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Urheberrecht: Worum gehts da eigentlich…?

Info-Anlass für „Mehr-Wissen-Woller“

Viele Musiker, Autoren, bildende Künstler und andere Kreative nutzen regelmässig bereits existierende Werke für die Arbeit an eigenen künstlerischen Projekten. Vor allem das Internet bietet heute grenzenlose Möglichkeiten: Kompositionen, Bilder, Texte – alles ist, wie es scheint, frei verfügbar und zur „Weiterverwendung“ bereit. Doch in welchem Rahmen ist das wirklich erlaubt? Wo sind Grenzen? Und wie kann man überhaupt eigene Werke schützen? Beim Info-Anlass „Das Urheberrecht in der künstlerischen Praxis“ gibt’s am 23. September Auskunft durch Profis. Die Anmeldung ist ab sofort möglich. Hier zu den Details…

Das Internet für Kunst- und Kultur-Inspirationen zu durchforsten, ist schön und gut. Zugleich werden dadurch aber auch Fragen nach dem geistigen Eigentum laut. Und der juristische Bereich des Urheberrechts gewinnt stark an Bedeutung. Denn rechtliche Auflagen in Sachen Kunst und der reale Umgang damit gehen immer weiter auseinander. Einer der Hauptgründe dafür ist wohl, dass viele aktive aber auch angehende Kunstschaffende nur ein geringes Bewusstsein der Problematik haben.

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Hier setzt der Anlass „Das Urheberrecht in der künstlerischen Praxis“ an. Er findet am 23. September in St.Gallen statt und hat das eine Ziel: möglichst vielen Kunstschaffenden und Kunst-Studenten fundierten Einblick in die Aspekte des Urheberrechts zu bieten. Besonders ist an dieser Veranstaltung sicher der breite Mix an Fachleuten, die Rede und Antwort stehen. An gesonderten Thementischen werden differenzierte Inhalte genauer beleuchtet: Zum Beispiel „Digitale Kunst – mischen possible!“, „Suisa – Das Urheberrecht in der Musikbranche“ oder auch „Urheberrecht im Wandel – das Folgerecht und die Ängste des Kunstmarkts“, um nur einige zu nennen.

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Vom Juristen mit Kunstspezialisierung bis hin zu Performance-Künstlern sind also die unterschiedlichsten Fachpersonen vertreten. Die gemeinsame Diskussion, professionelles Hintergrundwissen sowie konkrete Beispiele anhand bereits realisierter Kunstprojekte bieten an diesem Anlass breitgefächerten Einblick in die künstlerische Realität.

Mein Fazit: Teilnahme lohnenswert! Gerade für alle, die schon immer mal auf Nummer SICHER gehen wollten und einfach ein MEHR an Wissen schätzen…

Urheberrecht in der künstlerischen Praxis
Freitag, 23. September 2016, 13.30 bis 16.50 Uhr

Anmeldung
Per E-Mail an st.gallen@kulturbuero.ch. Die Teilnehmerzahl ist beschränkt, Anmeldungen sind verbindlich und werden in der Reihenfolge des Eingangs berücksichtigt. Der Unkostenbeitrag von CHF 20.- kann vor der Veranstaltung bar bezahlt werden.

Veranstaltungsort
Aula GBSSG, Demutstrasse 115, 9012 St.Gallen

Organisation
Kulturbüro St.Gallen I visarte.ost, Berufsverband visuelle Kunst I Schule für Gestaltung am Gewerblichen Berufsschul- und Weiterbildungszentrum St.Gallen

„David Bürkler wurde als Künstler oft unterschätzt“

Eigentlich hätte es einfach eine Ausstellung zum 80.ten Geburtstag des St.Galler Künstlers und Unikats David Bürkler werden sollen. Eine Ausstellung mit Werken dieses Mannes, der über ein halbes Jahrhundert Ostschweizer Kunstgeschichte mitgeschrieben hat. Doch David Bürkler ist tot. Er starb im letzten Januar – noch bis zum Schluss voller Ideen und Schaffensdrang. Wenige Tage vor Eröffnung der Ausstellung am 11. Juni, die nun eine posthume Retrospektive sein wird, habe ich mit demjenigen gesprochen, der sie organisiert und kuratiert: der Galerist Adrian Bleisch. Ein Gespräch über Vielseitigkeit, Neugierde und bedingungslose Hingabe an die Kunst.

