Tipps von Puck
rund ums Gesuche stellen, Stiftungen finden, Praktika, Kurse und anderes

freelancer-honorare: gute arbeit hat ihren preis

Viele Kunst- und Kulturschaffende sind als Freelancer auf dem Arbeitsmarkt unterwegs. Oft wissen sie dabei nicht, wie sie ihre Leistung verrechnen sollen – egal, ob es um Kunstvermittlung, Fotoarbeiten oder Textaufträge geht. Und auch Auftraggeber stellen die falschen Überlegungen an, wenn sie sich durch den Kopf gehen lassen, wieviel ein Freelancer kosten darf. 

Als ich in mein Freelancer-Leben gestartet bin, empfand ich das als extrem unangenehm. Wie sollte ich denn realistisch einschätzen, was meine Arbeit Wert ist? Und was muss ich verrechnen, um davon leben zu können, ohne als Gierhals da zu stehen?

Heute weiss ich: Gute Arbeit muss einen Preis haben. Nicht nur, um die eigene Kasse zu füllen. Sondern um sich eine realistische Lebensgrundlage zu erarbeiten. Überdies ist ein angemessener Preis auch aus Fairness seinen Auftraggebern gegenüber einzufordern.

Hier die häufigsten Denkfehler auf beiden Seiten.

Der Freelancer:

  • Ich darf nur verrechnen, was ich dem Kunden auch abliefere Wer so denkt, arbeitet als Wohltäter des Kunden – nicht aber, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Viele Freelancer posaunen niedrigste Stundensätze in die Welt hinaus aus lauter Angst, sonst keine Kunden zu gewinnen. Was sie dabei allerdings nicht bedenken: Was man verdienen muss, ist nicht alleine dazu da, um die Miete oder den nächsten Urlaub zu bezahlen. Es geht noch um VIEL mehr! Nämlich: Wie sichere ich mich im Krankheitsfall ab? Was passiert mit einer späteren Rente? Wie finanziere ich die Einkommensteuer? Wann mache ich Administratives? Muss ich Akquise betreiben und wenn ja: Wie finanziere ich die? Und diese Liste ist noch laaange nicht zu Ende! Zudem kann keiner 365 Tage im Jahr arbeiten. Und Computer und Telefonie wollen auch finanziert sein. Auch das alles muss in die Kalkulation mit einfliessen. Eine sehr grobe Regel lautet: Multipliziere den von dir gedachten Stundensatz x 2,5. Dann haut es ungefähr hin. Als Beispiel: Willst du konkrete 40.- CHF verdienen, musst du dem Auftraggeber 100.- CHF in Rechnung stellen. That’s it.
  • Trotzdem kriege ich nur Kunden, wenn ich billig bin  Häufig gedacht und leider immer gleich falsch. Als Beispiel aus der echten Welt kann man getrost ehrenamtliche Arbeiten nennen, auch wenn’s gemein ist. Aber sein wir ehrlich: Jede Arbeit, die nichts kostet, gilt als wenig wert und wird belächelt. Das gleiche gilt für Freelancer-Jobs. Wer sein Licht unter den Scheffel stellt, wird nicht ernst genommen. Zudem ist es irre schwer, Preise nachträglich anzuheben, wenn sie mal zu tief angesetzt waren. Denn womit will man das begründen???

Der Auftraggeber:

  • „Günstig“ spart Geld Stimmt leider so nicht. Denn eine Aussicht auf „billig“ reizt Auftraggeber zu unbedachten Schnellschüssen. Wer mit „billigen“ Freelancern arbeitet, stösst oft Projekte an, die noch nicht zu Ende gedacht sind. Nach dem Motto: Dieser Freelancer kostet so wenig – wenn es noch Änderungen gibt, kann ich die locker auch noch finanzieren. Der Auftrag geht also raus mit einem miesen, weil unfertigen oder schlecht strukturierten Schnellschuss- Briefing. Und auf dieser wackligen Grundlage macht sich der Freelancer ans Werk. Das hat zwei Sachen zur Folge. Erstens: Es muss permanent nachgebessert werden. Beide Seiten ärgern sich dann über die (unzulängliche) Arbeitsweise der andern Partei. Und zweitens bringt der billige Stundensatz nun auch nix mehr. Denn durch die vielen (eigentlich unnötigen) Korrektur- und Anpassungsloops wurde der ursprünglich kalkulierte Rahmen schon lange gesprengt. Und Nerven hat es auch noch gekostet. Autsch.
  • Günstig ist auch gut Eines vorneweg: Es wäre natürlich völliger Quatsch zu behaupten, dass Freelancer mit hohen Stundensätzen per se besser sind, als solche mit tiefen. Was aber Fakt ist: Jemand, der mit hohen Stundensätzen arbeitet, hat erhöhten Druck. Woran das liegt? Wer hohe Rechnungen stellt, dann aber Mist abliefert, ist bald alle Kunden los. Ausserdem bewilligen Auftraggeber, die hohe Sätze zu zahlen haben, automatisch weniger reale Zeit. Das bedeutet unter dem Strich: „Schlankes Arbeiten“ ist unumgänglich. Das betrifft Konzentration, Projektstruktur und Zeitmanagement. Und davon profitiert am Schluss vor allem einer: Der Auftraggeber.

