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Kultur im «Lat­tich» – Gratis Location für Kurz-Projekte

«Lat­tich» geht in Runde zwei!!! Bereits im Spät­som­mer 2016 wurde unter diesem  Titel das Gü­ter­bahn­hofare­al mit SBB-Halle im Herzen St.Gallens für eine kulturelle Zwischennutzung geöffnet. Aus­stel­lun­gen, Film­aben­de und vieles mehr gaben sich dort ein Stelldichein. Und die Resonanz der kulturinteressierten Öffentlichkeit war immens. Deshalb geht’s weiter mit «Lat­tich». Von Mai bis Oktober 2017 wird die auf dem Areal liegende Lagerhalle sogar für spezifische kulturelle Projekte teilweise gratis vergeben! Interessierte können sich bis zum 15. April mit einem Kurzdossier bewerben. Und zwar an halle@lattich.ch

„Wir bieten Platz für renommiertes Kunstschaffen, innovative Formen und überraschende Experimente“, erklärt Ann Katrin Cooper, welche gemeinsam mit Tobias Spori für das Geschehen in der Halle zuständig ist. Beide zielen auf ein Programm ab, das den darstellenden Künsten wie Sprech- und Musiktheater, Tanz und Performance ebenso gerecht wird, wie den bildenden Künsten und der Literatur. Mit der Sparte „Jungblut“ ist ein Programm von und für junge Menschen vorgesehen.

Im «Lat­tich» sind Künstler aller Sparten gesucht

Jeden Monat soll zudem der Raum an fünf Tagen Kunst- und Kulturschaffenden für ein spezifisches Projekt gratis zur Verfügung stehen. Kreativ-Täter mit Bezug zum Kanton St.Gallen, Appenzell Ausserrhoden und Appenzell Innerrhoden oder zum Thurgau hat, sind herzlich eingeladen, sich bis zum 15. April mit einem Kurzdossier zu bewerben.

Parallel zur Bespielung der SBB-Lagerhalle durch Kunst- und Kulturschaffende wird aber auch die Aussenfläche erneut belebt – unter anderem mit einem Spielort für Kinder, einem kleinem Gastronomie-Angebot und einem Gardening-Projekt.

Was Lattich ist und worum es geht… dazu finden sich hier weitere Eindrücke:

Klick drauf! Film Lattich

 

Oder im aktuellen Tagblatt-Bericht sowie im SAITEN-Magazin

 

Für Rückfragen stehen zur Verfügung:

Gabriela Falkner, Co-Präsidentin Verein «Lattich», 078  910 74 71, info@lattich.ch
Marcus Gossolt, Co-Präsident Verein «Lattich», 071 534 38 55, info@lattich.ch
Ann Katrin Cooper, Kuratorin der Halle, 078 866 29 33, halle@lattich.ch

 

ROTES VELO: Tanzen ist wie Fahrradfahren!

Die freie zeitgenössische Tanzszene fördern! Eigenwillige Ideen umsetzen! Mit solchen und anderen Gedanken im Kopf gründeten Hella Immler und Exequiel Barreras im Jahr 2011 ihr „Rotes Velo“. Sie setzten damit eine der ersten freischaffenden Tanzkompanien in St.Gallen in die Welt. Mit der Produktion „Alles Gueti“ feiern sie Ende Januar in der St.Galler Grabenhalle nun ihr fünfjähriges Bestehen. Bei Tee und Karottensaft  haben sie verraten, was Tanzen mit Velo-Fahren zu tun hat und wohin die Reise noch gehen soll…

Als erstes bin ich natürlich neugierig wegen des Namens: „Rotes Velo“. Was – bitteschön – hat Tanzen mit Velo-Fahren zu tun?

Exequiel Barreras: Wir wollten bei der Namenswahl für unsere neue Company keine Verbindung zum menschlichen Körper. Nichts mit „Body“, „Dance“ und so weiter. Aber wir wollten etwas, das Bewegung signalisiert. Da passte „Velo“ sehr gut. Ich selbst komme ursprünglich aus Argentinien, wo Radfahren eher unüblich ist. Das „Velo“ habe ich erst in Europa für mich entdeckt – und es schnell lieben gelernt, weil man sich so frei damit bewegen und so schnell vorankommen kann.

Hella Immler: Ausserdem hat uns ein Zitat von Albert Einstein gut gefallen: „Das Leben ist wie Fahrrad fahren. Um die Balance zu halten, musst du in Bewegung bleiben“. Das ist für uns ein wichtiger Gedanke bei dem, wie wir arbeiten.

Gemeinsam mit einem Dritten im Bunde, Emilio Díaz Abregú, leitet ihr eure Company. Wir verteilt ihr die Aufgaben? Habt ihr eine Stammbesetzung?

Hella Immler: Unser „Rotes Velo“ wird von vielen gefahren. Bislang haben im Wechsel 50 verschiedene Künstler aus 14 unterschiedlichen Ländern mitgewirkt. Daneben haben wir eine grosse Zahl privater Helfer, ohne die es nicht ginge. Und was die Leitung des „Velos“ durch uns drei angeht: Da ist es so, dass mal der eine lenkt, der andere tritt und der dritte sitzt hinten drauf. Und dann wird getauscht und der Lenker übernimmt zum Beispiel das Treten. Wir haben eine abwechslungsreiche Dynamik in unserem Tun.

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Impression I zu „Alles Gueti“

Exequiel Barreras: Tatsächlich ist es sogar so, dass wir eigentlich ein „Dach“ anbieten, das  dann verschiedenen Künstlern Raum gibt, Sachen auszuprobieren. Da muss nicht mal zwangsläufig jemand von uns die Leitung haben.

