À la Hollywood: Vom Schweinemäster zum Kino-Mann

Dies ist die Geschichte des Schweinemästers, der Kinobetreiber wurde und die des Event-Managers, der heute Kulturförderer ist. Es ist die Geschichte eines Kinos, das beinah zur Lagerhalle geworden wäre… und das nun als Top-Adresse für Theater, Film, Konzert und Begegnung gilt. Es ist die Geschichte vom Vater-Sohn-Gespann Aldo und Pascal Zäch und ihrem KinoTheater Madlen in Heerbrugg.

Doch eigentlich, will man ehrlich sein, ist es nicht nur eine Geschichte, sondern es sind zwei. Die erste Geschichte beginnt im Jahr 1949, wo das Madlen seine Pforten als Ton-Film-Theater öffnet. Und sie endet rund 50 Jahre später, als man dem in die Tage gekommenen Haus keine Chancen mehr gibt. Die zweite Geschichte beginnt 2002. Aldo Zäch will das mittlerweile als Lagerhalle ausgeschrieben Gebäude erwerben. Doch bei der Besichtigung keimt wie aus dem Nichts eine Idee in ihm auf. Drei Tage später ist sie reif zum Ernten: Zäch entscheidet, sein Unternehmen zu verkaufen und übernimmt das Madlen als Kinobetreiber. So nehmen die Dinge ihren Lauf.

Heute ist auch Sohn Pascal Zäch als Geschäftsführer mit im Boot. Bei einem Espresso habe ich mit dem studierten Ex-Event-Manager ein wenig geplaudert…

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Wieso tauscht man einen temporeichen Manager-Job gegen eine Tätigkeit für das Madlen ein?
Hier kann ich meiner Kreativität freien Lauf lassen und ausprobieren, was alles machbar ist im Rheintaler Kulturbereich. Darauf habe ich Lust.

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Vereint – Kinosaal, Theaterbühne und Vortragsraum in einem.

Was heisst das konkret?
Das Kino hat unsere Familie vor rund 14 Jahren übernommen. Damals sagte man: „Kino hat sich totgelaufen“. Mein Vater – und zunehmend auch ich –  haben dann den Versuch gestartet, eine Art „Wiederbelebung“ anzustossen: Mit einem Mix aus Kino, Theater, aber auch Konzerten und Vorträgen sowie Gastronomie. Und weil wir für wirklich jeden etwas anbieten wollen, ist es eine ständige Gratwanderung, ein gutes Programm zusammen zu stellen. Wir versuchen, anspruchsvollen Konzerten mit bekannten Musikern und Art-House-Filmen ebenso eine Plattform zu bieten wie der Disney-Neuverfilmung vom „Dschungelbuch“. Das macht das Arbeiten hier extrem abwechslungsreich und anregend.

 In die Zukunft investieren

Geht dieses Konzept auf?
Auf jeden Fall. Wir sehen, dass die Menschen das Madlen geniessen und auch als Ort der Begegnung nutzen. Das möchten wir in Zukunft noch weiter intensivieren.

Auf welche Weise?
Aktuell bauen wir an. Im August 2016  werden wir unseren Neubau eröffnen. In diesem werden wir dann ein erweitertes Angebot leisten. Das betrifft besonders den Bereich Gastro. Momentan steht zum Beispiel die Idee im Raum, dort eine „Integrations-Küche“ zu etablieren. Gemeint ist damit, monatlich wechselnde Speisen anzubieten und rundum das Madlen-Kultur-Programm zu platzieren. Das könnte dann so aussehen: Spanische Küche – und kulturell gibt’s zur Auswahl Flamenco-Vorführungen, Filme von Almodovar und ein Vortrag über Katalonien…Mal so ins Blaue gedacht.

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Einsatz für den Neubau – Aldo & Pascal Zäch

Nach einem reinen KinoTheater klingt das wirklich nicht mehr. Was für eine Zukunftsvision habt ihr?
Wir möchten den Besuchern des Madlen auch weiter einen Rückzugsraum für die Seele bieten. Eine Location, wo man sich trifft, miteinander redet, ein vielseitiges kulturelles Angebot geniessen kann und Kontakte pflegt. Aber wir möchten auch verstärkt Kulturen zusammenbringen und unter einem Dach vereinen. Wir sind auf einem guten Weg. Auch dank der Rheintaler Bevölkerung, die uns stets unterstützt.