Bei Experten nachgeschaut

Einer, der sehr gut weiss, wie man eine realistische Berechnung von Freelancer-Stundensätzen hinbekommt, ist Lambert Schuster aus Köln. Auch wenn er in Deutschland sitzt, kann man seine Tipps getrost auf die Schweiz umlegen – dann geht’s halt um CHF anstatt um Euro und man muss die Kalkulation auf die Schweizer Lebenshaltungskosten anpassen.

Hier geht’s zu seinen wirklich guten Tipps:

http://lambertschuster.de/existenzgruender/stundensatz-kalkulation-fuer-freiberufler-und-selbstaendige/

Und wer sich vor allem informieren möchte, was Text-Freelancer fordern dürfen, findet hier eine gute Hilfestellung:

https://www.supertext.ch/de/texten

Was sind eure Erfahrungen mit Freelancer-Jobs? Habt ihr gute Tipps? Oder findet ihr, ich liege falsch? Dann freue ich mich über guten Input und konstruktive Kritik. Schreibt was!

Arthur Junior sucht U30-Kunstschaffende

Die Kunstplattform Arthur Junior gibt jungen Kunstschaffenden die Chance, an ständig neuen Orten ihre Werke zu zeigen. Ein Kreis von OK-Mitgliedern ist mit offenen Augen unterwegs, um Talente und Locations aufzuspüren. Im Sommer 2016 ist Arthur Junior in der Bahnhofstrasse in Wil aktiv und sucht noch Mitwirkende. Bis Ende März können sich Ausstellungswillige für das Projekt „Shopping“ bewerben. Dieses läuft dann vom 9. Juli bis 13. August. Hier die Details.

Doch kurz vorweg: Wer oder was ist Arthur Junior eigentlich?

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Arthur Junior ist eine Verein, der Werke junger Kunstschaffender der Öffentlichkeit präsentieren will. Und dies an immer wechselnden Orten. Begonnen hat alles im 2010 in einem alten elf Zimmer-Haus, das für eine allererste Ausstellung genutzt wurde. Seitdem zieht Arthur Junior umher, belebt Hallen, besetzt Plätze und erweckt mit zeitgenössischer Kunst unterschiedlichste Orte zum Leben. Hier: Wie alles begann…

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Projekt „Shopping“

Und das sagen die Organisatoren von Arthur Junior über das anstehenden Ausstellungsprojekt „Shopping“:

„Die Bahnhofstrasse Wil: Die Besucher der Einkaufsmeile haben viel Platz um zwischen den Baumreihen hin und her zu schlendern um in den zahlreichen Läden, das zu finden, was ihr Gemüt erfreut. Für den Konsum ist diese Strasse ideal. Hast du Hunger, findest du Essen, brauchst du Schuhe, findest du Schuhewerk. Die Geschäfte decken sogar diejenigen Bedürfnisse, von welchen die Besuchenden vor dem Schlendern noch gar nichts wussten. Sieht man an die Bahnhofstrasse, assoziiert man sie nicht als erstes mit Kunst und doch, oder gerade deswegen, ist es eine herausfordernde und spannende Aufgabe, die Fussgängerzone mit Kunst zu bespielen. Arthur Junior will dieses Jahr, zum Thema passend, die Projekte mit dem Akt des Einkaufens starten lassen und übergibt den Kunstschaffenden Shopping-Geld: 1000 Franken pro Projekt sollen an der Bahnhofstrasse ausgegeben und in ein künstlerisches Werk verwandelt werden.

In den letzten sieben Jahren hat Arthur Junior immer neue Orte gefunden um Kunst zu zeigen. Dies ist Konzept: Der Ort liefert jeweils das Thema der Ausstellungen und beeinflusst die Künstler beim Produzieren der Werke. Dieses Jahr wurde Arthur Junior zu einer Kooperation mit der Art Wil eingeladen. Die Art Wil wird bereits zum dritten Mal an der Bahnhofstrasse durchgeführt.