Adrian, du kanntest David Bürkler über viele Jahre hinweg. Erinnerst du dich noch an eure allererste Begegnung? Oh ja. Das war an einer Geburtstagsfeier, zu der wir beide eingeladen waren. Ich sah da plötzlich so einen speziellen Typen mit grossem schwarzem Ledermantel  und ziemlich eigenartigem Aussehen. Irgendwie kamen wir zunächst vage ins Gespräch. Und dann auf einmal voll und ganz. Ich unterhielt mich blendend und stundenlang an diesem Abend mit David.

Wie ging‘s dann weiter? Kurz nach diesem ersten Aufeinandertreffen habe ich die Galerie in Arbon eröffnet. Ab diesem Zeitpunkt hat David dann immer wieder an Gruppenausstellungen bei mir mitgewirkt.

Du hast ihn also jeweils eingeladen, bei dir auszustellen, und er machte mit?  Na ja, wie man es nimmt. David Bürkler war durch‘s ganze Leben hinweg ein extrem kompromissloser Künstler. Er hat nur DANN irgendwo ausgestellt oder ein Werk verwirklicht, wenn er alles genau nach seinen Vorstellungen machen konnte. Ausserdem war es ihm wichtig, immer neue Werke zu zeigen. Er hat daher fast immer direkt für eine Ausstellung ein Werk erschaffen und nur ganz selten „ins Blaue rein“ gearbeitet.

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Vor Ausstellungsbeginn: Die Exponate warten darauf, ausgewählt und aufgebaut zu werden.

Du sagst, er sei kompromisslos gewesen. Das klingt nach einer schwierigen Zusammenarbeit. Ich konnte gut mit ihm arbeiten. Immer wenn er an Gruppenausstellung mit dabei war, hat er zum Beispiel seine Hilfe beim Hängen angeboten.  Da ist er oft zu mir gekommen und hat mich unterstützt. Er war dann immer ein fairer Partner und hat auf eine gute Art Kritik geübt, wenn ihm was nicht  passte. Ich habe sehr viel von ihm gelernt. Was ich besonders erstaunlich fand:  Er hat sein Werk nie bevorzugt, sondern immer sorgfältig abgewogen, wie was ins richtige Licht gebracht  wird. Gerade auch bei der Präsentation von Werken anderer Künstler. David hatte ein sehr gutes Auge.

Wie du sagtest, hat er immer für eine Ausstellung Neues erarbeitet. Gilt das auch für die Ausstellung zu seinem 80ten Geburtstag? Aber ja doch. Er hat bis zum Schluss voller Ideen und Taten gesteckt. Da wären noch viele Jüngere gefordert, mitzuhalten. Mithalten können bei ihm die meisten zudem nicht, wenn es um Wissen geht. David war ein wandelndes Lexikon. Selbst in seinem hohen Alter hat er sich noch über die unterschiedlichsten Themengebiete informiert. Und er hat laufend die Entwicklung in der jungen zeitgenössischen Kunst beobachtet.

Adrian Bleisch sichtet die Exponate

Adrian Bleisch mit einigen der für David Bürkler so typischen „Schemeln“.

 

Eigentlich war ja die Idee, dass du und David gemeinsam diese Ausstellung einrichten würden. Nun musst du ohne ihn – dafür aber mit seinen oft nicht ganz „leicht verdaulichen“ Arbeiten -klarkommen. Wie machst du das? Das ist schon eine echte Herausforderung. Aber ich kannte ihn und seine Ansprüche gut genug, dass ich denke, ihm gerecht zu werden. Wenn ich mich mit seinen Werken befasse, fühle ich mich grade so,  als würde er hinter mir stehen und mir seine Ansichten ins Ohr flüstern.

Hast du Lieblingsstücke, die du zeigen wirst? Es gibt Objekte, welche ich sehr schätze. Aber ich werde alles gleichwertig behandeln. Mir geht es darum, den Besuchern zu zeigen, wie vielseitig David Bürkler war. Zum Beispiel seine Anfänge, wo er fast in der Konkreten Kunst steckt. Dann der Übergang zu den Alltagsgegenständen – den Schemeln und Schachteln zum Beispiel…

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Gibt es etwas, dass du mir dieser Ausstellung gerne bewirken möchtest? Ich denke ja, dass David Bürkler als Künstler oft unterschätzt wurde. Das will ich etwas korrigieren. Er hat so ein vielfältiges Werk, hat so viele Jahre daran gearbeitet. Und er wollte weitermachen. In seinem Atelier stand noch bis zum Schluss ein riesiger Tisch. Dieser war übersät mit hunderten von Zetteln und Notizen voller Ideen und Gedanken, die David noch umsetzen wollte. Ich bin ziemlich sicher: Der ein oder andere Besucher wird staunen, was an Unerwartetem vom Künstler David Bürkler in der Ausstellung sichtbar wird.