Mein Danke an Pascal Zäch für super Espresso und spannende Infos!

Und mehr Input rund um das KinoTheater Madlen findet sich in diesem Zeitungsbericht. Oder man geht am besten selber hin zu einer der zahlreichen Veranstaltungen!

Die nächsten Events

Mi, 11.05.16  20:00 Uhr  Chäller – Comedy „Geile Scheiss“

Mi, 25.05.16  20:00 Uhr  Rob Spence – Comedy „echt stark“

So, 29.05.16  11:00 Uhr  Messer & Gabel – Best of Show

03.06.16 – 05.06.16 Blues im Madlen

19.08.16 – 28.08.16 KulturBrugg – Stars & Talente

„Im Dunkelwasser fischen“ – Bühnenkunst radikal anders und berührend

Manchmal stolpere ich über Veranstaltungsinfos, bei denen es sofort „ZING!!!“ macht und ich denke: „Das will ich sehen“! Soeben wieder passiert beim Hinweis auf die Produktion „Im Dunkelwasser fischen“. Schon die offizielle Pressemitteilung verrät, dass es sich hier um kein alltägliches Bühnenstück dreht. Denn hier fehlen festes Script oder Rollenverteilungen. Und Projektleiterin Micha Stuhlmann hat auch keine professionellen Schauspieler engagiert. Bei ihr stehen von der Studentin bis hin zu geistig oder körperlich versehrten Menschen alle auf der Bühne. Stichwort: Inklusion – also die gleichwertige Behandlung jedes Einzelnen, ohne eine wie auch immer geartete „Normalität“ vorauszusetzen.

Diesem Ansatz folgend, darf sich der Zuschauer auf autobiographische Fragmente der zehn Darstellenden einlassen. Mal Träume, Gedanken, Ideen, Gedichte, bewegte Szenen und Improvisation. Umrahmt und unterstützt werden die auf der Bühne Agierenden von Raphael Zürcher (Film), Marc Jenny (Ton) und Ellen Finus (Kostüme).

Micha Stuhlmann, selbst Performerin, lotet mit „Im Dunkelwasser fischen“ (hier der Trailer) wiederholt den Grad entlang der Kategorien „anders“ und „normal“ aus. Bereits 2012 brachte sie Vergleichbares mit WO IST KLARA auf die Bühne, im Jahr 2014 NUR MIT MIR ALLEIN ZUM GLÜCK.

 

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„Im Dunkelwasser fischen“ – Auf der Bühne

Neugierig geworden, wollte ich auch noch von einem der Mitwirkenden wissen, wo für ihn der persönliche Reiz dabei liegt. Deswegen habe ich bei Musiker Marc Jenny angeklopft. Er ist bei diesem Projekt für Ton und Technik zuständig.

Marc, du bist eigentlich Band- und Orchestermusiker, legst aber auch viel Wert auf freie Improvisation. Dein Instrument ist der Bass. Wie ist es bei diesem Bühnenstück?

„Bei diesem Stück mache ich etwas anderes. Und zwar habe ich Klangwelten entwickelt, bei denen ich mit Wasser, Tropfen und Gläsern experimentiere. Ich habe vieles im Vorfeld ausprobiert, bis die Töne und Klänge so kamen, wie ich mir das vorgestellt habe. Zum Beispiel habe ich Mikros wasserfest eingepackt, um dann Aufnahmen auch unter Wasser machen zu können. Trotz dieser Vorab- Versuche geht’s auch hier ums Improvisieren. Denn wegen der besonderen „Instrumente“ benötige ich zeitliche Vorläufe – beispielsweise, um Wasser umzufüllen. Da „Im Dunkelwasser fischen“ aber keinem festen Script, sondern eher einem beweglichen szenischen roten Faden folgt, ist keine Aufführung identisch mit der anderen. Es gibt also jedes Mal neue Herausforderungen. Für mich ist es extrem spannend, an so etwas mitzuwirken. Die Bildwelt zum Stück gestaltet übrigens Raphael Zürcher. Er bringt Live-Projektionen aus seinem Aquarium und mischt Farbe, Rahm und Wasser zu faszinierenden Bildexperimenten zusammen.  Ich freue mich sehr auf die kommenden Aufführungen.“

Weiterführende Informationen finden sich hier: In der  Pressemitteilung_Dunkelwasser  und diesem Artikel der Thurgauer_Zeitung

