiner Halterung, um sich an uns, den fast voyeuristisch neugierigen Betrachtern, zu rächen? Durch die Wahl ihres Arbeitsmaterials und ihrer Inszenierungen zieht die Künstlerin den Betrachter in eine Welt hinein, die die Phantasie mit einem durchgehen lässt und unerwünschte Gefühle anstösst: Unsicherheiten, Abscheu und Beklemmungen.

(c) Dorothee Haarer

Mehr über Eruk Soñschein gibt in diesem Beitrag des St. Galler Tagblatts zu lesen!

Mark Staff Brandl, Trogen (AR)

Wer Mark Staff Brandl ist: Brandl kam 1955 in der Nähe von Chicago zur Welt und hat lange Zeit dort gelebt. Seit 1980 ist er als Künstler und Kunsthistoriker tätig. 1988 siedelte er in die Schweiz über. Der Künstler lebt in Trogen. Weitere Infos!

Ausbildung: Seine Ausbildung in Kunst, Kunstgeschichte, Philosophie und Metapher-Theorie absolvierte er an der University of Illinois (BFA), Illinois State University, Columbia Pac University (MA) und promovierte magna cum laude zum Doktor (PhD) an der Universität Zürich in der Geschichte der Kunst. Der Künstler lebt in Trogen.

Mark Staff Brandl ist unter anderem wegen seiner selbst ernannten „Mongrel Art“ (Mischlingskunst) bekannt: Kreuzungen zwischen Installation und sequenzieller Malerei, die mitunter sogar Vorträge als Performances beinhalten. Bis heute hat er verschiedene Auszeichnungen erhalten und ist mit zahlreichen Vorträge, Publikationen und Ausstellungen an die Öffentlichkeit getreten. Ausserdem ist Brandl u.a. Dozent an der Kunstschule Liechtenstein sowie der Höheren Fachschule St. Gallen und kuratiert den Kunstgrill in Zürich.

Werke in öffentlichen Sammlungen:  Seine Werke sind u.a. hier zu finden: Museum of Modern Art in New York – Whitney Museum in New York – Museum of Contemporary Art in Chicago -Victoria und Albert Museum in London – Thurgauer Kunstmuseum – Kunstmuseum St. Gallen -Kunstmuseum Olten – Museum of Contemporary Art in Los Angeles -International Museum of Cartoon Art -Graphischen Sammlung der ETH Zürich …

Basquiat & Warhol (Wright/Bowie), aus “Painting Acted Artists”. Alkyd, Email & Acryl auf Leinwand, 183 x 270 cm. 2016

 

Zur Werk-Serie:  “Painting Acted Artists”

Mark Staff Brandl realisierte eine Bilderserie berühmter Maler aus der Kunstgeschichte. In Wirklichkeit handelt es sich jedoch nicht um die Künstler selbst, sondern um Bilder jener Schauspieler, die diese Künstler im Kino verkörpert haben. Brandl stützt sich dabei auf Spiel- und Dokumentarfilme, die den Künstlern ein prominentes Gesicht geben und sowohl visuell wie in der Charakterdarstellung überzeugen.

Als ausübender Künstler und Kunsthistoriker ist sich Brandl der prägenden Wirkung medialer Vermittlung mehr als bewusst. Neben Vorträgen und Büchern sind es vor allem neue Technologien wie das Kino, das Fernsehen und das Internet, die uns mit den Stationen der Kunstgeschichte vertraut machen. Gleichzeitig stehen den Betrachterinnen und Betrachtern heute mehr Kunstwerke im Original zur Verfügung, als dies je der Fall war.

Die Serie zeigt Künstler wie Paul Gauguin (Anthony Quinn), Rembrandt (Charles Laughton), Leonardo da Vinci (John Glover) oder die oben gezeigten Jean-Michel Basquiat und Andy Warhol (dargestellt von Jeffrey Wright und David Bowie).