Herzlichen Dank an Adrian Bleisch für das Gespräch. Und hier geht’s den Ausstellungsinformationen und einem Zeitungsartikel

(Bilder: freundlich genehmigt durch Adrian Bleisch)

Ausstellungsdaten:

David Bürkler – 11.6. bis 16.7.2016
Vernissage: Samstag, 11. Juni, 16 – 19 h

Öffnungszeiten Mi bis Fr 14-18 Uhr, Sa 11–16 Uhr oder nach Vereinbarung

Galerie Adrian Bleisch
Schlossgasse 4 · CH 9320 Arbon
T 071 446 38 90 · M 077 443 04 50
info@galeriebleisch.ch

Michael Zellweger, Kriessern (SG)

Wer Michael Zellweger ist: Geboren im Juli, 1964  in Altstätten. Lehre als Maler, danach auf dem Weg zwischen Broterwerb und Kunst. Teilnahme an verschiedenen Einzel- und Gruppenausstellungen
Seit 2002 Mitglied bei Visarte. 1997 Anerkennungspreis Rheintal-Werdenberg.

Das berichtet Michael Zellweger über sein Arbeiten:

Das Zeichnen hilft mir, mich zu sammeln. Meine Aufmerksamkeit richtet sich ganz auf den Moment des Tuns.  Ich arbeite eher langsam und habe oft das Gefühl, als gehe es bei meinen Zeichnungen vor allem darum, mich in Konzentration zu üben. Das Vorbereiten des Papiers und der Stifte, die Anordnung auf meinem Arbeitstisch und der Rhythmus von Arbeiten und Schauen gleicht einer Art Ritual. So im Stillen zu arbeiten prägt mich und die Sicht auf meinen Alltag ganz entscheidend. Es macht die Begegnungen „draussen“ oftmals noch beglückender als eine gelungene Zeichnung.

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„Endstille“ – Bleistift auf Papier, 200 x 180 mm

Endstille ist Teil der Portrait-Serie Transilvanien Hunger. Die Bilder, die durch die groteske Performance von Black Metal-Bands entstehen, wecken meine Zeichenlust schon seit langem immer wieder auf das Neue. Dabei empfinde ich die rücksichtslose Zur- Schaustellung von Hässlichkeit als wohltuenden und befreienden Gegenentwurf zu unseren Hochglanzträumen. Ich liebe es, mich immer wieder von neuem, zeichnend in den wundersamen Details dieser Bilder zu verlieren.“  (Michael Zellweger, 2016)

Kontakt: Michael Zellweger, Kirchdorfstr.20,9451 Kriessern

„Kreative Geister müssten mehr Anregung kriegen“

Im Gespräch mit dem Künstler Larry Peters.

„Wir haben hier für angehende Künstler einfach kein ausreichend inspirierendes Lernumfeld“, bedauert der Künstler Larry Peters bei einer Tasse Tee an einem sonnigen Montagmorgen. Peters selbst hat unter anderem am Royal College of Art seine Ausbildung absolviert und danach in England und der Schweiz während vieler Jahre Kunststudenten ausgebildet. Im Gespräch erzählt er über seinen Werdegang und erklärt, was er sich von St.Gallen als Ausbildungsstätte junger Künstler wünschen würde.

Bist du in einem künstlerischen Umfeld aufgewachsen? Und deshalb Künstler geworden? Eigentlich komme ich aus einem typischen Arbeitermilieu. Schon in der Primarschule entdeckten die Lehrer aber so etwas wie mein „künstlerisches Talent“ und empfahlen mir, dieses an einer weiterführenden Schule zu verfeinern und auszubauen. Ich kam so an eine renommierte Kunstschule, ein angesagter Künstler nahm mich unter seine Fittiche…ich habe dann an der Chelsea School of Art und am Royal College of Art  studiert. So ergab eines das andere (lacht).

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Was hat dich dann in die Schweiz, genauer gesagt: nach St.Gallen geführt? Meine Frau hat mich hierher gebracht. Sie war Schweizerin. Ich bekam zwar nach dem Studium gleich eine Anstellung in Farnham (GB) – als Kunstlehrer. Aber nach ein paar Jahren wollte ich eine Luftveränderung. Wir haben dann entschieden, ins Heimatland meiner Frau zu gehen. Und ich bekam relativ schnell eine Anstellung an der hiesigen Kunstgewerbeschule.