Heisst das, ihr seid mit freiem inhaltlichem Konzept unterwegs? Oder gibt es sowas wie einen roten Faden, der euch begeistert und von euch verfolgt wird?

Exequiel Barreras: Seit rund zwei  Jahren wird immer wichtiger, uns Richtung Mensch zu öffnen. Es gilt nicht länger: Hier die Company, da das Publikum – hier der junge Tänzer, da der alte Zuschauer. Wir fragen immer öfter: Was bedeutet Show, was ist Bühne!?

Hella Immler: Das führt dazu, dass wir nicht mehr nur mit Profis arbeiten, sondern auch Amateure einbinden. Für „Alles Gueti“ haben wir Laien dazu geholt. Und noch mehr: Wir haben auch vier Generationen auf der Bühne. Unser jüngster Mitwirkender ist 4, der älteste 80.

Oh, das klingt nach einem Wagnis!

Exequiel Barreras: Das ist es auch. Aber wir wollen es so. Wir trauen uns, das was auch mal nicht perfekt rauskommt. Warum muss auf der Bühne denn immer nur Perfektion stattfinden?! Wir lernen doch vor allem von Personen, die sich noch in einem Prozess befinden. Und das bedeutet dann eben auch, dass darin noch „Fehler“ vorkommen. Wir finden das spannend. Und wir können uns das auch erlauben. Sowas geht natürlich bei einer Produktion in einem Stadttheater nicht.

Wie habt ihr denn den Inhalt zur  „Alles Gueti“ entwickelt? Und worum geht‘s?

Hella Immler: Am Anfang der Produktion haben wir allen, die mitmachen, einen Fragebogen zum Thema Geburtstag gegeben. Aus den Inhalten daraus haben wir dann „Geschichtensplitter“ kreiert. Es geht um Geburtstage, Jahre, Wünsche, Geburt… Die Bühne symbolisiert den „Geburtstagstisch“, wo gefeiert wird. Und das Publikum ist eingeladen, mitzufeiern.

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Impression II zu „Alles Gueti“

Fünf Jahre „Rotes Velo“: Welchen persönlichen Geburtstagswunsch habt ihr für euer „Baby“?

Hella Immler: Für den Moment hat unser „Velo“ gut an Fahrt gewonnen und es wird weiter seinen Weg nehmen. Wohin, das weiss man nicht genau. Ich würde mir wünschen, dass es nicht regional bleibt, sondern auch weiter überregional geht.  Ich freue mich bereits auf neue Begegnungen, andere Produktionen und darauf, auch mit anderen Companies Kooperationen anzustossen.

Exequiel Barreras: Ich bin superglücklich, wo wir im Moment angekommen sind. Mein Traum wäre, dass ich irgendwann mein gesamtes Engagement ins „Rote Velo“ stecken kann. Ich habe immer weniger Ambitionen in Richtung Kunst-Business. Dafür interessiert mich zunehmend die soziale Komponente der Kunst: Ich möchte was für Menschen machen und nah an ihnen dran sein.

DANKE euch, für das tolle Gespräch!

 

Mehr Infos über „Rotes Velo“ finden sich unter www.rotesvelo.ch und in diesem Überblick

(Bilder: (c) „Rotes Velo“, 2017)

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Freie zeitgenössische Tanzszene: 2011 haben Hella Immler und Exequiel Barreras  die ROTES VELO Tanzkompanie gegründet. Für ihre 4-Generationen-Produktion „Alles Gueti“ bekamen sie den Werkbeitrag der Stadt St. Gallen. Und mit eben dieser feierten sie nun am 29. und 31. Januar 2017 das mittlerweile fünfjährige Bestehen ihrer Kompanie. Am ersten Abend war ich dabei. Ein Kommentar…

Gelächter, laute Musik, wirbelnde, hüpfende, tanzende Körper… Es ist ein fulminantes Fest, das da auf der Bühne der Grabenhalle stattfindet, während die Besucher den Saal betreten und auf den Beginn der Schau warten. Irgendwann hat auch der letzte Gast Platz genommen. Es geht los.

Es ist schwer, in Wort zu fassen, was nun in den nächsten ein, zwei Stunden passiert. Denn Exequiel Barreras, der künstlerische Leiter von ROTES VELO, serviert den Zuschauern in dieser Tanz-Theater-Performance ein Mosaik an Eindrücken oder besser: Geschichten-Splittern. Die kommen ganz unterschiedlich daher. In Bewegungen, Mimik, Sprache, Musik. Mal ganz schrill, mal ganz still.

Nehmen wir nur ein Beispiel: Die Geschichte des Mannes, der nicht mehr jung ist. Er tänzelt auf die Bühne und berichtet von Verlusten, die das Leben ihm beschert hat: Haare hat er eingebüsst, auch fast alle Libido. Dafür hat er Lachen hinzugewonnen. Als Zuschauer schmunzelt man und findet das alles recht lustig. Bis dieser letzte Satz kommt, fast nebenbei: „Und die Stimme meines Vaters, wie war die nochmal?“ Da schnürt es einem die Kehle zu. Denn solch Verlust, der wiegt doch anders. Eine Stimme, die vielleicht zeitlebens nur tadelte – oder immer Trost und Rat spendete, wird nicht mehr erinnert. Ist unwiederbringlich verloren. Was geschieht da mit mir?