Die Vielfältigkeit der Banhofstrasse soll sich in den Werken der Kunstschaffenden wiederfinden. Alleine die Tatsache, dass die Kunst nicht in einem White Cube installiert werden kann, wird für die Kunstschaffenden und die Besucher eine anspruchsvolle Herausforderung. Arthur Junior freut sich deshalb auf diesen Sommer und dieses spannende Projekt.

Reizt dich diese Ausgangslage und bist du unter 30, findest du weitere Informationen auf unserer Webseite. Deadline für die Bewerbung ist bereits am 30. März 2016.“

Also: Hopp, hopp, hopp! Bewerben, Shoppen, Kunst machen!!!

(Bilder: © Arthur Junior)

Mitmachen! Beim „Prix Kocher“ für Visarte-Mitglieder

Kreative Architektur fördern und Flächen sinnvoll nutzen: Unter dem Titel „Prix Kocher“ lanciert der Künstler Ronald Kocher einen Ideenwettbewerb für nachhaltiges Bauen. Es werden fiktive Ideen gesucht, wie beispielsweise zubetonierte Flächen neu genutzt werden können. Insgesamt winken Preisgelder in Höhe von 8‘000.- CHF. Eingabeschluss ist der 30. April 2016. Details dazu gibt’s hier.

Ronald Kocher selbst ist Berner, Künstler und schon seit etlichen Jahren Mitglied des Schweizer Berufsverbands für visuelle Künstler visarte. 2004 hat er zusammen mit seiner Frau Ruth die „Ronald und Ruth Kocher Stiftung“ gegründet. Darin sind eigene Werke sowie solche aus ihrer Sammlung von 200 Künstlerinnen und Künstlern (hauptsächlich aus der Schweiz) enthalten. Nun hat er auch einen Wettbewerb ins Leben gerufen, bei dem er nach Möglichkeiten für kreatives Bauen bei möglichst kleinem Flächenverbrauch fahndet. Ziel des Wettbewerbs ist, die Öffentlichkeit für einen sorgsamen Umgang mit Kulturland zu sensibilisieren.

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Was gefragt ist für den „Prix Kocher“

Kocher sucht nach fiktiven Überlegungen wie etwa Autobahneinfahrten überdacht und neu genutzt werden könnten. Ihre Ideen dürfen die Wettbewerbsteilnehmer auf maximal 3 Seiten im Format A4 in Wort und Bild zusammenstellen. Zur Teilnahme berechtigt sind alle Visarte-Mitglieder.

Sämtliche Projektideen werden bis 30. April unter folgender Adresse angenommen:

Ronald Kocher
Bellevuestrasse 149
3095 Spiegel b. Bern
– Bitte die 3 A4 Blätter ungefaltet senden!

Jurierung am 7. Mai

Die Jury, bestehend aus Experten aus Kunst und Architektur sowie zwei Mitgliedern der „Ronald und Ruth Kocher Stiftung“, kommt am 7. Mai zusammen. Dann werden die Preisträger bestimmt. Die Wettbewerbseingaben bleiben Eigentum der Einsendenden und gehen nach der Jurierung an diese zurück. Am Samstag, 14. Mai 2016 um 14.30 Uhr, findet dann die offizielle Preisübergabe  im Zentrum Paul Klee in Bern statt.

Also: Mithirnen ist gefragt!

gesuche richtig stellen

Jedes künstlerische Projekt, sei das nun im Bereich Musik, Malerei oder was auch immer, lebt zunächst von einer coolen Ideen. Und natürlich dem nötigen Talent, damit man es überhaupt in die Tat umsetzen kann. Leider braucht es aber auch noch etwas Drittes: Und das ist Geld. Denn Transport- und Materialkosten, Versicherungen und eventuell auch Ausgaben für ein Rahmenprogramm schröpfen das eigene Budget enorm. Wer nun keinen millionenschweren Mäzen aus dem Ärmel schütteln kann, muss trotzdem nicht verzweifeln. Man kann ja auch Gesuche stellen… Hier gibt’s sechs Tipps dazu und ein paar gute Anlaufstellen. 

Gut vorbereitet ist schon halb gewonnen, lautet die Devise. Jeder, der sich an ein Projekt heranwagt, sollte gleich von Anfang an überlegen, ob er externe Gelder beantragen möchte. Denn so kann er bereits vom ersten Moment an alles zusammentragen, was es für ein Gesuch mit Chancen auf Bewilligung braucht. Das hat den Vorteil, dass man alle wichtigen Inhalte für das Gesuch in Ruhe zusammen stellen kann. Und man kommt vor allem nicht ins Schwimmen, wenn die Deadline für die Abgabe näher rückt.