Oder schaut mal bei Facebook

Und für alle Interessierten…

Veranstaltungsdaten & Orte von „Im Dunkelwasser fischen“

Sonntag 1. Mai 17 Uhr – Tanzraum Herisau

Samstag 21. Mai 11.30 Uhr – Paraplegikerzentrum Nottwil

Samstag 11. Juni 19.30 Uhr – Lokremise St. Gallen

Sonntag 12. Juni 19.30 Uhr – Theater Konstanz

Samstag 18. Juni 19.30 Uhr – Phönix Theater Steckborn

(Bilder: Micha Stuhlmann, Kreuzlingen)

Rahel Flückiger, St. Gallen (SG)

Wer Rahel Flückiger ist: Rahel Flückiger ist in Herisau (AR) 1978 geboren und aufgewachsen. Nach Abschluss des Kindergartenseminars im Jahr 2000, folgte der Ortswechsel nach Basel, um dort das Studium der freien Künste zu absolvieren. Danach besuchte sie die Weiterbildungen in Theater und Kunstpädagogik an der ZHdK und FhNW. Verschiedene Ausstellungen in der Schweiz und in Deutschland folgten. Nach dem Artist in Residence Aufenthalt in College of Idaho in Caldwell und Berlin, lebt und arbeitet die Künstlerin seit 2006 in St. Gallen.

Mehr zur Künstlerin auch auf ihrer Website sowie auf Facebook

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Jung, dynamisch, schwebend 2016
(Papier und Modelliermasse)

Zum Werk: Für das Konzertlokal Salzhaus in Winterthur gestaltete Rahel Flückiger dieses Kunstplakat für den Monat Mai 2016. Die hängende Dame in weissem Kleid baumelt über dem Salzhaus-Gebäude. Die Figur wurde vorwiegend im Nachhinein ins Bild gesetzt. Durch das Aufsetzen eines modellierten Gesichtes wirkt die Person zunehmend verfremdet.

Flückigers Werke weisen meist Ausschnitte eines Innen oder Aussenraumes auf. Die Bilder zeigen eine besondere Atmosphäre der Umgebung, welche mit der Figur in einen Kontext gesetzt wird. So entstehen individuelle Assoziationen und Berührungspunkte. In den Bildern ist der Mensch als verändertes Wesen meist allein situiert. Die Figuren lassen auf verschiedene Entwicklungsphasen und Gemütszustände schliessen.

Informationen zu Flückigers Arbeitsweise gibt es auch in diesem Zeitungsartikel. Und wer das Plakat bestellen möchte, kann das im A2-Format ab Mai unter DIESER Adresse bestellen.

Apropos – Ausstellung

Auch live sind Flückigers Arbeiten vom 21. Mai bis 25. Juni  zu betrachten. Für eine Ausstellung in der ehemaligen Bäckerei an der Oststrasse 5, in St. Gallen entwickelt sie zurzeit eine Serie mit dem Titel „Ansichtsache“

Zu sehen sind bekannte und unbekannte St. Galler Orte, bespielt mit jeweils einer Figur, welche das Werk zu einem Unikat macht. Vernissage ist am Samstag, 21. Mai 2016, ab 18.00.  Die Finissage findet am Samstag, 25. Juni 2016 statt.

 

Sozialabgaben im Kulturbereich – Worauf achten?

„Sozialversicherungen“ ist ein Riesenthema. Für „Normalos“ auf alle Fälle – und fast noch mehr für Kulturschaffende. Denn für sie gelten etliche Sonderregelungen. Gerade eben hat der Verein Suisseculture Sociale einen ausführlichen Leitfaden dazu herausgegeben. Hier ergänzend ein kleiner Überblick im Tabellenformat…Denn was gilt im Einzelfall und wie sieht’s für die Auftraggeber dieser Kulturschaffenden aus? Wann etwa müssen kulturelle Institutionen, die Maler oder Musiker für Projekte engagieren, Sozialabgaben an die AHV zahlen? Wann nicht? Und wie ist die Lage bei  Angestellten solcher Institutionen, die zum Beispiel Bürokram in minimalen Prozenten erledigen??? 

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Ich habe lange überlegt, ob ich diesen Beitrag überhaupt in den Puck stellen soll. Denn sicher werden einige Leser denken, ich wolle da mit erhobenem Zeigefinger den Moralapostel spielen. Fehlanzeige. Es ist nur so, dass ich von etlichen Kulturmachern weiss, dass sie keine Ahnung haben. Und dann war ich vor einiger Zeit in einem Seminar zu genau diesem Thema – und habe erzählt bekommen, wie saublöde es für die Betroffenen ist, wenn was quer läuft. Daher schreibe ich jetzt einfach los. Jeder kann ja entscheiden, was er damit anfängt.