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Larry Peters: „Man going east“ (2015)

Erlebst du St.Gallen als Nährboden für Künstler? Oh ja. Ich bin der Meinung, wir haben sehr viele gute Schüler und Studenten hier. St.Gallen hat sich in den letzten Jahren ausserdem extrem entwickelt. Ich sehe tolles Potenzial. Was leider fehlt sind die Werkstätten, die Orte. Damit meine ich, dass es andere Räumlichkeiten bräuchte, als traditionelle Schulzimmer, wo Kunst unterrichtet wird. Denn erst besondere Ort lassen richtig kreatives Denken zu. Der Mangel an solchen Orten ist auch ein Grund, weshalb viele angehende Künstler*innen Richtung Zürich verschwinden, wenn sie eine entsprechende Ausbildung haben wollen. Denn fähige Lehrkräfte haben wir hier!

Wovon träumst du, wenn es um den Ausbau des „Kunst-Ausbildung-Standorts St.Gallen“ geht? Mein Anliegen ist, dass die grossartigen Lehrkräfte, die es hier in der Stadt gibt, hier am Standort bleiben und unterrichten wollen, weil sie sich auch hier vom Arbeitsumfeld angesprochen fühlen. Ein Schritt dazu wäre, dass man neue Räume findet, beispielsweise im Zeughaus…In einem weiteren Schritt könnte man sich die Tradition St.Gallens in Bezug auf Textilien und Bücher zu Nutzen machen. Und beispielsweise versuchen, alle Künste in einem Hause zu vereinen: In einer „School of Fine Arts“. Ausserdem wäre es fantastisch, ein Austausch-Programm für Kunststudenten ins Leben zu rufen. Zum Beispiel mit Farnham in Grossbritannien – wo ich gute Beziehungen habe. Aber wie gesagt (schmunzelt): Das sind Träume von einer möglichen Zukunft für St.Gallen an Ausbildungsort für Künstler. Wer weiss, was davon noch Realität wird….

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Larry Peters: „Alles muss weg“ (2009)

Du hast nun erzählt,  was du dir für angehende Künstler wünschst. Aber auch du selbst bist Künstler. Wie sieht es mit deinen persönlichen Zielen aus? Eine grosse Sache gibt’s, die ich gerne umsetzen würde. Und zwar würde ich mein Lebenswerk noch gerne in irgendeiner Form „organisieren“, zum Beispiel als Buch. Oben in meinem Haus habe ich einen Raum, der voller Bilder ist. Da würde ich gerne alles irgendwie zusammenbringen. Ich will mein eigener Kurator sein und prüfen, wo ich stehe und was ich erreicht habe. Das wäre dann nichts weniger als das: Ein Bilanz-Ziehen meines künstlerischen Lebenswerkes.

‘someone once said
to somebody
does anyone
know anybody
who can tell
everyone
that everybody
is different to them
and to us’
– Larry Peters, 2016 –

 

Vielen Dank an Larry Peters für dieses Interview.

Wer noch andere Seiten von Larry Peters kennenlernen möchte, findet Infos über ihn in diesem Zeitungsbericht.

(Porträt Larry Peters: St. Galler Tagblatt, Reto Martin, 25. Nov. 2009)

 

 

Ute Klein, Amriswil (TG)

Wer Ute Klein ist: Ute Klein (*1965) studierte an der Universität Bern und an der Gestaltungsschule M+F Luzern. Artist in Residence im Künstlerschloss Plüschow (D), in der Fundaziun Nairs (CH), in der Cité des Arts Paris (F) und in Melbourne (AUS). 2014 erschien das Buch „fluss“ bei Scheidegger&Spiess mit Texten von Dr. Katharina Ammann und von zwei Umweltingenieurwissenschaftlern der ETH.

(„fluss“ ist eine wirklich wunderschön gemachte Monografie – sollte man unbedingt mal einen Blick hineinwerfen!)

Ute Klein ist Mutter von zwei Söhnen (2001, 2004). Sie lebt und arbeitet in Amriswil. www.uteklein.ch

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return, 2016, Wandmalerei, Acryl auf Spritzkabinenwand,
Werkstatt Martin Vock, Bischofszell

 

Ute Klein über ihre Arbeit „return“:

„Ich habe diese Arbeit gewählt, da sie eben erst fertig wurde und an einem speziellen, etwas versteckten Ort weiterhin zu entdecken ist.
Meine Wandmalereien entwickle ich für den Ort: hier eine Malerwerkstatt im alten Papieri-Fabrik-Areal von Bischofszell, direkt neben der Sitter.