 

Katrin Mosimann, St. Gallen (SG)

Wer Katrin Mosimann ist: Geboren am 13. Mai 1959 in Solothurn. Lehre als Damenschneiderin, Mutter, freischaffende Künstlerin, Autodidaktin, lebt und arbeitet in St. Gallen. Mehr zu ihr findet sich auf Katrin Mosimanns Website und in diesem Zeitungsbericht

Ausstellungen, Auswahl
2016 „objets de reve“, Projektraum am See, Kornhaus Rorschach
2015 „diversity & unity“, International Textile and Fibre Art, Lettland
2015 „Im Netz“, Kunstverein Barsinghausen, Deutschland
2014 „Lässt dich der Nebel auch nicht schlafen ?“ Schloss Dottenwil,St.Gallen
2013 „manchmal verschwinden sie einfach“ Galerie vor der Klostermauer, St.Gallen
2012 „fragil“, Kultur im Bahnhof, St.Gallen
2011 Figuren für das Theaterstück „Fridolin“ Figurentheater St. Gallen
2010 „Frisch gestrickt“ Kunst am Bau, Textilmuseum, St.Gallen
2008 Jahresausstellung, Kunstmuseum Solothurn

 

„Carla“, 2011/12 Papier, Textil, Faden, 155 x 105 cm

 

Zu Katrin Mosimanns Arbeit „Carla“ – aus einer Laudatio

„Das Bild, sehr grossformatig, zeigt eine wogende Menschenmenge. Im Vordergrund:  diffuse schwarze Gestalten. Sie scheinen mehr wie düstere, ausgehöhlte Kokons, als wie Menschen. Und im Hintergrund: schillernde Lichtfiguren. Auch sie kaum mehr menschlich. Vielmehr erinnern sie mich an Geister aus Licht, die vielleicht im nächsten Moment auf und davon sind. Oder, deren Licht erlischt. Und dann auch sie zu schwarzen Hohlräumen macht.
Mitten in dieser Ansammlung von Gestalten – als einzige klar herausgearbeitet – steht ein kleines Mädchen: Gesicht, Körper, Kleidchen. Sie scheint zudem eine Kamera an einer Kordel um den Hals zu tragen. Was tut sie dort?  Wir wissen es nicht. Was aber stark von ihr ausgestrahlt wird: Ich bin die einzige hier….

Sie ist der SINGULAR, das erkennbare Individuum, innerhalb dieser sich auflösenden, diffusen Horde. Sie hat nichts, was sie mit den anderen teilt. Sie ist die einzige mit Gesicht, mit Persönlichkeit. Was mich an diesem Bild so stark berührt, ist der krasse Kontrast zwischen Bildaussage und handwerklicher Ausarbeitung.
Sämtliche Gestalten Mosimanns werden mit einem fortlaufenden Faden genäht, aus einem Guss. Ein Gestaltenumriss geht in den anderen über. Sie alle sind miteinander verbunden.

Und doch: Gerade durch dieses „irgendwie miteinander Verbunden- Sein“ kommt die Einsamkeit des Individuums noch härter zum Ausdruck. Alle sind mit allen verbunden, und doch hat keiner mehr etwas mit dem anderen zu schaffen. Als Untergrund für das Motiv hat die Künstlerin diesmal hauchdünnes Gewebe ausgewählt.

Es versinnbildlicht: Wir alle stehen auf so völlig unsicherem Grund. Ein Windhauch und alles wird einfach davon gerissen. Jede Gemeinschaft vom Wind davon getragen.
Für mich ist dieses kleine Mädchen Stellvertreter für viele Menschen innerhalb unserer Gesellschaft: Für all diejenigen nämlich, die vom Gefühl beherrscht werden, TROTZDEM, IRGENDWIE, WIESO NUR – – NICHT dazu zugehören. Nicht dazu zugehören, trotz medialer Vernetztheit und ständiger Erreichbarkeit.

Auch wenn Katrin Mosimann in ihren Bildern oft Szenarien aus fremden Kulturen und weit entfernten Ländern wiedergibt: Eigentlich ist ihr Thema auch hier bei uns vor der Haustür zu finden. Vielleicht in weniger drastischen Motiven – aber gespürt wird auch hier bei uns Einsamkeit, Verlassenheit. Und viele, die nicht auf der Flucht vor Naturkatastrophen sind, sind auf der Flucht vor Dingen in ihrem Inneren.