Und noch was: NEIN, die SVA St.Gallen bezahlt mich nicht dafür, dass ich’s schreibe.

Nicht-Wissen hilft leider nix

Also: Bei vielen Kultureinrichtungen handelt es sich um kleine Organisationen. Sehr oft sind es Vereine, die mit einer Handvoll ehrenamtlicher Vorstandsmitglieder arbeiten. Die wenigsten von diesen engagierten Leuten sind allerdings sattelfest, wenn es um die Regelung von Sozialabgaben geht. Das ist nicht ganz unbedenklich. Denn Vorstände haften – anders als beispielsweise eine dem Vorstand unterstellte Geschäftsstelle – finanziell für das, was in dem von ihnen geführten Verein vor sich geht.

Wenn also (auch nur versehentlich) Pflicht-Abgaben bei Zahlungen an Kunstschaffende nicht geleistet werden, ist das nicht optimal. Denn sobald im Nachhinein festgestellt wird, dass Beiträge fehlen, muss nicht selten nachgezahlt werden und zwar aus dem Vereinsvermögen. Aber wenn da zu wenig in der Kasse ist, geht es an die Privatgelder der Vorstände.

Ich habe mich bei Herrn Roland Bischof, dem leitenden Revisor bei der SVA St.Gallen erkundigt. Er hat Auskunft gegeben, wie Vereine, die mit Künstlern und geringfügig beschäftigten Angestellten zu tun haben, am besten vorgehen sollten.

Die ersten Schritte

  • Von allen Personen zunächst Namen, Geburtsdatum und AHV-Versicherten-Nummer organisieren
  • Bankverbindungen notieren
  • „Bestätigung über die Erfassung als Selbständig-Erwerbender“ inkl. Abrechnungs-Nummer einfordern.

Dann hat man alle Angaben zusammen, die es für die Lohnzahlung, aber auch für das Zahlen der Sozialabgaben, braucht.

Stand vom April 2016 ist dieser: Bei der Jahresabrechnung wird jeweils der verdiente Bruttobetrag für das Gesamtjahr deklariert. Und zwar für alle Personen, die ÜBER 2’300,- CHF Lohn erhalten. Bei Personen, die nur Spesen und/oder Material entschädigt erhalten, entfällt der Lohnausweis und die Deklaration bei der AHV/ Unfallversicherung. Überdies gehören allfällige Kinderzulagen NICHT zum AHV-pflichtigen Lohn.

Ein Beispiel. Ein Verein beschäftigt zwei Angestellte mit wenigen Prozenten. Zudem eine auf Stundenbasis werkelnde Putzkraft. Der Vorstand erhält jeweils nur eine kleine Aufwandentschädigung. Und hin und wieder sind „Kulturarbeiter“ engagiert.

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Und weil die Tabelle oben ziemlich schlecht zu lesen ist, hier noch das PDF der Tabelle zum Runterladen.

Sozialabgaben zahlen ist fair

Um also überflüssigen Stress zu vermeiden, lohnt es sich, die Beiträge entsprechend der Auflistung in der Tabelle regulär zu zahlen. Das ist zwar manchmal ein bisschen aufwändig. Aber man vermeidet damit ganz eindeutig schlechte Laune. Ausserdem ist es eigentlich auch fairer für alle, die Einsatz bringen: Von der „Administrations-Fee“ bis hin zum Kultur-Täter… zumindest auf den zweiten Blick. Denn das Geld, das man im ersten Moment nicht bekommt, geht ja nicht verloren. Man erhält es eben einfach später, beim Eintritt ins Bezugsalter.

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Ein sehr herzliches Dankeschön an Herrn Bischof für seine Auskünfte.

Noch was: Wer ganz genau wissen will, was exakt für ihn oder sie persönlich gilt, der sollte ungeniert ein Beratungsgespräch bei der Ausgleichskasse oder Sozialversicherungsanstalt des Wohnkantons abmachen. Sehr gerne hilft immer auch die AHV-Zweigstelle der Gemeinde weiter.