Viele solcher Geschichten werden in „Alles Gueti“ erzählt. Einige werden getanzt, andere gesungen. Mal bordet die Bühne fast über vor Leibern. Dann wieder ist sie fast menschenleer. Es gibt Geschichten, die den grossen Fragen zu Liebe, Nähe, Hoffnung oder Einsamkeit nachspüren. Und es gibt Geschichten, die von kostbaren kleinen Momenten berichten und dazu anhalten, diese einzufangen. Einige Geschichten erschliessen sich dem Zuschauer leicht. Andere bleiben eher ein Rätsel und fordern den Zuschauer heraus, mehr als zahlender Konsument einer Bühnen-Show zu sein. Verstehen-Wollen, Hintersinnen ist gefragt. Doch selbst dann entschlüsselt sich vielleicht nicht jede Sequenz, bleiben Dinge unklar. Das darf auch so sein. Denn bei „Alles Gueti“ geht es stark darum, Gefühle auszulösen und die eigenen Empfindungen gelten zu lassen. Diese Rechnung geht auf.

Das liegt gewiss daran, dass man sich der Laien-Mitwirkenden bewusst ist, hier und da deren Unsicherheiten spürt. Aber gerade das macht die einzelnen Sequenzen so authentisch und berührend. Denn immer wieder fragt man sich: Ist diese Geschichte echt – oder doch nur reinste Fiktion?

Unterm Strich hat Barreras mit seinem Ensemble aus insgesamt 18 Profis und Laien „Alles Gueti“ für die Zuschauer zu etwas wie einer Geburtstagstorte gemacht: Eine wunderbare Gabe, die in unterschiedlichen künstlerischen Ausdrucksformen den wirklich grossen Themen des menschlichen Zusammenlebens nachforscht. Und die sich in viele Einzelstücke teilen lässt, mit dem Angebot an jeden Zuschauer, das besondere Stückchen auszuwählen, das ihm persönlich am meisten zusagt.

Kunst im Kleinformat: Künstler Postkarten

Seit 2011 gibt es Richtung Weihnachtszeit bei Gais (AR) einen besonderen Kunst-Anlass: Dann öffnet das Bahnstellen-Häuschen Strahlholz seine Türen für eine Miniatur-Ausstellung. Gezeigt und zum kleinen Preis verkauft werden Kunstwerke im Postkartenformat. Diesmal wirken über 40 Künstler_innen mit. Am 19. und 20. November ist es soweit. Hingehen lohnt! Hier die Details…
In diesem Jahr wirds im Strahlholz international: Künstler_innen aus der Region, aber auch solche aus der gesamten Schweiz, aus Polen, England, Frankreich und Finnland geben sich ein Stelldichein. Und sie verkaufen ihre Originale, Künstler Postkarten, in der wohl kleinsten „Ausstellungshalle“ der Welt.
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Priska Oeler

Die Organisatoren Harlis Hadjidj Schweizer, Birgit Widmer und Hans Schweizer freuen sich besonders, dass neben bekannten Kunstschaffenden auch weniger prominente mitwirken. Ausserdem sind 2016 einige Kunststudenten vertreten. Man darf also auf die Entdeckung von Nachwuchstalenten gespannt sein. Wer in der Vergangenheit mit von der Partie war sowie Pressestimmen finden sich übrigens auf der offiziellen Website: Künstler Postkarten
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Salome Schmuki

 

Ich für meinen Teil freue mich riesig, dass es nun wieder bald soweit ist. Letztes Jahr konnte ich ein paar wunderbare Stücke ergattern. Mal schauen, ob ich auch dieses Jahr was mit nach Hause trage….

Wann & Wo

Wochenende 19. /20. November 2016 jeweils 13 bis 18 Uhr
Haltestelle Strahlholz ( AB Strecke Bühler – Gais )
Telefonische Infos : 071 793 10 62

„darüber hinausgewagt“ von 26 mutigen Autoren!

Buchvernissage am 6. November.

Ein Langzeit-Projekt der Kunstschaffenden Claudia Roemmel geht in die nächste Runde! Und zwar gibts jetzt ein Buch zum Film – und nicht umgekehrt! Roemmel hat zwischen 2009 und 2014 Kurzfilme gedreht. Vor kurzem nun hat sie daraus Standbilder ausgewählt und 26 Schreibende eingeladen, zu 26 dieser Standbilder („Videostills“ wie sie es nennt) neue Geschichten zu fabulieren und diese in Worte zu giessen. Die daraus entstandene Anthologie „darüber hinausgewagt“ wird  am 6. November in St. Gallen der Öffentlichkeit präsentiert.

„Was zuvor geschah…“

Im Laufe von rund vier Jahren hat die Filmemacherin, Tänzerin und Choreografin Claudia Roemmel 143 Menschen gefilmt. Und zwar bei deren jeweiligen persönlichen Wagnissen. Das war zwischen 2009 und 2014. Die entstandenen Videos hat Roemmel nun „weiterverarbeitet“. Nämlich, indem sie diese Filme auf Einzelbilder reduziert hat, „Filmstills“,  und 26 Schreibende darum bat, Texte über diese Bilder zu fabulieren.

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Verschiedene Autorinnen und Autoren aus der Region Bodensee haben sich daraufhin in unterschiedlichen Formaten, Sprachspagaten und Ideen ausgelassen. Entstanden sind ebenso unterschiedliche wie überraschende Gedichte, Erzählungen und Wortspielereien. Sie alle wurden zu „Ddarüber hinausgewagt» zusammengefasst. Roemmel selbst formuliert das so: „…prosaische Texte, die – der Inspiration folgend – Momentaufnahmen sprachlich entwickeln, auffächern und erweitern. Lustvoll und unerwartet.“

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Am 6. November wird das Buch offiziell vorgestellt. Dazu gibt es eine Buchvernissage und die Autoren präsentieren im Rahmen einer Lesung ihre Ideen. Hingehn! Hinhören! Und wo: Raum für Literatur, Hauptpost, St. Gallen – ab 11 h.