Die Künstlerin wagt sich an etwas heran, das den Betrachter tief drinnen anspricht. Ohne Show-Effekte, ohne die grossen klassischen Materialien der Kunstgeschichte, ohne Leinwand, Ölfarbe und Pinsel.

Sondern ganz schlicht: Mit Stoff, Nadel und Faden.“

© Dorothee Haarer M.A.

 

Kontakt

Katrin Mosimann, Wiesenstrasse 34, 9000 St. Gallen

E-mail: katrin.mosi@bluemail.ch
Fon: 071 351 37 09

Helene Mäder, Gossau (SG)

Wer Helene Mäder ist: Helene Mäder wurde 1953 in St. Gallen geboren. Im Jahr 1971 absolvierte sie eine Ausbildung zur Textildesignerin. In den folgenden Jahren bildetet sich umfänglich in den bildenden Künsten weiter. 2004 erhielt die das Romstipendium des Kantons St.Gallen, 2005 wurde sie Mitglied des Berufsverbands visueller Künstler visarte.

In ihren Arbeiten befasst sie sich malerisch und skulptural mit dem Menschen. Seinem Wesen auf der Spur zu sein, stets auf der Suche nach seinen Befindlichkeiten, Gefühlen, Verletzlich- und Vergänglichkeiten, darum geht es ihr. Die Künstlerin lebt in Gossau und arbeitet in ihrem Atelier in Flawil.

Helene Mäder -„Tanz auf dem Vulkan“

Helene Mäder über Helene Mäder

“ Zeichnen ist für mich etwas Intimes, Verletzliches aber auch Lustvolles. Gedanken werden freigesetzt, treiben mich zum Spielen und Tanzen auf dem Papier an. Meine Malerei ist eine Schichtenmalerei – Ge-Schichten. Stets hinterfragend wird die Farbe auf unterschiedliche Malgründe aufgetragen, immer nach einer Ordnung strebend. Dialogisch verbinde ich Zeichnung ,Malerei, Struktur, Farbflächen, Geschriebenes und Verwischtes. Manchmal überwiegt die Zeichnung, manchmal das malerische Element, doch sie sind nicht voneinander zu trennen.

Skulpturell zu arbeiten bedeutet für mich, nah dran zu sein. Meine Gedanken werden durch meine Hände  suchend, spürend, stets hinterfragend dem Gegenüber modellierend auf-und abgetragen. Meine Malerei steht im Dialog mit der Skulptur.

Für die Arbeit „Tanz auf dem Vulkan“ wählte ich recycliertes, schweres Papier. Es ist verletzlich und erträgt doch viel. Es steht für mich als Sinnbild der Erde. Der Mensch fühlt sich im Vordergrund, die Erde ist ihm unterworfen, welch Irrtum! Mit weisser Farbe übermale ich intuitiv das beige Papier, eine Art von Neuanfang. Danach schreibe ich meine Gedanken hin, zeichne über das ganze Blatt, übermale das eine oder andere, kratze weg, lasse offen, überdenke alles, übermale, etc. Mit meinem Tun, Gedanken und Gesten bin ich ganz nah am Leben dran, Schicht um Schicht.“

Mehr zu Helene Mäder findet man hier im Internet

Gabriele Clara Leist, Teufen (AR)

Etwas zu mir, Gabriele Clara Leist (Jg. 1962): Seit 1993 leite ich literarische Werkstätten sowie kreative Kurse und Seminare für Schreib- und Sprachkompetenz. 1996 habe ich mich selbständig gemacht und begleite zudem seit gut zwölf Jahren als Schreibcoach Berufsleute und Führungspersonen. In all meinem Tun verstehe ich mich als «Hebamme für Potenzial». 2005 gründete ich mit meiner langjährigen Schreibpartnerin Marie-Claire Baumann den «geniestreich» www.geniestreich.ch. Mein Atelier habe ich in Teufen.