 

Buchtipp: Jane Gardam – „Eine treue Frau“

Das Buch „Eine treue Frau“ der Autorin Jane Gardam spielt zur Zeit des British Empire in der Kronkolonie Hongkong. Zum ersten Mal nach dem Krieg reist Betty, eine junge Schottin, wieder nach Hongkong, wo sie ihre Kindheit verbracht, ihre Freunde gefunden und die Sprache gelernt hat. Sie erhält von dem jungen Edward Feathers, einem sehr erfolgreichen Anwalt des britischen Empire, einen Heiratsantrag, der wegen seiner Korrektheit und Nüchternheit erahnen lässt, dass die Ehe nicht auf Leidenschaft, jedoch auf Beständigkeit aufgebaut sein wird.
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Betty verspricht Edward, ihn nie zu verlassen, obwohl sie wenige Stunden nach diesem Versprechen ihrer grossen Liebe Terry Veneering, dem Erzrivalen ihres Verlobten, begegnet und eine leidenschaftliche Nacht mit ihm verbringt. Betty und Edward leben eine einvernehmliche Ehe, in der Edward sich in seiner Arbeit vergräbt, während Betty sich in Wohltätigkeit übt, nachdem sie eine Fehlgeburt erlitten hat und nach einer Operation keine Kinder mehr bekommen kann.
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Ein ruhiger Lebensabend in England, in dem sich Edward der Vogelbeobachtung und Betty der Gartenarbeit widmet, endet mit dem plötzlichen Tod Bettys beim Tulpenzwiebelsetzen.
Einige Jahre nach Bettys Tod zieht ins Nachbarhaus Terry Veneering ein, kein Zufall, da sich in dieser Gegend viele pensionierte Anwälte niedergelassen haben. Ein Missgeschick Edwards bringt die beiden Erzrivalen zusammen und man erfährt, dass Edward gar nicht so „unwissend“ war, wie man vermutet hat.
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„Eine treue Frau“ ist ein witziges, humorvolles Buch, dem es aber keineswegs an Tiefgang mangelt. Ein Lesevergnügen, very british.
Vorgestellt von Ines Welte, Bücher-Insel, St. Gallen

Herbert Kopainig, Diessenhofen (TG)

Zur Person: Herbert Kopainig, Jahrgang 1952, arbeitet im Thurgau an einem Gesamtwerkszenarium, das er als „INSTITUT PANOPTIKUM wundersam“ in den unzugänglichen Territorien von „Terra Incognita“ seit drei Jahrzehnten entwickelt und aufbaut. Die Räume des Institutsgebäudes  greifen die Überwachungsstruktur des PANOPTIKUM-Gefängnis-Bauprojekts des britischen Philosophen Jeremy Bentham auf. Im Gebäudekomplex befinden sich 9, im Kreis angeordnet, konzeptionelle Imaginations-Areale, die er in thematischen Teilaspekten bei Ausstellungen als Heterotopien und Wahrnehmungs-Environments inszeniert. Dabei handelt es sich um raumgreifende, archetypische Szenarien und  Wunderkammern, Blackbox-Video-Installationen mit monumentalen Malereien und fotodokumentarischen Weltreiseberichten.

2012 erhielt Kopainig den Förderbeitrag des Kantons Thurgau. Und bereits 2004 würdigte der Kanton St. Gallen sein Schaffen mit einem Werkbeitrag.

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(Wilderberger Konferenz: bemalte Eichenholzkasten-Konstruktion mit eingepasstem Bild auf Leinwand Acryl, H: 210cm/B: 180cm/T: 20cm mit rotem, ziehbarem, rotem Seidenvorhang)

 

Herbert Kopainig zur Arbeit „Wilderberger Konferenz“:

„Apropos PUCK… hinter den Churfirsten rumort der Berg. Die Wilderberger haben sich erneut getroffen. Die geheime Konferenz fand dieses Jahr auf einem abgeschotteten Berghügel der Ostschweiz hinter den sieben Gipfeln der Churfirsten, im grossen Kreis der Delegierten statt. Der Künstler Herbert Kopainig hatte die Ehre eingeladen worden zu sein, nur um ein Bild zu malen. Verschwiegen von den Massenmedien bleibt der genaue Ort der Veranstaltung jedoch weiterhin geheim, ebenso was dort nach eingehenden Konsultationen und Referaten der hochrangigen Teilnehmerschaft, in epochalen Beschlüssen, nach einer globalen Agenda gefasst, letztendlich auch beschlossen wurde…“

Für Neugierig! Weitere Informationen über Herbert Kopainig und sein „Panoptikum“ liefert dieser Zeitungsartikel.