Weitere Informationen über dieses Projekt finden sich auf der Website des Verlags – Leseprobe inklusive!

Konzerte, die Gegenpol zum „Event“ismus sind

Ausgewiesene Könnerschaft, enge Beziehungen zu den von ihm engagierten Künstlern und Musik jenseits des Mainstreams – darauf setzt Richard Butz bei seinem Konzertformat „kleinaberfein“. Es ist eine Philosophie, mit der der Jazzexperte und Musikkritiker im Laufe von bald fünf Jahrzehnten an die 450 Konzerte organisiert hat. Und das nächste steht in den Startlöchern. Am 25. September ist der israelische Saxophonist Gilad Atzmon in St.Gallen zu Gast. Hier die Konzertdaten und einiges mehr…

Wenn Richard Butz nach Musikern für seine Konzertreihe „kleinaberfein“ Ausschau hält, dann kommt dabei am Schluss immer etwas Besonderes zustande. Wie etwa das Engagement des Saxophonisten Gilad Atzmond & The Orient House am 25.September. Erwarten darf der Besucher dann Weltmusik-Jazz, der orientalische Klänge, Modern Jazz und jüdische Kletzmer-Musik miteinander verbindet.

„Jazz ist aber nur das eine,“ sagt Richard Butz. “ Ich bin musikalisch in zwei Richtungen aufgestellt. Die eine ist ganz klar Jazz, aber in einer modernen Form. Dixieland beispielsweise mache ich nicht. Besonders liegt mir hingegen zeitgenössischer Jazz aus Südafrika am Herzen…. Bei der zweiten Richtung setze ich auf  „Weltmusik“ – world music. Und zwar aus drei Musikkulturen: Die eine ist klassische indische Musik. Da mache ich jedes Jahr ein Konzert. Ein anderer Schwerpunkt liegt auf neuer finnischer Volksmusik. Finnland ist beim St. Galler Nordklang-Festival halt kaum drin. Da pflege ich das bevorzugt. Und als drittes bringe ich Musik aus Afrika und dem arabischen Raum. Aus diesen Interessen kommt dann ein sehr ausgewähltes Programm (zum Downloaden) zustande.“

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Musik, die ohne Elektronik auskommt (Foto: Peter Hummel)

Butz macht bewusst nur zehn Konzerte im Jahr, diese auf höchstem Niveau, mit reinster Überzeugung und vollem Einsatz. „Ich mache nur, was mir gefällt“, sagt er. „Und ich setzte mit meiner Konzertreihe ganz gewollt einen Gegenpunkt zu dem, was ich gerne „Event“ismus nenne. Ich bin nämlich skeptisch gegenüber Festivalformaten. Anstatt ein Festival aus dem Boden zu stampfen, ist es mir wichtiger, regelmässig kleinere Sachen, die dafür auf hohem Niveau, anzubieten.“

Hohes Niveau statt Festival-Hype

Diese Niveau erreicht der Konzertmann auch damit, dass er Musiker über eine längere Zeit immer wieder live hört, ihre Entwicklung verfolgt und dann gezielt für seine Anlässe auswählt. „Alle Künstler, die in den nächsten Monaten bei mir auftreten, kenne ich schon lange und sehr persönlich. “

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Zeit für persönlichen Austausch (Foto: Peter Hummel)

Nach Gilad Atzmon bringt Butz im Oktober den Posaunisten Samuel Blaser in die Ostschweiz. Im Dezember folgen noch die in Kamerun geborenen Musiker Lucas Niggli (Percussion) und Jan Galega Brönnimann (Saxophon). Gemeinsam treten diese dann mit dem Balafon-Musiker Aly Keita von der Elfenbeinküste auf und lassen Erinnerungen an Afrika aufleben..

Die nächsten Konzerte bei „kleinaberfein“

  • sonntag, 25. september, 17 uhr *gilad atzmon & the orient house
    gilad atzmon
  • sonntag, 30. oktober, 17 uhr
    samuel blaser trio
  • sonntag, 4. dezember, 17 uhr
    lucas niggli (drums und perkussion), jan galega brönnimann (saxofone),aly keita (balafon)

konzertort: centrum dkms, diözesane kirchenmusikschule, auf dem damm 17 / gallusplatz (eingang neben drogerie), 9000 st.gallen
türöffnung: jeweils 16.30 uhr
eintritt: chf 30.- / 25.- für schülerinnen und studierende / 15.- mit kulturlegi / * ausgenommen 25.9. (gilad atzmon & the orient house): chf 35.- / 30.- / 17.-
reservationen: bis konzerttag, 11 uhr, unter: kontakt@kleinaberfein.sg / am konzerttag, von 13.00 uhr bis 16.30 uhr, unter: 079 / 861 26 59 (bitte keine sms!)

 

(Bildrechte: Richard Butz)

Ein Theater geht ins Schloss

Das Diogenes Theater in Altstätten… das ist: ein traumhafter Garten, in dem immer wieder Open-Air-Aufführungen stattfinden. Ein Zuschauerraum im Inneren mit 120 Sitzen. Und ein ausgewogenes Programm mit Promis, Newcomern und Eigenproduktionen. Heidi und Michel Bawidamann lenken als Co-Präsidium mit acht weiteren Vorständen die Geschicke der 1978 gegründeten  Einrichtung. Demnächst gehen sie nun wohl unter die „Schlossherren“. Wie? Davon berichten sie hier.