Der Malermeister musste aus seinen früheren Werkstatträumen raus und hat anstelle eines (oft langweiligen,) landschaftsverbauenden Neubaus ein altes Gebäude renoviert. Neben der Werkstatt rauscht das Wasser im Fluss und im Kanal; das Wasser trieb die historischen Industrien an und wurde vielseitig genutzt.

Meine Papierarbeiten, die den Wandmalereien zugrunde liegen, heissen alle „fluss“. Sie entstehen, in dem ich verdünnte Farbe auf den liegenden Bildträger kippe und das Papier dann bewege, manchmal mehrfach kippe und bewege, dann trocknen lasse.
Dabei lenke ich und lasse fliessen, verdecke, verwerfe und wähle.

Für die Werkstatt, die mich auch als lebendiger fachkundiger Farb-Arbeitsort interessiert und die ich als spannende Umgebung für eine Arbeit von mir sehr schätze, habe ich einen „fluss“ gewählt, und den Farbfluss am Computer für die Türeingangs- Um-die-Ecke-Wandsituation zerschnitten und neugeordnet.

Dabei interessieren mich das Rein- und Rausfliessen, das gemeinsame Ziehen wie die etwas andere Fliessart der Einzellinien.

Eine Form auf eine Wand zu übertragen, verändert ihre Wahrnehmung. Um die Ecke zu malen erweitert die Form ins Räumliche und ins Neue. Um die Ecke malen geht nicht ohne um die Ecke zu denken und das ist im Leben und im Arbeitsalltag immer wieder nötig und erfrischend.

Vorgestellt habe ich mir die Malerei aus dem Blickwinkel des auf die Werkstatt Zukommenden und aus jenem des im Raum Arbeitenden.

Die Ansicht durch das offene Werkstatt-Tor habe ich erst beim Fotografieren entdeckt.“

 

 

 

 

Honorarleitlinien für Bildende Künstler

Wann immer man als Kunstschaffender zur Mitwirkung an einem Projekt eingeladen wird, ist das eine tolle Sache. Denn auf keine andere Weise erlebt man eine so unmittelbare Wertschätzung der eigenen künstlerischen Arbeit. Im Rausch der ersten Begeisterung sollte man dennoch einige wichtige Fragen nicht aus den Augen verlieren: „Entspricht das Projekt mir und meinem Schaffen überhaupt?“ – „Wie steht es um den Ruf der einladenden Institution?“ –„ Und wie sieht es mit Honoraren und Vergütungen aus?“ Mit all dem hat sich soeben der Berufsverband der Bildenden Künstler visarte.schweiz befasst. In seinen neu erschienen Honorarleitlinien für Bildende Künstler gibt er hilfreiche Empfehlungen. Mehr dazu hier!

Ein wichtiger Grund, weshalb visarte diese dreisprachigen Honorarleitlinien (in dt., frz., it.) herausgegeben hat, basiert auf folgender Erkenntnis: Bildende Künstlerinnen und Künstler bekommen für ihre Mitwirkung an Ausstellungen nur in den seltensten Fällen eine angemessene Vergütung.

In anderen Kultursparten werden vergleichbare Nutzungen und Leistungen hingegen selbstverständlich vergütet.

(Honorarleitlinien, S.3)

 

Denn oft sind alle Beteiligten – vom Kurator bis zum Kunstschaffenden – auch unsicher, wonach man Leistungen bemessen kann. Die Leitlinien liefern hierzu gute Orientierungshilfe und erläutern, welche Bewertungskriterien zu berücksichtigen sind.

Was zählt

– professionelle Ausstellungs- oder Publikationstätigkeit
– abgeschlossenes Kunststudium
– Mitglied in einem Berufsverband der bildenden Kunst

Im nächsten Schritt muss dann die Art der Vergütung betrachtet werden. Handelt es sich um eine Ausstellungsvergütung, hilft man beim Transport oder wird eine Laudatio gehalten? Und welche Tarife können für welche Tätigkeit angesetzt werden?

Tabellen geben Tipps – hier zum Beispiel für Ausstellungsvergütungen:

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Honorarleitlinien, S.6

 

Wer mehr wissen will findet hier sämtliche Informationen: Im PDF der Leitlinien fuer Honorare – in deutscher, französischer und italienischer Sprache!