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Projektfinanzierung – Das muss rein ins Gesuch

      • Eine klare und einfach formulierte Projektbeschreibung. Darin muss stehen: Was will ich machen. Wieso will ich’s machen. Und warum sollte mein Projekt es wert sein, finanzielle Unterstützung zu bekommen.
      • Wer realisiert das Projekt? Ob allein oder als Gruppe – die Biografie aller beteiligten Personen sowie eine Dokumentation des künstlerischen Schaffens gehört in jedes Gesuch. Hier gilt: Klasse statt Masse. Aussagekräftige Bilder und eine gute Aufbereitung punkten mehr als 100 Seiten gähnende Langeweile. Kontaktdaten nicht vergessen.
      • Kosten kalkulieren, Budget erstellen, realistisch bleiben: Wie teuer wird’s wohl werden? Wie viel kann ich selber an Geldern beisteuern, ohne ins finanzielle Koma zu fallen? Welche Beträge darf ich mit gutem Gewissen von Stiftungen erbitten? Nach der Erstellung des Budgets, sollte der gewünschte Unterstützungsbetrag realistisch bleiben. Denn Achtung: Wer hier mit Fantasiebeträgen um sich wirft und für zwei Leinwände hemmungslos 10‘000.-CHF beantragt, verärgert die Leute und schiesst sich mit seiner Gier auch für zukünftige Gesuche ins Aus. You never get a second chance for the first impression.
      • Offerten mitschicken: Stiftungen oder Organisationen, die Unterstützungsgelder geben, legen Wert auf Transparenz. Sofern im Rahmen der Budgetplanung schon Offerten eingeholt wurden, sollten diese aufgehoben werden. Denn je nachdem muss man sie ein,- resp. Nachreichen.
      • Bildmaterial: Gutes Bildmaterial ist Gold wert. Vor, während und nach der Projekt-Realisierung sollten ausreichend Bilder, Filme (bei Performances z.B.) usw. gemacht werden. Oft werden diese schon bei der Gesuchseingabe mitverlangt. Spätestens aber müssen sie beim Schlussbericht geliefert werden. Man ärgert sich schwarz, wenn man vergessen hat, das Material zu beschaffen, als es die Gelegenheit dazu gab.
    • Die richtige Adresse wählen: Stiftungen und Organisationen gibt es viele. Nicht alle sind aber für alle Gesuchs-Anträge geeignet. Für die Ostschweiz zuständig sind u.a. das Kantonale Amt fuer Kultur SG  oder auch die Fachstelle Kultur der Stadt St.Gallen. Mehr Links zu Appenzell und Thurgau gibt’s hier. Übrigens kann man in St. Gallen auch sehr gut im Kulturbüro, welches vom Kulturprozent getragen wird, nachfragen. Die Leute dort sind super nett, echt fit und helfen professionell weiter: http://www.kulturbuero.ch/sg/

Goldene Regel: Am Ball bleiben!

Also: Ein Gesuch, das die sechs genannten Punkte berücksichtigt, hat realistische Chancen. Aber hexen kann es natürlich auch nicht. Fakt ist leider, dass Gelder knapp sind und viele, viele Gesuche gestellt werden. Auch wer eine Absage einkassiert, sollte daher nicht den Kopf hängen lassen. Dann heisst es: Nach dem Gesuch ist vor dem Gesuch! Am Ball bleiben und einen neuen Anlauf starten!

War dieser Beitrag hilfreich? Puck kann nur besser werden, wenn er weiss, was seine Leser wollen. Gib hier deine Anregungen und konstruktive Kritik!

Ein Büchlein zur Weihnacht: Tamangur

Tamangur heisst die Hochebene mit ihrem Arvenwald über Scharl und nach ihr nennt die Lyrikerin Leta Semadeni ihren ersten Roman, eine Grossmutter-Kind-Geschichte. Sie spielt in einem Unterengadiner Dorf, das über der steilen Schlucht im Schatten der Berge liegt. Tief unterhalb zwängt sich der Fluss durch den Fels der Grenze zu. „Nicht mehr als ein Fliegendreck auf der Landkarte“, sagt die Grossmutter über das Dorf.

IMG_4045b2Sie hatte viele Städte in der Welt gesehen, allein, später mit dem Grossvater. Wie er ihr fehlt, ihr verstorbener Mann, der Jäger mit den seidenen Füssen! „Davongemacht hat er sich, nach Tamangur“ klagt sie dem Kind und blickt dabei zur Decke. Dort, über den Wolken muss Tamangur sein, denkt das Kind. In seinen Träumen aber muss es immer wieder erleben, wie der Fluss vor seinen Augen den kleinen Bruder, Mutters Sonnenschein, mit sich fortriss. Die Mutter hatte in ihrer Trauer nicht die Kraft zum Verstehen, wie hilflos das Kind war, und damit zum Verzeihen. Nur die Grossmutter kann diese aufbringen, denn sie hat ein grosses Herz und sie weiss, „wie man auf vernünftige Art am Leben bleibt“. In ihrem grossen Herzen gibt es auch Platz für die Seltsamen im Dorf, besonders für die verrückte Elsa, die manchmal ihren unsichtbaren Geliebten Elvis zum Abendessen mitbringt und mit ihren Einfällen Grossmutter und Kind überrascht.