Das Diogenes Theater ist seit fast vierzig Jahren eine feste Grösse in der kulturellen Landschaft des Rheintals. Doch wie ging’s los? 1978 begann alles mit der Gründung eines Theatervereins. Damals mischten fast ausschliesslich „Theaterverrückte“ mit, kulturinteressierte Laien. Diese machten primär Eigenproduktionen und legten auf Witz – nicht selten mit spitzer Zunge – Wert. Das brachte ihnen immer volle Sitze.

Und heute?  Heute ist Diogenes noch immer ein Verein. Mittlerweile mit rund 540 Mitgliedern und einem zehnköpfigen, ehrenamtlich tätigen Vorstand. Ausserdem gibt es einen zuverlässigen Stamm an tollen freiwilligen Helfern. Ohne die könnten wir den ganzen Betrieb nicht stemmen….

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Diogenes Theater Altstätten

Was hat sich sonst noch seit damals getan? Wer tritt heute hier auf? Gibt es noch immer Eigenproduktionen? Eigenproduktionen gehören fest in unser Konzept. Wir haben sie deswegen auch in unseren Statuten verankert und bringen mindestens einmal jährlich eine auf die Bühne. Darüber hinaus halten wir Ausschau nach talentierten professionellen Newcomern. Und wir arbeiten schon lange mit bekannten Künstlern wie Andreas Thiel, Dodo Hug oder Gerhard Polt zusammen. Zudem holen wir gute Regisseure zu uns, die hier Produktionen realisieren. Erst neulich hat Kristin Ludin bei uns eine Bühnenfassung von „Giulias Verschwinden“ inszeniert – basierend auf dem Drehbuch vom bekannten Martin Suter.

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Première von „Giulias Verschwinden“

Spannend! Aber nicht unbedingt „leichte“ Kost. Wer begeistert sich für das Programm, das Sie anbieten? Unser Publikum ist die Generation ab 35PLUS. Wir stellen fest, dass jüngere oft einfach aus beruflichen und familiären Gründen noch keine Musse fürs Theater haben. Trotzdem sind wir natürlich ein Theater für jede Altersklasse. Bei uns können Kinder Theaterkurse besuchen und das Erprobte danach aufführen. Und demnächst kommt noch etwas Neues hinzu: Diogenes-Eigenproduktionen des AST (Altstätter Senioren Theater). Das ist dann eine Plattform, die Pensionären die Gelegenheit zum Theaterspielen gibt.

Es tut sich also wirklich was im Diogenes-Theater. Oh ja, und es wird sich noch mehr tun (lachen). Denn wir wollen an einen neuen Standort.

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Open-Air-Event im Park

Aber wieso das? Ihr Raum fasst immerhin 120 Gäste. Und in dem traumhaften Garten draussen realisieren Sie regelmässig Freilicht-Anlässe! Wozu wechseln? Unsere Idee ist, das  Theater im Zentrum der Stadt und zwar im Schloss Prestegg neu zu etablieren. Es soll ein Kulturhaus entstehen, in dem Synergien leben und in dem ein reger Austausch stattfindet. Übrigens hätten wir da auch einen wunderbaren Schlossgarten vor der Türe….

Wie konkret ist diese Idee bereits? Es gibt schon noch einiges zu tun. Aber wir führen intensive und gute Gespräche mit den Beteiligten. Die Pläne wurden zum Beispiel mit dem Besitzer des Schlosses, der Museumsgesellschaft, bereits ausgearbeitet. Und wir sind mit den Institutionen, die uns finanziell und ideell unterstützen, in Kontakt. Wir sind auf einem guten Weg.

Herzlichen Dank an Heidi und Michel Bawidamann für dieses Gespräch und die Bereitstellung des Bildmaterials.

Und hier findet sich das Programm zur aktuellen Spielzeit. Hingehen!

Lebst du noch oder likest du nur?

Show „Sister App“ kommt in die Ostschweiz!

Was hab‘ ich gelacht, als ich im April das berühmt-berüchtigte und zu Recht legendäre Kleinkunst-Duo Hutzenlaub & Stäubli erleben durfte. Da waren die beiden nämlich mit ihrem Programm „Sister App“ in St.Gallen zu Gast. Für alle, die damals die Gelegenheit verpasst haben, gibt es nun – hipp hipp hurra – eine neue Chance. Im September finden in Frauenfeld und Herisau nochmals zwei Aufführungen statt. 

Mit ihrem aktuellen Programm ziehen die beiden Damen gnadenlos und spritzig unseren allzu digitalisierten Alltag durch den Kakao. Da wird gesungen, mit Sprache gespielt und die Möglichkeiten der Multimedia ausgereizt. Und jeder kriegt sein Fett weg. Der Blogger, der Twitterer und auch der liebe „FB-Freund“.

Nach der Show steht man da und fragt sich, ob man wirklich auch dazu gehört- zu all denen, die fleissig liken, posten, sharen sowie ihr Heil im Digitalen suchen.. und die analoge Welt dabei links liegen lassen. Ja, ich hab‘ gelacht. Und wie! Und mir danach vorgenommen, „es“ ab sofort doch anders zu machen.

Zu Hutzenlaub & Stäubli

Im echten Leben heissen die zwei Comedians übrigens Fritz Bisenz und Jasmin Clamor und stehen seit 20 Jahren zusammen auf der Bühne. Als Duo formierten sich Hutzenlaub & Stäubli aber erst nach ihrer gemeinsamen Zeit im erfolgreichen Frauen Comedy-Quartett Acapickels. Heute sorgt als dritter im Bunde Marino Bernasconi für multi-instrumentale Unterstützung.