Quelle:

Herausgeber visarte berufsverband visuelle kunst • schweiz
Geschäftsstelle,
Kasernenstrasse 23, CH 8004 Zürich
Projektleitung Benjamin Dodell, Mitglied Zentralvorstand
Redaktion Josef Felix Müller, Präsident visarte.schweiz
Regine Helbling, Geschäftsführerin
visarte.schweiz
Erscheinungsdatum 2016

 

 

Domenic Lang, St.Gallen (SG)

Wer Domenic Lang ist : Geboren wurde Domenic Lang 1984. 1994 erste Berührung mit Kunst durch die Gerichtszeichnerin Linda Grädel. 2003 Maturitätsabschluss. 2004 Mitbegründer der „Jungen Kunst“ St. Gallen. 2010 Bachelor of Science in Secundary Education. 2012 Zivildienst im Sitterwerk / Kunstgiesserei SG. 2012 Gaststudent an der ZHDK Master Art Education. 2013 internationale Sommerakademie Salzburg (AUT) bei Hubert Scheibl. 2014 Vorstandsmitglied Dachatelier St. Gallen. Aktuell Atelierarbeiten, Lehrer im Bildnerischen Gestalten, intensive Ausstellungsaktivitäten. Hier geht es zu seiner Website.

Intuition ist enorm wichtig. Die Konzeptionierung meiner Werke geschieht meistens anhand von Fotografien. Das Testen neuer Materialien, wie Stickereien und Legosteine, beeinflussen Motivwahl und Vorgehensweise bei der Entstehung von neuen Arbeiten. Neuerdings experimentiere ich mit Modelllandschaften. Sie bieten unterschiedliche Betrachtungsweisen und eröffnen dadurch zwei verschiedene Welten.

(Domenic Lang, 2016)

BILD ANKLICKEN!

Schneeballschlacht1

Schneeballschlacht | 2015 | 80 x 80 cm | Modellbau

Zur Arbeit „Schneeballschlacht“: 

Frontal betrachtet und mit einigem Abstand zum Werk, erkennt man ganz deutlich das Gesicht eines bekannten Politikers. Je näher man allerdings an die Arbeit mit dem zweideutigen Titel „Schneeballschlacht“ herantritt, desto mehr treten die Details zutage. Denn was von weitem wie Malerei erscheint, entpuppt sich von nahem als Arbeit mit unterschiedlichen Materialien. Acryl und Öl, aber auch Figuren aus dem Modellbau, Gips und vieles weitere finden hier ihren Platz.

In kürzester Distanz zum Bild erkennt man mit einem Mal Kinder, die sich eine Schneeballschlacht liefern. Man sieht Wintersportler, die sich durch die Wälder bewegen. Und man stösst auf die verheerenden Spuren eines erloschenen Waldbrandes in Gestalt eines bis auf die Grundmauern verbranntes Gebäudes.

Sämtliche Einzelheiten sind ganz bewusst so inszeniert, dass sie aus der Fernsicht im Gesamteindruck des Portraits wie unsichtbar werden.

Rahel Flückiger, St. Gallen (SG)

Wer Rahel Flückiger ist: Rahel Flückiger ist in Herisau (AR) 1978 geboren und aufgewachsen. Nach Abschluss des Kindergartenseminars im Jahr 2000, folgte der Ortswechsel nach Basel, um dort das Studium der freien Künste zu absolvieren. Danach besuchte sie die Weiterbildungen in Theater und Kunstpädagogik an der ZHdK und FhNW. Verschiedene Ausstellungen in der Schweiz und in Deutschland folgten. Nach dem Artist in Residence Aufenthalt in College of Idaho in Caldwell und Berlin, lebt und arbeitet die Künstlerin seit 2006 in St. Gallen.

Mehr zur Künstlerin auch auf ihrer Website sowie auf Facebook

schwebende Frau

Jung, dynamisch, schwebend 2016
(Papier und Modelliermasse)

Zum Werk: Für das Konzertlokal Salzhaus in Winterthur gestaltete Rahel Flückiger dieses Kunstplakat für den Monat Mai 2016. Die hängende Dame in weissem Kleid baumelt über dem Salzhaus-Gebäude. Die Figur wurde vorwiegend im Nachhinein ins Bild gesetzt. Durch das Aufsetzen eines modellierten Gesichtes wirkt die Person zunehmend verfremdet.

Flückigers Werke weisen meist Ausschnitte eines Innen oder Aussenraumes auf. Die Bilder zeigen eine besondere Atmosphäre der Umgebung, welche mit der Figur in einen Kontext gesetzt wird. So entstehen individuelle Assoziationen und Berührungspunkte. In den Bildern ist der Mensch als verändertes Wesen meist allein situiert. Die Figuren lassen auf verschiedene Entwicklungsphasen und Gemütszustände schliessen.