Mitmachen. Beim „Sommer-Special St.Galler Rheintal“

Mit-Macher meldet euch! Und zwar fürs „Sommer-Special St.Galler Rheintal“. Während einem viertel Jahr, nämlich von Mitte Mai bis Mitte August, soll das St.Galler Rheintal einmal besondere Aufmerksamkeit erhalten und dort ansässige Kulturschaffende und entsprechende Institutionen im Puck präsentiert werden. Mit Interviews, Veranstaltungstipps und vielem mehr. Also liebe Leute, meldet euch und lasst euch und eure Projekte online vorstellen! Bewerbungsfrist ist bis 30. April an schreib-mir@der-puck.ch!

 

In Interviews und Ausstellungsbesprechungen, mit Konzert-Hinweisen, „Werk der 14 Tage“-Vorstellungen und vielem mehr, will Puck während der Sommermonate einmal dem St.Galler Rheintal besonderen Raum geben. Dafür sind aktive Mit-Macher gesucht.Bild_rheintal_neu

Theater, Galerien, Kunsträume und und und… meldet euch und erzählt, was im Sommer so alles bei euch läuft!
Zudem sind Kunstschaffende gefragt, die zum Beispiel ein neues Gemälde, ein Buch oder eine Performance vorstellen wollen.

Einfach Informationen zum Projekt, den Initiatoren und Künstlern sowie Kontaktdaten bis 30. April mailen an: schreib-mir@der-puck.ch.

 

 

 

 

„Umgang mit Kunst spiegelt die Gesellschaft“

Josef Felix Müller über „Kunst am Bau“

„Unsere Gesellschaft braucht Kunst und Kultur“, ist das Statement von Künstler, Verleger und visarte.schweiz Präsident Josef Felix Müller. Er will die Öffentlichkeit auch weiter für Kunst am Bau sensibilisieren und begeistern. Spardruck hin oder her. Seine Beweggründe erklärt er im Interview…

Manche sagen, Kunst am Bau sei nur eine kostspielige Spinnerei. Stimmt das so? Was für einen Stellenwert hat Kunst am Bau tatsächlich? Kunst und Kultur helfen dabei, Veränderungen einer Gesellschaft innerhalb dieser spürbar zu machen. Ausserdem geht es in einer Gesellschaft  auch darum, „Zukunft zu denken“. Dafür ist wichtig, nicht immer nur altes zu reproduzieren, sondern auch neues zu schaffen. Alle Lebensbereiche müssen daran teilhaben. Hierzu gehört auch die Kunst.

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Roter Platz von Pipilotti Rist & Carlos Martinez

Kunst am Bau ist für viele ein abstrakter Begriff. Welches konkrete Beispiel gibt’s hier in der Region St.Gallen? Da fällt mir spontan der rote Platz von Pipilotti ein. Das ist ein Paradebeispiel für einen mutigen und unmittelbaren Eingriff in den öffentlichen Raum. Ein Projekt, das in enger Zusammenarbeit von der Stadt St. Gallen und der Raiffeisenbank geplant wurde.

Kunst am Bau … gibt es da eigentlich sowas wie eine Tradition hier im Kanton St.Gallen? St. Gallen hatte eine Pionierrolle bei Kunst am Bau. Die Uni ist ein Paradebeispiel dafür. In den 50/60 er Jahren ging es da schon los. Damals unter der Schirmherrschaft von Prof. Nägeli. In dieser Zeit hat man sich einer internationalen Strömung angeschlossen und hochkarätige Künstler in die Stadt geholt. Aber auch der Neubau unseres Stadttheaters als Sechseck mit Sichtbeton – inklusive des Wandbildes «Gran Esquinçal» von Antoni Tàpies im Foyer – oder Roman Signers berühmtes Fass reihen sich in diese Tradition ein. Durch all diese Kunstwerke sind viele lebendige Diskussionen entstanden. Die sollten in Zukunft nicht ausbleiben. Da stehen die Stadt St.Gallen und der Kanton in der Pflicht.