Die nächsten Tourdaten

(zwei nah, zwei ferner…)

  • 17. September, 20 Uhr: Casino Frauenfeld
  • 24. September, 20 Uhr: Casino Herisau
  • 30. September, 20 Uhr: Kurtheater Baden
  • 10. Dezember, 20:15 Uhr: Konzertsaal Solothurn

 

Kritik am Konsum wird genüsslich konsumiert….

Kunst kritisiert Missstände, z.B. skrupellosen Konsum. Oder würde sich immerhin sehr gut in dieser Rolle gefallen. Aber stimmt das eigentlich? Oder ist Kunst nicht selbst ein reines Konsum-Produkt, das man misstrauisch beäugen müsste – und nicht ehrfurchtsvoll bestaunen??? Eine Cross-Media-Aktion in Wil mit dem vielsagenden Titel „Shopping“ scheint nun noch bis 13. August dieser Frage nachzugehen. Und dieser „etwas andere“ Text tut das auch. Denn die Kunstgeschichte trägt das Thema „Konsum“ ja schon Jahrhunderte mit sich herum.

Shopping steht für die Möglichkeit, etwas zu konsumieren. Wo keine Ware vorhanden ist oder finanzielle Mittel fehlen, kann man nicht konsumieren, kann man nicht shoppen. Doch konsumiert hat der Mensch schon immer gerne und machte dieses auch in Kunstwerken sichtbar. Ein gutes, recht frühes Beispiel sind die niederländischen Barockstillleben um 1600: Werke mit üppig gedeckten Tafeln, exotischen Früchten und vielem mehr.

Stilleben

Pieter Claesz. (1597/8-1660)

Die Auftraggeber dieser Werke waren reich. Sie liebten es, das auch doppelt zu zeigen. Einmal im Abhalten von Festgelagen – oder auch durch deren Inszenierung in einem Kunstwerk. So wurde gelebter Luxus für die Nachwelt fixiert. Konsum, Luxus, Wohlstand, Kunst  waren damals Dinge, die jeder gerne haben wollte. Sie waren selten, damit erstrebenswert und wer konnte, stellte sie stolz zur Schau.

Stolz geht – Scham kommt

Im Laufe der Zeit jedoch veränderte sich diese Haltung. Der Gedanke an Luxus erhielt einen schalen Beigeschmack. Mit einem Mal waren noch andere Begriffe im Raum: Überfluss, Prasserei, Gier, Ausbeutung… Diese Entwicklung beeinflusste auch die Kunst. Sie gab ihr eine neue Richtung, einen veränderten Ansatz.

Eines meiner Lieblingsbeispiele dazu kommt aus dem Jahr 1917 und ist vom französischen Künstler Marcel Duchamp. Sein berühmtes Readymade „Fontain“ ist nämlich nix weiter, als ein handelsübliches Urinal. Dieses signiert er und erklärt es zum Kunstobjekt.

Urinal

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Marcel_Duchamp#/media/File:Fontaine-Duchamp.jpg

Mancher mag einwenden: „Das war praktisch zur Hochblüte von Dada“.  Aber das ist eigentlich egal. Was mir wichtig ist: Duchamp stösst die an Edles und Bedeutsames gewohnte Kunst-Elite vor den Kopf. Er deklariert ein völlig banales und eher mit „Ekel“ konnotiertes Objekt als Kunst – einfach  gekauft in einem Sanitärgeschäft: Objekt „geshoppt“ und zur Kunst erhoben. Darf man das?

Shoppen ohne Hirn

Die Idee, Kunst und Konsum kritisch miteinander zusammen zu bringen, war jedenfalls nicht mehr tot zu kriegen. Einen Höhepunkt erreicht 1961 der Künstler Claes Oldenburg. Damals eröffnet er in seinem Atelier in New Yorks Lower East Side einen Laden, The Store: Verkaufsort und Produktionsstätte zugleich. Zu kaufen gab es alles,  was man im Alltag brauchte und was auch die Läden der Nachbarschaft anboten. Von Nahrungsmitteln bis zum Schuh. Mit einem Unterschied: Oldenburgs „Produkte“, egal ob Torte oder Kravatte, waren zu nichts zu gebrauchen. Jedes einzelne Stück bestand aus dem gleichen Material: mit Gips überzogenem Musselin und war farbig bemalt.

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Claes Oldenburg – „Meats“

Oldenburgs warf damit Kunst-Konsum und Wirklichkeits-Konsum auf einen Haufen und hielt den Store-Besuchern einen Spiegel ihres Kaufverhaltens vor. Shoppen ohne Sinn und Verstand? Shoppen als Selbstzweck?

Heute, rund 50 Jahre später, sind wir – nicht nur in Sachen Kunst – an dem Punkt angelangt, dass wir das Wort „Konsum“ fast mit Abscheu verwenden. Unsere neuen Lieblingsworte sind solche wie Fair-Trade, Nachhaltigkeit und „biologisch“. Der Kulturphilosoph Boris Groys hat dazu einen schönen Satz formuliert: „Nichts wird in der Konsumgesellschaft so gerne konsumiert wie die Kritik am Konsum.“

Die Kunst tut auf alle Fälle ihr bestes, mitzuziehen: Verbrauchte Güter, Abfälle, Schrott usw. werden für Kunstobjekte verwendet. So versucht Kunst, sich KRITISCH mit Konsum in unserer Welt auseinanderzusetzen. Aber steht Kunst, egal in welcher Form, nicht selber für den Willen zum Konsum, den Wunsch nach Luxus? Das scheint zumindest so, wirft man einmal einen Blick auf die grossen internationalen Kunstmessen.