Informationen zu Flückigers Arbeitsweise gibt es auch in diesem Zeitungsartikel. Und wer das Plakat bestellen möchte, kann das im A2-Format ab Mai unter DIESER Adresse bestellen.

Apropos – Ausstellung

Auch live sind Flückigers Arbeiten vom 21. Mai bis 25. Juni  zu betrachten. Für eine Ausstellung in der ehemaligen Bäckerei an der Oststrasse 5, in St. Gallen entwickelt sie zurzeit eine Serie mit dem Titel „Ansichtsache“

Zu sehen sind bekannte und unbekannte St. Galler Orte, bespielt mit jeweils einer Figur, welche das Werk zu einem Unikat macht. Vernissage ist am Samstag, 21. Mai 2016, ab 18.00.  Die Finissage findet am Samstag, 25. Juni 2016 statt.

 

Sozialabgaben im Kulturbereich – Worauf achten?

„Sozialversicherungen“ ist ein Riesenthema. Für „Normalos“ auf alle Fälle – und fast noch mehr für Kulturschaffende. Denn für sie gelten etliche Sonderregelungen. Gerade eben hat der Verein Suisseculture Sociale einen ausführlichen Leitfaden dazu herausgegeben. Hier ergänzend ein kleiner Überblick im Tabellenformat…Denn was gilt im Einzelfall und wie sieht’s für die Auftraggeber dieser Kulturschaffenden aus? Wann etwa müssen kulturelle Institutionen, die Maler oder Musiker für Projekte engagieren, Sozialabgaben an die AHV zahlen? Wann nicht? Und wie ist die Lage bei  Angestellten solcher Institutionen, die zum Beispiel Bürokram in minimalen Prozenten erledigen??? 

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Ich habe lange überlegt, ob ich diesen Beitrag überhaupt in den Puck stellen soll. Denn sicher werden einige Leser denken, ich wolle da mit erhobenem Zeigefinger den Moralapostel spielen. Fehlanzeige. Es ist nur so, dass ich von etlichen Kulturmachern weiss, dass sie keine Ahnung haben. Und dann war ich vor einiger Zeit in einem Seminar zu genau diesem Thema – und habe erzählt bekommen, wie saublöde es für die Betroffenen ist, wenn was quer läuft. Daher schreibe ich jetzt einfach los. Jeder kann ja entscheiden, was er damit anfängt.

Und noch was: NEIN, die SVA St.Gallen bezahlt mich nicht dafür, dass ich’s schreibe.

Nicht-Wissen hilft leider nix

Also: Bei vielen Kultureinrichtungen handelt es sich um kleine Organisationen. Sehr oft sind es Vereine, die mit einer Handvoll ehrenamtlicher Vorstandsmitglieder arbeiten. Die wenigsten von diesen engagierten Leuten sind allerdings sattelfest, wenn es um die Regelung von Sozialabgaben geht. Das ist nicht ganz unbedenklich. Denn Vorstände haften – anders als beispielsweise eine dem Vorstand unterstellte Geschäftsstelle – finanziell für das, was in dem von ihnen geführten Verein vor sich geht.

Wenn also (auch nur versehentlich) Pflicht-Abgaben bei Zahlungen an Kunstschaffende nicht geleistet werden, ist das nicht optimal. Denn sobald im Nachhinein festgestellt wird, dass Beiträge fehlen, muss nicht selten nachgezahlt werden und zwar aus dem Vereinsvermögen. Aber wenn da zu wenig in der Kasse ist, geht es an die Privatgelder der Vorstände.

Ich habe mich bei Herrn Roland Bischof, dem leitenden Revisor bei der SVA St.Gallen erkundigt. Er hat Auskunft gegeben, wie Vereine, die mit Künstlern und geringfügig beschäftigten Angestellten zu tun haben, am besten vorgehen sollten.

Die ersten Schritte

  • Von allen Personen zunächst Namen, Geburtsdatum und AHV-Versicherten-Nummer organisieren
  • Bankverbindungen notieren
  • „Bestätigung über die Erfassung als Selbständig-Erwerbender“ inkl. Abrechnungs-Nummer einfordern.

Dann hat man alle Angaben zusammen, die es für die Lohnzahlung, aber auch für das Zahlen der Sozialabgaben, braucht.