Ein literarisches Kleinod aus dem Unterengadin – „würzig“ wie der Duft der aus Arvenholz gedrechselten Schale

Leta Semadeni schuf ein Prosawerk, das unmittelbar ergreift. Es besteht aus einzelnen, assoziativ verbundenen Geschichten rund um die Grossmutter und das Kind. Mit viel Wärme und Empathie für ihre Figuren, die stark und schwach, und manchmal erfrischend skurril sind, fasst die Dichterin in Sprache, was unser Menschsein ausmacht. Ihre bilderreiche, einzigartige Sprache lädt Leserinnen und Leser zum Wiederlesen ein.

Über die Autorin

Leta Semadeni, geboren in Scuol, im Unterengadin, lebt und arbeitet in Lavin. Sie schreibt hauptsächlich Lyrik auf Romanisch oder Deutsch. Ihre Gedichte übersetzt sie jeweils selbst in die andere Sprache. 2011 erhielt sie den Literaturpreis des Kantons Graubünden und den Preis der Schweizerischen Schillerstiftung.

 

Das Buch: Leta Semadeni: Tamangur, Roman, Rotpunkt Verlag Zürich, 2015, 144 S. gebunden.

ISBN: 978-3-85869-641-0

 

Empfohlen wurde „Tamangur“ von Edith Peyer, Bücherinsel, St. Gallen.

 

 

Veranstaltungshinweis: Autorenlesungen im 2016

Do, 28. Januar 2016, 19:30 Uhr
Leta Semadeni liest in Gottlieben
Die bekannte Engadiner Lyrikerin Leta Semadeni liest im Bodman-Haus in Gottlieben am Bodensee aus ihrem ersten Roman Tamangur.
Bodman-Haus, Am Dorfplatz 1, 8274 Gottlieben
Di, 22. März 2016, 19:30 Uhr
Leta Semadeni liest in Baden
Die Engadiner Lyrikerin und Autorin Leta Semadeni liest im Rahmen von »Baden liest« in derBuchhandlung Librium aus ihrem ersten Roman Tamangur.
Buchhandlung Librium, Theaterplatz 4, 5400 Baden
Weitere Informationen zur Veranstaltung finden Sie hier.

atelier in wattwil zu vermieten

Kunstschaffende brauchen Platz zum Arbeiten, Entwickeln, Nachdenken. Und nicht jeder hat das Glück, zuhause ausreichend davon zur Verfügung zu haben. Dann muss eigentlich ein Atelier her. Mit ausreichend Quadratmetern, Licht, fliessend Wasser und idealerweise auch einer funktionierenden Heizung und einem stillen Örtchen.

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Aktuell gibt es eine konkrete Ausschreibung für einen Atelierplatz im Gemeinschaftsatelier A4 in Wattwil. Dort sind bereits folgende Kunstschaffende tätig: Roland Rüegg, Bildhauerei- Etienne Expilly, Musik – Daniela Vetsch Textildesign – Rita Keller, Malerei . Das Atelier befindet sich auf dem ehemaligen Heberlein-Gelände, nahe beim Bahnhof,

Ebnaterstrasse 70 in 9630 Wattwil
30 qm (auf 2. Ebene weitere 20 qm)
Miete CHF 339.-
Inklusive WLAN, Heizung, Bar im Gemeinschaftsraum, Dusche, WC
ab sofort

Interessenten können sich wenden an:
Sonja Rueegg, Ebnaterstr. 15, 9642 Ebnat-Kappel, sonja.rueegg@hotmail.com

 

 

deins oder meins? infos zum urheberrecht

Früher oder später erwischt sie einen doch: Die Frage nach dem Urheberrecht. Entweder, weil man als Kunstschaffender Werke anderer Künstler für die eigene Arbeit nutzen möchte. Oder weil man per Zufall feststellt, dass ein eigenes, mit Herzblut erschaffenes Werk von anderen kopiert, adaptiert, remixt wird. Dann hat man ganz schnell Fragen im Kopf: Wie sind Werke überhaupt geschützt? Ab wann darf man sie verwenden? Und was heisst denn eigentlich „geistiges Eigentum“? Es lohnt sich daher, sich bereits vor dem Tag X  ein wenig mit der Materie zu befassen. Hier etwas „Starter“-Input.