Griff an die eigene Nase

Zum Schluss fasse ich mir auch an die eigene Nase. Ich gestehe, dass ich trotz meines Unbehagens gegenüber ungezügeltem Konsum, Kunst und Konsum gerne in einem „Aufwasch“ geniesse. Etwa dann, wenn ich ein ermatteter Museumsbesucher bin. Nach den intellektuellen Herausforderungen, die mir die Kunst abverlangt, suche auch ich gerne Linderung beim Shopping im Museumsshop. Hier gibt es – nach dem Kontakt mit der musealen Geisterwelt des Unantastbaren, Unverkäuflichen und für mich ohnehin Unbezahlbaren  – durch den realen Kaufvorgang endlich wieder eine Rückkehr ins wahre Leben. Hier kann ich alles anfassen, shoppen und mit nach Hause nehmen.

Mein Fazit

Gerade, weil Kunst und Konsum so ein spannendes und schwieriges Verhältnis zueinander haben, finde ich das „Shopping“-Projekt in Wil reizvoll. Denn wie die Kunstgeschichte zeigt: Es gab immer Kunstschaffende, die etwas  Anregendes und Intelligentes aus diesem Verhältnis ziehen konnten.

In diesem Sinne: Auf nach Wil und sich eine eigene Meinung bilden! Die „Produkte“ betrachten, die von neun Kunstschaffenden im Rahmen von „Shopping“ realisiert wurden: James Stephen Wright, Martina Mächler, Lucy Biloschitski, Catherine Xu und die beiden Künstlerkollektive Nina Emge/Samuel Koch sowie Fridolin Schoch/Edmée Laurin/ Domingo Chaves .

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(c) Arthur Junior- Impression von „Shopping“

Mal sehen, wie sie im Rahmen ihrer „Shopping“-Tour Kunst und Konsum gemanaget haben….

Hier gibt’s den Ausstellungsführer, genaue Daten zum Projekt und eine Besprechung dazu im Tagblatt

„In Konzerten lernt man, sich selber auszuhalten.“

118 Glocken zum Klingen bringen, wohltuende Langeweile verbreiten und entpersonifiziertem „Miteinander“ den Garaus machen: Das sind drei von Karl Schimkes aktuellen grossen Anliegen. Hier schwärmt der gebürtige US-Amerikaner, studierte Tubist und Vollblut-Konzertpädagoge für die Musik-Hochburg St.Gallen und erzählt von einem ungewöhnlichen Projekt…

Karl, du bist begeistert  von St.Gallen in Sachen „Musik und Konzerte“. Wie kommt’s? Nur als Beispiel: Ich war 2015 in Berlin. Besuchte 5 Konzerte in 5 Tagen. Die „Trefferquote“ bei diesen Veranstaltungen war schlapp: 3 öde, 2 erträgliche Konzerte. Wenn ich das nun mit den Konzerten vergleiche, die ich hier als Zuhörer schon im Palace oder auch im Blumenmarkt erlebt habe… da gab‘s viele echte WOW-Erlebnisse.

 Du selbst spielst beim Sinfonieorchester St.Gallen die Tuba. 2011 hast du zudem den Masters in Advanced Studies (MAS) in Musikvermittlung und Konzertpädagogik an der ZHdK absolviert. Heute machst du auch viel Musik-und Konzertvermittlung bei Kids und Jugendlichen. Warum ist dir das wichtig? Wenn man unsere Gesellschaft anschaut und wo Leute ihre Zeit verbringen… dann merkt man: Sehr vieles läuft im virtuellen Bereich. Ich finde das erschütternd. Persönliche Begegnungen werden rar. Emotionales Berühren fehlt. Immer öfter lebt man dafür entpersonifiziertes Miteinander. Neuigkeiten tauscht man per SMS aus oder man spielt „miteinander“ im Internet. Das finde ich gefährlich. Mit meiner Arbeit bringe ich Menschen dazu, sich mit Emotionen vis-à-vis auseinander zu setzen. Das ist lebenswichtig.

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Theater St.Gallen, Zuschauerraum im grossen Haus | (c) Theater St.Gallen, Tine Edel

Du meinst also, ich erlebe in einem Konzert auch anderes, als „nur“ Musik zu geniessen? Genau. Nehmen wir einen Opern-Besuch. Da wird der Zuhörer (aber auch der Musiker) oft knallhart mit Momenten der Langweile konfrontiert. Man kann nicht einfach mal weg-zappen. Dafür muss man sich selber aushalten. Solche Erfahrungen finde ich wichtig. Da fällt mir auch ein Ausspruch von Gertrud Schneider, einem „Urgestein“ der Schweizer Musikvermittlungsszene, ein. Sie meinte mal zu einem Interviewer: „Hast du dich heute gelangweilt? Es ist sehr wichtig, dass man sich jeden Tag langweilt.“

Im August gibt es von dir ein Projekt ausserhalb deines üblichen „Kosmos“.  Du bringst dann zusammen mit einer Komponistin alle 118 St.Galler Kirchenglocken zum Klingen. Ups? (lacht) Tja, das hat als Hirngespinst angefangen. Bei meinem ersten Besuch in Europa stieg ich in Strassbourg aus dem Zug. Da tönte mir volles Glockengeläut entgegen. Ich war überwältigt. In Kalifornien, wo ich aufgewachsen bin, gibt’s zwar Kirchen, aber kaum Glocken – und diese wenigen läuten nicht…und ich dachte…“mit Glocken musizieren, das wär’s…“

Ein Glockenspiel namens „Zusammenklang“

Na ja… aber von einem frühen Eindruck bis zum realen Glockenkonzert ist es noch ein Weg….Das stimmt. Vor rund zehn Jahren war ich soweit, dass ich dachte: „Die vielen Glocken hier in St.Gallen – die müsste man als „Glockenspiel“ zusammenbringen“. Aber erst 2015 schickte mir Hans-Rudi Felix, der Pfarrer der Kirche St. Laurenzen, ein Mail. Ob ich die Komponisten Natalija Marchenkova Frei kenne? Die habe eine ähnliche Idee wie ich. In diesem Moment kamen die Dinge ins Rollen.