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Stadttheater St. Gallen – Gebäudehülle aus Sichtbeton (Foto: Konzert & Theater St.Gallen)

Kunst braucht Zeit

Viele Menschen haben generell Mühe mit Kunst und erkennen sie zum Beispiel gar nicht als solche. Deshalb schätzen sie sie dann auch nicht. Kann man dieses Problem lösen? Die Kunst hat es tatsächlich schwer. Van Gogh wurde ja zu Lebzeiten auch als Schmierfink missachtet. Heute sieht es mit seinem Stellenwert ganz anders aus. Da zeigt sich die Langzeitwirkung von Kunst. Mit der Zeit wächst das Verständnis für sie. Über Romans Signers Fass wird heute auch ganz anders gesprochen, als zum Zeitpunkt seiner Aufstellung. Und bei Kunst am Bau ist das eben etwa sehr Spezielles. In dieser Form ist ein Werk permanent anwesend und kann optimal seine Langzeitwirkung entfalten.

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„Fass-Brunnen“ von Roman Signer, St.Gallen

Was für eine „Langzeitwirkung“ kann das sein? Kunst sorgt für Diskussionen, für Geschichten. Zudem wertet sie den Standort auf und Kunst hilft dabei, Identität zu stiften. Sie gibt Gebäuden, Orten und Plätzen ein einzigartiges „Gesicht“.

Aber Kunst ist teuer, zweifellos. Und böse Zungen gehen so weit und verurteilen Kunstschaffende selbst als Sozialschmarotzer, die von Steuergeldern leben. Liegen die „Meckerer“ falsch? Bei Aussagen, dass Künstler nur die Hand aufhalten und sich durchfüttern lassen, kann ich nur erwidern: Kunst leistet einen wichtigen Beitrag zur Auseinandersetzung mit der Gegenwart. Kunstschaffende erbringen Leistungen, wie etwa ein Auslösen einer Schule des Sehens, damit Menschen die Zeichen der Zeit besser wahrnehmen. Das ist eine sehr wichtige Aufgabe. Künstler motivieren die Öffentlichkeit, über unsere Welt zu reflektieren.

visarte ist der Berufsverband der bildenden Künstler in der Schweiz. Wird dort konkret gehandelt, um Kunst am Bau lebendig zu gestalten? Oh ja. visarte hat erst letztes Jahr erstmals den PRIX VISARTE vergeben. Bei dem Preis geht es drum, die Öffentlichkeit, aber auch Architekten und Architektinnen oder Bauherrschaften für das Thema zu sensibilisieren. Alle Schweizer Künstlerinnen und Künstler konnten Projekte der letzten Jahre auf einer Homepage aufschalten. Diese wurden von einer hochkarätigen Jury juriert und drei Projekte wurden mit einem Preis ausgezeichnet.

Einseitiges Sparen auf Kosten der Kunst ist falsch

 Leider reicht aber ein einsames Engagement seitens des Berufsverbandes nicht aus, um „Kunst am Bau“ zu pushen. Wie könnte eine Lösung „im grossen Stil“ aussehen? Was wären wichtige Schritte? Die Öffentliche Hand muss in die Pflicht genommen werden. Kommissionen müssen dieses Thema gut betreuen. Regelwerke müssen gelten, dass Kunst am Bau IMMER einen Platz bekommt. Es ist wichtig, dass Kunst am Bau NICHT von den Launen der Politik oder der Bauämter abhängen kann. Im Baugesetz müsste festgeschrieben werden, dass mindestens 1 % der Bausumme von öffentlichen Bauten für Kunst eingesetzt wird. Kommissionen müssen auch regelmässig mit neuen Leuten besetzt werden. Da braucht es eine Amtszeitbeschränkung. Durch diese würde ein Erneuerungsprozess gewährt, damit eine lebendige Auseinandersetzung dauerhaft stattfinden kann. Ein schwieriger Punkt in meinen Augen ist der: Der Kanton hat keine klare Strategie mehr, wie und wo Kunst am Bau realisiert werden soll. Das ist sehr schade.

Das klingt ein bisschen danach, als ob Kunst am Bau auf Teufel komm‘ raus realisiert werden müsse. Selbst dann, wenn in den öffentlichen Kassen Flaute herrscht? Der sparsame Umgang mit öffentlichen Geldern ist selbstverständlich auf allen Ebenen wichtig. Der Staat kann aber nicht einfach einseitig bei der Bildung oder der Kultur sparen. Kunst ist immer ein grosser Mehrwert für die Öffentlichkeit und für zukünftige Generationen. Und der Umgang mit Kultur ist immer auch ein Spiegel der Zeit.

 Herzlichen Dank für dieses Gespräch!