Stand vom April 2016 ist dieser: Bei der Jahresabrechnung wird jeweils der verdiente Bruttobetrag für das Gesamtjahr deklariert. Und zwar für alle Personen, die ÜBER 2’300,- CHF Lohn erhalten. Bei Personen, die nur Spesen und/oder Material entschädigt erhalten, entfällt der Lohnausweis und die Deklaration bei der AHV/ Unfallversicherung. Überdies gehören allfällige Kinderzulagen NICHT zum AHV-pflichtigen Lohn.

Ein Beispiel. Ein Verein beschäftigt zwei Angestellte mit wenigen Prozenten. Zudem eine auf Stundenbasis werkelnde Putzkraft. Der Vorstand erhält jeweils nur eine kleine Aufwandentschädigung. Und hin und wieder sind „Kulturarbeiter“ engagiert.

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Und weil die Tabelle oben ziemlich schlecht zu lesen ist, hier noch das PDF der Tabelle zum Runterladen.

Sozialabgaben zahlen ist fair

Um also überflüssigen Stress zu vermeiden, lohnt es sich, die Beiträge entsprechend der Auflistung in der Tabelle regulär zu zahlen. Das ist zwar manchmal ein bisschen aufwändig. Aber man vermeidet damit ganz eindeutig schlechte Laune. Ausserdem ist es eigentlich auch fairer für alle, die Einsatz bringen: Von der „Administrations-Fee“ bis hin zum Kultur-Täter… zumindest auf den zweiten Blick. Denn das Geld, das man im ersten Moment nicht bekommt, geht ja nicht verloren. Man erhält es eben einfach später, beim Eintritt ins Bezugsalter.

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Ein sehr herzliches Dankeschön an Herrn Bischof für seine Auskünfte.

Noch was: Wer ganz genau wissen will, was exakt für ihn oder sie persönlich gilt, der sollte ungeniert ein Beratungsgespräch bei der Ausgleichskasse oder Sozialversicherungsanstalt des Wohnkantons abmachen. Sehr gerne hilft immer auch die AHV-Zweigstelle der Gemeinde weiter.

 

Herbert Kopainig, Diessenhofen (TG)

Zur Person: Herbert Kopainig, Jahrgang 1952, arbeitet im Thurgau an einem Gesamtwerkszenarium, das er als „INSTITUT PANOPTIKUM wundersam“ in den unzugänglichen Territorien von „Terra Incognita“ seit drei Jahrzehnten entwickelt und aufbaut. Die Räume des Institutsgebäudes  greifen die Überwachungsstruktur des PANOPTIKUM-Gefängnis-Bauprojekts des britischen Philosophen Jeremy Bentham auf. Im Gebäudekomplex befinden sich 9, im Kreis angeordnet, konzeptionelle Imaginations-Areale, die er in thematischen Teilaspekten bei Ausstellungen als Heterotopien und Wahrnehmungs-Environments inszeniert. Dabei handelt es sich um raumgreifende, archetypische Szenarien und  Wunderkammern, Blackbox-Video-Installationen mit monumentalen Malereien und fotodokumentarischen Weltreiseberichten.

2012 erhielt Kopainig den Förderbeitrag des Kantons Thurgau. Und bereits 2004 würdigte der Kanton St. Gallen sein Schaffen mit einem Werkbeitrag.

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(Wilderberger Konferenz: bemalte Eichenholzkasten-Konstruktion mit eingepasstem Bild auf Leinwand Acryl, H: 210cm/B: 180cm/T: 20cm mit rotem, ziehbarem, rotem Seidenvorhang)

 

Herbert Kopainig zur Arbeit „Wilderberger Konferenz“:

„Apropos PUCK… hinter den Churfirsten rumort der Berg. Die Wilderberger haben sich erneut getroffen. Die geheime Konferenz fand dieses Jahr auf einem abgeschotteten Berghügel der Ostschweiz hinter den sieben Gipfeln der Churfirsten, im grossen Kreis der Delegierten statt. Der Künstler Herbert Kopainig hatte die Ehre eingeladen worden zu sein, nur um ein Bild zu malen. Verschwiegen von den Massenmedien bleibt der genaue Ort der Veranstaltung jedoch weiterhin geheim, ebenso was dort nach eingehenden Konsultationen und Referaten der hochrangigen Teilnehmerschaft, in epochalen Beschlüssen, nach einer globalen Agenda gefasst, letztendlich auch beschlossen wurde…“

Für Neugierig! Weitere Informationen über Herbert Kopainig und sein „Panoptikum“ liefert dieser Zeitungsartikel.