Standorte

Kirchen und der HörOrt am Bubenweier, St.Gallen

Am 21. August werden endlich die Glocken läuten: Als Konzert mit dem Titel „Zusammenklang“. Was ist der Stand der Dinge aktuell? Natalija hat ihren Teil der Komposition, das Herzstück, fertig. Ich muss meinen Part noch ergänzen. Wir haben 35 der benötigten 50 Freiwilligen zusammen. Sie bringen die 118 Glocken an den insgesamt 29 Kirchen punktgenau zum Klingen. Die Technik steht. Jetzt gibt’s noch einen Haufen Kleinstarbeit: Die Mitwirkenden werden in ihre Jobs eingewiesen, Reaktionszeiten gestoppt, Kirchtermine gebucht und und und.

Kirchenglocken Projekt: Karl Schimke und Komponistin Natalija unter der Dom Glocke

Karl Schimke und Komponistin Natalija unter der Dom Glocke (Foto: Urs Bucher)

Hand aufs Herz: Ist das letzten Endes nicht doch alles bloss aufwändige technische Spielerei? Das Projekt ist vielschichtig wie eine Zwiebel: Zum einen ist es ein musikalisches Werk, eine Performance. Wir sind neugierig, wie Klänge durch das Tal fliessen. Zum zweiten ist es natürlich technisch herausfordernd für Physik und Informatik. Vielleicht ist das Spielerei. Und zum dritten und eigentlich wichtigsten: Wir wollen den St.Gallern zeigen, was für grossartige Sehenswürdigkeiten ihre Stadt hat. Denn „Zusammenklang“ ist so nur hier machbar. Durch die grosse Anzahl von Kirchen und alten Glocken. In USA gibt es das einfach nicht. In Deutschland auch nicht. Wir versuchen, den Leuten die Augen zu öffnen für die lokalen Besonderheiten. Und wir wollen zeigen, dass es neben dem Dom noch andere sehenswerte Kirchen gibt. Die aber nimmt man viel zu wenig wahr und hält sie für selbstverständlich.

Herzliches Dankeschön an Karl Schimke für seine Auskünfte!

Mehr Infos zu „Zusammenklang“ gibt es auf der Website

Veranstaltungsdetails:
„Zusammenklang“ – Das Konzert für 118 Kirchenglocken
August 2016 von 14.35 Uhr bis 15.10 Uhr
HörOrt:  Bubenweier, Stadt St.Gallen

(Bilder: Freundlich zur Verfügung gestellt durch Karl Schimke, www.zusammenklang.com sowie Theater St.Gallen)

Trio Bassa im Palais Bleu am 20.Februar

Die drei jungen Musikerinnnen Filomena Felley, Trude Mészár und Dina Kehl lassen als „Trio Bassa“ ihre tiefen Streichinstrumente erklingen. Am 20.Februar sind sie mit Werken vom Barock bis zur Gegenwart im Palais Bleu, Kantonsschulstrasse 6, Trogen AR zu hören. Konzertbeginn ist um 20 h – und wer Lust auf eine Suppe vorweg hat, bekommt die bereits ab 19 h serviert. 

„Teuflisch, skurril, düster ertönt das 20. Jahrhundert, dazwischen wird aber barocke Patisserie serviert, zuckersüss und unschuldig. Damit der Teufel auf verschiedenen Hochzeiten tanzen und sein Unwesen auch im barocken Ballsaal treiben darf,“ beschreibt „Trio Bassa“ selbst, was die Zuhörer am 20.2. erwartet.
TrioBassaSitzend

Das Trio Bassa besteht aus Filomena Felley, Trude Mészár und Dina Kehl.


Gespielt werden 16 Miniaturen von Maurico Kagel (1931-2008), einer der bedeutendsten Komponisten des 20. Jahrhunderts für das zeitgenössische Musiktheater. Die Miniaturen stammen aus dem Werk „la trahison orale“ (der mündliche Verrat). Dieses handelt vom Teufel, von Hexen und anderen mystischen Gestalten.

 Klänge von unheimlich bis morgenhell

Den skurrilen Miniaturen werden kurze Sätze von Michael Kirsten (1662-1742) gegenüber gesetzt, ein eher unbekannter Komponist aus dem Barock-Zeitalter.

„Notturno“ heisst das Stück für Cello und Kontrabass von Rudolf Kelterborn (*1931), dem in Basel lebenden Komponisten. Kelterborns Nacht hat viele Seiten. Mal ist sie unheimlich und dunkel, mal hört man schon den Morgen kommen.
Zudem erklingt das Duo für Bratsche und Kontrabass „Memento“ von Sándor Veress (1907-1992), einem ungarischen Komponisten, der Ende des zweiten Weltkrieges in Bern Zuflucht fand und die Musikszene der Stadt bis zu seinem Tod stark prägte.
Der Eintritt ist frei. Aber ein Beitrag in die Kollekte wird gerne entgegengenommen.