Das literarische Schreiben ist für mich hauptsächlich ein gemeinsames Tun mit anderen. Meine Texte entstehen zum einen in Kursen und Creative Writing-Seminaren sowie in zwei Experimentiergruppen, die ich leite. Zum andern schreibe ich seit vielen Jahren in der – mit mir – fünfköpfigen Autorinnengruppe «ACES». Ich schätze die gegenseitige Inspiration wie auch die spielerische Leichtigkeit, mit der Texte entstehen können. Gleichzeitig sichern die grosse Erfahrung und die Fachkenntnis aller Schreibenden in Bezug auf das Arbeiten mit Sprache die Qualität der Texte – gerade dann, wenn diese z.B. im Hinblick auf eine Lesung bearbeitet werden.

WOHNEN 1

ein Teller aus Holz
für die Früchte
ein Untersatz aus Holz
fürs Wasserglas
ein Tischchen aus Holz
für Bücher und Hefte
ein Affe aus Bronze
auf einem Fels
sechs Sofakissen gelb
ein aufgeschlagenes Magazin
Palmenblätter verdorrt
und
eine Hand aus Holz
zum Kuss gereicht

© gabriele clara leist. teufen.

WOHNEN 2

Lehnsessel gestreift: ich
Sessel rot: du

sechs Kissen: ich
zwei Kissen und Nackenrolle: du

Hefte gestapelt: ich
Notenständer mit Querflöte: du

aufgeschlagenes Magazin: ich
Büchlein mit Lesebändchen: du

kleine Kuchen mit Holzteller: ich
Bonbonière mit Pralinen: du

bronzener Affe auf Fels: ich
ausgestopfte Meise unter Glas: du

Hand aus Holz zum Kuss gereicht: ich
zusammengebundene Briefe: du

© gabriele clara leist. teufen.

 

Gabriele Clara Leist über Das Zufällige. Das Reduzierte. Die strenge Form.

(am Beispiel von WOHNEN I und WOHNEN II)

„In den letzten Jahren habe ich mich vermehrt mit dem Zufälligen beschäftigt und mich immer wieder – nicht nur im literarischen Tun – gefragt: Was geschieht, wenn ich mich dem Möglichen so vorbehaltlos wie möglich öffne und absichtslos – auch im Schreiben – unterwegs bin? Was kann sich dann an GeSCHICHTEN, an TEXTur, an STOFF zeigen? – Im Gegensatz zur landläufigen Meinung «De Zuefall ghört in Abfall!» liebe ich es unter anderem, Schreibspielanleitungen zu erfinden und sie so zu gestalten, dass möglichst viel «Zu-Fälliges» an Rohtext entstehen kann, um diesen dann weiter zu formen. Und hier kommt – für das Ausarbeiten der Texte – meine Freude an reduzierten und immer wieder auch strengen Formen dazu.

Viele meiner Texte entstehen also über diesen Weg des zufälligen Findens. So kann es sein, dass in einem Rohtext ohne zu schauen intuitiv eine bestimmte Zahl an Stellen unterstreiche, um daraus ein Rondell formen. Das ist eine Gedichtform, die mit Wiederholungen arbeitet. Oder ich blättere in einem «Schöner Wohnen»-Magazin, notiere stichwortartig, was ich sehe und forme aus diesen Notizen ein Listengedicht, eine Kategorie der «Found Poems».“

 


literarische Veröffentlichungen (Auswahl):
1990: erste Gedichte im Band «Thurgauer Rosen», Verlag Pro Lyrica; 1993: Kurzgeschichte in der Literaturzeitschrift «Entwürfe»; 1994: «Schachtelweiber – Vier und weit Meer», Saba Verlag Gossau; 1997: Heft «Timbuktu» mit 17 Kurzgeschichten, Karlsruher Literarische Gesellschaft Scheffelbund; 2005: Gedicht in «Bäuchlings auf Grün», Lyrik aus dem Kt. St.Gallen im 20. Jh.; 2016: Gedicht in Claudia Roemmels Buchprojekt «darüber hinaus gewagt», OrteVerlag Herisau