 

Die meisten Kunstschaffenden wissen heute, dass ein Gemälde, eine Komposition oder ein Gedicht im Regelfall einem urheberrechtlichen Schutz unterliegen. Auch ist bekannt, dass dieser Schutz üblicherweise 70 Jahre nach dem Tod des Urhebers erlischt. Dann wird dieses Werk Teil der „Public Domain“, zu deutsch: Gemeinfreiheit – und darf ab diesem Moment problemlos verwendet werden. Damit hört bei vielen ihr Know-how zur Sache aber schon wieder auf. DSC_1144

Doch es gibt natürlich noch viel mehr, was man zu Urheberrecht, Gemeinfreiheit und Public Domain sagen kann. Jurist und Autor Martin Steiger hat Fakten dazu in einem eben erschienenen Buch (mit dem Titel „Public Domain“) auf den Punkt gebracht. Hier eine winzige Auswahl daraus.

Die 70 Jahres-Regel ist etwas zu allgemein. Eine Differenzierung ist nötig. Denn es gilt: Bei Software dauert die Frist lediglich 50 Jahre. Bei unbekannten Urhebern erlischt der Schutz 70 Jahre nach Publikation des jeweiligen Werkes — und und und…

Es gibt überdies viele Werke, die nie urheberrechtlich geschützt waren. Zu diesen zählen etwa Gesetztestexte, Behördenberichte oder Protokolle. Des Weiteren fallen in die Kategorie der ungeschützten Werke aber auch „künstlerische Arbeiten“. Und zwar solche, denen ein ausreichender individueller Charakter fehlt und die „deshalb die sogenannte Schöpfungshöhe nicht erreichen“.

Ein Urheberrecht entsteht automatisch

Das Urheberrecht an einem Werk entsteht automatisch, sofern bestimmte Kriterien erfüllt sind. Selbst dann, wenn der Urheber es gar nicht will. In der Schweiz – anders als in den USA – ist es aus diesem Grund unmöglich, das „Urheberrecht an einem eigenen Werk vollständig aufzugeben“.

Sobald ein Werk in der Public Domain ist, dürfen Erben und andere Rechteinhaber den Zugang dazu nicht verweigern, einschränken oder nur kostenpflichtig gestatten. Ihnen fehlt die „urheberrechtliche Verfügungsmacht“.

Dennoch gewährt die Public Domain noch lange keinen Anspruch auf freien Zugang zu einem Werk , ebenso wenig wie dessen uneingeschränkte Nutzung. Ein gutes Beispiel dafür sind Museen. Sie machen etwa ihre Hausordnung geltend und verbieten so z.B. das Abfotografieren von Bildern. Das ist völlig legitim.

 

Zum Buch „Public Domain“

Martin Steiger informiert über noch viel, viel mehr. Und ich kann jedem, der sich für das Thema „Urheberrecht“ interessiert nur ans Herz legen, einen Blick in dieses Buch zu werfen. Es ist kurzweilig zu lesen und sensibilisiert dennoch intensiv und informativ für die Materie.

Ich bin im Oktober in Frankfurt auf der Buchmesse darauf gestossen und lege es seitdem kaum mehr aus der Hand. Steiger schreibt übrigens in diesem Buch nicht alleine.  Eine Reihe sehr kompetenter Co-Autoren behandeln neben Steigers Beitrag zu  „Public Domain im Urheberrecht“ alle möglichen Bereiche bis hin zum„Rebloggen als Kulturtechnik“. Da ist also für jeden etwas Wissenswertes drin.

Was mir besonders an dieser Publikation gefällt ist:

  • Man spürt, dass die Schreiber wirkliches Know-how mitbringen.
  • Die Texte sind bestens zu lesen. Kein Fach-Kauderwelsch und keine Endlossätze.
  • Zudem sind die einzelnen Kapitel verhältnismässig kurz, dafür knackig. Man muss sich nicht erst durch viele Seiten wühlen, bis man endlich mal auf eine informative Aussage trifft.
  • Am Ende jedes Beitrags dachte ich: „Wow, da hab ich echt was dazugelernt“.

Mein Fazit: So macht das Lesen von Fachliteratur Spass.

Das Buch: Migros-Kulturprozent, Dominic Landwehr (Hg.): Public Domain – Edition Digital Culture 3, 252 S., Christoph Merian Verlag 2015

ISBN: 978-3-85616-657-1

Lesen?Lesen! „Löwen wecken“

Ayelet Gundar-Goshen erster Roman „Eine Nacht, Markowitz“ erhielt viel Lob und wurde mit dem Sapir-Preis als bestes israelisches Debut ausgezeichnet. Nun legt die junge israelische Schriftstellerin und Psychologin mit ihrem zweiten Roman „Löwen wecken“ ein Werk vor, das an Brisanz, Tiefgang und Spannung die Leserschaft umtreibt.

