„David Bürkler wurde als Künstler oft unterschätzt“

Eigentlich hätte es einfach eine Ausstellung zum 80.ten Geburtstag des St.Galler Künstlers und Unikats David Bürkler werden sollen. Eine Ausstellung mit Werken dieses Mannes, der über ein halbes Jahrhundert Ostschweizer Kunstgeschichte mitgeschrieben hat. Doch David Bürkler ist tot. Er starb im letzten Januar – noch bis zum Schluss voller Ideen und Schaffensdrang. Wenige Tage vor Eröffnung der Ausstellung am 11. Juni, die nun eine posthume Retrospektive sein wird, habe ich mit demjenigen gesprochen, der sie organisiert und kuratiert: der Galerist Adrian Bleisch. Ein Gespräch über Vielseitigkeit, Neugierde und bedingungslose Hingabe an die Kunst.

Adrian, du kanntest David Bürkler über viele Jahre hinweg. Erinnerst du dich noch an eure allererste Begegnung? Oh ja. Das war an einer Geburtstagsfeier, zu der wir beide eingeladen waren. Ich sah da plötzlich so einen speziellen Typen mit grossem schwarzem Ledermantel  und ziemlich eigenartigem Aussehen. Irgendwie kamen wir zunächst vage ins Gespräch. Und dann auf einmal voll und ganz. Ich unterhielt mich blendend und stundenlang an diesem Abend mit David.

Wie ging‘s dann weiter? Kurz nach diesem ersten Aufeinandertreffen habe ich die Galerie in Arbon eröffnet. Ab diesem Zeitpunkt hat David dann immer wieder an Gruppenausstellungen bei mir mitgewirkt.

Du hast ihn also jeweils eingeladen, bei dir auszustellen, und er machte mit?  Na ja, wie man es nimmt. David Bürkler war durch‘s ganze Leben hinweg ein extrem kompromissloser Künstler. Er hat nur DANN irgendwo ausgestellt oder ein Werk verwirklicht, wenn er alles genau nach seinen Vorstellungen machen konnte. Ausserdem war es ihm wichtig, immer neue Werke zu zeigen. Er hat daher fast immer direkt für eine Ausstellung ein Werk erschaffen und nur ganz selten „ins Blaue rein“ gearbeitet.

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Vor Ausstellungsbeginn: Die Exponate warten darauf, ausgewählt und aufgebaut zu werden.

Du sagst, er sei kompromisslos gewesen. Das klingt nach einer schwierigen Zusammenarbeit. Ich konnte gut mit ihm arbeiten. Immer wenn er an Gruppenausstellung mit dabei war, hat er zum Beispiel seine Hilfe beim Hängen angeboten.  Da ist er oft zu mir gekommen und hat mich unterstützt. Er war dann immer ein fairer Partner und hat auf eine gute Art Kritik geübt, wenn ihm was nicht  passte. Ich habe sehr viel von ihm gelernt. Was ich besonders erstaunlich fand:  Er hat sein Werk nie bevorzugt, sondern immer sorgfältig abgewogen, wie was ins richtige Licht gebracht  wird. Gerade auch bei der Präsentation von Werken anderer Künstler. David hatte ein sehr gutes Auge.

Wie du sagtest, hat er immer für eine Ausstellung Neues erarbeitet. Gilt das auch für die Ausstellung zu seinem 80ten Geburtstag? Aber ja doch. Er hat bis zum Schluss voller Ideen und Taten gesteckt. Da wären noch viele Jüngere gefordert, mitzuhalten. Mithalten können bei ihm die meisten zudem nicht, wenn es um Wissen geht. David war ein wandelndes Lexikon. Selbst in seinem hohen Alter hat er sich noch über die unterschiedlichsten Themengebiete informiert. Und er hat laufend die Entwicklung in der jungen zeitgenössischen Kunst beobachtet.

Adrian Bleisch sichtet die Exponate

Adrian Bleisch mit einigen der für David Bürkler so typischen „Schemeln“.

 

Eigentlich war ja die Idee, dass du und David gemeinsam diese Ausstellung einrichten würden. Nun musst du ohne ihn – dafür aber mit seinen oft nicht ganz „leicht verdaulichen“ Arbeiten -klarkommen. Wie machst du das? Das ist schon eine echte Herausforderung. Aber ich kannte ihn und seine Ansprüche gut genug, dass ich denke, ihm gerecht zu werden. Wenn ich mich mit seinen Werken befasse, fühle ich mich grade so,  als würde er hinter mir stehen und mir seine Ansichten ins Ohr flüstern.

Hast du Lieblingsstücke, die du zeigen wirst? Es gibt Objekte, welche ich sehr schätze. Aber ich werde alles gleichwertig behandeln. Mir geht es darum, den Besuchern zu zeigen, wie vielseitig David Bürkler war. Zum Beispiel seine Anfänge, wo er fast in der Konkreten Kunst steckt. Dann der Übergang zu den Alltagsgegenständen – den Schemeln und Schachteln zum Beispiel…

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Gibt es etwas, dass du mir dieser Ausstellung gerne bewirken möchtest? Ich denke ja, dass David Bürkler als Künstler oft unterschätzt wurde. Das will ich etwas korrigieren. Er hat so ein vielfältiges Werk, hat so viele Jahre daran gearbeitet. Und er wollte weitermachen. In seinem Atelier stand noch bis zum Schluss ein riesiger Tisch. Dieser war übersät mit hunderten von Zetteln und Notizen voller Ideen und Gedanken, die David noch umsetzen wollte. Ich bin ziemlich sicher: Der ein oder andere Besucher wird staunen, was an Unerwartetem vom Künstler David Bürkler in der Ausstellung sichtbar wird.

Herzlichen Dank an Adrian Bleisch für das Gespräch. Und hier geht’s den Ausstellungsinformationen und einem Zeitungsartikel

(Bilder: freundlich genehmigt durch Adrian Bleisch)

Ausstellungsdaten:

David Bürkler – 11.6. bis 16.7.2016
Vernissage: Samstag, 11. Juni, 16 – 19 h

Öffnungszeiten Mi bis Fr 14-18 Uhr, Sa 11–16 Uhr oder nach Vereinbarung

Galerie Adrian Bleisch
Schlossgasse 4 · CH 9320 Arbon
T 071 446 38 90 · M 077 443 04 50
info@galeriebleisch.ch

1 Kommentar
  1. Daniel Stiefel
    Daniel Stiefel sagte:

    David Bürkler war als Persönlichkeit der Kunst herausragend in St.Gallen. Ich schätzte ihn auch wegen seiner Bereitschaft, unmittelbar an Gedankengängen teilzunehmen oder sie zu unternehmen, wo auch immer man ihm zufällig begegnete. In seiner Stimme lag Freundlichkeit und Achtung, Interesse und Empathie! Diese eigentlich ernste Haltung seinen Mitmenschen gegenüber hilft mir, seinem zuweilen sperrigen, schwer zugänglichen Werk mit Respekt zu begegnen. An dem Mann war kein Gran Kunstgeschwurbel!

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