„Im Dunkelwasser fischen“ – Bühnenkunst radikal anders und berührend
Manchmal stolpere ich über Veranstaltungsinfos, bei denen es sofort „ZING!!!“ macht und ich denke: „Das will ich sehen“! Soeben wieder passiert beim Hinweis auf die Produktion „Im Dunkelwasser fischen“. Schon die offizielle Pressemitteilung verrät, dass es sich hier um kein alltägliches Bühnenstück dreht. Denn hier fehlen festes Script oder Rollenverteilungen. Und Projektleiterin Micha Stuhlmann hat auch keine professionellen Schauspieler engagiert. Bei ihr stehen von der Studentin bis hin zu geistig oder körperlich versehrten Menschen alle auf der Bühne. Stichwort: Inklusion – also die gleichwertige Behandlung jedes Einzelnen, ohne eine wie auch immer geartete „Normalität“ vorauszusetzen.
Diesem Ansatz folgend, darf sich der Zuschauer auf autobiographische Fragmente der zehn Darstellenden einlassen. Mal Träume, Gedanken, Ideen, Gedichte, bewegte Szenen und Improvisation. Umrahmt und unterstützt werden die auf der Bühne Agierenden von Raphael Zürcher (Film), Marc Jenny (Ton) und Ellen Finus (Kostüme).
Micha Stuhlmann, selbst Performerin, lotet mit „Im Dunkelwasser fischen“ (hier der Trailer) wiederholt den Grad entlang der Kategorien „anders“ und „normal“ aus. Bereits 2012 brachte sie Vergleichbares mit WO IST KLARA auf die Bühne, im Jahr 2014 NUR MIT MIR ALLEIN ZUM GLÜCK.
Neugierig geworden, wollte ich auch noch von einem der Mitwirkenden wissen, wo für ihn der persönliche Reiz dabei liegt. Deswegen habe ich bei Musiker Marc Jenny angeklopft. Er ist bei diesem Projekt für Ton und Technik zuständig.
Marc, du bist eigentlich Band- und Orchestermusiker, legst aber auch viel Wert auf freie Improvisation. Dein Instrument ist der Bass. Wie ist es bei diesem Bühnenstück?
„Bei diesem Stück mache ich etwas anderes. Und zwar habe ich Klangwelten entwickelt, bei denen ich mit Wasser, Tropfen und Gläsern experimentiere. Ich habe vieles im Vorfeld ausprobiert, bis die Töne und Klänge so kamen, wie ich mir das vorgestellt habe. Zum Beispiel habe ich Mikros wasserfest eingepackt, um dann Aufnahmen auch unter Wasser machen zu können. Trotz dieser Vorab- Versuche geht’s auch hier ums Improvisieren. Denn wegen der besonderen „Instrumente“ benötige ich zeitliche Vorläufe – beispielsweise, um Wasser umzufüllen. Da „Im Dunkelwasser fischen“ aber keinem festen Script, sondern eher einem beweglichen szenischen roten Faden folgt, ist keine Aufführung identisch mit der anderen. Es gibt also jedes Mal neue Herausforderungen. Für mich ist es extrem spannend, an so etwas mitzuwirken. Die Bildwelt zum Stück gestaltet übrigens Raphael Zürcher. Er bringt Live-Projektionen aus seinem Aquarium und mischt Farbe, Rahm und Wasser zu faszinierenden Bildexperimenten zusammen. Ich freue mich sehr auf die kommenden Aufführungen.“
Weiterführende Informationen finden sich hier: In der Pressemitteilung_Dunkelwasser und diesem Artikel der Thurgauer_Zeitung
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Und für alle Interessierten…
Veranstaltungsdaten & Orte von „Im Dunkelwasser fischen“
Sonntag 1. Mai 17 Uhr – Tanzraum Herisau
Samstag 21. Mai 11.30 Uhr – Paraplegikerzentrum Nottwil
Samstag 11. Juni 19.30 Uhr – Lokremise St. Gallen
Sonntag 12. Juni 19.30 Uhr – Theater Konstanz
Samstag 18. Juni 19.30 Uhr – Phönix Theater Steckborn
(Bilder: Micha Stuhlmann, Kreuzlingen)
Liebe Frau Haarer,
wie schön, dass Sie über IM DUNKELWASSER FISCHEN gestolpert sind! Und wie schön, dass ich auf diese Weise über Ihr Blog gestolpert bin… Ostschweizer Kultur im schön gemachten Onlineformat – wie gut, dass es so etwas gibt!
Wir würden uns natürlich sehr sehr freuen, wenn Sie die Gelegenheit haben, bei einer Aufführung dabei zu sein… auch weil jede Aufführung für uns selbst immer wieder ein Überraschung birgt… 😉
Herzliche Grüße, Franziska Schramm (im Namen des gesamten Ensembles)
… aber ganz sicher werde ich mir eine Aufführung ansehen! So ein klasse Projekt darf man sich nicht entgehen lassen. Ich freu mich schon und wünsche euch Machern viel Erfolg! Herzlich. Doro Haarer