Worum es geht

-Der Neurochirurg Etan Grien beschuldigt seinen ihm vorgesetzten Kollegen der Korruption, was zur Folge hat, dass Grien in die Wüste, nach Beer Schewa „zwangsversetzt“ wird.

Hier erlebt er eines Nachts etwas vom Grauenvollsten, was einem Menschen im Leben widerfahren kann. Er überfährt einen illegal eingewanderten Eritreer. Grien sieht schnell, dass nichts mehr zu machen ist, fährt davon und lässt den Sterbenden am Strassenrand liegen. Am folgenden Tag steht eine grosse, schöne Frau an seiner Tür und bringt ihm seine Brieftasche zurück. Diese hat er am Ort, wo er ihren Mann überfahren hat, liegengelassen. Grien bietet ihr Schweigegeld an. Aber die Frau verlangt von ihm, dass er jede Nacht nach der Arbeit im Krankenhaus illegale Einwanderer in einer primitiven Garage behandelt. Grien bleibt nichts anderes übrig, als diese Forderung zu erfüllen, die ihn bald an seine psychischen und physischen Grenzen bringt. Vor allem aber auch gerät er in schrecklichen Beweisnotstand gegenüber seinem Arbeitgeber und seiner Familie.  Dazu kommt, dass Griens Frau als Kriminalbeamtin auf den Fahrerflucht-Fall angesetzt wird. Nachdem auch mit Israel in Disharmonie  lebende Beduinen als Täter verdächtigt werden, gerät Etan Grien immer tiefer in den Abgrund…

BuchLoewenwecken

Der Wert eines Menschenlebens

Das Buch bewegt zutiefst und stellt Fragen: Wie viel Wert ist ein Menschenleben? Ist das Leben eines illegalen Einwanderers, eines Flüchtlings weniger wert als andere Leben? Und schliesslich: Wie hätte ich in einer solchen Situation gehandelt?

Empfohlen wurde „Löwen wecken“ von Ines Welte, Bücher-Insel, St. Gallen

 

Das Buch:

Ayelet Gundar-Goshen – Löwen wecken. (Aus dem Hebräischen von Ruth Achlama)

Verlag KEIN & ABER, 2015, ISBN: 978-3-0369-5714-2

Und für die, die noch mehr Informationen wollen: Hier geht es zum Interview mit der Autorin auf der Website von KEIN & ABER über ihr Löwen wecken

Ich such‘ mir jetzt ’nen Praktikum

Im Kulturbetrieb tätig zu sein, ist für so manchen eine Traumvorstellung. Spannende Persönlichkeiten, coole Events, tolle Orte. Das ist es, was  viele darunter vermuten. Und nicht wenige sind dann enttäuscht, wenn sie nach Abschluss einer entsprechenden Ausbildung mit der Realität konfrontiert werden. Ein vorgängiges Praktikum, in dem man sich erste Einblicke über den „Traumjob“ verschafft, kann daher ganz schön hilfreich sein.

Seien wir ehrlich: Oft genug ist Kulturarbeit auch schlichtweg öde. Vernissagen-Highlights und hippe Preisverleihungen sind nämlich nur die eine Seite der Medaille.

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Gut besuchte Vernissagen, wie hier bei Larry Peters „looking at art“ , sind was Tolles… aber Kulturarbeit kann auch gaaanz anders sein.

Auf der anderen Seite stehen zum Beispiel endlose, einsame Stunden am Wochenende, wo man einen Ausstellungsraum beaufsichtigt, der einfach ohne Besucher bleibt. Aber auch Buchhaltung, Aufräumarbeiten und Postgänge gehören mit ins „Paket Kulturarbeit“. Wer sich späteren Frust sparen möchte, kann sich mit Praktika ein gutes Bild verschaffen, was so alles zum Kulturbetrieb dazu gehört.

Was mich persönlich angeht, kann ich gerade deshalb nur jedem angehenden Kultur-Täter raten, so viel wie möglich zu „Schnuppern“. Mir haben meine Praktika  immer einen Heidenspass gemacht. Auch wenn es manchmal hiess, um halb 5 aufzustehen oder mit dem Auto am Zoll gefilzt zu werden, weil man „finster aussehende“ Musiker auf dem Rücksitz hatte, die eigentlich dringend zum Flughafen gebracht werden mussten. Ich hab viel gelernt, viel gelacht und bin dabei erst so richtig zum Fan in Sachen Kultur geworden.

 

 

Für die, die zu „gemütlich“ oder beschäftigt zum Selber-Googlen sind, hier mal drei ganz gute erste Links, um Praktikums-Stellen zu finden.

Kulturbörse SG – Kulturjobs aus der Ostschweiz – Hier gibt es Praktikumsstellen, Teilzeitjobs und Festanstellungen aus allen Sparten des Kulturbetriebes

Kulturmanagement – Praktika Online-Börse der Uni Basel rund ums Kulturmanagement – alle Sparten, gesamte Schweiz

Praktika und Jobs in Museen und Galerien Plattform der Museen in der Schweiz. Interessant ist hier, dass man auch eigene Inserate à la „Ich suche…“ für einen Zeitraum von sechs Wochen kostenlos schalten kann.

neu aufgelegt: „untertauchen“

Lydia Tschukowskajas Roman „Untertauchen“ war lange Zeit vergriffen. Nun bringt der Dörlemann Verlag eine Neuedition des Werkes heraus. Die Literaturkennerin Edith Peyer hat das Werk in seiner Neuauflage gelesen und findet: „Tschukowskaja gelang es, ein schweres, beklemmendes Thema in ein literarisches Kunstwerk zu verwandeln.“

 

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Lydia Tschukowskaja

Die Handlung

Die Protagonistin Nina Sergejewna verbringt einige Wochen im Winter 1949 in einem Sanatorium für Künstler auf dem Lande nördlich von Moskau, um in der Stille unterzutauchen, sich dabei ihren quälenden Erinnerungen stellen und sie in einem  Roman verarbeiten zu können wie sie in ihren Tagebuchnotizen schreibt. Der Schmerz über den Verlust ihres geliebten Mannes Aljoscha, er wurde vor 12 Jahren von Stalins Schergen grundlos verhaftet mit sogenanntem „Briefverbot“,  und die Frage, ob er noch lebt, vielleicht in einem jener berüchtigten Straflager oder umgebracht wurde, sind Themen ihrer Notizen sowie die winterliche Landschaft, Gedichte und Begegnungen mit den anderen Künstlern. Erfährt sie vielleicht etwas über Aljoschas Schicksal von ihrem Tischnachbarn, dem Schriftsteller Bilibin, der jahrelang als Gefangener in einem Lager unter den härtesten Umständen schuften musste? Schreiben und diskutieren die anderen Kurgäste nur nach der von der Partei vorgeschriebenen platten Kunstästhetik?  Und Bilibin? Wie und was schreibt er in seinem Roman über das Straflager, von dem er ihr auf langen Spaziergängen stockend berichtete?

 

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Tschukowskajas Alter Ego

Die Figur Nina Sergejewna ist unverkennbar Lydia Tschukowskajas Alter Ego. Ihr Mann, der Physiker Matwej Bronstein, wurde 1937  deportiert und sie selbst blieb seither ohne Nachricht von ihm. Erst viele Jahre später erfuhr sie, was das hiess, „Gefangenschaft ohne Briefkontakt“ – ein Euphemismus für „sofortige Erschiessung“. Lydia Tschukowskaja verwandelte in„Untertauchen“ ihr erfahrenes Leid in grossartige Literatur. Ihre Naturbeschreibungen sind reine Poesie, ihre Figuren fein gezeichnet.  Wie sie mit leiser Ironie die verlogene Atmosphäre im Sanatorium, ein Abbild der Sowjetgesellschaft, beschreibt ist bewundernswert. So erstaunt es nicht, dass „Untertauchen“ erst 1988 in der UDSSSR erscheinen konnte.

Auf Deutsch erschien dieses tief berührende Werk erstmals 1975 im Diogenes Verlag, meisterhaft übersetzt von der inzwischen verstorbenen Svetlana Geier.

Nun veröffentlichte der Dörlemann Verlag eine Neuedition der lange Zeit vergriffenen Ausgabe und ergänzte sie mit Tschukowskajas Rede vor dem sowjetischen Schriftstellerverband, der sie 1974 ausschloss. Es ist eine Rede voller Widerstandskraft und damit ein Zeugnis für Tschukowskajas absolute Verpflichtung zur Wahrheit. Hansjürgen Balmes verfasste  zu dieser Edition das Nachwort.

 

Für diese auch äusserlich sorgfältig gestaltete Neuauflage sei dem Dörlemann Verlag herzlichst gedankt und dem Buch wünsche ich viele Leserinnen und Leser. (Edith Peyer)

Empfohlen von Edith Peyer, Buchhandlung Bücher-Insel, St.Gallen

Und wer noch eine andere Meinung wünscht — hier gehts zur Buchrezension der NZZ

 

Das Buch: Lydia Tschukowskaja: Untertauchen, Dörlemann Verlag

ISBN 978-3-908778-63-9